RKI zur Corona-Lage "Wir sehen eine Verlangsamung"
RKI-Präsident Wieler sieht "einige positive Tendenzen" in der Corona-Krise. Die Zahlen hätten sich auf einem relativ hohen Niveau stabilisiert. Er rief aber auch dazu auf, die Regeln weiterhin zu befolgen.
Die Zahlen der an Covid-19 Erkrankten haben sich laut dem Präsidenten des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, auf "hohem Niveau eingependelt." Es gebe keinen eindeutigen Trend, dass sie zurückgingen. Allerdings sei es gelungen, die weitere Verbreitung des Virus zu verlangsamen, vor allem durch das Einhalten der Regeln. "Diese Disziplin sollten wir weiter beibehalten. Wenn die Mobilität wieder zunimmt, ist das nicht schlecht - aber bitte mit Abstandsregeln", sagte Wieler. Lassen Sie uns nicht nachlassen."
Positiv merkte er an, dass in den Krankenhäusern in Deutschland aktuell ausreichend Intensivbetten und Beatmungsgeräte vorhanden seien, um die Krise zu beherrschen. "Bei der derzeitigen Dynamik werden keine Engpässe prognostiziert." Hilfreich sei, dass die Grippewelle in Deutschland vorbei sei und sich so nicht mehr mit der Pandemie überschneiden könne.
126.600 Infizierte
Nach Angaben des RKI ist die Zahl der Infektionsfälle um 2082 auf 126.600 gestiegen. Insgesamt seien in Deutschland 2998 Menschen gestorben. 68.200 Menschen haben die Infektion überstanden. Die tatsächliche Zahl dürfte noch weit darüber liegen - unter anderem, weil zahlreiche milde oder symptomlose Verläufe gar nicht durch Tests erfasst wurden.
Besonders hohe Infiziertenzahlen haben den Teststatistiken zufolge Bayern mit mehr als 33.300 nachgewiesenen Fällen und mindestens 834 Toten, Nordrhein-Westfalen mit mehr als 26.900 Fällen und mindestens 613 Toten sowie Baden-Württemberg mit mehr als 24.800 bestätigten Fällen und mindestens 702 Toten.
Bayern mit den meisten Infektionen
Gerechnet auf 100.000 Einwohner verzeichnet Bayern mit einem Wert von 254,9 die meisten Infektionen. Im Bundesschnitt waren es 152,3. Allerdings ist die Anzahl der Tests pro 100.000 Einwohner in den Bundesländern unterschiedlich hoch. Wie für andere Länder rechnen Experten auch in Deutschland mit einer hohen Dunkelziffer nicht erfasster Fälle.
Das RKI berechnet die sogenannte Reproduktionszahl derzeit mit 1,2, strebt aber einen Wert von unter eins an. Dies würde bedeuten, dass ein Infizierter das Virus im Durchschnitt höchstens an eine Person oder weniger weitergebe.
RKI empfiehlt Schulöffnungen für höhere Jahrgänge
In der Debatte um Lockerungen stellte sich das RKI im Wesentlichen hinter die jüngsten Empfehlungen der Nationalakademie Leopoldina. Wieler sagte lediglich, das RKI habe eine leicht abweichende Einschätzung zum Vorgehen bei den Schulöffnungen. Das RKI sei der Meinung, dass es "epidemiologisch sehr viel Sinn macht", erst ältere Schüler wieder zu unterrichten. Es sei zu erwarten, dass diese die Abstandsregeln besser einhielten.
Die Wissenschaftler der Leopoldina beraten die Bundesregierung und hatten am Wochenende ein Papier zu möglichen Lockerungen vorgelegt. Darin empfehlen sie unter anderem, erst Grundschulen und die Sekundardstufe eins zu öffnen. Zudem sprechen sie sich für eine Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln aus.