Im Alter von 98 Jahren Theologe Jürgen Moltmann gestorben
Im Alter von 98 Jahren ist der evangelische Theologe Jürgen Moltmann gestorben. Schriften wie "Theologie der Hoffnung" machten ihn weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt.
Jürgen Moltmann war einer der bekanntesten und erfahrensten protestantischen Theologen Deutschlands. Internationale Bekanntheit erlangte er durch sein 1964 erschienenes Buch "Theologie der Hoffnung". Das Werk, das von der New York Times bei seinem Erscheinen auf der Seite eins erwähnt wurde, galt als theologische Antwort auf die atheistische Schrift "Das Prinzip Hoffnung" des Philosophen Ernst Bloch.
Als wichtigster Impuls galt dem geborenen Hamburger, eine Brücke zu bauen zwischen Verstehen und Glauben. Man habe zwar seit dem mittelalterlichen Theologen Anselm von Canterbury gesagt: 'Ich glaube, um zu verstehen', sagte Moltmann einst, "aber ich möchte auch verstehen, um zu glauben".
Der letzte Satz gehe laut dem Theologen auf Kirchenvater Augustinus zurück. Denn: "Nicht jeder, der Theologie studiert, muss von vornherein glauben. Er kann auch zu verstehen versuchen, um dann zu glauben." In der Theologie gehörten für den Tübinger Uniprofessor Glauben und Verstehen zusammen.
Die politische Seite der Theologie im Blick
Moltmann, der SPD-Mitglied war und sich selbst als links-progressiv verstand, war nach dem Theologiestudium in Göttingen Pastor und Studentenpfarrer in Bremen. 1957 erhielt er einen Ruf als Professor an die Kirchliche Hochschule in Wuppertal, wechselte 1963 an die Uni Bonn und lehrte von 1967 bis zu seiner Emeritierung 1994 an der Uni Tübingen.
Durch seine Lehrer von der Bekennenden Kirche beeinflusst, war ihm stets auch die politische Seite der Theologie wichtig. Auf die Frage, warum Gott so viel Leid auf der Erde zulasse, antwortete er kurz vor seinem 90. Geburtstag: "Also, meine Antwort geht in die Richtung: Er hat dieses ganze Leid erlitten." Deshalb habe er ein Buch geschrieben mit dem Titel "Der gekreuzigte Gott" - als Versuch einer Antwort auf Auschwitz.
Lernen von der feministischen Theologie
Sein theologisches Verständnis war zudem geprägt vom Austausch mit seiner Frau. Elisabeth Moltmann-Wendel, die 2016 starb, war eine der ersten und bekanntesten feministischen Theologinnen.
Daher betonte Moltmann stets, dass Theologie mit den Augen und dem Herzen einer Frau eine andere Gestalt habe als Theologie in einer Männergesellschaft. Er habe viel von seiner Frau gelernt, ergänzte er. Denn die biblischen Traditionen würden von Frauen anders verstanden als von Männern.
Immer wieder "Glaube, Liebe, Hoffnung"
Auch wenn er von vielen konservativen Protestanten wegen seines politischen Engagements innerhalb der Theologie wiederholt kritisiert wurde, fiel Moltmanns Lebensresümee doch ebenso bodenständig wie eindeutig aus: "Es geht um den Glauben, um die Liebe und die Hoffnung - und diese so säkular wie religiös."
Ohne Glaube, Liebe und Hoffnung, so der Theologe, sei sein Leben sinnlos: "Insofern ist das nicht Religion, sondern gelebtes Leben."