Mahnung am Volkstrauertag "Aus Hass wird Mord"
Anlässlich des Volkstrauertags haben Vertreter von Staat und Gesellschaft vor Extremismus und politischer Hetze gewarnt. Bei einer Gedenkveranstaltung im Bundestag wurde auch der Kriegstoten gedacht.
"Darum Europa" - auf zwei großen Bildschirmen im Bundestag stehen die beiden Worte über den Fotos von Kriegsgräbern. Und am Rednerpult spricht ein ehemaliger Generalinspekteur der Bundeswehr. Es ist der Präsident des Volksbundes der deutschen Kriegsgräberfürsorge Wolfgang Schneiderhan. Er erinnerte daran, dass Kriege nie einfach anfingen, sie würden vorbereitet: "Wir erleben in unserem Land gerade wieder, dass aus Hass-Propaganda Hass und aus Hass Mord wird."
Schneiderhan gedachte im Beisein zahlreicher Ehrengäste auch der 60 Millionen Opfer des Zweiten Weltkrieges. Am Morgen schon hatte der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, auf einem jüdischen Friedhof in Weißensee vor wachsender Gleichgültigkeit gegenüber Kriegen und Menschheitsverbrechen im 20. Jahrhundert gewarnt. Schneiderhan appellierte später an alle Menschen hierzulande und in Europa, den Populisten zu widersprechen.
Ihre Methode ist die Provokation. Immer eingeleitet mit einem: Man wird doch wohl noch sagen dürfen. Ja, man darf hier vieles sagen. Auch Unsinniges. Aber die Anständigen in unserem Land, und das ist die große Mehrheit, sollten sich nicht abwenden und damit zulassen, dass die Grenze des Sagbaren immer wieder ins Unmenschliche verschoben wird.
Annegret Kramp-Karrenbauer, Wolfgang Kubick und Frank-Walter Steinmeier bei der Kranzniederlegung bei der "Neuen Wache" in Berlin am Morgen
An Leid der Polen erinnert
Der polnische Ehrengast, der ehemalige Stadtpräsident von Breslau, Rafal Dutkiewicz war es, der danach an das Leid auch und vor allem der polnischen Nachbarn erinnerte und die Idee vom geeinten Europa und dessen Werte als Mittel gegen den Hass beschwor: "Diese Werte sollten uns dabei helfen, die Welle des Populismus und des Nationalismus zu brechen, die auch durch Europa rollt."
Die polnische Nation sei es gewesen, die Deutschland bereits 20 Jahre nach dem Krieg neuerliche Freundschaft anbot. Der polnische Ehrengast streckte bei der zentralen Gedenkfeier zum Volkstrauertag in Deutschland im Reichstagsgebäude erneut die Hand aus:
Ich glaube an die Freundschaft zwischen Polen und Deutschland. Das sage ich heute hier als ein polnischer Europäer. Als ein Breslauer. Das sage ich heute hier als ein Berliner.
Es gab Beifall für den polnischen Europäer, den Berliner aus Breslau.
"Hass heute mutig gegenüber treten"
Auf ihn folgte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Auch er trat mit der Mahnung an, nicht nur der Toten aller Kriege zu gedenken, sondern dem Hass auch heute mutig gegenüber zu treten:
"Wir gedenken heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt gegen Fremde und Schwache Opfer geworden sind. Wir trauern mit allen, die Leid tragen um die Toten und wir teilen ihren Schmerz."
Zwei Trompeter der polnischen und deutschen Streitkräfte bliesen die Totensignale im Bundestag. "Darum Europa" stand auf den Leinwänden über den Bildern von Kriegsgräbern hinter dem Rednerpult und alle hatten die Mahnung des Ex-Generals Schneiderhan im Ohr: Frieden und Freiheit, so seine Botschaft, bräuchten immer auch Mut: "Aber die Kriegsgräberstätten in Europa zeigen, wohin es führt, wenn uns dieser Mut verlässt."
Mahnende Worte im Bundestag zum Volkstrauertag