Ersmals Amerikaner mit Booker-Preis geehrt US-Autor Beatty gewinnt britischen Literaturpreis
Zum ersten Mal hat ein US-Amerikaner den wichtigsten britischen Literaturpreis erhalten: Der Autor Paul Beatty ist mit dem Man Booker-Preis für seine Satire "The Sellout" ausgezeichnet worden. Darin erzählt er die Geschichte eines Schwarzen, der die Sklaverei wieder einführen möchte.
Von Thomas Spickhofen, ARD-Studio London
Paul Beatty musste erstmal nach Worten suchen. Dem Mann des Wortes - immerhin auch ein Poetry-Slammer, der es gewohnt ist, auf der Bühne zu improvisieren - hatte es die Sprache verschlagen. Er habe nicht erwartet, etwas sagen zu müssen. So überraschend kam der Gewinn des Man-Booker-Preises für den 54-jährigen US-Amerikaner, sodass er gerade nicht über das Buch reden konnte.
Schmerzhaft lustig
In "The Sellout" erzählt Paul Beatty die Geschichte eines schwarzen Jungen in einem Vorort von Los Angeles, dessen Vater von der Polizei erschossen wird, und der daraufhin beschließt: Er will die Rassentrennung und die Sklaverei wieder einführen. Ein Antiheld, dessen absurder Versuch schmerzhaft lustig sei, sagte die Jury-Vorsitzende Amanda Foreman, mit der Betonung auf beidem: schmerzhaft und lustig.
"The Sellout" ist eine originelle Satire, die ein Thema auf den Kopf stellt, das in den USA allgegenwärtig ist. Es geht um den täglichen Rassismus, an dem sich auch durch einen schwarzen Präsidenten im Weißen Haus nichts geändert hat.
Satire, Roman, Kritik?
Er selbst wisse allerdings nicht, ob es sich um eine Satire, um einen komischen Roman oder eine beißende Kritik an der amerikanischen Gesellschaft handele, sagte Beatty später am Abend. Es sei auch für ihn rätselhaft, weil er nie wisse, was es bedeute, was er erlebe. Er versuche, das durch das Schreiben herauszufinden. Der Junge in seinem Buch versuche, eine Art stille, eigene Geschichte zu schaffen, die nur er und die Leute in seiner Umgebung kennen, aber das gelinge ihm wohl nicht.
Sieben Jahre hat Paul Beatty an "The Sellout" geschrieben. Es ist sein vierter Roman. Beatty ist der erste Amerikaner, der den Man Booker-Preis in dessen 48-jähriger Geschichte erhält.
Allerdings sind Amerikaner und andere Nicht-Commonwealth-Mitglieder auch erst seit 2014 zugelassen - unter der Voraussetzung, dass sie auf englisch schreiben und das Buch zuerst in Großbritannien erscheint.