Papst in Afrika Eine seiner erfolgreichsten Reisen
In der Regel kehrt der Papst mit einem Sack warmer Worte von seinen Reisen zurück, aber ohne konkrete Zusagen. Diesmal ist das anders, meint Jörg Seisselberg. Der Blick der Welt richtete sich durch Franziskus wieder nach Afrika.
Woran misst sich der Erfolg einer Papstreise? An der Zahl der Menschen, die die jeweiligen Besuche mobilisiert haben? Dann war die Reise Franziskus‘ in die Demokratische Republik Kongo und in den Südsudan eine der erfolgreichsten seines Pontifikats. Mehr als eine Million Menschen verfolgten die Messe in Kinshasa. Auf den Fahrten von den Flughäfen in die jeweiligen Städte säumten Hunderttausende die Straßen. In Afrika sehen die Menschen in der Kirche im Allgemeinen und in Papst Franziskus im Besonderen Hoffnungsträger. Auch deswegen steigt die Zahl der Katholikinnen und Katholiken in Afrika im Gegensatz zu Europa.
Oder misst sich der Erfolg einer päpstlichen Mission eher daran, wie das Oberhaupt der katholischen Kirche die Menschen mit seinen inhaltlichen Botschaften erreicht? Auch hier gibt es keine Zweifel, das ist ebenfalls gelungen. Die Sprechchöre "Pas de corruption" - keine Korruption - in Kinshasa gerufen von Jugendlichen bei der Messe auf Aufforderung des Papstes, dürften den politisch Verantwortlichen im Kongo immer noch in den Ohren klingen.
Konkrete Zusagen im Südsudan
Oder sind es dann doch die konkreten Ergebnisse, an denen sich entscheidet, ob eine Papstreise etwas bewegt hat? Auch hier, und das ist eher ungewöhnlich, ist die Bilanz des Besuches positiv. In der Regel kehrt der Papst mit einem Sack warmer Worte, aber ohne konkrete Zusagen zurück. Diesmal ist das anders. Im Südsudan gibt es jetzt die öffentliche Zusicherung des Staatspräsidenten, die Friedensgespräche mit den Rebellengruppen würden wieder aufgenommen. Was dort am Ende herauskommt, wird sich zeigen. Aber es ist endlich ein konkreter Ansatz, um einen neuen Friedensprozess im Südsudan im Gang zu bringen.
Bleibt die Frage, was hat die Reise nach außen bewirkt? Denn - neben den erhofften Anstößen in den jeweiligen Ländern - sollte der Besuch zweier der am meisten von Krieg und Armut gebeutelten Länder dafür sorgen, dass der Blick der Welt wieder nach Afrika geht. Auf dass die Kriege und das teilweise unfassbare Leiden in diesen Ländern wieder wahrgenommen werden. Die Grausamkeiten, die Folter, die Verstümmelungen und das Morden, von denen dem Papst während der Reise in teils schwer zu ertragenen Details erzählt wurde. Auf dass das Schicksal von neun Millionen Menschen, die allein im Kongo und im Südsudan aufgrund von Krieg ihr Zuhause verloren haben, nicht morgen von der Welt schon wieder vergessen ist.
In diesem Kampf gegen das Verdrängen und Wegschauen hat der Papst in den vergangenen sechs Tagen seine Pflicht erfüllt. Diese Reise war aus zahlreichen Gründen eine der erfolgreichsten der vergangenen Jahre. Der Papst hat gezeigt, dass ihm Afrika wirklich am Herzen liegt. Jetzt ist es an den politisch Verantwortlichen, nicht zuletzt im benachbarten Europa, es Franziskus gleichzutun. Der Schrei aus Afrika nach Respekt und Hilfe in diesen Tagen war laut genug.