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Westerwelle tritt als Kanzlerkandidat an

Stand: 12.10.2007 06:18 Uhr

Der Parteitag der FDP hat in Mannheim den Vorsitzenden Guido Westerwelle zum ersten Kanzlerkandidaten in der Geschichte der Partei gekürt. Die rund 660 Delegierten sprachen sich nahezu einstimmig für den 40-Jährigen aus. Zuvor hatte Westerwelle den Anspruch seiner Partei unterstrichen, im Bund wieder mitzuregieren und als Wahlziel 18 Prozent ausgegeben. Er selbst kündigte an, sich in Bonn um ein Direktmandat zu bewerben. Seine Rede bedachten die Delegierten mit minutenlangem Beifall. Das ist der neue Superstar der FDP, Guido Westerwelle. Unter seiner Führung wird die Partei zum ersten Mal in ihrer Geschichte ohne Koalitionsaussage und mit ihm als Kanzlerkandidaten in den Wahlkampf ziehen. Guido Westerwelle, FDP-Kanzlerkandidat: "Vor einem Jahr wäre es Übermut gewesen es zu tun, heute wäre es Kleinmut nicht zu tun. Und ich habe ich entschieden. Ich bitt um Ihren Auftrag als Kanzlerkandidat der Freien Demokratischen Partei in die Bundestagswahl für Sie zu gehen." Hans Diedrich Genscher war es, der schon lang vor Möllemann die Idee eines eigenen Kanzlerkandidaten immer wieder diskutiert hat. Jetzt erschien ihm die Zeit reif. Hans Diedrich Genscher, FDP-Ehrenvorsitzender: " Wir nehmen die personelle Herausforderung an. In gleicher Augenhöhe. Es wird niemanden gelingen die Freie Demokratische Partei abzuschieben in die Regionalliga. Auch nicht mit der Inszenierung eines vermeintlichen Präsidentschaftswahlkampfes." Keine Spur von Angst vor Spott und Hohn in einer Partei, die vor einem Jahr noch gegen die Fünf-Prozent-Hürde kämpfte. Mit diesem sogenannten Guido-Mobil will Westerwelle Camping-Plätze und Diskotheken besuchen – ein Symbol für die FDP, als Spaß- und Event- Partei. Guido Westerwelle, FDP-Kanzlerkandidat: "Dieses Mister-Wichtig-Gesicht von manchem Politiker, die meinen, sie müssten aber auch ganz persönlich im Fernsehen permanent ein Gesicht aufsetzen als wären sie höchstpersönlich für die Klimakatastrophe verantwortlich. Ich finde, das ist doch nicht die Art und Weise wie wir Wahlkampf machen wollen. Das Ziel, Deutschland zu erneuern, ist ernst. Der Weg ist dorthin wird von uns mit Fröhlichkeit beschritten werden." Viele Alt-Liberale sorgen sich um die Balance in der FDP zwischen seriöser Programm- und Gag-Partei. Burkard Hirsch, FDP: "Ich habe den Eindruck, dass das eine Generationsfrage ist. Manches, was ich nie machen würde, kommt bei jungen Leuten gut an. Und die sagen, was hast Du eigentlich dagegen. Zum Beispiel Container oder die 18 unter den Schuhsohlen." Die FDP strotzt derzeit vor Selbstbewusstsein. Zehn Prozent neue Mitglieder, allein im letzten Jahr. Möllemanns "Projekt 18%" hat ihr einen Motivationsschub verliehen und die Partei scheint mit dem Zeitgeist zu segeln, von der Ablösung der 68er durch die Generation Golf. Daniel Bahr, Vorsitzender der Jungen Liberalen: "Weil die Mischung aus den richtigen Inhalten, aber auch dem richtigen Lebensgefühl bei jungen Leuten gut ankommt. Sie wollen nicht irgendwelche großideologischen Debatten, wie bei den Grünen oder der SPD, hören und sie wollen nicht ein biederes Leben von den Konservativen erleben." Das Wahlprogramm ist radikaler und kantiger als das der Volkspartei. Im Zentrum der Forderungen, nach einem vereinfachten dreistufigen Steuersystem , mit Sätzen von 15, 25 und höchstens 35 Prozent. Unklar ist bisher nur, wie es finanziert werden soll.

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tagesthemen, 23:15 Uhr, tagesthemen, 12.05.2002 23:15 Uhr