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Stand: 24.05.2005 00:00 Uhr

Der ehemalige SPD-Vorsitzende Oskar Lafontaine will nach 39 Jahren aus der SPD austreten. Er ziehe damit die Konsequenzen aus der Fortsetzung der bisherigen Politik durch die Bundesregierung. Lafontaine könne sich vorstellen in einem neuen Linksbündnis für die Bundestagswahl zu kandidieren. Unglücke kommen gewöhnlich selten allein. Zuerst geht die Wahl in Nordrhein-Westfalen verloren und dann kommt der SPD auch noch ihr ehemaliger Vorsitzender abhanden. Oskar Lafontaine hat heute erklärt er werde die Partei verlassen. Manch einer fügt an der Stelle sofort ein gedanklich "Endlich" an, denn kokettiert hatte Lafontaine oft genug damit. Heute, am Tag zwei des Neuwahlschocks, war die Zeit offenbar reif. Lafontaine hat angekündigt wenn es gelänge, bis zur Wahl ein linkes Parteienbündnis aus PDS und Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit zu bilden, dann sei er dabei. Die SPD fackelte nicht lange, ihr Generalsekretär ließ uncharmant per Presseerklärung verbreiten "Oskar, geh jetzt und hör auf, der SPD zu schaden". Könnte allerdings sein, das gehen und schaden auch gleichzeitig funktioniert. Heiner Heller berichtet. Oskar Lafontaine macht sich auf den Weg die SPD zu spalten. Sozialdemokrat will er wohl bleiben, nur nicht mehr in jener Partei deren Vorsitzender er mal war. Mannheim 1995: Nach einer flammenden Rede auf dem Parteitag fliegen ihm erst die Herzen und dann die Stimmen der Genossen zu. Mit dem Putsch gegen Scharping erklimmt Lafontaine den Vorsitz. Männerfreundschaft 1998, kurz nach diesem Waldspaziergang ist klar, Schröder wird Kanzlerkandidat. Lafontaine fühlt sich als Architekt des Machtwechsels. Am Ziel, erstmals gewinnt 1998 eine rot-grüne Koalition die Bundestagswahl. Lafontaine wird Superminister für Wirtschaft, Arbeit und Finanzen. Ein halbes Jahr später schmeißt er Ministeramt und Parteivorsitz hin und flüchtet ins Private. Spätestens seit 99 passt ihm der Kurs des Kanzlers nicht mehr. Und so ist es geblieben, aus dem politischen Abseits zielt Lafontaine auf alte Genossen und umgibt sich mit neuen. Wie sehen die Lafontaines Chancen? Gregor Gysi, PDS: "Die Idee von Oskar Lafontaine finde ich hervorragend für das Jahr 2006 aber da hat Schröder wieder einmal einen Strich durch die Rechnung gemacht indem er das einfach vorverlegt hat. Es geht manches zeitlich nicht so, wie man es sich vorstellt." Lothar Bisky, PDS-Vorsitzender: "Ich bin gesprächsbereit, ich werde auch nichts tun was eine Zusammenarbeit irgendwie belasten könnte, ich muß es nur so machen das es auch seriös ist und praktikabel ist. Ob das bis zu diesem Termin geht weiß ich nicht." Eher angriffslustig als gesprächsbereit geht Lafontaine ins nächste Fernsehinterview. Aus Berlin verfolgen auch ausgesprochen Schröder-kritische bekennende linke Sozialdemokraten seinen neuen Weg mit Ärger und Unverständnis. Florian Pronold, SPD: "Die politische Naivität ist eigentlich erschreckend. Für jemanden der mal Parteivorsitzender der stolzesten und ältesten Partei in Deutschland war." Sigrid Skarpelis-Sperk, SPD: "Wir haben mit Spaltungen in der sozialen Bewegung in verschiedenen anderen Ländern aber auch in Deutschland Erfahrungen gemacht. Diese politischen Spaltungen hat die Linke immer bitter bezahlt." Und auch in der SPD-Zentrale findet keiner öffentlich ein gutes Wort für den ehemaligen Vorsitzenden. Schon gar nicht alte politische Schwergewichte auf der Suche nach neuen Aufgaben in der Partei. Sigmar Gabriel, SPD: "Der müßte wissen, dass eine Spaltung in der Linken und in der Sozialdemokratie jedenfalls nie den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern geholfen hat sondern immer nur der politisch Rechten." Den Bundeskanzler hat Lafontaine nicht sehr erschreckt. "Ach so", mehr mochte Gerhard Schröder zum Parteiaustritt des ehemaligen Vorsitzenden nicht sagen. Über seinen Parteiaustritt sprach Anne Will mit Oskar Lafontaine.

Sendungsbild der tagesthemen
Player: videoOskar Lafontaine verlässt die SPD
tagesthemen, 22:30 Uhr, tagesthemen, 24.05.2005 22:30 Uhr