Jahresrückblick 1975 Katharina Focke kommentiert das "Jahr der Frau"
Die Ministerin für Frauen und Gesundheit, Katharina Focke, kommentiert das Jahr. Die wirtschaftliche Krise trifft Frauen besonders hart. Auch die Neufassung des umstrittenen Abtreibungspragraphen 218 ist ein wichtiges Thema.
1975 ist das "Internationale Jahr der Frau". Doch die Realität sieht anders aus: Laut der Ministerin für Familie und Gesundheit, Katharina Focke, treffen wirtschaftliche Krise und die hohe Arbeitslosigkeit Frauen in Deutschland besonders hart. Sie weist deutlich auf die gesellschaftliche Benachteiligung von Frauen hin. Trotz der offiziellen Gleichberechtigung seien die Chancen für Frauen, eine gute Ausbildung und einen dementsprechenden Arbeitsplatz zu bekommen, geringer als die für Männer, so Focke.
Auch der Streit um die Neuregelung des Schwangerschaftsabbruchs bewegt die Gemüter. Die Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg lassen einen 1974 von der Bundesregierung verabschiedeten Gesetzentwurf zur Neufassung des Paragraphen 218 vom Bundesverfassungsgericht überprüfen. Die Karlsruher Richter erklären in ihrem Urteil die von der Bundesregierung angestrebte Fristenregelung für verfassungswidrig. Danach sollte ein Schwangerschaftsabbruch in den ersten zwölf Schwangerschaftswochen nach ärztlicher und sozialer Beratung nicht bestraft werden. So aber bleibt es bei der bisherigen Regelung, die den Schwangerschaftsabbruch grundsätzlich unter Strafe stellt.
Vor allem die Frauenbewegung kritisiert das Urteil scharf. Sie sieht die Grundrechte der Frau nicht genügend berücksichtigt. Prominenteste Sprecherin der Frauenbewegung ist Alice Schwarzer.
Auch die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung liegt Focke am Herzen. Die Leistungen von Ärzten und Krankenhäusern werden verbessert und die Arzneimittelsicherheit überprüft.