Eine Lehrerin schreibt in einer Grundschule Wörter mit "Sp" am Anfang an eine Tafel.

Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Bis 2030 fehlen Zehntausende Lehrkräfte

Stand: 14.10.2024 12:48 Uhr

Vom übernächsten Schuljahr an gibt es einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung an Grundschulen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft warnt, dass sich der Mangel an Lehr- und Fachkräften dann weiter verschärfen werde.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) befürchtet, dass der Lehrkräftemangel in den Schulen wegen der Einführung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung erheblich verschärft wird. "Bis 2030 werden insgesamt über 110.000 Lehrkräfte fehlen sowie mehrere hunderttausend Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe", sagte GEW-Chefin Maike Finnern der Stuttgarter Zeitung.

Weiterbildungen und gute Arbeitsbedingungen gefordert

Finnern sieht eine große Chance in der Ganztagsbetreuung. Laut der GEW-Chefin biete der schrittweise Rechtsanspruch eine einzigartige Gelegenheit, die Bildungslandschaft in Deutschland nachhaltig zu stärken. Es fehle aber nicht nur an Lehrkräften, sondern auch an Erzieherinnen und Erzieher sowie an Sozialarbeitern und Schulpsychologen.

"Gerade deshalb ist es von großer Bedeutung, die Herausforderungen klar zu benennen und Lösungen anzubieten." Die GEW-Chefin spricht sich daher für konkrete Maßnahmen aus: "Durch qualitative Weiterbildungen und gute Arbeitsbedingungen muss der Ganztag zu einem attraktiven Arbeitsfeld werden."

Schrittweise Einführung

Bund und Länder hatten den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung an Grundschulen vor rund drei Jahren nach langem Ringen beschlossen. Knapp Drei Milliarden Euro stellt der Bund für die nötigen Investitionen bereit. Die Regelung tritt erst einmal für Kinder der ersten Klasse im Schuljahr 2026/2027 in Kraft, dann ab dem Schuljahr 2029/2030 für Schüler und Schülerinnen bis einschließlich der vierten Klasse. In allen Bundesländern können schon Förderanträge dafür gestellt werden.

"Zu viele Eltern, vor allem Mütter, arbeiten aus Betreuungsgründen unfreiwillig in Teilzeit", sagte Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) zum Beschluss Ende August. "Mehr Ganztagsangebot ist entscheidend für die Vereinbarkeit von höheren Arbeitszeiten und Familie, gerade in Zeiten des Fachkräftemangels."