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Stand: 13.04.2008 16:28 Uhr

Der Chef der Bundesanstalt für Arbeit, Florian Gerster, hat sich erstmals vor einer größeren Öffentlichkeit zu den Vorwürfen gegen sich geäußert. Er wolle den umstrittenen Beratervertrag mit der Medienfirma WMP auf seine Rechtmäßigkeit untersuchen lassen, sagte Gerster am Abend in Berlin. Gerster verteidigte zugleich den Beschluss, den Auftrag für eine Kommunikationsberatung nicht auszuschreiben. "Wir haben keinen Grund, Zweifel an unserer Entscheidung zu haben", betonte der BA-Chef. Zuvor hatte bereits der Bundesrechnungshof eine Prüfung dazu angekündigt, ob die BA zu Recht auf eine Ausschreibung verzichtet hatte. Rainald Becker berichtet: Ganz bescheiden zu Fuß war der Chef der Bundesanstalt für Arbeit heute in Berlin unterwegs. Für den Bundestagsausschuss Wirtschaft und Arbeit hatte er keine Zeit, wohl aber für Vier-Augen-Gespräche mit Abgeordneten. Den Bewies das eine Image-Kampagne wirklich notwendig ist trat der Chef gleich selbst an - er musste sich vor dem Reichstag ausweisen. Rund eine Stunde war Gerster dann beim FDP-Abgeordneten Niebel. Natürlich ging es in den vertraulichen Gespräch auch um die Verschwendungsvorwürfe. Eindrücke danach: Dirk Niebel, FDP-Fraktion: Ich sehe die Problematik vielschichtig. Vordergründig ist die Ausgabe ein Zeichen für mangelnde politische Sensibilität in dem Umfeld von Leistungskürzungen und Abbaumaßnahmen die notwendig sind. Darüber hinaus stellt sich mir immer die Frage - wem nützt es denn, auch unter anderem das das bekannt geworden ist? Offenkundig gibt es in der Bundesanstalt interessierte Kreise denen der Reformwillen von Herrn Gerster deutlich zu weit geht und die ihn loswerden wollen. Reformunwillige aus der BA sollen die Sache ins rollen gebracht haben. Diese Verschwörungstheorie wollte Florian Gerster am Abend nicht bestätigen - er beklagte sich lieber über die, so wörtlich, skandalisierende Berichterstattung, die zu einer beispiellosen Kampagne geführt habe. Florian Gerster, Vorstandsvorsitzender BA: Ob es Menschen gibt die mich loswerden wollen weiß ich nicht, auf jeden Fall gibt es Trittbrettfahrer in der Politik die sich auf eine inszenierte Medienkampagne gerne aufschwingen und dann nach der ersten dpa-Meldung bereits mit einer Rücktrittsforderung gerne selbst zitiert werden. In der Sache wies der BA-Chef alle Kritik von sich. Er verteidigte das Honorar von 1,3 Millionen Euro an die Firma WMP und dessen Geschäftsführer Schiphorst, ebenso wie die Vergabe des Auftrages ohne Ausschreibung. Florian Gerster, Vorstandsvorsitzender BA: Gleichwohl kann man über das Vergabeverfahren, wenn man diese Eilbedürftigkeit nicht kennt, unterschiedlicher Auffassung sein. Deswegen sind wir uns auch einig, Vorstand und Verwaltungsrat, das das Verfahren überprüft wird. Ganz folgenlos bleibt die öffentliche Kritik also nicht. Unterstützung für Gerster kam am Nachmittag vom Wirtschaftsminister, der eilte vor Kameras und Mikrofone um die Notwendigkeit einer Kommunikationsberatung für die Bundesanstalt zu erklären. Wolfgang Clement, SPD, Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit: Das geht darum die Instrumente, die Möglichkeiten, zum Beispiel die neuen Beschäftigungsmöglichkeiten publik zu machen, zu denen zu bringen die Arbeit suchen. Das ist etwas völlig anderes als eine PR-Kampagne - das hat mit einer PR-Kampagne wenig zu tun, sondern das ist Teil der Arbeitsvermittlung. Das Vertrauen seines Ministers hat er also und allzu sehr scheint Florian Gerster die Medienkampagne nicht zugesetzt zu haben - Sekt trinken jedenfalls geht schon wieder.

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tagesthemen, 22:30 Uhr, tagesthemen, 25.11.2003 22:30 Uhr