Anhaltende Trockenheit Warum in Brandenburg das Wasser knapp wird
Brandenburg ist besonders von Trockenheit betroffen. Gleichzeitig steigt dort der Verbrauch, etwa durch immer mehr Pools - und die neue Tesla-Fabrik. Lösungskonzepte gibt es, doch die sind teuer.
Mehr als 3000 Seen gibt es in Brandenburg, das Wasser wird aber trotzdem immer knapper. Die vergangenen Jahre der Dürre machen sich bemerkbar. Dennoch: In Berlin und Brandenburg wird so viel Wasser verbraucht wie seit 25 Jahren nicht mehr. In Brandenburg wurden im Jahr 2019 pro Person 120,1 Liter Wasser am Tag genutzt. Im Jahr 2016 hatte der Verbrauch in Brandenburg noch bei 111,4 Litern gelegen.
"Wir haben es mit ständig sinkenden Pegelständen zu tun", erklärt Irina Engelhardt, Hydrogeologin an der Technischen Universität in Berlin. Zwar gebe es regionale Unterschiede in den Wasservorkommen und saisonale Schwankungen. Dennoch bestehe kein Zweifel daran, dass langfristig immer weniger Wasser zur Verfügung stehen wird.
Rationierung von Wasser für Neukunden
Deshalb greift auch der Wasserverband WSE in Brandenburg durch: Er hat im Dezember vergangenen Jahres damit begonnen, bei Verträgen mit Privathaushalten als Neukunden eine Deckelung der Wasserversorgung zu vereinbaren. Demnach dürfen Privathaushalte, die einen neuen Wasseranschluss etwa in einem neu gebauten Haus legen, nur noch 105 Liter Wasser pro Person und Tag verbrauchen.
Wasser-Experte Karsten Rinke vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung sieht die Ursache beim Klima: "Wir hatten 25 Jahre lang einen Rückgang beim Wasserverbrauch, nun aber sieht man den Klimaeinfluss: Die Leute duschen im Sommer häufiger, dazu kommen die vielen Pools und die Gartenbewässerung." Vermutlich steigt deswegen besonders in Brandenburg der Wasserverbrauch stark an. Viele Menschen wohnen dort auf Gartengrundstücken.
Kein Einzelfall
Auch andere Bundesländer haben mit Wassermangel zu kämpfen. Bislang gibt es allerdings kaum einheitliche Daten zur bundesweiten Verfügbarkeit. Das unabhängige und spendenfinanzierte Journalismusprojekt "Correctiv" ist der Ursache auf den Grund gegangen. Das Zentrum hat Daten zu Rechtsstreitigkeiten um die Wasserversorgung ausgewertet. "In elf von sechzehn Bundesländern nehmen Gerichtsverfahren um die Wasserversorgung zu. Das ist ein Zeichen, dass es immer enger wird", so Katharina Huth, Klimareporterin bei "Correctiv".
Eine zuverlässige Wasserversorgung ist nicht nur für den Bürger unabdingbar, sondern auch für Unternehmen. Dabei steht der Elektroautohersteller Tesla in Grünheide immer wieder im Fokus. Trotz großem Wassermangel in der Region wurde der große Industriebetrieb hier angesiedelt. Anke Hermann, Abteilungsleiterin für Wasser- und Bodenschutz im brandenburgischen Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz erklärt: "Bei jeder Ansiedlung eines Unternehmens muss ein Reserve-Nachweis erbracht werden." Ein Reserve-Nachweis ist ein Gutachten, welches belegt, dass ein Unternehmen nicht mehr Wasser verbraucht als zur Verfügung steht.
Wasser-Pipelines nach Brandenburg?
Mögliche Lösungsansätze sieht die TU-Hydrologin Engelhardt bei der Umleitung oder Aufbereitung von Wasser. Mit dieser könne die wertvolle Ressource aus Gebieten mit Überschüssen über Pipelines nach Brandenburg geleitet werden. Gleichzeitig hält Engelhardt auch Entsalzung für eine realistische Alternative: "Die Transportwege zur Ostsee sind relativ kurz und das dadurch gewonnene Wasser hat eine hervorragende Qualität."
Beide Lösungen wären allerdings sehr kostspielig und würden das Land mehrere hundert Millionen Euro kosten. Klar ist: Um eine Wasserversorgung in den kommenden Jahren garantieren zu können, müssen schnellstmöglich neue und nachhaltige Lösungen gefunden werden.