Coronavirus-Pandemie ++ Mehr Intensivpatienten befürchtet ++
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft rechnet mit mehr Intensivpatienten. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 1758. Die Behörden in Shanghai wollen trotz vieler Neuinfektionen auf einen Lockdown verzichten. Der Liveblog vom Samstag zum Nachlesen.
- Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 1758
- Deutsche Krankenhausgesellschaft rechnet mit mehr Intensivpatienten
- Immunologe: Durchbruchsinfektionen erhöhen Immunität erheblich
- Lindner offen für Neupriorisierung von EU-Corona-Fonds
- Shanghai plant laut Behörden keinen Lockdown
Ende des Liveblogs
Wir beenden an dieser Stelle für heute den Liveblog. Vielen Dank für Ihr Interesse.
Hamburg: Demo gegen Corona-Maßnahmen
Laut Polizei sind rund 2500 Menschen zur Kunsthalle gekommen, um gegen die Corona-Auflagen zu protestieren. Die Kundgebung bei der Kunsthalle stand unter dem Motto "Wir schützen die Verfassung! Sofortige Beendigung des Ausnahmezustandes und aller Pandemiemaßnahmen. Wiederherstellung der Grund- und Menschenrechte für Alle."
Angemeldet hatte die Demonstration der Verein UMEHR, der vom Hamburger Verfassungsschutz als verfassungsfeindlich eingestuft und beobachtet wird.
Mehr Investition in regionale Krabbenverarbeitung
Niedersachsen will Krabben aus der Nordsee künftig regional verarbeiten anstatt sie wie bislang zum Pulen nach Marokko zu schicken. Agrar- und Fischereiministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) überreichte in Greetsiel einen Förderbescheid über 2,3 Millionen Euro an das Thünen-Institut für Seefischerei in Bremerhaven. Es arbeitet gemeinsam mit der Universität Göttingen und einem Fischereiunternehmen an einem Prototypen für eine Krabbenpulmaschine.
Künftig könnte die komplette Wertschöpfungskette für Krabben wieder in Niedersachsen verarbeitet werden und damit die regionale Wirtschaft beleben, sagte Otte-Kinast. Bislang werden große Teile des Krabbenfangs in Marokko gepult. Die Umsetzung des Forschungs- und Entwicklungsvorhabens soll drei Jahre dauern.
Die wirtschaftliche Lage der Krabbenfischer sei durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Kriegs in der Ukraine in Schieflage geraten. "Wir wollen unsere regionalen Wertschöpfungsketten stärken, um die Fischerei insgesamt widerstandsfähiger gegen Krisen zu machen“, betonte Otte-Kinast.
Wechsel von Schwedens Chef-Epidemiologen zur WHO offenbar noch unklar
Der Wechsel von von Schwedens Chef-Epidemiologen Anders Tegnell zur WHO scheint offenbar doch noch nicht perfekt zu sein. "Das Verfahren zu Anders' neuem Posten hat leider länger gedauert wegen eines Missverständnisses unsererseits hinsichtlich des administrativen Procedere", sagte der Sprecher der schwedischen Gesundheitsbehörde FHM, Christer Janson, der Nachrichtenagentur AFP. Anders als von der Behörde angenommen sei das Berufungsverfahren noch nicht abgeschlossen.
Die FHM hatte vor zweieinhalb Wochen verkündet, der umstrittene Epidemiologe wechsele auf einen Posten, auf dem er als "führender Experte" in einem neuen WHO-Team für die Koordination der Zusammenarbeit mit dem UN-Kinderhilfswerk Unicef und der internationalen Impfallianz Gavi zuständig sei. Später berichtete die schwedische Zeitung "Svenska Dagbladet" aber, die FHM habe die Mitteilung als voreilig anerkennen müssen. Behördensprecher Janson antwortete AFP auf die Frage, ob Tegnells Ernennung durch die WHO dennoch erfolgen werde: "Die Behörde hat derzeit keine weiteren Informationen. Wir hoffen, dass es möglich sein wird, eine Lösung zu finden." Tegnell ist maßgeblich für die schwedische Sonderstrategie im Umgang mit der Corona-Pandemie verantwortlich. Schweden setzte vor allem auf freiwillige Maßnahmen der Bürger und verzichtete auf rigorose Schritte.
Ist der Wechsel zur WHO doch noch nicht perfekt? Schwedens Chef-Epidemiologe Anders Tegnell.
Behörden in Shanghai wollen auf Lockdown verzichten
Trotz steigender Corona-Infektionszahlen wollen die Behörden der chinesischen Wirtschaftsmetropole Shanghai auf einen umfassenden Lockdown verzichten. Eine "vollständige Stilllegung" von Shanghai würde dazu führen, "dass viele internationale Frachtschiffe im Ostchinesischen Meer umhertreiben würden", sagte Wu Fan, ein Mitglied der Corona-Taskforce von Shanghai, bei einer Pressekonferenz, meldet die Nachrichtenagentur AFP. "Dies hätte Auswirkungen auf die ganze nationale und die globale Wirtschaft."
China verfolgt eine strikte Null-Covid-Strategie und reagiert auf regionale Infektionsausbrüche mit drastischen Maßnahmen. Die Behörden der 25-Millionen-Einwohner-Metropole Shanghai setzen auf weniger harte Maßnahmen wie rotierende zweitägige Lockdowns für einzelne Stadtviertel sowie Massentests. Am Samstag kündigten die Behörden der Stadt an, Corona-Selbsttests in der Bevölkerung zu verteilen. Selbsttests waren in China lange Zeit nicht erhältlich gewesen. Für Shanghai meldeten die Behörden am Samstag 2269 Neuinfektionen mit dem Coronavirus. Dies entspricht rund 40 Prozent aller landesweit registrierten Neuansteckungen.
Die Behörden der 25-Millionen-Einwohner-Metropole Shanghai wollen trotz vieler Neuinfektionen auf einen Lockdown verzichten.
Corona-Hotspot-Regel: Weil würde gerne an Maskenpflicht festhalten
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil würde gern sein ganzes Bundesland zum Corona-Hotspot erklären, um damit einige Corona-Regeln über den 2. April hinaus verlängern zu können. Ihm seien aber durch das Bundesinfektionsschutzgesetz die Hände gebunden, sagte der SPD-Politiker der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. "Es bräuchte schon entweder ein besonders gefährliches Virus, was wir momentan zum Glück nicht haben. Oder das Kriterium der drohenden Überlastung des Gesundheitssystems müsste erfüllt sein. Auch das aber sehen wir einstweilen nicht“, sagte Weil und fügte hinzu: "Aber wenn ich könnte, würde ich für Niedersachsen sehr gerne beispielsweise an der allgemeinen Maskenpflicht festhalten. Aber bei einem nüchternen Blick auf den Gesetzestext gibt das die derzeitige Situation nun einmal nicht her."
Nach dem Infektionsgesetz des Bundes sind bis auf die Maskenpflicht in Bussen und Bahnen sowie in Krankenhäusern und Pflegeheimen kaum noch Corona-Schutzmaßnahmen vorgesehen. Weitergehende Vorgaben sind nach dem 2. April nur noch in sogenannten Corona-Hotspots möglich.
Lindner offen für Neuausrichtung von Corona-Wiederaufbaufonds der EU
Bundesfinanzminister Christian Lindner ist mit Blick auf den Ukraine-Krieg bereit für eine Neuausrichtung des Corona-Wiederaufbaufonds. "Angesichts der veränderten Lage bin ich offen dafür, die vorhandenen Mittel zu priorisieren", sagt der FDP-Chef der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Nötig seien "Investitionen in Infrastruktur, Energie und Wettbewerbsfähigkeit, aber nicht mehr Staatskonsum und verschobene Reformen". Neue Gemeinschaftsfonds benötige die EU nicht.
Der Wiederaufbaufonds in Höhe von 750 Milliarden Euro war im vergangenen Jahr aufgesetzt worden, um die Folgen der Corona-Krise besser bewältigen zu können.
Inzidenz steigt auf 1758
Das Robert Koch-Institut verzeichnet 252.026 Neuinfektionen binnen 24 Stunden. Das sind 8213 weniger als am Samstag vor einer Woche. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 1758,4. Weitere 278 Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Seit Beginn der Pandemie sind es damit 128.388.
Immunologe: Durchbruchsinfektionen erhöhen Immunität erheblich
Durchbruchinfektionen mit der Omikron-Variante des Coronavirus erhöhen nach Angaben des Immunologen Carsten Watzl den Immunschutz Geimpfter erheblich. "Eine Infektion ist wie eine einzelne Impfdosis", sagte Watzl der "Augsburger Allgemeinen". "Für Geimpfte wirkt sie wie ein Booster mit einem angepassten Impfstoff", so Watzl.
Die momentan hohe Zahl an Infektionen und der damit einhergehende Immunschutz kann sich nach Ansicht des Generalsekretärs der Deutschen Gesellschaft für Immunologie im Herbst auszahlen - "wenn keine neue gefährlichere Variante kommt". Ob dann eine Impfpflicht überhaupt noch nötig sei, lasse sich derzeit nicht beantworten. Bleibe Omikron die vorherrschende Variante, komme man vermutlich auch ohne Impfpflicht vergleichsweise gut durch die kalte Jahreszeit.
Wissing empfiehlt weiterhin Masken in Bus und Bahn
Verkehrsminister Volker Wissing rät zum weiteren Tragen von Corona-Schutzmasken in Bus und Bahn, auch wenn dies nicht mehr verpflichtend ist. Die Maskenpflicht solle "so bald wie möglich" fallen, sagte der FDP-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Ich halte trotzdem viel davon, die Masken in Bus und Bahn weiter zu tragen." Die Aufhebung der Maskenpflicht bedeute kein Maskenverbot. Die FDP setzt im weiteren Pandemieverlauf auf mehr Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger.
DFB-Elf spielt erstmals wieder in vollem Stadion
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft kann das WM-Jahr gegen Israel in einem voll besetzten Stadion eröffnen. Alle 25.600 Karten für das Länderspiel am Abend in Sinsheim konnte der DFB verkaufen. Es ist das erste Heimspiel der Nationalelf vor vollen Rängen seit dem Beginn der Corona-Pandemie 2020.
Mehr Intensivpatienten befürchtet
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) erwartet wegen hoher Corona-Inzidenzen einen Anstieg der Zahl von Intensiv-Patienten. Die Intensivbelegung habe sich etwas vom Infektionsgeschehen abgekoppelt, aber nicht vollständig, sagte DKG-Vorstandsvorsitzender Gerald Gaß dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: "Denn auch auf den Intensivstationen werden wir in den kommenden Wochen wieder stärker steigende Patientenzahlen verzeichnen."
Problematisch sei die Situation für die Kliniken vor allem durch Personalausfälle. "Drei von vier Krankenhäusern müssen Leistungen einschränken, weil Personal ausfällt. Das liegt an Infektionen, Quarantäne oder Betreuung von positiv getesteten Kindern", sagte Gaß.
Die Gesamtsituation mache deutlich, "dass die Corona-Pandemie noch lange nicht vorbei ist", sagte der Verbandschef weiter und forderte vom Bund Klarheit über die finanzielle Absicherung der Krankenhäuser bis Jahresende.