Blick auf eine Pegelstandsanzeige in der Wümme
liveblog

Unwetter in Deutschland ++ Lemke für Hochwasserschutzgesetz ++

Stand: 03.06.2024 23:48 Uhr

Angesichts der Überflutungen fordert Bundesumweltministerin Lemke ein Gesetz zum besseren Schutz vor Hochwasser. In Baden-Württemberg haben Einsatzkräfte zwei Leichen aus einem Keller geborgen. Die Entwicklungen im Liveblog zum Nachlesen.

03.06.2024 • 23:48 Uhr

Ende dieses Liveblogs

Für heute schließen wir den Liveblog zum Hochwasser. Vielen Dank für Ihr Interesse.

Den neuen Liveblog finden Sie hier.

Der Landkreis Rosenheim in Oberbayern hat die Bürgerinnen und Bürger angesichts des Hochwassers dazu aufgerufen, zu Hause zu bleiben. "Es besteht eine akute Gefahr für Leib und Leben", hieß es in einer Mitteilung der Behörde. Die Menschen sollten den Aufenthalt im Freien vermeiden, sich von offenen Gewässern fernhalten und die Rettungskräfte nicht bei ihrer Arbeit behindern.

In der Innenstadt von Regensburg soll am Abend eine Häuserzeile evakuiert werden. Betroffen seien rund 200 Menschen, teilte eine Sprecherin mit. Der Untergrund der direkt an der Donau gelegenen Werftstraße sei durch den hohen Grundwasserspiegel stark aufgeweicht. Deswegen bestehe die unmittelbare Gefahr, "dass die Hochwasserschutzelemente keinen Halt mehr haben, schlagartig versagen und die Straße geflutet wird".

Für Bürgerinnen und Bürger, die keine Unterkunftsmöglichkeit haben, stehe eine Sporthalle als Notquartier zur Verfügung. Es werde ein Busshuttleverkehr eingerichtet, hieß es. Wie lange die Maßnahme dauern werde, sei nicht absehbar.

"Der Pegel ist in den letzten Stunden weiter nach oben gestiegen", Corinna Ballweg, BR, über die Hochwasserlage in Regensburg

tagesthemen, 03.06.2024 21:35 Uhr
03.06.2024 • 20:52 Uhr

Brennpunkt zum Hochwasser im Süden

Der Starkregen verwandelt nach wie vor kleine Bäche in reißende Flüsse. Für die Menschen und die Helfer vor Ort eine lebensbedrohliche Herausforderung. Der Brennpunkt zeigt, wie Hilfsdienste unermüdlich gegen die Wassermassen kämpfen und Einwohner versuchen, sich in Sicherheit zu bringen.

Brennpunkt: Hochwasser - Dramatische Lage im Süden

Brennpunkt, 03.06.2024 20:15 Uhr

Die deutschen Mountainbike-Meisterschaften im bayrischen Obergessertshausen fallen aus. Wie der Bund Deutscher Radfahrer mitteilte, können die für das kommende Wochenende geplanten Rennen im Cross Country wegen des Hochwassers in Bayern nicht stattfinden und müssen verlegt werden.

Feuerwehrleute haben in Ebersbach an der Fils mehr als elf von Fluten eingeschlossene Menschen gerettet. Amdere hätten sich zudem selbst oder mithilfe von Nachbarn in Sicherheit bringen können, sagte ein Sprecher des Landkreises Göppingen. Einige Straßen seien bis zu drei Meter überflutet und zahlreiche Gebäude evakuiert worden. Nennenswert verletzt worden sei nach aktuellem Stand aber niemand.

Auslöser der Rettungsaktion war der Bach Sulpach: Durch Starkregen sei er in der Nacht zu einem reißenden Fluss geworden und habe mehrere Straßenzüge eines Wohngebiets überschwemmt. Die Retter fürchteten den Angaben zufolge um die Sicherheit der dort lebenden Menschen. Zahlreiche Notrufe seien eingegangen. Das Wasser sei aber so schnell gestiegen und die Strömung so stark gewesen, dass die örtliche Feuerwehr sie nicht mehr rechtzeitig hätten in Sicherheit bringen können. 

Zusätzlich erschwert wurde die Lage demnach dadurch, dass auch das Feuerwehrhaus unter Wasser stand. Da keine Hubschrauber zur Verfügung standen, wurden Strömungsretter der Feuerwehr Stuttgart angefordert, um zu den eingeschlossenen Personen vorzudringen. 

Die beiden beim Hochwasser in Schorndorf ums Leben gekommenen Menschen haben nach Polizeiangaben versucht, Wasser aus dem Keller abzupumpen. Es handele sich um einen 58-jährigen Hausbewohner und seine 84 Jahre alte Mutter, teilte die Polizei mit. Laut Zeugenaussagen seien beide am Sonntagabend damit beschäftigt gewesen, in das Haus eingedrungenes Wasser im Keller abzupumpen. Wie es letztlich zu dem Unglück kam, sei derzeit noch nicht bekannt.

Wegen heftigen Starkregens und aus Sorge vor Überschwemmungen haben am Nachmittag etwa 100 Menschen im oberbayerischen Landkreis Miesbach ihre Häuser verlassen. Angeordnete Evakuierungen seien bisher aber nicht absehbar, teilte das Landratsamt mit. Zwei Turnhallen im Landkreis seien für den Fall der Fälle dennoch vorbereitet worden. Insgesamt seien Rettungskräfte im Zusammenhang mit dem Starkregen am Montag im Landkreis 118 Mal im Einsatz gewesen.

Der Landkreis Rosenheim hat angesichts des Dauerregens am Abend den Katastrophenfall ausgerufen. "Die Maßnahme ermöglicht uns die Anforderung überörtlicher Kräfte sowie eine schnellere und effizientere Koordinierung der Einsatzkräfte, um der zu erwartenden Lage gerecht werden zu können", sagte Landrat Otto Lederer (CSU).

Die Pegelstände der Bäche und Flüsse im Landkreis seien im Verlauf des Nachmittags weiter gestiegen. Einsatzkräfte von Feuerwehr und THW seien mit einem Großaufgebot unterwegs. In der Gemeinde Rohrdorf wurde am Abend die Evakuierung von Häusern in einer Wohnstraße vorbereitet. Rund 60 Menschen seien betroffen.

Vollgelaufene Keller und Unterführungen würden insbesondere aus Bad Feilnbach und Raubling gemeldet, hieß es. Bad Feilnbach sei mit dem Auto nur noch schwer zu erreichen. In Thansau konzentrierten sich die Einsatzkräfte auf ein Altenheim, in das Wasser einzudringen drohte.

Angesichts der schweren Überflutungen in Bayern und Baden-Württemberg fordert Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) ein neues Gesetz zum besseren Schutz vor Hochwasser in Deutschland. "Es wird immer deutlicher, dass wir uns gegen die Folgen der Klimakrise besser schützen müssen", teilte die Ministerin schriftlich mit. "Dafür brauchen wir auch ein neues Hochwasserschutzgesetz", so Lemke. Hierzu gebe es bereits "intensive Gespräche" mit den Bundesländern.

Lemke betonte den großen Handlungsbedarf. In Deutschland und weltweit würden Starkregen und Hochwasser "immer häufiger und heftiger". Um die Schäden möglichst gering zu halten, brauche das Land "starke Deiche und einen gut ausgestatteten Katastrophenschutz". Zur Vorsorge brauche es "mehr intakte Natur und natürliche Überschwemmungsflächen", erklärte Lemke. Natürliche Hochwasserschutzanlagen, etwa Deichrückverlegungen, könnten Hochwasser abmildern und die Flusspegel entlasten.

Höchste Hochwasserstufe 4 in Bayern - Wucht der aktuellen Flut überrascht die Menschen

Moritz Batscheider, BR, tagesschau, 03.06.2024 17:00 Uhr

Im vom Hochwasser besonders betroffenen oberbayerischen Landkreis Pfaffenhofen fallen die Pegelstände der Flüsse. Der Pegelstand der Paar sei "leicht fallend", teilte das Landratsamt Nachmittag mit. In Geisenfeld falle er sogar "massiv". Die Lage war den Angaben zufolge aber nach wie vor angespannt.

250 Menschen, die ihre Häuser hatten verlassen müssen, sind noch in der Turnhalle in Reichertshofen untergebracht. Auch die Stromversorgung ist noch nicht überall wieder hergestellt.

Im schwäbischen Asbach-Bäumenheim droht ein durchweichter Damm zu brechen und den Ortsteil Hamlar zu überfluten. "Die Bevölkerung wird gebeten, das Gebiet in Hamlar umgehend zu verlassen, da zu befürchten ist, dass Hamlar vom Wasser umschlossen wird", teilte das Landratsamt in Donauwörth am Nachmittag mit.

Bereits am Vormittag hatte die Behörde für zwei weitere Orte im Kreis Donau-Ries, Heißesheim und in Auchsesheim, eine ähnliche Warnung herausgegeben und die Menschen zum Verlassen ihrer Häuser aufgefordert. "Mit einer Überflutung der gesamten Ortsgebiete muss gerechnet werden", berichtete das Landratsamt.

Im baden-württembergischen Dörzbach sind Feuerwehr und Polizei ausgerückt, um einen Mann aus seinem Auto zu befreien. Der 54-Jährige sei am Sonntagmorgen auf den überschwemmten Sportplatz gefahren, um sich das Hochwasser aus der Nähe anzuschauen, teilte die Polizei Heilbronn mit. Schon nach wenigen Metern sei der Wagen stehen geblieben. Bis zu den Seitenscheiben habe er unter Wasser gestanden. Der Fahrer habe schließlich die Rettungskräfte gerufen. Er wurde nicht verletzt, muss aber laut Polizei mit einer Kostenrechnung für den Einsatz rechnen.

Wegen eines Dammbruchs an der Amper im nördlichen Oberbayern haben am Montag Menschen in der Nähe des Flusses Gebäude verlassen müssen. Es gehe um ein Gebiet bei Moosburg an der Isar (Landkreis Freising), teilte das Landratsamt mit.

Wie viele Menschen und Gebäude von der Evakuierung wegen der Überflutung betroffen sind, blieb zunächst unklar.  Die Pegelstände der Amper hatten zuvor nach Angaben des Landratsamts die historischen Höchstwerte überschritten. Am Vormittag lag der Pegelstand bei Inkofen demnach bei 3,98 Meter - der vorige Höchststand aus dem Jahr 1994 lag demnach bei 3,66 Meter. 

Bei dem Hochwasser in Baden-Württemberg sind zwei Menschen ums Leben gekommen. Wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums in Aalen sagte, wurden in einem Haus in Schorndorf im Rems-Murr-Kreis die Leichen eines Mannes und einer Frau gefunden. Einsatzkräfte hätten zwei Leichen aus einem leer gepumpten Keller geborgen. Der Keller sei zuvor aufgrund des Hochwassers vollgelaufen.

Damit erhöht sich die Zahl der bei dem aktuellen Hochwasser in Süddeutschland ums Leben gekommenen Menschen auf mindestens vier, nachdem bereits in Bayern zwei Tote geborgen worden waren.

Die Menschen im Land müssen sich nach Worten von Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann auf immer häufigere Hochwasserlagen einstellen. "Wir müssen damit rechnen, dass wir so was häufiger bekommen", sagte der Grünen-Politiker bei einem Besuch in der besonders betroffenen Gemeinde Meckenbeuren. Das sei schlicht ein Ergebnis des Klimawandels. Verglichen mit Bayern sei Baden-Württemberg diesmal mit einem blauen Auge davongekommen, so der Regierungschef. Aber im Norden des Landes sei die Lage noch "höchst prekär".

Angesichts der neuerlichen Hochwasser in Deutschland hält Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mehr Anstrengungen beim Klimaschutz für nötig. "Wir werden also die Aufgabe, den menschengemachten Klimawandel aufzuhalten, nicht vernachlässigen dürfen", sagte Scholz bei einem Besuch im vom Hochwasser betroffenen Reichertshofen in Bayern. Angesichts mehrerer Hochwasser in diesem Jahr sagte Scholz, es handle sich nicht mehr um singuläre Ereignisse, solche Katastrophen träten vermehrt auf. Deshalb müsse die Politik handeln. Der Bundeskanzler stellte den Betroffenen in Bayern Hilfen des Bundes in Aussicht. In der aktuellen Hochwasserlage werde der Bund beim Einsatz unterstützen.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte bei dem gemeinsamen Besuch mit Scholz in der Gemeinde im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm, aktuell seien 20.000 Helfer allein in Bayern im Einsatz. Mehr als 3.000 Menschen hätten ihre Wohnungen und Häuser verlassen müssen. Das bayerische Kabinett wolle sich am Dienstag mit der Hochwasserlage und Hilfen für die Betroffenen befassen. "Wir werden beraten, wie man schnell und unbürokratisch helfen kann", sagte Söder. Bayern sei dankbar, wenn der Bund sich beteilige.

Olaf Scholz und Markus Söder stehen hinter einer Absperrung aus gefüllten Sandsäcken bei einer Ortsbesichtigung im vom Hochwasser betroffenen oberbayerischen Reichertshofen.

Bundeskanzler Olaf Scholz stellte bei seinem Besuch in Reichertshofen den Betroffenen Hilfen des Bundes in Aussicht.

Die Linke fordert mit Blick auf die jüngsten Überflutungen eine Pflichtversicherung für Elementarschäden und eine Aussetzung der Schuldenbremse. Um vor Unwägbarkeiten besser zu schützen, sei eine solidarische Versicherung mit bezahlbaren Beiträgen nötig, sagte Parteichef Martin Schirdewan. Zur Schuldenbremse verwies er auf mögliche Ausnahmen nach Artikel 115 Grundgesetz. Darin heißt es: "Im Falle von Naturkatastrophen oder außergewöhnlichen Notsituationen, die sich der Kontrolle des Staates entziehen und die staatliche Finanzlage erheblich beeinträchtigen, können diese Kreditobergrenzen aufgrund eines Beschlusses der Mehrheit der Mitglieder des Bundestages überschritten werden."

Zu den Überflutungen in Bayern und Baden-Württemberg sagte Schirdewan: "Die Bilder sind einfach bedrohlich, weil sie doch deutlich machen, dass wir mitten im Klimawandel, mitten in der Klimakatastrophe uns befinden." Europa-Spitzenkandidatin Carola Rackete warnte, Deutschland drohe, seine Klimaziele zu verfehlen. Die Regierung sei auf dem Pfad einer Politik, die zu einer nicht beherrschbaren Erderwärmung führe.

Der Bauernverband rechnet mit großen Schäden für die Landwirtschaft durch das Hochwasser im Süden Deutschlands. "Wir schauen mit großer Sorge nach Bayern und Baden-Württemberg", sagte der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, Bernhard Krüsken. "Wir gehen davon aus, dass auch die Landwirtschaft mit massiven Flutschäden bei Flächen und Gebäuden konfrontiert ist."

Für konkrete Schätzungen sei es allerdings zu früh. "Das ist noch nicht abzusehen", ergänzte der Generalsekretär. Die Gefahr sei noch nicht vorüber. "Entscheidend ist, dass zunächst das Wasser abläuft und keine Menschen mehr zu Schaden kommen", betonte Krüsken.

Ungeachtet der jüngsten schweren Hochwasserkatastrophen sieht das Bundesjustizministerium eine Pflichtversicherung für Elementarschäden weiterhin kritisch. Eine solche Versicherungspflicht wäre für viele Haushalte "mit drastischen finanziellen Mehrbelastungen verbunden", sagte eine Ministeriumssprecherin in Berlin in der Bundespressekonferenz. Sie könnte nicht verhindern, dass solche Elementarschaden-Großereignisse eintreten. 

Damit sind die Chancen auf eine von den Ländern geforderte Bundesregelung in dieser Legislaturperiode nur gering. Die Sprecherin des Justizministeriums verwies darauf, dass die 16 Bundesländer jeweils einzelne Regelungen für eine Pflichtversicherung beschließen könnten.

03.06.2024 • 14:04 Uhr

Strobl: Noch keine Entwarnung

Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) hat die Hochwasserlage im Land als "angespannt statisch" bezeichnet. Man könne noch keine Entwarnung geben, sagte er bei einem Besuch in Meckenbeuren, das besonders betroffen war. "Wir müssen noch weiter auf die Zähne beißen und durchhalten." Aber man könne nun für den Südwesten verhalten zuversichtlich sein, dass es nicht noch schlimmer werde. Die Lage sei schwierig, aber man sei gut aufgestellt gewesen. Strobl betonte, dass sich die Investitionen in den Katastrophenschutz, die man getätigt habe, nun ein Stück rechnen würden.

Weitere Informationen zum Hochwasser in Baden-Württemberg hat der SWR in einem Liveticker zusammengestellt.

Die Hochwasserlage im oberbayerischen Landkreis Neuburg-Schrobenhausen stabilisiert sich langsam. Im stark von den Fluten betroffenen Schrobenhausen haben die Vorbereitungen für die Aufräumarbeiten begonnen, überschattet vom Tod einer 43-Jährigen in einem überfluteten Keller. "Bis zuletzt hatten wir noch die Hoffnung einer Rettung. Wir sind in Gedanken bei den Angehörigen", teilte Landrat Peter von der Grün (parteilos) mit. 

Rettungskräfte hatten am Vormittag die Frau gefunden, die seit Samstagabend als vermisst galt. Sie war zuletzt im Keller des Mehrfamilienhauses gesehen worden. Alarmierte Taucher sollten am Wochenende die Frau finden - sie konnten allerdings aufgrund der Hochwasserlage anfänglich nicht in das Untergeschoss des Gebäudes vordringen. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen zu den genauen Todesumständen aufgenommen. 

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Innenminister Thomas Strobl (CDU) haben nach dem Hochwasser Einsatzkräften vor Ort gedankt. Kretschmann sagte in der Gemeinde Meckenbeuren, er sei als Ministerpräsident stolz, in so einem geordnetem Gemeinwesen zu sein, wo Katastrophen so professionell gemanagt würden. Strobl sprach von einer exzellenten Stabsarbeit, die geleistet worden sei. "Selber ist der Keller voll, und trotzdem gehen sie in den Einsatz", sagte Strobl. "Das ist wirklich, was unser Land ausmacht. Dass man nicht auf sich schaut, sondern guckt, wo die Not am größten ist."

Winfried Kretschmann (Mitte) und Thomas Strobl (rechts) im baden-württembergischen Meckenbeuren

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Mitte) und Landesinnenminister Thomas Strobl (rechts) machen sich in Meckenbeuren ein Bild der Lage.

03.06.2024 • 13:44 Uhr

FDP gegen Pflichtversicherung

FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai hat Forderungen abgelehnt, angesichts der aktuellen Überschwemmungen eine Pflicht für Haus- und Wohnungseigentümer zum Abschluss einer Elementarschadenversicherung einzuführen. "Ich sehe diese Verpflichtung nicht", sagte Djir-Sarai nach einer Sitzung des Parteipräsidiums. Eigentum in Deutschland sei schon jetzt "sehr teuer". Werde die Versicherungspflicht eingeführt, werde es "weitaus teurer". 

Vor dem Hintergrund der aktuellen Hochwasserlage haben sich mehrere Bundesländer für die Einführung einer Versicherungspflicht ausgesprochen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte, die Länder seien sich in der Frage "sehr, sehr einig". Es stocke aber beim Bund.

Die Bundesregierung wollte sich noch nicht festlegen. Vize-Regierungssprecher Wolfgang Büchner verwies auf eine Arbeitsgruppe, die im vergangenen Jahr nach einem Bund-Länder-Treffen eingerichtet wurde. Sie habe die Aufgabe, "alle Optionen zu prüfen, wie die Verbreitung der elementaren Versicherung erhöht werden kann inklusive auch der Option einer Pflichtversicherung". Der Abschlussbericht werde derzeit noch erarbeitet und solle voraussichtlich beim nächsten Bund-Länder-Treffen am 20. Juni erörtert werden.

Wassermassen haben im baden-württembergischen Rudersberg Autos mit sich gerissen. Mehrere landeten auf Bahngleisen, eines auf einem Brunnen. Auf verschlammten Straßen lag aus Häusern weggespülter Hausrat. Auf einer Brücke sammelte sich massenhaft angespülter Unrat an. Der Ort im Rems-Murr-Kreis war besonders stark von den Überflutungen durch den starken Regen betroffen. Am Mittag wurde die Hochwasserwarnung für den Kreis aufgehoben, vorsorglich evakuierte Menschen durften in ihre Häuser zurückkehren.

Auf einer Straße in Rudersberg liegt ein durch ein Hochwasser umgestürztes Auto auf dem Dach

Im baden-württembergischen Rudersberg haben Wassermassen mehrere Autos mit sich gerissen.

In Deggendorf in Niederbayern ist wegen des Hochwassers ein Passagierschiff evakuiert worden. Mehr als 140 Menschen würden seit den Mittagsstunden vom Schiff gebracht, sagte eine Sprecherin des Landratsamts. Wegen des Hochwassers an der Donau könne das Schiff nicht weiterreisen. Bei den Passagieren handle es sich überwiegend um ältere Menschen. Es gebe aber bislang keinen medizinischen Notfall an Bord, hieß es weiter. Boote waren im Einsatz, um die Menschen an Land zu bringen.

Flüsse, die normalerweise rund 50 Zentimeter tief sind, haben derzeit einen Wasserstand von etwa vier Metern, berichtet SWR-Reporter Alfred Knödler. In Meckenbeuren ist das Wasser zwar zurückgegangen, dennoch kann von Entwarnung keine Rede sein. Denn es wartet schon die nächste Regenfront.

"Es wartet schon die nächste Regenfront", Alfred Knödler, zur Lage im baden-württembergischen Meckenbeuren

tagesschau, 03.06.2024 12:00 Uhr

Audi hat wegen des Hochwassers in der Region Ingolstadt zwei Schichten im Stammwerk abgesagt. Das Werksgelände selbst sei vom Hochwasser zwar nicht direkt betroffen. Vorsorglich habe das Unternehmen aber die Frühschicht und die Spätschicht in der Produktion der Automodelle A3 und Q2 abgesagt, sagte ein Sprecher. Die Beschäftigten aller anderen Bereiche in Ingolstadt könnten, sofern möglich, in Rücksprache mit ihren Vorgesetzten von zu Hause aus arbeiten.  

Zusammen mit Kanzler Scholz und Innenministerin Faeser ist der bayerische Ministerpräsident Markus Söder im Hochwassergebiet unterwegs. Im oberbayerischen Reichertshofen berichtete er davon, dass die Lage noch immer kritisch sei. Es gebe immer wieder Durchbrüche des Wassers. 20.000 Helfende seien im Einsatz. Laut Söder muss noch ein bis zwei Tage mit einer angespannten Wetterlage gerechnet werden.

Wie auch Scholz wies auch Söder auf die Effekte des Klimawandels hin. Dadurch gebe es mehr Extremwetterereignisse wie Starkregen oder Dürren. "Es gibt keine Vollkaskoversicherung gegen den Klimawandel", sagte Söder. Den Anpassungen zum Klimaschutz müsse sich Deutschland stärker widmen, auch wenn bereits Milliarden investiert worden seien.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder spricht zu Einsatzkräften im vom Hochwasser betroffenen oberbayerischen Reichertshofen.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder spricht zu Einsatzkräften im vom Hochwasser betroffenen oberbayerischen Reichertshofen.

Angesichts der angespannten Hochwasserlage in Bayern kommen dort nun auch Katastrophenhelfer aus Thüringen zum Einsatz. AZwei Wasserrettungszüge seien in Richtung Günzburg aufgebrochen, teilte das Innenministerium in Erfurt mit. Rund um die schwäbische Kreisstadt gehe es vor allem um die Versorgung der vom Wasser eingeschlossenen Bevölkerung.

Insgesamt seien über 60 Einsatzkräfte mit 16 Fahrzeugen unterwegs, darunter sechs Rettungsboote. Bayern habe am Sonntagabend einen Hilfeaufruf an alle Bundesländer gestartet, teilte das Thüringer Ministerium weiter mit. 

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat eine neue Unwetterwarnung herausgegeben. Im Süden und Osten Deutschlands würden teils kräftige Gewitter mit Starkregen erwartet.

Etwa ab den Mittagsstunden am Montag sei zunächst südlich des Mains bis zur Donau mit Gewittern und Starkregen mit bis zu 25 Litern pro Quadratmeter in kurzer Zeit zu rechnen, warnte der DWD. Örtlich ist der neuen Warnung zufolge sogar mit Regenfällen zwischen 40 und 70 Litern in kurzer Zeit zu rechnen.

Bis zum Montagabend sollen sich die Unwetter etwas nach Süden, bis zum Hochrhein und ins nördliche Alpenvorland ausgreifend verbreiten. Für diese Regionen galt eine Unwettervorabinformation. Am Montagsabend seien auch an den Alpen erste kräftige Gewitter mit Starkregen zu erwarten. Auch von Thüringen und Sachsen bis ins östliche Sachsen-Anhalt und nach Brandenburg und Berlin gelte für Montagnachmittag und -abend eine Warnung vor Gewitter mit Starkregen zwischen 15 und 25 Litern je Quadratmeter. Als Folge der starken Regenfälle herrscht an einigen Orten in Bayern und Baden-Württemberg Hochwasser. Vereinzelt gab es Evakuierungen.

Bei seinem Besuch im Hochwasser-Gebiet hat Kanzler Olaf Scholz den Helfenden gedankt. Sie versuchten, das Schlimmste zu verhindern und Menschenleben zu retten. Auch der Bund werde alles dazu beitragen, um der Bevölkerung zu helfen. "Das gehört sich so. So ist Deutschland". Es gebe inzwischen vermehrt Hochwasserfälle, sagte Scholz. Für ihn selbst sei es bereits der vierte Besuch in einem Hochwassergebiet in diesem Jahr. Das zeige, wie sich die Lage durch den Klimawandel verändert habe.

Bundeskanzler Olaf Scholz auf Pressekonferenz zur Hochwasserlage in Bayern

tagesschau24

Rettungskräfte haben im vom Hochwasser stark betroffenen oberbayerischen Schrobenhausen eine Leiche im Keller eines Hauses entdeckt. Es handele sich um eine vermisste 43-Jährige, nach der seit Sonntag gesucht worden war, sagte ein Polizeisprecher. Zuvor hatten der Donaukurier und die Bild-Zeitung berichtet. Die Frau ist das zweite bekannte Todesopfer des Hochwassers in Bayern und Baden-Württemberg.

Am Sonntagmorgen war in Pfaffenhofen an der Ilm in Oberbayern ein Feuerwehrmann tot geborgen worden, der bei einer Rettungsaktion ums Leben kam. Der Mann war bei einem Einsatz mit drei Kollegen mit dem Schlauchboot gekentert. 

Bundeskanzler Olaf Scholz ist im Flutgebiet in Oberbayern eingetroffen. Gemeinsam mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder will er sich in dem am Vortag von Wassermassen überschwemmten Markt Reichertshofen ein Bild von der Lage vor Ort machen. Faeser drückte im Gespräch mit Lokalpolitikern ihre Betroffenheit über den Tod eines Feuerwehrmannes im Hochwasser-Einsatz aus: "Das ist wirklich furchtbar, was da passiert ist", sagte sie.

Nach heftigen Regenfällen ist Deutschlands wichtigste Wasserstraße, der Rhein, für die Schifffahrt teilweise gesperrt. "Am Oberrhein ruht die Schifffahrt", sagte ein Sprecher des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA) der Nachrichtenagentur Reuters. "Hier wurden kritische Marken bei den Pegelständen übertroffen." Zu den betroffenen Regionen gehören etwa Maxau bei Karlsruhe, Mannheim und Worms.

Am Mittelrhein - also in etwa der Bereich zwischen Mainz und Bonn - dürfte es dem WSA zufolge am Dienstag oder Mittwoch zu Sperrungen kommen. "Nach den jetzigen Prognosen dürften diese aber nicht sehr lang sein", sagte der Sprecher. Mit den Sperrungen soll verhindert werden, dass durch den Schiffsverkehr Schäden für die Anrainer entstehen. Die Schiffe erzeugen Wellen, die bei Hochwasser über die Uferkante treten und etwa Keller volllaufen lassen können.

Die Hochwasserlage im baden-württembergischen Ostalbkreis hat sich etwas entspannt. Die Abflussmenge, die die Lein herunterkomme, sinke, sagte eine Sprecherin des Krisenstabs. Man stufe die Lage deshalb zurück von einem sogenannten Extremhochwasser- zu einem Jahrhunderthochwasser-Ereignis. Ein Großteil der Menschen könne nach der Evakuierung wieder zurück in die Häuser. Hunderte Menschen waren in der Gegend evakuiert worden. Weitere Infos zum Hochwasser in Baden-Württemberg hat der SWR in einem Liveticker zusammengestellt.

Im bayerischen Ort Burgau sind die Retter im Dauereinsatz. Sie konnten schon mehr als 100 Menschen helfen, berichtet BR-Reporter Peter Allgaier.

Peter Allgaier, BR, zur Hochwassersituation in Burgau

tagesschau, 03.06.2024 09:00 Uhr

Nicht nur der Süden Deutschland ist von Hochwasser betroffen. Auch im Osten treten Flüsse über die Ufer, sorgt Regen für vollgelaufene Keller.

03.06.2024 • 09:12 Uhr

Viele Schulen bleiben geschlossen

So manche Schulkinder dürfen vorerst zu Hause bleiben. Viele Schulen in besonders betroffenen Regionen beider Bundesländer haben den Präsenzunterricht für heute abgesagt, auch Kitas oder Förderzentren sollen zu bleiben. Für jüngere Schulkinder werde teils Notbetreuungen eingerichtet. Betroffen ist etwa der Ostalbkreis.

Angesichts der Hochwasserlage hat die Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Gerda Hasselfeldt, einen dringenden Ausbau der Katastrophenvorsorge angemahnt. "Die neuerlichen Hochwasserlagen unterstreichen die Bedeutung eines starken Bevölkerungsschutzes in Deutschland", sagte Hasselfeldt der Augsburger Allgemeinen. Deutschland habe diesbezüglich Nachholbedarf. "Es braucht deshalb eine Zeitenwende, insbesondere, was die nachhaltige und zukunftsgerichtete Finanzierung des Bevölkerungsschutzes angeht."

Der Bayerische Gemeindetag verlangte angesichts der neuen Herausforderungen infolge von Wetterextremen "eine neue Strategie". "Wir brauchen mit dem Freistaat eine Vereinbarung", sagte Gemeindetagsdirektor Hans-Peter Mayer dem Blatt. Derzeit seien die Eigenanteile der Gemeinden teils sehr hoch. 

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB) sprach sich dagegen für mehr Eigenverantwortung aus. "Allem voran braucht es mehr Eigenverantwortung, Eigenvorsorge und eine Bereitschaft der Gesellschaft, das Problem gemeinsam anzugehen und auch selbst aktiv zu werden", sagte DStGB-Präsident Uwe Brandl der Zeitung. Dazu gehöre es etwa, "Grundstücke abzugeben, wenn das zum Hochwasserschutz erforderlich ist". Aber auch die Mitfinanzierung von Schutzmaßnahmen oder der Verzicht auf das Bauen im Überschwemmungsbereich seien denkbar.

Der Damm des Flusses Paar im oberbayerischen Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm ist mittlerweile an drei Stellen gebrochen. Das sagte eine Sprecherin des Landeratsamtes. In den betroffenen Gebieten in Baar-Ebenhausen und Manching seien alle Bewohner aufgefordert, in ihren Wohnungen und Häusern das Erdgeschoss zu verlassen und höhere Stockwerke aufzusuchen. Bis zu 800 Menschen wurden in Baar-Ebenhausen in Sicherheit gebracht. In der Grund- und Mittelschule Reichertshofen seien rund 250 Betroffene untergebracht. An der Schule finde am Montag kein Unterricht statt. Die Paar ist ein Nebenfluss der Donau.

Hochwasser in Pfaffenhofen

Pfaffenhofen steht zu weiten Teilen unter Wasser.

03.06.2024 • 07:47 Uhr

Weiterhin Probleme im Bahnverkehr

Wegen der Unwetterschäden bleibt der Bahnverkehr im Süden Deutschlands stark beeinträchtigt. Die Deutsche Bahn teilte mit: "Wir raten von Reisen in die betroffenen Hochwassergebiete in Bayern und Baden-Württemberg ab und empfehlen, nicht notwendige Reisen zu verschieben. Bitte rechnen Sie zusätzlich damit, dass es bei den noch verkehrenden Zügen zu einer sehr hohen Auslastung kommt." Der Fernverkehr könne München von Norden und Westen derzeit nicht anfahren. Auch der Nahverkehr in Bayern bleibe stark beeinträchtigt. Für die Nacht wurden in Stuttgart, Nürnberg und München für Reisende Aufenthaltszüge eingerichtet. Die Bahn informiert auf einer Übersichtsseite im Internet über die Störungen.

Das Wasser der Donau steigt immer weiter - nun hat auch Regensburg den Katastrophenfall ausgerufen. Die Wasserhöhe am Messpunkt Eiserne Brücke habe in den frühen Morgenstunden einen Stand von 5,80 Meter erreicht, teilte die Stadt mit. Der Hochwassernachrichtendienst Bayern meldete um 7.00 Uhr dann 5,90 Meter. Am vergangenen Dienstag lag der Wert im Schnitt noch bei etwa 2,70 Metern. Nach den Daten der Experten wurden beim vergangenen großen Hochwasser am 4. Juni 2013 genau 6,82 Meter gemessen. 

Am Wochenende hatten bereits mehrere Landkreise und Städte in Bayern den Katastrophenfall ausgerufen. Nach tagelangem Dauerregen sind in vielen Gegenden Flüsse und Bäche über die Ufer getreten, Tausende Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Zehntausende Helfer sind im Einsatz. 

Auch in Niederbayern bleibt die Lage angespannt, wie der BR berichtet: Laut Hochwassernachrichtendienst (HND) hat die Donau bereits vielerorts Meldestufe 4 erreicht, die Höchststände werden aber noch erwartet. Momentan liegt der Donaupegel in Kelheim mit fast sieben Metern weit über der höchsten Meldestufe vier. Das bedeutet, dass bebaute Gebiete in größerem Umfang überflutet oder der Einsatz der Wasser- oder Dammwehr in großem Umfang erforderlich ist. Vom Landkreis Straubing-Bogen bis zum Kreis Passau werden die Scheitel der Wasserstände ebenfalls bis heute Mittag erwartet, bei Passau soll die Donau am Abend ihren Höchststand erreichen.

In der Oberpfalz blickt man besorgt nach Regensburg. Dort liegt der aktuelle Pegelstand bereits über der höchsten Meldestufe vier. Der Hochwasserscheitel soll jedoch erst morgen erreicht werden und dann mehrere Tage hinweg über Meldestufe vier bleiben.

03.06.2024 • 07:04 Uhr

Esslingen baut provisorischen Damm

Die Stadt Esslingen am Neckar baut einen provisorischen Damm, um eine vorhergesagte Überflutung von Teilen der Innenstadt zu verhindern. Der Scheitelpunkt werde am frühen Montagmorgen erwartet, teilte die Stadt mit. Eine Überflutung der Kanäle im Innenstadtbereich könnte die Folge sein. Vor dem sogenannten Wasserhaus an einem Kanal werden den Angaben zufolge in der Nacht und am Montagvormittag knapp 1500 Tonnen Stein und Sand aufgeschüttet.

Die Stadt in der Region Stuttgart hatte bereits wegen der angespannten Hochwasserlage vor dem Betreten von Kellern und Tiefgaragen in der Innenstadt und in Oberesslingen gewarnt. 

Im Süden Deutschlands müssen sich die Menschen heute erneut auf kräftige Gewitter und Starkregen einstellen. Ab den Mittagsstunden seien südlich des Mains bis zur Donau kräftige Schauer und Gewitter mit Starkregen mit etwa 15 bis 25 Litern pro Quadratmeter in kurzer Zeit möglich, teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) mit. Örtlich könnte es auch zu Unwettern mit Regenmengen bis zu 40 Liter pro Quadratmeter in kurzer Zeit oder 70 Litern in wenigen Stunden kommen.

Bis zum Abend könnten sich die Unwetter allmählich auch nach Süden, bis zum Hochrhein und ins nördliche Alpenvorland ausbreiten, hieß es. Am Abend sind auch an den Alpen erste kräftige Gewitter mit Starkregen möglich. Auch für den Osten Deutschlands erwartet der DWD ab dem Nachmittag Gewitter mit Starkregen zwischen 15 und 25 Litern pro Quadratmeter in kurzer Zeit. Örtlich sind auch dort Unwetter mit Mengen um die 30 Liter pro Quadratmeter möglich.

In Bayern gehen an den Zuflüssen zur Donau die Fluten nach Angaben des Hochwassernachrichtendienstes Bayern vielerorts langsam zurück. Hier seien die Höchststände weitgehend erreicht, hieß es in der Nacht zu Montag im Lagebericht. Nun konzentriere sich das Hochwasser zunehmend auf die Donau selbst. Neuerliche Regenfälle könnten den weiteren Rückgang allerdings verzögern. 

In einigen Gebieten Baden-Württembergs hat sich die Lage in der Nacht weiter verschlechtert. In der Nacht zu Montag waren wegen Überflutungen in der Stadt Ebersbach an der Fils südöstlich von Stuttgart nach Einschätzung des Landratsamts zahlreiche Menschen in Gefahr. Die Überflutungen betrafen ein Wohngebiet.

Heftige Unwetter führten auch im Rems-Murr-Kreis zu Überschwemmungen. Die Lage sei vor allem in der Gemeinde Rudersberg angespannt, sagte ein Sprecher der Polizei am frühen Morgen. "In Rudersberg ist Land unter, alles ist überflutet." Menschen seien in ihren Häusern eingeschlossen und würden von der Feuerwehr evakuiert. Die Lage sei noch komplett unübersichtlich. 

Auch im baden-württembergischen Ostalbkreis wurden wegen vorhergesagter Überflutungen vorsorglich Menschen in Teilen der Gemeinden Leinzell, Heuchlingen und Göggingen aus ihren Häusern gebracht. Das teilte eine Sprecherin des Krisenstabs am frühen Morgen mit. Die Gemeinde Täferrot sollte komplett evakuiert werden. Erste Überflutungen hätten den Ort am Morgen bereits erreicht, hieß es. Etwa 250 bis 300 Menschen wurden in der Nacht an sichere Orte gebracht. Es drohten bis zum Morgen Überflutungen der Orte entlang der Lein.

In Bayern wurde die Situation am Abend in den schwäbischen Landkreisen Günzburg und Donau-Ries dramatischer. Mehrere Orte wurden evakuiert.

Menschen wurden vor den Wassermassen in Täferrot Sicherheit gebracht.

In der Gemeinde Täferrot wurden Menschen zum Schutz vor den Wassermassen in Notunterkünften in Schulen untergebracht.

Nach der Überflutung weiter Landstriche in Süddeutschland besuchen Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundesinnenministerin Nancy Faeser heute das bayerische Hochwassergebiet. Beide wollen sich in Reichertshofen im oberbayerischen Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm gemeinsam mit Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Landesinnenminister Joachim Herrmann ein Bild von der Lage machen und mit Einsatzkräfte sprechen. Auch die Präsidentin des Technischen Hilfswerks, Sabine Lackner, wird zu dem Termin erwartet.

Einsatzkräfte haben einen im Hochwasser vermissten Feuerwehrmann im schwäbischen Offingen noch nicht gefunden. "Die Suche wird weiter fortgesetzt werden", sagte ein Polizeisprecher am Morgen. Der 22-Jährige war in der Nacht zum Sonntag in der Gemeinde im Landkreis Günzburg mit einem Boot der DLRG-Wasserrettung unterwegs gewesen. Das mit fünf Einsatzkräften besetzte Boot war aufgrund starker Strömung gegen 2.50 Uhr gekentert. Vier Einsatzkräfte im Alter zwischen 24 und 70 Jahren konnten sich demnach aus eigener Kraft an Land retten und blieben unverletzt. Nach dem 22-Jährigen suchten kurz darauf Helfer der Freiwilligen Feuerwehren, der DLRG-Wasserrettung, der Wasserwacht, der Bundeswehr und der Polizei.

Im oberbayerischen Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm war in derselben Nacht bereits ein Feuerwehrmann bei einer Rettungsaktion ums Leben gekommen.

Auch in der Nacht kämpfen Tausende Helfer gegen die Überschwemmungen. Im bayerischen Reichertshofen brach ein Damm. Dramatisch ist auch die Lage in Eberbach an der Fils. Kanzler Scholz will sich heute ein Bild von der Lage machen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten die tagesthemen am 03. Juni 2024 um 21:35 Uhr.