Vorwahlen in Frankreich Was Merkel von Fillon lernen kann
Klare Kante konservativ - wie Fillon die erste Runde der Vorwahlen bei den französischen Republikanern gewonnen hat, wird sich auch Merkel anschauen. Hollandes Sozialisten und Le Pens Front National trauern dagegen Sarkozy hinterher.
Die gute Nachricht lautet schlicht: Purer Populismus reicht manchmal eben doch nicht, um eine Wahl zu gewinnen. Nicolas Sarkozy hat alles auf die Populismus-Karte gesetzt: Von den gallischen Wurzeln bis zum schweinefleischhaltigen Kantinenessen in Schulen hat er nichts ausgelassen, was die Franzosen aufregt.
Die Idee, zwischen wir (also "echten abendländischen Franzosen") und euch (also Franzosen mit Migrationshintergrund oder gleich Ausländern, Flüchtlingen, Migranten) eine Mauer zu bauen, hat nicht gefruchtet. Seine spalterischen Umtriebe haben Sarkozy nichts gebracht.
Wähler unterscheiden zwischen Original und Kopie
Zumindest im konservativen Spektrum haben ihm die Wählerinnen und Wähler misstraut, sie haben seinen polemischen und provokativen Aussagen nicht geglaubt: Wählerinnen und Wähler sind eben doch nicht so dumm, jedem auf den Leim zu gehen, nur weil er oder sie gegen Flüchtlinge poltert. Und sie unterscheiden eben doch zwischen dem Original, also der rechtsradikalen Marine Le Pen, und der Kopie, sprich Sarkozy.
Eine weitere Erkenntnis dieser ersten Runde der Vorwahlen bei den konservativen Republikanern: Ein straffes, klar konservatives Programm hilft. Angela Merkel wird sich sicher genau anschauen, wie es François Fillon geschafft hat, seine konservativen Schäfchen hinter sich zu versammeln: Er hat als Kandidat sehr klar die so genannten konservativen Werte vertreten, weder nach links noch in die Mitte geschielt, er hat sich als der Kandidat der Konservativen positioniert.
Sparen, Steuern runter, Arbeitszeit rauf
Und diese Rechnung ist aufgegangen. Auch Fillon will "France great again" machen - aber nicht, indem er Minderheiten beleidigt oder Gegner diffamiert. Fillon setzt auf die Thatcher-Methode: einen eisenharten Sparkurs, einen superschlanken Staat, Steuersenkungen für Unternehmen, die 39-Stunden-Woche für Beamte und so weiter. Das alles kommt gut an bei denen, die die Sozialisten für die Pest halten und der Meinung sind, dass Frankreich nach der bleiernen Hollande-Zeit nur mit tiefgreifenden Reformen wieder auf die Beine kommt.
Leistung muss sich lohnen ist das Credo von Fillon, klare Kante sein Motto. Seinem Gegenkandidaten Alain Juppé ist im Gegensatz dazu förmlich die Luft ausgegangen. Juppé hat bislang eher auf präsidiale, versöhnliche Töne gesetzt, sein Programm ist weniger radikal, er richtete sich auch an Wählerinnen und Wähler der Linken. Für einen Präsidentschaftswahlkampf mit einer Marine Le Pen als Gegenkandidatin mag das passend sein und die richtige Strategie, bei dieser Vorwahl war Juppé bislang zu defensiv, sein Auftreten zu wohlfühl-wolkig.
Trauer um Lieblingsgegner Sarkozy
Mit dem Ausscheiden von Sarkozy haben jedenfalls sowohl die radikalen Rechten des Front National als auch die Linken ihren Lieblingsgegner verloren - mit Fillon oder Juppé als konservativen Kandidaten wird es für beide deutlich schwieriger, ihre Anhänger zu mobilisieren und die Präsidentschaftswahl zu gewinnen.