Staatsanwaltschaft Köln
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Bauteile für russische Waffen? Deutsche Firma durchsucht

Stand: 09.02.2023 14:15 Uhr

Wegen des möglichen Verstoßes gegen EU-Sanktionen hat die Kölner Staatsanwaltschaft eine Firma in Kerpen durchsucht. Sie steht laut Monitor-Informationen im Verdacht, über die Türkei elektronische Bauteile nach Russland verkauft zu haben.

Die Kölner Staatsanwaltschaft durchsucht seit den frühen Morgenstunden die Geschäftsräume dreier Gesellschaften im Rhein-Erft-Kreis (Kerpen und Hürth) sowie die Wohnräume von drei Beschuldigten. Dies bestätigte die Kölner Staatsanwaltschaft dem ARD-Magazin Monitor, das Hintergründe über den Fall bereits am Morgen veröffentlicht hat.

Gegenstand der seit Januar laufenden Ermittlungen sind laut Kölner Staatsanwaltschaft Geschäftsbeziehungen einer Kerpener Gesellschaft mit einem Unternehmen mit Sitz in der Türkei, die den Verdacht der Umgehung von EU-Wirtschaftssanktionen gegen Russland begründen. Dabei geht es um Verkauf, die Ausfuhr und Lieferung von Waren aus dem IT- und Elektrobereich mit einem Volumen von 15,5 Mio. US-Dollar.

Bei der Kerpener Firma handelt es sich nach Monitor-Informationen um die Smart Impex GmbH, die im Verdacht steht, über eine Firma in der Türkei elektronische Bauteile nach Russland verkauft zu haben, die auch militärisch genutzt werden können. Solche Bauteile sind auch in Überresten von russischen Raketen gefunden worden, die in der Ukraine untersucht wurden.

Bei der russischen Empfängerfirma handelt es sich um die "Fast Impex" in Moskau. Deren Mitgründer Jaroslaw Z. ist zugleich einer der Gesellschafter der deutschen Smart Impex GmbH.

Verkauf über Firma in der Türkei

Bauteile, wie die von der deutschen Firma verkauften, die beispielsweise auch in Computern eingesetzt werden können, spielen für das russische Militär offenbar eine große Rolle. Solche elektronischen Bauteile "sind das Herzstück russischer Waffen", sagt James Byrne vom britischen Think Tank Royal United Services Institute (RUSI). Das Forschungsinstitut ist auf Sicherheit und Verteidigung spezialisiert.

Nach Kriegsbeginn wurde der Verkauf dieser Bauteile von der deutschen Firma eingestellt, das Geschäft ging nach Monitor-Recherchen jedoch weiter. Die gleiche Ware kam nun allerdings aus der Türkei - von der AZU International, einer Firma mit Sitz in Istanbul.

Das Unternehmen wurde nur wenige Wochen nach Kriegsbeginn gegründet, und zwar von Göktürk A., der zugleich Geschäftsführer und Gesellschafter der deutschen Smart Impex GmbH ist. Im vergangenen Jahr verkaufte das türkische Unternehmen elektronische Komponenten im Wert von mehr als 20 Millionen Dollar nach Moskau.

Auf schriftliche Monitor-Anfrage schreibt die Smart Impex: "Wir lassen derzeit die Vorwürfe [...] genauestens prüfen. [..] Die bisherigen Prüfungen belegen, dass unsere verkauften Güter nicht sanktioniert waren/sind."

Silke Diettrich, WDR, 09.02.2023 06:37 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete das Erste am 09. Februar 2023 um 21:45 Uhr in der Sendung "Monitor". Inforadio berichtete um 07:32 Uhr und 09:48 Uhr darüber.