Hintergrund Von Kyoto über Bali nach ...?
Bei der Weltklimakonferenz auf der indonesischen Insel Bali geht es darum, was passiert, wenn das Kyoto-Protokoll 2012 ausläuft. Ein Nachfolgeabkommen wird wohl kaum abgeschlossen werden - aber es geht darum, die Richtung und einen konkreten Verhandlungsplan für einen neuen Klimaschutz-Vertrag festzulegen.
Bei der Weltklimakonferenz auf der indonesischen Insel Bali geht es darum, was passiert, wenn das Kyoto-Protokoll 2012 ausläuft. Ein Nachfolgeabkommen wird wohl kaum abgeschlossen werden - aber es geht darum, die Richtung und einen konkreten Verhandlungsplan für einen neuen weltweiten Klimaschutz-Vertrag festzulegen.
Das Kyoto-Protokoll
Das 1997 in der japanischen Stadt Kyoto vereinbarte Protkoll war das erste internationale Klimaschutzabkommen, mit dem die Industrieländer auf den so genannten Treibhauseffekt - also die Erwärmung der Atmosphäre durch den Ausstoß gigantischer Kohlendioxidmengen reagierten. 38 Industriestaaten verpflichteten sich, den Ausstoß der sechs wichtigsten Treibhausgase bis 2012 um weltweit 5,2 Prozent zu vermindern. Insgesamt sind dem Protokoll knapp 180 Staaten beigetreten.
In Kraft trat die Vereinbarung im Februar 2005, nachdem Russland die Verpflichtungen akzeptiert hatte - und damit mindestens 55 Industriestaaten, die zusammen für mindestens 55 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich waren. Die Vereinigten Staaten - nach Expertenschätzungen verantwortlich für etwa 25 Prozent des weltweiten Kohlendioxidausstoßes - haben das Protokoll zwar unterzeichnet, jedoch nie ratifiziert.
Die Abmachungen von Kyoto
Im Kyoto-Protokoll ist die Reduktion der Emissionen nach Ländern aufgeteilt. So muss etwa die EU ihre Emissionen um insgesamt acht Prozent verringern, die USA hatten sieben Prozent zugesagt, Japan sechs. Die EU-Länder haben untereinander sehr unterschiedliche Reduktionsziele ausgehandelt. Während Deutschland seine Treibhausgase bis 2012 um 21 Prozent verringern will, dürfen Länder wie Irland oder Portugal ihre Emissionen sogar erhöhen. Ein wichtiger Punkt ist dabei der Handel mit Emissionsrechten.
Land | Emissionen 2005 | Vorgabe für 2012 | Veränderung bis 2005 |
---|---|---|---|
Russland | 2289 Mio. t | 0,0 % | -27,7 % |
Japan | 1264 Mio. t | -6,0 % | +7,1 % |
Deutschland | 965 Mio t. | -21,0 % | -19,5 % |
Kanada | 730 Mio. t | - 6,0 % | + 54,2 % |
Großbritannien | 655 Mio. t | -12,5 % | -15,4 % |
Frankreich | 495 Mi. t | 0,0% | -7,1 % |
Italien | 470 Mio t | -6,5 % | +7,4 % |
Spanien | 391 Mio. t | -15,0 % | +59,8 % |
Polen | 367 Mio t | -6,0 % | -33,8 % |
Ukraine | 360 Mio. t | - 58,7% | 0,0 % |
Quelle: UN-Klimasekretariat, Angaben als CO2-Äquivalent
Wie können Indien, China und die USA eingebunden werden?
Den Schwellen- und Entwicklungsländern wurden im Kyoto-Protokoll keine Verpflichtungen auferlegt. Angesichts der rasanten Wirtschaftsentwicklung in den großen Schwellenländern Indien und China, die pro Kopf der Bevölkerung zwar wenig, insgesamt aber sehr viel Kohlendioxid ausstoßen - und bei unveränderter Entwicklung in den kommenden Jahren immer mehr, halten viele Experten das aber für notwendig. Der Weltklimarat der Uno (IPCCC) hat aber in seinem 2007 in vier Teilen veröffentlichten Bericht in dramatischen Worten auf den vom Menschen mit verursachten Klimawandel hingewiesen.
Bei den in Bali beginnenden Verhandlungen geht es also darum, ob und zu welchen Bedingungen sich weitere Länder an einem Nachfolgeabkommen für Kyoto beteiligten. Die Vereinigten Staaten haben erklärt, sie wollten keinen Vertrag unterzeichnen, der sie zu einer Kürzung der Treibhausgasemissionen verpflichtet. China und Indien bezeichneten jede Maßnahme als inakzeptabel, die ihre boomende Wirtschaft behindern könnte und verweisen darauf, dass für die Industrieländer bei deren Entwicklung auch kein Einschränkungen galten. Gemeinsam verursachen die drei Länder mehr als die Hälfte der CO2-Emissionen bis 2015, wie der Chefökonom der Internationalen Energiebehörde (IEA), Fatih Birol, erklärte: "Wenn wir keinen Weg finden können, China, Indien und die USA an Bord zu holen, werden wir keine Chance haben, das Problem des Klimawandels anzugehen."