Ärztechef für Böllerverbot "Ungeregelte Knallerei" abschaffen
Jedes Jahr werden mehrere tausend Menschen durch explodierende Feuerwerkskörper verletzt, Kliniken sind an Silvester noch stärker belastet als ohnehin schon. Ärztepräsident Reinhardt fordert deshalb ein dauerhaftes Böllerverbot.
Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, fordert von Bund und Ländern ein dauerhaftes Böllerverbot an Silvester. Die "ungeregelte Knallerei" passe nicht mehr in die Zeit, sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Das sei "schlecht für Umwelt und Klima und führt immer wieder zu schweren Verletzungen".
Viele Augenverletzungen und Knalltraumata
Jedes Jahr erlitten etwa 8000 Menschen bundesweit eine Verletzung des Innenohres durch explodierende Feuerwerkskörper, so Reinhardt. Besonders oft seien Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene von diesen Knalltraumata betroffen. Hinzu kämen Verletzungen am Auge und Verbrennungen. Das bedeute eine starke zusätzliche Belastung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kliniken, die ohnehin schon seit Monaten am Limit arbeiteten.
Es sei außerdem vollkommen fehl am Platz, das neue Jahr mit Raketen zu begrüßen, während in Europa ein Krieg wüte. "Bei zahlreichen Geflüchteten aus Kriegsgebieten löst die Silvesterknallerei schlimme Gefühle aus, bei manchen sogar Todesängste", erklärte der Ärztepräsident weiter.
Mehrere Städte und Kommunen haben für das diesjährige Silvester angekündigt, zumindest Böllerverbotszonen einzurichten.
Anfang November hatte sich bereits die Deutsche Umwelthilfe für ein bundesweites Böllerverbot an Silvester ausgesprochen. Dieser Forderung schlossen sich unter anderem der Bundesvorstand der Gewerkschaft der Polizei und die niedersächsische Ärztekammer an. Ärztekammer-Präsidentin Martina Wenker verwies auf die negativen Folgen des durch das Feuerwerk freigesetzten Feinstaubs für Mensch und Umwelt.
Während der Corona-Pandemie waren private Feuerwerke untersagt. Mehrere Städte und Kommunen haben für dieses Jahr angekündigt, Böllerverbotszonen einzurichten. Generelle Verbote sind bislang nicht geplant.