Jahresrückblick 1970 Gipfeltreffen der beiden deutschen Staaten
Zweimal treffen sich Bundeskanzler Brandt und Ministerpräsident Stoph, um über Annäherung und Zusammenarbeit zwischen Ost- und Westdeutschland zu beraten. Die Begeisterung der Bürger überträgt sich nicht auf die Gespräche.
Bundeskanzler Brandt wird beim ersten Besuch am 19. März in Erfurt von zahlreichen Bürgern des ostdeutschen Staates euphorisch begrüßt.
Die Verhandlungen mit dem Ministerpräsidenten der DDR, Willi Stoph, erweisen sich jedoch als zäh: Stoph betont die endgültige Spaltung Deutschlands. Er macht die völkerrechtliche Anerkennung der DDR durch die Bundesrepublik zur Voraussetzung für eine fruchtbare Zusammenarbeit. Brandt drängt auf weitere Treffen, um den Frieden in Europa zu sichern und die Annäherung beider Teile Deutschlands voranzutreiben.
In Kassel treffen sich Brandt und Stoph ein zweites Mal am 21. Mai. Stoph beharrt auf seinen Forderungen nach völkerrechtlicher Anerkennung und lehnt Vorschläge Brandts zur Errichtung eines ständigen Gremiums für eine verbesserte Zusammenarbeit beider Regierungen ab. Auf ein weiteres Treffen kann man sich nicht verständigen.
Überschattet werden die Verhandlungen von Kassel von rechtsextremen Protesten gegen die Zusammenarbeit und von gewaltsamen Ausschreitungen, die von der Polizei niedergeschlagen werden müssen.