Einigung im Handelsstreit Ein EU-Erfolg - aber noch kein Sieg
Die erste Einigung im Handelsstreit ist ein Erfolg für EU-Kommissionspräsident Juncker: US-Präsident Trump hat endlich akzeptiert, dass er mit Brüssel reden muss. Das ist aber erst der Anfang.
Jean-Claude Juncker sagte, er wollte einen Deal - und einen Deal hat er bekommen. Das war möglich, weil der starke Deal-Macher Donald Trump zurzeit gar nicht so stark dasteht, wenn es um den Handel geht. Er wollte die Welt mit immer höheren Zöllen in die Knie zwingen. Jetzt rebellieren aber seine Unterstützer im eigenen Land.
Viele Landwirte haben für Trump gestimmt. Jetzt müssen sie mit ansehen, wie seine Handelspolitik ihre Absatzmärkte kaputt macht. Genauso seine Republikaner: Bei vielen Themen behalten sie die geballten Fäuste in der Tasche, aber beim Thema Handel hört man immer lautere Kritik am Präsidenten.
Positive Aspekte für beide Seiten
Trump brauchte einen Deal, um sich Luft zu verschaffen - und den hat er bekommen: Die EU will wieder mehr Sojabohnen kaufen. Das hilft den Landwirten. Außerdem sollen die Voraussetzungen geschaffen werden, dass mehr Flüssiggas aus den USA nach Europa verkauft werden könnte. Das freut viele Republikaner.
Viel wichtiger ist, was die Europäer bekommen: Die höheren Zölle auf Autos liegen erst einmal auf Eis, die Zölle auf Stahl und Aluminium sollen überprüft werden. Das alles ist möglich, weil Trump sich auf etwas eingelassen hat, was er eigentlich verabscheut: Langwierige Verhandlungen.
Erst einmal Zeit gewonnen
Es soll Gespräche geben über Zölle und Handelshemmnisse bei Industriegütern, Gespräche über gemeinsame Standards, Gespräche über eine Reform der Welthandelsorganisation. Das klingt komplex und ist es auch. Aufatmen für die Wirtschaft, während die Experten zusammensitzen.
Das Treffen von Trump und Juncker war auch ein wichtiger Erfolg für die Europäische Union: Trump hat akzeptiert, dass er mit Brüssel reden muss. Er hat Juncker wie einen ausländischen Regierungschef behandelt. Die Europäer können etwas erreichen, wenn sie gemeinsam auftreten. Ob Handel oder Verteidigung - Donald Trump zwingt die Europäer zur Geschlossenheit. Auch wenn er das gar nicht will, Trump hilft dem europäischen Projekt.
Keine wirkliche Sicherheit
Dieser Deal hat viele positive Seiten, aber die Europäer sollten sich trotzdem keine zu großen Hoffnungen machen. Im Kern besteht die Einigung daraus, dass Verhandlungen beginnen sollen, die lang und mühsam sein werden.
Wenn Trump die Geduld verliert, kann er schnell seine Meinung ändern und Zölle auch auf europäische Autos einführen. Junckers Besuch hat die Spirale gestoppt, die Gefahr eines Handelskrieges verzögert. Gebannt ist sie nicht.