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Konsequenzen der Borer-Affäre

Stand: 12.10.2007 08:24 Uhr

Die Verbreitung der angeblichen Sex-Affäre um den im April zurückgetretenen Schweizer Botschafter in Deutschland, Thomas Borer-Fielding, hat zwei der verantwortlichen Journalisten ihre Stellen gekostet. Der Chefredakteur und die Berliner Reporterin des Züricher "Sonntags-Blick" nahmen ihre Hüte. Die Schweiz hat unterdessen offenbar einen neuen diplomatischen Skandal. Der eidgenössische Botschafter in Luxemburg wurde einem Zeitungsbericht zufolge bereits am Montag in seinem Heimatland verhaftet. Hanni Hüsch berichtet: Solche Diplomaten wünschen sich die Eidgenossen. Schön bescheiden, am besten gänzlich unscheinbar. Das erfüllt der neue Schweizer Botschafter Baumann, ein Karriere-Diplomat aufs Feinste. Dieser Mann war ihnen irgendwie zu flott, zu frei vor Kameras. Thomas Bohrer-Fielding, bis April Zürichs Mann in Berlin, heute in geschäftlicher Mission unterwegs. Den Abgang des "Sonntags-Blicks"-Chefredakteurs bucht er auf sein Unschulds-Konto, er, das Opfer einer Verleumdungskampagne. Thomas Bohrer, ehemaliger Schweizer Botschafter Berlin: "Ja es ist ja offensichtlich, dass meine Persönlichkeitsrechtes aufs Schwerste verletzt wurden, dass eine Geschichte fingiert wurde, dass ungeheuere Anschuldigungen gegen mich erhoben wurden, die letztendlich zu meiner Abberufung als Botschafter geführt haben, die sich in Luft auflösen." Fünfte Etage im Haus der Bundespressekonferenz, unterwegs zum Zimmer 5204. Hier ist die Deutschland-Korrespondentin vom "Sonntags-Blick" zu Hause. Die Tür ist verschlossen, auch Frau Würzbach ist gegangen. Damit der Verlag zur Ruhe kommt, sagt sie. Und von hier oben aus hat sie immer einen prima Blick gehabt, runter auf die Schweizer Botschaft und die, die in ihr gelebt haben. Also auch auf die Bohrer-Fiedlings. Die waren immer für Spaß und Party zu haben, die Stars in Berlins Promiwelt. Die Ex-Miss-Texas, der Superknaller. Sie genoss Ruhm und Rummel, quiekte vor Vergnügen. Und er, er liebte das auch. Schluss mit dem Mief in Helvetias Täler, Texas sei Dank. Bis zum März. Da brachte der "Sonntags-Blick" die barbusige Jamila und die lieferte deftige Details von Botschafters Brusthaar und heißen Liebesnächten in der Botschaft inklusive eidesstattlicher Erklärung. Der Botschafter nahm erst den Orden, dann seinen Hut und die Geschichte ihren Lauf. Kaum waren drei Monate vergangen, lieferte Jamile per Eidesstatt eine neue Version: da war gar nichts. Man habe ihr in der Schweiz viel Geld versprochen, wenn sie dem Bohrer was anhinge. Was ist los bei "Blick" und "Sonntags-Blick" wo so gern und saftig über Sex-Details geschrieben wurde. Alles Schmu und frei erfunden was Jamila dem Renier-Verlag nach Genf lieferte? Der Chefredakteur des Sonntags-Blatt ist jedenfalls zurückgetreten und die Reporterin in Berlin auch. Alles freiwillig, natürlich, sagt der Verlag, aber das Vertrauensverhältnis sei seit der Bohrer-Affäre schon belastet gewesen, mehr aber nicht. Martin Werfli: "Es ist sicherlich kein Schuldeingeständnis, was den Wahrheitsgehalt der Geschichte anbetrifft." Tja, die Bohrer-Fieldings sind für heute Abend weiter gern gesehene Gäste in Berlin, Jamila darf nicht mehr behaupten, dass Renier ihr Geld anbot, und Thomas Bohrer will klagen, wenn Renier sich nicht entschuldigt. Fortsetzung folgt.

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tagesthemen, 22:35 Uhr, tagesthemen, 11.07.2002 22:35 Uhr