Reaktionen auf Tod von Ströbele "Ikone des Kampfs für Demokratie und Frieden"
Spitzenpolitiker mehrerer Parteien haben den verstorbenen Grünen-Mitbegründer Ströbele als geradlinigen und streitbaren Menschen gewürdigt. Grünen-Chef Nouripour nannte ihn eine "Ikone des Kampfs für Demokratie und Frieden".
Nach dem Tod von Hans-Christian Ströbele haben Politiker verschiedener Parteien den Grünen-Politiker gewürdigt. Bundeskanzler Olaf Scholz schrieb auf Twitter: "Sein Antrieb war, Politik zu machen und die Gesellschaft zu verändern. Mit Christian Ströbele verliert Deutschland einen streitbaren Politiker, der die politische Debatte über Jahrzehnte mitgeprägt hat. Meine Gedanken sind bei seiner Familie."
Vizekanzler Robert Habeck sagte, sein Parteifreund Ströbele sei ein Politiker gewesen, "der vielen Menschen imponiert hat - mir auch - wegen seiner Geradlinigkeit, seinem unverrücklichen Einsatz für Bürgerrechte, für soziale Politik". Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt sagte "t-online": "Ein Querkopf und Freigeist ist von uns gegangen." Ströbele sei Parlamentarier und Grüner durch und durch gewesen. "Sein Antrieb war die Verteidigung der Bürgerrechte, gegen jede staatliche Obrigkeit", so Göring-Eckardt.
"Ströbi, du wirst uns fehlen"
Parteichef Omid Nouripour schrieb auf Twitter, mit Ströbele verlören die Grünen "eine Ikone des Kampfs für Demokratie und Frieden". "Ich verliere einen wunderbaren Ex-Büronachbarn, von dem ich soviel über kritischen, substanziellen und respektvollen Diskurs gelernt habe. Hans-Christian, ruhe in Frieden." Co-Parteichefin Ricarda Lang schrieb: "Er hat mich mit seiner Integrität und seinem unbeirrbaren Kampf gegen Ungerechtigkeit zutiefst beeindruckt. Mit ihm geht ein großer Politiker, Rechtsanwalt und Mensch, der unsere Partei aber auch unser ganzes Land geprägt hat."
Auch die Grünen-Fraktionsvorsitzenden Britta Haßelmann und Katharina Dröge äußerten sich. "Sich nicht abfinden mit Ungerechtigkeit, für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit mit Leidenschaft kämpfen. So kannten wir Dich", schrieb Haßelmann. Dröge erklärte: "Ströbi, Du wirst uns fehlen! Erster Grüner, der jemals ein Direktmandat gewann. Leidenschaftlicher Kämpfer für den Rechtsstaat. Hartnäckig, aufrichtig, unverstellt. Ohne Dich wären die Grünen nicht, was sie heute sind. In Trauer nehmen wir Abschied."
Kulturstaatsministerin Claudia Roth würdigte ihren verstorbenen Parteikollegen als "großes Vorbild": "Mit seinem großen Herzen und seinem scharfen Sachverstand war Hans-Christian Ströbele stilprägend nicht nur für die grüne Partei."
"Ein wunderbarer Mensch"
Die Politische Geschäftsführerin der Grünen, Emily Büning, erklärte: "Wir trauern um unseren Freund, Wegbegleiter, Wegweiser, (Vor-)Kämpfer - um den wunderbaren Menschen Hans-Christian Ströbele. Wir werden dich noch gebührend verabschieden, lieber Ströbi, jetzt sind unsere Gedanken bei deiner Familie. Du wirst fehlen."
Lange war Ströbele auch in der Berliner Landespolitik tätig. Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey bezeichnete den Verstorbenen als einen streitbaren linken Demokraten und Vorkämpfer rot-grüner Koalitionen. Er sei "ein prinzipientreuer und konsequenter Politiker gewesen", so die SPD-Politikerin. "Seine Persönlichkeit stand für seine Ziele und Überzeugungen."
Ex-Innenminister Otto Schily - ebenfalls von der SPD - würdigte Ströbele als "Legende". Der "Zeit" sagte Schily: "Mit ihm geht nicht nur etwas von der grünen Ursubstanz verloren, sondern eine herausragende Persönlichkeit der Republik." Schily hatte seine politische Karriere selbst als Grüner begonnen.
Linkspartei würdigt Grünen-Urgestein
Auch Spitzenpolitiker der Linken sprachen dem Grünen-Urgestein ihren Respekt aus. "Bis zum Schluss aufrichtig, widerständig und das mit Würde und Selbstverständlichkeit, wie es im politischen Betrieb selten ist", twitterte Linksfraktionschef Dietmar Bartsch. Seine Co-Fraktionsvorsitzende Amira Mohamed Ali würdigte Ströbele als politische Institution: "Er ist seinen Überzeugungen immer treu geblieben, egal wie viel Gegenwind er bekam."
Fraktionsgeschäftsführer Jan Korte betonte, auf Ströbele sei immer Verlass gewesen: "Als Politiker mit Rückgrat, mit dem man sich immer fair streiten konnte, und als aufrechter Linker. Über Parteigrenzen hinweg zollte man ihm dafür großen Respekt." Gregor Gysi bezeichnete Ströbele als "aufrechten linken Grünen und fairen Kollegen im Bundestag". Er sei ein "leidenschaftlicher Kriegsgegner" gewesen.
NGO hebt Einsatz für Whistleblowerschutz hervor
Auch das Whistleblower-Netzwerk, das sich unter anderem für den Schutz von Whistleblowern einsetzt, teilte seine Trauer mit. Ströbele war langjähriges Mitglied im Beirat der Nichtregierungsorganisation.
Ströbele habe sich Zeit seines Lebens unbeirrbar für die Stärkung des freien demokratischen Diskurses und die schonungslose Aufklärung von staatlichem Fehlverhalten eingesetzt, zum Beispiel im NSA-BND-Untersuchungsausschuss, hieß es in einem Schreiben des Vorstands. "Stets hat er angeprangert, dass staatliche Geheimhaltung Grenzüberschreitungen und Machtmissbrauch fördert, vor allem im Bereich der Sicherheitspolitik."
Mit seinem Einsatz habe Ströbele die Debatte zur Stärkung der Transparenz staatlichen Handelns, der Meinungsäußerungsfreiheit und des Whistleblowerschutzes maßgeblich vorangetrieben, hieß es weiter.
Ströbele war bereits am vergangenen Montag im Alter von 83 Jahren gestorben war. Der frühere RAF-Anwalt gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Grünen und saß für die Partei 21 Jahre lang im Bundestag.