Comics Der Traum vom Manga-Zeichnen
Zum "Manga-Day" verschenken Verlage und Handel bereits zum dritten Mal ausführliche Leseproben der Comics in japanischem Stil. Zur Auswahl steht auch ein Werk einer deutschen Zeichnerin.
Es gibt nicht viele Comic-Zeichnerinnen in Deutschland, die ihren Traum leben können. Caroline Tent alias Racami gehört zu ihnen. Sie ist Vollzeit-Manga-Ka, zeichnet also Comics in japanischem Stil und sie verdient ihren Lebensunterhalt damit. Nachdem die ausgebildete Lehrerin und freie Bildende Künstlerin sechs Bücher im Eigenverlag veröffentlicht hat, ist sie mittlerweile hauptberuflich Autorin beim renommierten Altraverse-Verlag. Der verlegt ausschließlich Mangas, hat zwei von Racamis selbst verlegten Bücher neu herausgebracht und veröffentlicht auch ihre neue Geschichte.
"Der Fluch des purpurnen Rauches" ist ihre erste lange Geschichte und auf sechs Bände angelegt. Band eins ist bereits erschienen, der Verlag hat neben der regulären Ausgabe auch eine "Collectors Edition" veröffentlicht, zu der es kleine Aufsteller aus Holz gibt, die die Schauplätze der Geschichte darstellen. Fans können außerdem einen Taschenspiegel, Monster-Plüschtiere oder ein Puzzle kaufen. Viel Marketing-Aufwand, der auch in der Manga-Welt durchaus ungewöhnlich ist.
Hier halb im Comic, halb im Foto: Die Zeichnerin Caroline Tent
Großer Vermarktungsaufwand
Doch nicht nur das. Als die 35-jährige aus Nordhessen zum Signieren ihres gerade veröffentlichten Buches in diesem Jahr auf die Leipziger Buchmesse kam, hatte ihr Verlag Altraverse eine Szene aus ihrem dort vorgestellten Manga nachgebaut. Eine große Überraschung für die Zeichnerin, die vom Plan ihres Herausgebers nichts wusste. "Ich stand da dann ganz unverhofft auf einmal nicht mehr vor einem Bild meiner Welt, sondern in Lebensgröße mitten drin", erzählt sie voller Begeisterung.
Dass sich der Verlag so einen Aufwand leisten kann, liegt an der großen Resonanz, die Manga weltweit und auch in Deutschland nach wie vor auslösen - und natürlich an den Verkaufserlösen. Zwar ging der Umsatz im stationären Buchhandel im vergangenen Jahr um rund vier Prozent zurück, der Markt befindet sich aber auf einem extrem hohen Niveau. Noch vor zwei Jahren legte er um rund 28 Prozent zu, im Jahr davor sogar um rund 75 Prozent.
Ein Mix aus Romance, Fantasy und Thriller
Von diesem Boom profitiert nun auch Racami, deren Manga unter dem Genre-Label Romance/Liebe veröffentlicht wird. "Tatsächlich ist 'Der Fluch des purpurnen Rauches' aber ein wilder Mix aus Fantasy, Mystery, Drama und an der ein oder anderen Stelle sogar ein bisschen Thriller", so die Zeichnerin.
In der Geschichte selbst sucht Hauptfigur Erin nach Orientierung. Will ihrem Leben die richtige Richtung geben. Dabei soll ihr der ominöse Hexenmeister Artur helfen. Dieser bietet ihr einen Handel an: Zehn Jahre soll Erin bei ihm bleiben und sich nützlich machen, danach schickt er sie dann auf den richtigen Weg.
Ein Blick in den Manga "Der Fluch des Purpurnen Rauches".
Viele kleine einäugige Monster, die das Haus bevölkern, gibt es auch noch - genauso wie die Alraune Ivy. Der immer wieder auftauchende "purpurne Rauch" macht die Geschichte obendrein noch geheimnisvoller. Im Buch wird er drucktechnisch sogar hervorgehoben - ungewöhnlich für die Branche.
"So sind Manga üblicherweise in schwarz-weiß gehalten, jedoch findet man in den Bänden noch Purpur als weiteren Farbakzent, mit dem unter anderem der namensgebende Rauch aber auch die kleinen Monsterchen eingefärbt wurden", erläutert die Zeichnerin.
Austausch mit den Lesern
Dass die Geschichte so angenommen wird, hat Caroline Tent auch ihrem langen Atem zu verdanken. "Wann immer mir etwas einfällt, sammle ich Ideen und schreibe sie, mal mehr mal weniger gewissenhaft, auf und stecke sie dann in meine Schublade mit 'Geschichten, die noch was werden könnten'. Die allerersten Aspekte zu 'Der Fluch des purpurnen Rauches' landeten so dort schon 2007, damals fehlte es aber noch an vielen Puzzleteilen, die Geschichte rund zu machen."
Anlässlich des "Manga-Days" wird Caroline alias Racami den ersten Band der Reihe signieren. Und sie freut sich schon auf den direkten Austausch. "Die Leserinnen und Leser stolpern über all die Geheimnisse die ich gesponnen habe und erste Mutmaßungen, wo diese denn hinführen könnten, werden angestellt. Glücklicherweise werden diese immer mal mit mir geteilt, denn es ist für mich immer auch super spannend das zu lesen, da es einfach wundervoll ist, wenn die Menschen ganz gewissenhaft die von mir gestreuten Brotkrumen sammeln und dann die ersten Theorien aufstellen, was dahinter stecken könnte."