Bundestag wählt Schröder erneut zum Bundeskanzler
Stand: 12.10.2007 08:07 UhrGerhard Schröder ist am Dienstag, genau vier Wochen nach der Bundestagswahl, erneut zum Bundeskanzler gewählt worden. Schröder erhielt 305 Stimmen. Da die SPD und Grüne aber 306 Abgeordnete im neuen Bundestag stellen, stimmte ein Vertreter der Regierungskoalition gegen Schröder. Am Nachmittag wurde der Bundeskanzler genau wie die Minister des Kabinetts von Bundespräsident Johannes Rau vereidigt. Am Abend traf das neue Kabinett bereits zu einer ersten Sitzung zusammen. Werner Sonne berichtet. Die Stunde Null der neuen Regierung. Leere Ministerplätze. Ob alles glatt gehen wird noch ungewiss. Auch der Kanzler räumt später ein: Gerhard Schröder, SPD, Bundeskanzler: "Denn selbst wenn man weiß, dass die Koalition diszipliniert ist, und auch alle zusammen da waren, bleibt ein Rest von Unsicherheit, der einen schon ein bisschen nervös sein lässt. Ich denke, dass wird jeder verstehen, dass das so ist." Am Morgen Zähl-Appell. Des Kanzlers Hilfstruppen machen in Optimismus. Franz Müntefering, SPD-Fraktionsvorsitzender: "Es sind jetzt alle 251 sozialdemokratischen Abgeordneten hier, die 55 der Grünen auch, das sind 306. Das ist also die Mindestgröße dessen, was wir gleich im deutschen Bundestag bei der Kanzlerwahl erreichen können und wollen." Die Mehrheit ist knapp, die Abstimmung ist geheim. Werden wirklich alle Gerhard Schröder ihre Stimme geben, der in seiner ersten Amtszeit vielen im eigenen Lager auf die Füße getreten hat. Die Abstimmung läuft. Schröder sucht Kontakt zu seinen engsten Vertrauten. Dann der Augenblick der Wahrheit. Das Ergebnis: Wolfgang Thierse, SPD, Bundestagspräsident: "Mit "Ja" haben gestimmt 305." Es reicht. Aber eine Stimme aus dem eigenen Lager fehlt - ein Dämpfer. Es bleibt unklar, wer sich da verweigert hat. Unter den Gratulanten auch die neue Oppositionsführerin Angela Merkel. Der Kanzler weiß, er hat gewonnen, aber er hat nur eine hauchdünne Mehrheit. Er muss sich irgendwie auch mit der Opposition arrangieren. Deshalb versucht er noch vor seiner Verteidigung Brücken zu schlagen. Gerhard Schröder, SPD, Bundeskanzler: "Ich gehe davon aus, dass, wenn es um existentielle Fragen geht, die außerhalb des Streites, der üblich ist, bleiben müssen, dass man dann auch mit der Opposition reden wird. Ich werde selbst auch die Vorsitzenden der Oppositionsfraktionen einladen, um mit Ihnen zu reden. Das ist eine blanke Selbstverständlichkeit." Angela Merkel, CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende: "Seine Worte höre ich wohl. Wir werden allerdings gucken, welche Taten dem folgen. Wir haben in den ersten Wochen der Konstituierung des Parlaments keine besonders guten und weitherzigen Eindrücke gehabt von der SPD-Fraktion und von den Grünen. Aber schauen wir mal. Ich bin natürlich dazu bereit." Interessante Signale hinüber und herüber zum Auftakt einer schwierigen Legislaturperiode. Gerhard Schröder soeben vereidigt, fällt gerade noch rechtzeitig ein, dass sein Platz jetzt wieder auf der Regierungsbank ist.
