Jahresrückblick 1957 Die Kolonialprobleme Frankreichs: Algerien und Tunesien
Das ganze Jahr über gibt es Unruhen in der französischen Kolonie Algerien. Auf Grund von Meinungsverschiedenheiten wegen Tunesien verlässt Frankreich den NATO-Rat.
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Fast das ganze Jahr machen französische Soldaten und Fremdenlegionäre Jagd auf algerische Rebellen. Die Interessen der Unabhängigkeitsbewegung FLN und der französischen Siedler prallen unaufhörlich aufeinander. Terrorakte und Vergeltungsaktionen lösen einander ab.
In Paris demonstrieren Kriegsgegner für ein energischeres Vorgehen. Im Mai scheitert das Kabinett des Sozialisten Mollet an dieser Frage. Bei der Abstimmung über das Algerienstatut in der Nationalversammlung im September stürzte der Ministerpräsident Bourges-Manoury..
Der Terror trifft frankreichfreundliche Algerier ebenso wie die französische Bevölkerung.
Im November übernimmt die 24. Nachkriegsregierung unter dem jungen Felix Gaillard Algerien als schwere Hypothek. Mit Hilfe der UNO hofft man nun eine Lösung für das Algerienproblem zu finden.
In Tunesien wird der frankreichfreundliche Bei als Monarch abgesetzt und Bourguiba wird Staatspräsident. Er wird von den Tunesiern wegen seiner unabhängigen Außenpolitik gefeiert. Gegen den Willen Frankreichs liefern ihm Amerika und England Waffen. Aus Protest verlässt die französische Delegation die zur gleichen Zeit stattfindende Versammlung des NATO-Rates. Der Ärger Frankreichs macht sich auch in Straßenschlachten in Paris Luft.