Eurovision Song Contest Ein Sieg für die Vielfalt
Ein knalliger und mitreißender Auftritt hat der Schweiz den ESC-Sieg gesichert. Zu Hause wird Nemos Song über ein non-binäres Leben gefeiert. Und die Diskussion über die Anerkennung des dritten Geschlechts nimmt Fahrt auf.
Der Jubel ist gewaltig: Nemo hat für die Schweiz den Eurovision Song Contest gewonnen. Melanie freut sich - natürlich für ihr Land, aber vor allem freut sie sich für Nemo. "Nemo ist der liebste Mensch auf Erden", sagt sie gerührt. "Einfach so herzlich."
Melanie ist die Geschäftsführerin im Treibhaus, dem Jugendkulturhaus von Luzern. Beim Public Viewing dort bibbern und beben sie alle mit Nemo - bis es endlich so weit ist und sich alle glückselig-kreischend in die Arme fallen.
Form der Bühne in Malmö als gutes Omen
"Es ist der absolute Wahnsinn", sagt auch der Schweizer Fernsehmoderator. "Wir haben an Nemo geglaubt und Nemo hat geliefert." Es sei ein "Happy End mit Ansage", schreibt die Neue Zürcher Zeitung am Morgen nach dem Sieg.
Für die Schweizerinnen und Schweizer hatte Nemo eigentlich schon gewonnen, bevor das ESC-Finale in Malmö über die Bühne gegangen war. Es passte alles: Nemos großartiger Song "The Code" und eine super Performance.
Als gutes Omen gab es dann noch in Schweden eine Bühne in Kreuzform - genau wie das Kreuz auf der Schweizer Nationalflagge. Das Schweizer Kreuz in Bühnenform - "das war alles geplant", meint Melanie und lacht. Im Jugendkulturhaus kennen alle den Song auswendig und singen begeistert mit.
Politiker gratulieren "zum verrückten Sieg"
Noch in der Nacht gratulierten Schweizer Politikerinnen und Politiker Nemo zum ESC-Sieg. Zum dritten Mal gewinnt das Land den Wettbewerb seit dem Sieg von Céline Dion vor 36 Jahren. "Glückwünsche zu diesem verrückten Sieg", schrieb als eine der Ersten Innenministerin Elisabeth Baume-Schneider auf der Onlineplattform X.
"Du hast die Schweiz stolz und ganz Europa freier gemacht", postete der sozialdemokratische Parlamentarier Fabian Molina.
Diskussion über Anerkennung des dritten Geschlechts
Die Basler Grünenpolitikerin Sibel Arslan nutze den ESC-Jubel, um in der Schweiz eine offizielle Anerkennung des dritten Geschlechts zu fordern. In der Schweiz gibt es offiziell nur zwei Geschlechter: männlich oder weiblich. Divers lässt das Personenstandsregister nicht zu. Nemo definiert sich weder als Mann noch als Frau. Im Gewinner-Song "The Code" geht es um dieses non-binäre Leben.
"Jetzt handeln", schrieb Arslan auf X: "Eine nicht binäre Person, die amtlich in der Schweiz gar nicht existiert, hat für uns alle den ESC 2024 gewonnen."
Im Zürcher Tagesanzeiger heißt es: "Nemo hat aufgezeigt, dass Andersartigkeit nicht zum unwirtlichen Nischendasein prädestiniert ist - sowohl musikalisch wie menschlich."
Der nächste ESC wird 2025 in der Schweiz stattfinden. Ob in Zürich, Basel, Lausanne oder Nemos Heimatstadt Biel - darüber beginnen bereits die Debatten. Nemo-Fan Melanie ist natürlich für Luzern. Der ESC könne ja im Jugendkulturhaus Treibhaus stattfinden, scherzt sie. Das dürfte allerdings etwas zu klein sein für den europäischen Wettbewerb.