Jahresrückblick 1971 Die sozialistischen Staaten
Die neue sowjetische Politik der Entspannung gilt nicht in gleichem Maße für die sozialistischen Bruderstaaten. Die rumänische Regierung demonstriert trotzdem ihre Unabhängigkeit.
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Im Sommer 1971 gehören drei Jahre nach Ende des Prager Frühlings die sowjetischen Soldaten zum Alltag in der Tschecheslowakei. Eine neue Parteiführung sorgt für eine Normalisierung der Verhältnisse. Trotzdem steht eine Normalisierung des Verhältnisses zwischen Bonn und Prag noch aus.
Die Sowjetunion hat nichts unversucht gelassen, um durch die Präsenz ihrer Soldaten die Sicherheit der sozialistischen Bruderstaaten zu gewährleisten.
Nicht von sowjetischen Truppen besetzt ist Rumänien, dessen Regierung einen riskanten Grad von Unabhängigkeit demonstriert. Ceaucescu widersetzt sich den Zentralisierungsbestrebungen aus Moskau und versucht, sich auf die Seite Chinas zu stellen.
Zur Wehr setzt sich auch Tito in Belgrad bei dem Besuch Breschnews. Die jugoslawische Führung muss sich aufgrund ihrer maßvollen Pro-China Politik gegen die Doktrin von der begrenzten Souveränität sozialistischer Länder wehren.
Im Donauraum kommt es zu wechselseitigen militärischen Aktionen, diplomatischen Pressionen und Propaganda-Kampagnen, wobei noch einmal die Vernunft die Oberhand behält. Gegen Jahresende sieht Tito sich einer regelrechten kroatischen Revolte gegenüber.
Chinas wachsender Einfluss im Land zwingt die Nachbar-Staaten zu vorsichtigem Lavieren. Trotzdem versucht die Sowjetunion, andere sozialistische Staaten für ihre West-freundliche Politik zu erwärmen. Der Ministerpräsident der Sowjetunion, Aleksej Kossegin, begibt sich auf eine weltweite "Good-Will"-Reise.
Auch Breschnew begibt sich auf Reisen und besucht Paris. Die französische Regierung steht dem sowjetischen Gesinnungswandel wie auch Bonn positiv gegenüber.