Autos brennen in Ashkelon, nachdem eine aus dem Gazastreifen abgefeuerte Rakete einen Parkplatz und ein Wohnhaus getroffen hat, Israel.
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Krieg in Nahost ++ Israel korrigiert Zahl der Toten auf 1.200 ++

Stand: 11.11.2023 00:00 Uhr

Die israelische Regierung hat die Zahl der beim Hamas-Überfall am 7. Oktober getöteten Menschen nach unten korrigiert. Eigenen Angaben zufolge hat Israel einen zweiten Fluchtkorridor für Palästinenser geöffnet. Der Liveblog von Freitag zum Nachlesen.

10.11.2023 • 23:51 Uhr

Ende des Liveblogs

Damit schließen wir den Liveblog für heute. Vielen Dank für Ihr Interesse.

Nach Angaben der Hisbollah-Miliz im Libanon sind sieben ihrer Kämpfer bei israelischen Angriffen getötet worden. Wann und wo die Kämpfer getötet worden seien, teilte die Hisbollah nicht mit. Die israelische Armee erklärte, sie habe Ziele der Hisbollah angegriffen, nachdem drei israelische Soldaten durch Beschuss mit einer Panzerabwehrrakete in einem Kibbuz an der Grenze zum Libanon "schwer verletzt" worden seien.   

Den Armee-Angaben zufolge wurden zwei weitere israelische Soldaten durch einen abgestürzten Flugkörper verletzt, einer von ihnen schwer. Der Flugkörper sei vom Libanon aus in israelisches Territorium eingedrungen. Die Hisbollah erklärte ihrerseits, sie habe mehrere Angriffe in Nordisrael geführt, darunter drei Angriffe mit Drohnen. Einer davon habe sich gegen eine israelische Kaserne gerichtet.

Bundeskanzler Olaf Scholz und der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez haben in Málaga unter anderem über den Krieg im Gazastreifen gesprochen. "Wir sind uns einig, dass es dringend notwendig ist, Friedenslösungen für den Nahen Osten zu finden (...)", schrieb Sánchez nach dem Treffen am späten Abend auf X, vormals Twitter. In einer Mitteilung der spanischen Regierung hieß es dazu: Man habe die "Notwendigkeit erörtert, die internationale Gemeinschaft einzubeziehen, um eine endgültige Lösung zu finden, die die Koexistenz zweier Staaten, Israel und Palästina, in Frieden und Sicherheit ermöglicht."

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Situation im Gazastreifen als äußerst desaströs beschrieben. "Im Durchschnitt wird in Gaza alle zehn Minuten ein Kind getötet", sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus vor dem UN-Sicherheitsrat. "Es ist nirgendwo sicher und niemand ist sicher", sagte er, da immer mehr Menschen in immer kleinere Räume fliehen würden. Im vergangenen Monat habe es mehr als 250 Angriffe auf Krankenhäuser im Gazastreifen gegeben, zudem über 25 in Israel.

Tedros forderte mehr Zugang für humanitäre Hilfe. Seit den Hamas-Terrorangriffen auf Israel vom 7. Oktober lässt Israel nur begrenzt Hilfslieferungen in den Gazastreifen zu. Treibstoff für die Generatoren unter anderem der Kliniken durfte bislang gar nicht eingeführt werden.

Israel und die radikalislamische Hamas machen offenbar Fortschritte bei den Verhandlungen über eine Freilassung von im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln. Einschätzungen von ARD-Korrespondent Christian Limpert.

Christian Limpert, ARD Tel Aviv, mit Informationen über einen möglichen Deal zur Geisel-Freilassung

tagesthemen, 10.11.2023 21:45 Uhr

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat US-Außenminister Antony Blinken nach eigenen Angaben mitgeteilt, dass die Zahl der Lastwagen mit Hilfsgütern, die täglich in den Gazastreifen einfahren, auf mindestens 500 gesteigert werden müsse. Erdogan sagte während seiner Rückreise aus Usbekistan zu Journalisten, er habe das Thema bei Gesprächen mit Blinken in dieser Woche eingebracht. Blinkens Herangehensweise an den Vorschlag sei "positiv" gewesen. Erdogan wurde vom türkischen Nachrichtensender NTV damit zitiert, dass gegenwärtig jeden Tag 20 bis 30 Lastwagen den Gazastreifen erreichten. Zudem sagte er, die Türkei wolle den Mangel an Krankenwagen in dem Küstengebiet beheben und arbeite mit anderen Ländern zusammen, um Lebensmittel und Medikamente zu liefern. Sein Land sei auch bereit, Zivilisten aus dem Gazastreifen mit chronischen Erkrankungen wie Krebs in türkischen Krankenhäusern zu behandeln.

Die israelische Regierung hat ihre Angaben zur Zahl der beim Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober getöteten Menschen nach unten korrigiert. Bei dem Angriff seien etwa 1.200 Menschen in Israel getötet worden, nicht 1.400 wie bisher vermutet, sagte Außenministeriumssprecher Lior Haiat der Nachrichtenagentur AFP. Bei vielen der nach dem Angriff gefundenen und zunächst nicht identifizierten Leichen handele es sich offenbar um die von Hamas-Kämpfern, erklärte Haiat zur Begründung für die aktualisierte Angabe.

Mehr als 100.000 Bewohner haben nach israelischen Angaben in den vergangenen zwei Tagen den Norden des Gazastreifens in Richtung Süden verlassen. In dem nördlichen Teil des Palästinenser-Gebietes liegt die Stadt Gaza, in der die israelische Armee weit vorgedrungen sei, sagte ein Militärsprecher. Israel hat die Bevölkerung zur Räumung des Nordens aufgefordert.

Nach Angaben von ARD-Korrespondentin Hanna Resch stößt Israels Armee an der Küste des Gazastreifens weiter vor und versucht, ins Zentrum von Gaza-Stadt vorzudringen. Im Häuserkampf gebe es aber nur sehr langsam Fortschritte.

Wie ist die Lage im Norden von Gaza?, Hanna Resch, ARD Tel Aviv, mit Informationen

tagesschau24, 10.11.2023 18:00 Uhr

Die libanesische Hisbollah-Miliz hat nach eigenen Angaben zwei Militäreinrichtungen im Norden Israels mit insgesamt drei Drohnen angegriffen. Israels Militär erklärte, eine der Drohnen sei abgeschossen worden und die beiden anderen seien im Norden des Landes abgestürzt.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat an die arabischen Golfstaaten appelliert, gemeinsam mit dem Westen an einer Friedenslösung für den Nahen Osten zu arbeiten. "Alle Menschen haben ein Recht, in Frieden und Würde zu leben", sagte sie nach einem Gespräch mit dem Außenminister der Vereinigten Arabischen Emirate, Abdullah bin Zayed Al Nahyan. Baerbock lobte die Emirate, die ihre Unterstützung für das Palästinenserhilfswerk UNRWA erhöht hätten und sich auch in die Versorgung von Verwundeten einbringen wollten. Die Emirate seien "eine Brücke zwischen den verschiedenen Welten", sagte sie. Es sei wichtig gewesen, dass das Land den Hamas-Terror klar beim Namen genannt und das Selbstverteidigungsrecht Israels anerkannt habe. "Wir dürfen die historische Chance auf eine Normalisierung der Beziehung Israels mit seinen arabischen Nachbarn nicht kaputtgehen lassen", sagte Baerbock. Dies sei "das perfide Kalkül der Hamas."

Israel hat nach Angaben des Militärs einen zweiten humanitären Korridor geöffnet, über den Palästinenser aus dem nördlichen Gazastreifen in Richtung Süden fliehen können. Militärsprecher Richard Hecht sagte, die Küstenstraße "Raschid" sei als Fluchtroute freigegeben worden. Zudem verkündete er eine Ausweitung des Zeitraums, in dem Zivilisten sicher über die freigegebenen Routen aus dem nördlichen Teil des abgeriegelten Küstengebiets fliehen könnten. Dies sei zwischen 9 und 16 Uhr möglich.

Der saudi-arabische Kronprinz Mohammed bin Salman hat erstmals das Vorgehen der israelischen Armee im Gazastreifen kritisiert. Sein Land verurteile "die militärische Aggression im Gazastreifen, die gezielten Angriffe auf Zivilisten und die anhaltenden Verletzungen des humanitären Völkerrechts durch die israelischen Besatzungstruppen", sagte er bei einem Treffen mit afrikanischen Staats- und Regierungschefs. Saudi-Arabien unterstreiche die "Notwendigkeit, diesen Krieg und die Zwangsvertreibung zu beenden und die Bedingungen für die Rückkehr zur Stabilität und die Erreichung des Friedens zu schaffen", so bin Salman.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat sich alarmiert über den Zustand des Gesundheitssystems im Gazastreifen gezeigt. "Überlastet, knappe Vorräte und zunehmend unsicher: Das Gesundheitssystem in Gaza hat einen Punkt erreicht, an dem es kein Zurück mehr gibt und das Leben tausender Verletzter, Kranker und Vertriebener gefährdet ist", erklärte das IKRK. "Die Zerstörung von Krankenhäusern in Gaza wird unerträglich und muss aufhören." IKRK-Teams hätten in den vergangenen Tagen "entsetzliche Bilder" gesehen, die "aufgrund der verschärften Feindseligkeiten noch schlimmer geworden" seien.

Israels Militär soll nach Ansicht von Regierungschef Benjamin Netanyahu nach dem Krieg die Kontrolle über den Gazastreifen haben. Die israelische Armee werde "die Kontrolle über den Streifen behalten, wir werden sie nicht internationalen Kräften überlassen", sagte Netanyahu Medienberichten zufolge bei einem Treffen mit Vertretern israelischer Grenzstädte.

Zuvor hatte Netanjahu in einem Interview dem US-Sender Fox News gesagt, Israel wolle nicht versuchen, den Gazastreifen zu erobern, zu regieren oder zu besetzen. "Aber wir wollen ihm und uns eine bessere Zukunft im gesamten Nahen Osten geben. Und dazu muss die Hamas besiegt werden." Er habe keinen Zeitplan festgelegt, "denn es kann mehr Zeit in Anspruch nehmen", sagte Netanyahu. Der Gazastreifen müsse entmilitarisiert, de-radikalisiert und wiederaufgebaut werden. Ein ranghoher Berater Netanyahus hatte vergangenen Woche gesagt, dass Israel keine anhaltende Besetzung des Gebietes anstrebe. Es müsse aber eine Sicherheitspräsenz Israels geben, damit das Militär je nach Bedrohungslage für Einsätze hineingehen könne, sagte Mark Regev dem US-Sender CNN.

Auf Gesuch der Palästinenser und Saudi-Arabiens kommt die Arabische Liga am Samstag erneut zu Beratungen über den Gaza-Krieg zusammen. Bei der Sitzung in Riad soll es um die "israelische Aggression gegen Gaza", hieß es in einer Erklärung der Organisation. Die Außenminister der 22 Mitgliedsländer zählenden Liga verurteilen "die israelische Besatzung und ihre Aggression gegen den Gazastreifen und fordern, dass das Land für seine Verbrechen gegen das palästinensische Volk zur Verantwortung gezogen wird."

Drei palästinensische Menschenrechtsgruppen wollen gerichtlich untersuchen lassen, ob Israel im Gazastreifen Kriegsverbrechen einschließlich eines Völkermords begeht. Eine entsprechende Anfrage hätten sie beim Internationalen Strafgerichtshof (ICC) in Den Haag hinterlegt, teilten die Organisationen Al-Haq, Al-Mesan und die Kampagne für Menschenrechte der Palästinenser mit. Israel erkennt die Jurisdiktion des ICC nicht an. Ein Sprecher des Außenministeriums sagte, Israel sammele derzeit Beweise dafür, dass die radikalislamische Hamas am 07. Oktober Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen begangen habe.

Bei Konfrontationen während eines Einsatzes der israelischen Armee ist palästinensischen Angaben zufolge ein 17-Jähriger in einem Flüchtlingslager bei Betlehem getötet worden. Soldaten hätten ihn erschossen und seine Leiche einige Stunden später an die Palästinenser übergeben, teilte der palästinensische Rettungsdienst Roter Halbmond mit. Die israelische Armee sagte, sie prüfe die Berichte. Laut Militärangaben wurden in der Nacht zu Freitag bei Razzien im Westjordanland insgesamt 41 Verdächtige festgenommen, darunter 14 Hamas-Mitglieder.

Etwa 40 Botschafterinnen und Botschafter haben am europäischen UN-Hauptsitz in Genf der Opfer der jüngsten Gewalt im Nahen Osten gedacht. Sie hielten eine Schweigeminute ab und verlangten eine Feuerpause zur Versorgung der 2,3 Millionen notleidenden Menschen im Gazastreifen. Unter den Anwesenden waren unter anderem die diplomatischen Vertreter der Palästinensischen Gebiete und der Malediven. In der Einladung nahmen die Botschafter nicht direkt Bezug auf den Gazastreifen, sondern luden ein zu einer "Gedenkminute für alle unschuldigen Opfer, die bei der Aggression ums Leben gekommen sind, ebenso getötete UN-Mitarbeiter". In dem Aufruf riefen die Botschafter die internationale Gemeinschaft auf, sich mit "maximalem Druck" für humanitäre Hilfe einzusetzen. 1,5 Millionen Menschen sind nach UN-Angaben wegen der anhaltenden israelischen Bombardierung innerhalb des dicht besiedelten Landstreifens am Mittelmeer vertrieben worden.

Israelische Scharfschützen haben nach Angaben des Palästinensischen Roten Halbmondes auf ein Krankenhaus in der Stadt Gaza geschossen, wodurch mindestens ein Mensch getötet worden sei. Es fänden "heftige Kämpfe" statt, erklärte die Organisation. "Scharfschützen der (israelischen) Besatzung schießen auf das Al-Kuds-Krankenhaus, was zu Opfern unter den Vertriebenen führt", hieß es weiter. 20 Menschen seien verletzt worden.

Die israelische Armee teilte der Nachrichtenagentur AFP mit, "nicht über potenzielle Standorte im Zusammenhang mit unseren Einsätzen" sprechen zu können, um die Truppen nicht zu gefährden. Israel hat der islamistischen Hamas vorgeworfen, unter Krankenhäusern ihre "Kommandozentralen" versteckt zu haben und Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen. Die Terrormiliz weist dies zurück.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die Staatschefs von Ägypten und Katar, Abdel Fattah al-Sisi und Tamim bin Hamad Al-Thani, haben sich zu Gesprächen über mögliche Wege zu einer Feuerpause im Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas getroffen. Beide Politiker hätten "die besten Wege" erörtert, um "unschuldige Zivilisten im Gazastreifen zu schützen und das Blutvergießen zu beenden", erklärte die ägyptische Präsidentschaft nach dem Treffen. Weiter hieß es, in den Gesprächen sei es um die "militärische Eskalation durch Israel" im Gazastreifen und die daraus folgenden "Herausforderungen" gegangen, welche die Region in eine "gefährliche und unvorhersehbare Richtung" drängten. Ägypten wie Katar spielen seit Kriegsbeginn eine wichtige Rolle bei der internationalen Reaktion auf die Lage im Gazastreifen und sind auch als Vermittler tätig.

Das Treffen zwischen al-Sisi und Al-Thani findet vor einem Gipfeltreffen in Saudi-Arabien statt, bei dem Staats- und Regierungschefs und muslimische religiöse Führer am Samstag auf ein Ende der Kämpfe drängen wollen. Israel lehnt einen Waffenstillstand im Gazastreifen bisher ab - und fordert zuvor eine Freilassung der von der Hamas entführten Geiseln.

In das Al-Schifa-Krankenhaus in der Stadt Gaza sind nach Angaben seines Direktors nach dem Beschuss einer Schule etwa 50 Tote gebracht worden. Die Al-Burak-Schule sei mit Raketen und Artillerie-Feuer angegriffen worden, sagte Mohammed Abu Salmija. Die Angaben konnten bislang nicht verifiziert werden. Das Medienbüro der von der radikalislamischen Hamas beherrschten Regierung im Gazastreifen erklärte seinerseits, dass Israel viele Panzer in etwa 200 Meter Entfernung von der Al-Burak-Schule positioniert habe. Zudem seien in dem Stadtviertel Al-Nasr, in dem die Schule liegt, vier Krankenhäuser eingekreist worden.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Zwölf an Krebs und anderen lebensbedrohlichen Krankheiten leidende Minderjährige sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Gazastreifen geholt worden. Sie wurden mit ihren Betreuungspersonen nach Ägypten und Jordanien gebracht, um ihre medizinische Behandlung dort fortzusetzen, teilte die WHO mit. Die Aktion wurde mit Hilfe der USA, Ägyptens, Jordaniens und der St. Jude-Kinderklinik aus Memphis in den USA unter den palästinensischen und israelischen Behörden koordiniert.

"Ich bete, dass diese Initiative alle Seiten inspiriert, Gesundheit und Frieden an die erste Stelle zu setzen", teilte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus mit. Die zwei Spezialkliniken für Krebs-Patientinnen und -Patienten hätten mangels Material und wegen der Sicherheitslage schließen müssen. Die Versorgung für Krebskranke sei auf ein Minimum reduziert worden. Alle Partner arbeiteten nach WHO-Angaben daran, weitere Schwerkranke aus dem Gazastreifen zu holen.

Mehr als 100 UN-Helferinnen und Helfer sind seit der jüngsten Eskalation im Nahen Osten im Gazastreifen getötet worden. Dies teilte das Hilfswerk der Vereinten Nationen für die Palästinenser, UNRWA, mit. Die Zahl der bestätigten Todesfälle unter UNRWA-Beschäftigten liege bei 101. Sie seien Lehrer, Pflegekräfte, Ärzte, Logistiker oder Wachleute gewesen, die im Dienst ihrer Gemeinschaft gestanden hätten.

UNRWA wurde 1948 gegründet, um die palästinensischen Flüchtlinge zu unterstützen. Mit mehr als 30.000 Beschäftigten ist es eines der größten Programme der Vereinten Nationen. Die Hilfsaktivitäten finden in Jordanien, dem Libanon, Syrien, dem Westjordanland und dem Gazasreifen statt. UNRWA-Chef Philippe Lazzarini erklärte, er sei am Boden zerstört. "Über 100 Kollegen, die innerhalb eines Monats getötet wurden." UNRWA trauere, die Palästinenser trauerten, Israel trauere. "Um diese Tragödie zu beenden, braucht es jetzt eine humanitäre Feuerpause."

Die Zahl der im Gaza-Krieg getöteten Palästinenser ist nach Darstellung des Gesundheitsministeriums in dem von der radikalislamischen Hamas regierten Gazastreifen auf mehr als 11.000 gestiegen. Seit dem Beginn des Kriegs am 7. Oktober seien 11.078 Menschen getötet worden, darunter 4.506 Kinder, hieß es.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die libanesische Regierung wirft Israel vor, bei Gefechten an der Grenze auf ein Krankenhaus im Libanon gezielt zu haben. Das Gesundheitsministerium verurteilte "das Zielen" aufs Schärfste. Das israelische Militär prüft den Vorfall derzeit nach eigenen Angaben.

Nach israelischen Angaben sind erneut Zehntausende Menschen aus dem umkämpften Norden des Gazastreifens in den Süden geflüchtet. Den sechsten Tag in Folge sei für mehrere Stunden eine sichere Flucht für Zivilisten möglich, hieß es. Armeeangaben zufolge ist der Fluchtkorridor tagsüber für sechs Stunden passierbar.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die EU hat sechs weitere Luftbrückenflüge mit humanitärer Hilfe für die Menschen im Gazastreifen angekündigt. Heute und in den kommenden Tagen sollen zwei Maschinen mit 55 Tonnen Hilfsgütern von Italien aus Richtung Ägypten abheben, wie die EU-Kommission mitteilte. Sie transportieren der Mitteilung zufolge unter anderem mobile Lagerhäuser und Kühlgüter an den Grenzübergang Rafah. Drei weitere Flüge aus Bukarest sollen Material für Notunterkünfte liefern, zum Beispiel Zelte und Matratzen. Der sechste Flug aus Ostende in Belgien soll Hilfsgüter von UN-Agenturen und anderen humanitären Partnern nach Ägypten bringen.

Das UN-Nothilfebüro OCHA warnt vor Ratten- und Insektenplagen im Gazastreifen, weil sich in den Straßen Müllberge türmten. Die Müllabfuhr habe weitgehend eingestellt werden müssen, weil es keinen Treibstoff für die Lastwagen gebe und die Sicherheitslage solche Fahrten lebensgefährlich mache, hieß es.

Bei einem Angriff auf das größte Krankenhausgelände im Gazastreifen - das Al-Schifa-Krankenhaus im Zentrum von Gaza-Stadt - sind nach Angaben der radikalislamischen Hamas 13 Menschen getötet und dutzende weitere verletzt worden. Der Direktor des Krankenhauses, Abu Salmiya, erklärte, das Gebäude sei von israelischen Panzern beschossen worden. Die israelische Armee hatte am Donnerstag heftige Kämpfe in der Nähe des Krankenhauses gemeldet und angegeben, mehr als 50 Terroristen getötet zu haben. 

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der Chef des UN-Hilfswerks für Palästina-Flüchtlinge UNWRA, Philippe Lazzarini, hat ein Ende des "Blutbads" durch Israels Militäreinsatz im Gazastreifen gefordert. "Ganze Stadtteile dem Erdboden gleichzumachen, ist keine Antwort auf die ungeheuerlichen Verbrechen der Hamas", schrieb er. Dies werde vielmehr eine neue Generation von Palästinensern schaffen, "die den Kreislauf der Gewalt" vermutlich fortsetzen werden.

Die stellvertretende Landesdirektorin des Welternährungsprogramms der UN (WFP) in den Palästinensischen Gebieten, Marika Guderian, beschreibt die Lage in Gaza als "humanitäre Katastrophe". Es stehe schlimm um die Menschen, sagte sie im Interview mit tagesschau24. Guderian begrüßte zugleich, dass es nun täglich eine vierstündige Waffenruhe geben soll, bezeichnete die Entscheidung aber auch als nicht ausreichend. Täglich müssten mehr als 100 Lkw in den Gazastreifen kommen, allein um die Ernährung der Menschen sicherzustellen. Weitere Lkw müssten hineingelassen werden, um die medizinische Versorgung zu gewährleisten. Guderian wies den Verdacht zurück, die Versorgungsgüter könnten in die Hände der Hamas gelangen. Das WFP sei seit vielen Jahren vor Ort und könne sicherstellen, dass die Hilfsgüter an Zivilisten gehen.

Marika Guderian, UN-Welternährungsprogramm, über Mangel und knappe Hilfslieferungen im Gazastreifen

tagesschau24, 10.11.2023 11:00 Uhr

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat die Dringlichkeit der humanitären Hilfe für die Menschen im Gazastreifen noch einmal betont. Die Aussicht auf die von Israel zugesagten täglichen Feuerpausen sei dafür "zentral", sagte sie anlässlich ihres bevorstehenden Besuchs in den Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien und Israel. "Gemeinsam mit unseren Partnern arbeiten wir ununterbrochen daran, mehr Wege und Optionen für effektive humanitäre Hilfe zu finden." 

Zugleich sagte Baerbock Israel zu, bei der Verteidigung gegen den Terror der Hamas "fest und unverbrüchlich" auf Deutschland zählen zu können. Israel müsse dabei jedoch alles in seiner Macht Stehende tun, um die Zivilisten zu schützen. Mit Blick auf die Bemühungen für die Freilassung der von der Hamas verschleppten Geiseln und die humanitären Zugänge zum Gazastreifen erklärte Baerbock, es gäbe nur Aussicht auf Erfolg, "wenn wir zusammen mit den arabischen Golfstaaten an einem Strang ziehen".

594 Ausländer und Palästinenser mit doppelter Staatsbürgerschaft dürfen nach palästinensischen Angaben heute über den Grenzübergang Rafah aus dem Gazastreifen nach Ägypten ausreisen. Auf einer Liste stehen auch sechs Deutsche.

Im Gazastreifen sind wegen der schweren Bombardierungen, Zerstörungen und dem Mangel an medizinischem Material 20 der 36 Krankenhäuser nicht mehr im Einsatz. Das berichtete die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Auch die noch funktionierenden Krankenhäuser liefen nur im Notbetrieb, weil viele für eine normale Versorgung von Patienten nicht genügend Desinfektionsmittel und Anästhesiepräparate oder Strom hätten. Die noch funktionierenden Krankenhäuser hätten teils doppelt so viele Patienten wie Betten.

Wir haben die Überschrift über diesem Blogeintrag korrigiert. Dort war zunächst von einer Zerstörung der Krankenhäuser die Rede gewesen.

Der iranische Außenminister Hossein Amir-Abdollahian ist nach eigenen Angaben davon überzeugt, dass der Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas nicht auf den Gazastreifen begrenzt bleiben wird. "Aufgrund der zunehmenden Intensität des Krieges gegen die Zivilbevölkerung im Gazastreifen ist eine Ausweitung des Krieges unvermeidlich geworden", sagte er laut der Website seines Ministeriums. Teheran, das die Hamas finanziell und militärisch unterstützt, bezeichnete den Angriff der militant-islamischen Miliz auf Israel als "Erfolg", bestreitet aber jegliche Beteiligung.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat Israel angesichts der militärischen Reaktion auf den Terrorangriff der Hamas Expansionismus vorgeworfen. Israel versuche, "einen Staat aufzubauen, den es erst seit 75 Jahren gibt und dessen Legitimität durch den eigenen Faschismus fraglich geworden ist", sagte er. Angesichts der andauernden Bombardierungen des Gazastreifens durch Israel sprach Erdogan von "Faschismus". Israel habe sich "mit Gewalt das Land angeeignet, in dem das palästinensische Volk seit Tausenden von Jahren lebte". Er warf Israel zudem vor, mit dem Einsatz von Atomwaffen zu drohen. Ohne dies näher zu erklären, sagte er, Israel habe die "Illusion eines gelobten Landes". Dies sei aber "Wunschdenken".

US-Außenminister Antony Blinken hat Israels Maßnahmen zur Minimierung von Opfern unter Zivilisten im Gaza-Krieg als positiv und zugleich unzureichend bezeichnet. Die US-Regierung sei dankbar, dass sich Israel zu Pausen in dessen Militäreinsatz im Gazastreifen entschieden habe. Doch müsse "viel mehr getan werden". Blinken teilte mit, die US-Regierung habe Israel weitere Vorschläge zum Schutz der Zivilbevölkerung gemacht. US-Vertreter setzen sich für längere "humanitäre Pausen" durch Israel ein, die für mehr Gegenden gelten sollten. Zudem solle mehr Hilfe aus Ägypten in den Gazastreifen gelassen werden.

Die Palästinensische Autonomiebehörde zeigt sich bereit, im Gazastreifen nach Ende des Krieges unter Bedingungen Regierungsverantwortung zu übernehmen. Voraussetzung sei eine umfassende politische Lösung, die auch das Westjordanland und Ost-Jerusalem umfasst, erklärt Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas. Die Autonomiebehörde war 2007 von Hamas aus dem Gazastreifen vertreiben worden. Sie regiert seitdem eingeschränkt im Westjordanland, das teilweise von Israel besetzt ist und wo Israel seine Siedlungen trotz internationaler Kritik ausgebaut hat.

Die arabische Minderheit in Israel, die 21 Prozent der Bevölkerung ausmacht, fühlt sich in Kriegszeiten solidarischer mit dem Land. Auf die Frage, ob sie sich Israel zugehörig fühlen, antworteten 70 Prozent der Befragten mit "Ja", im Vergleich zu 48 Prozent im Juni, wie das Israel Democracy Institute (IDI) am Freitag mitteilte. Dies sei der höchste Wert seit Beginn der Erhebungen vor 20 Jahren.

Allerdings gaben nur 27 Prozent der arabischen Befragten an, dass sie die Zukunft Israels optimistisch sehen, verglichen mit 72 Prozent der befragten Juden. Unter der jüdischen Mehrheit Israels fühlen sich 94 Prozent dem Land zugehörig. Die arabische Minderheit, die überwiegend muslimisch ist, stammt von palästinensischen Arabern ab, die nach der Gründung Israels im Krieg von 1948 im ehemals britisch regierten Palästina geblieben waren. Hunderttausende ihrer Verwandten flohen oder wurden vertrieben. Auf die Frage, ob sie Israel verlassen würden, wenn sie eine alternative westliche Staatsbürgerschaft bekämen, antworteten gut 80 Prozent der jüdischen Befragten, dass sie bleiben würden. Von den arabischen Befragten äußerten sich laut IDI-Umfrage in diesem Sinne 59 Prozent.

Israels Polizeiminister hat davor gewarnt, dass es - wie beim Gaza-Krieg Jahr 2021 - zu Unruhen in Israel kommen könnte. Die Polizei hat arabische Bürger festgenommen, denen Social-Media-Beiträge zur Aufstachelung zu pro-palästinensischer Gewalt vorgeworfen wurden. Am Donnerstag wurden fünf Anführer der arabischen Gemeinschaft festgenommen, die geplant hatten, einen Antikriegsprotest zu organisieren. Deren Anwälte kritisierten die Maßnahmen als undemokratisch.

Am Amtsgericht München haben Ermittler erneut eine Anklage wegen Äußerungen eines 27-Jährigen auf einer untersagten Kundgebung für Palästinenser erhoben. Der Beschuldigte soll vor laufenden Kameras den Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober gutgeheißen haben. Ihm werde die Billigung von Straftaten vorgeworfen, teilte die Generalstaatsanwaltschaft mit.

Der zentrale Antisemitismusbeauftragte der bayerischen Justiz hatte die Ermittlungen aufgenommen, nachdem die Aussage des Mannes in der Sendung "Kontrovers" des Bayerischen Rundfunks ausgestrahlt worden war. Einen ersten Antrag auf ein beschleunigtes Gerichtsverfahren hatte das Amtsgericht jedoch abgewiesen.

Die UN-Sonderberichterstatterin für die Palästinensischen Gebiete, Francesca Albanese, hat die Ankündigung Israels, vierstündige humanitäre Feuerpausen im Nahost-Krieg einzuführen, als "sehr zynisch und grausam" bezeichnet. "Es hat kontinuierliche Bombardierungen (...) auf dieses winzige Stück Land gegeben, wo Menschen feststecken und die Zerstörung massiv ist", sagte Albanese laut Nachrichtenagentur AP in der australischen Stadt Adelaide. "Es wird kein Zurück geben nach dem, was Israel dem Gazastreifen antut." Bei den vorgesehenen vierstündigen Feuerpausen jeden Tag würden die Menschen an "den Klang des Lebens ohne Bombardierung" erinnert, ehe die Bombardierung dann wieder aufgenommen werde, kritisierte Albanese.

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, fordert von Israel sofortige Maßnahmen zum Schutz der Palästinenser im Westjordanland. Diese seien "täglich Gewalt durch israelische Streitkräfte und Siedler, Misshandlungen, Verhaftungen, Vertreibungen, Einschüchterungen und Demütigungen ausgesetzt", sagte er vor Journalisten in der jordanischen Hauptstadt Amman. Der Konflikt könne nur durch ein Ende der israelischen Besatzung palästinensischer Gebiete beendet werden.

Mit Blick auf die Lage im Gazastreifen rief er Israel auf, die Angriffe mit besonders explosiven Waffen auf dicht besiedelte Gegenden im Gazastreifen umgehend zu stoppen. "In Anbetracht der vorhersehbar hohen Zahl ziviler Opfer und großen Zerstörung ziviler Objekte haben wir ernsthafte Bedenken, dass es sich um unverhältnismäßige Angriffe handelt, die gegen das humanitäre Völkerrecht verstoßen", sagte er.

Israels Armee hat eigenen Angaben zufolge erneut mutmaßliche Terroristen im Gazastreifen getötet. Darunter seien auch am Massaker in Israel beteiligte Personen, teilte das Militär mit. Sie seien am Donnerstag getötet worden. In der Nacht attackierten israelische Soldaten den Angaben zufolge außerdem 19 weitere mutmaßliche Terroristen, die demnach einen Angriff auf sie planten. Sie hätten auch mehrere Waffen wie Raketenwerfer getroffen oder beschlagnahmt.

10.11.2023 • 09:09 Uhr

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Außenministerin Annalena Baerbock hat an die arabischen Golfstaaten appelliert, an einer gemeinsamem Initiative für eine Zwei-Staaten-Lösung zu arbeiten. "Nur eine Rückbesinnung auf das Versprechen eines Lebens Seite an Seite - in zwei Staaten - kann Israelis wie Palästinensern ein Leben in Frieden, Sicherheit und Würde bringen", erklärte die Grünen-Politikerin vor der Abreise in die Vereinigten Arabischen Emirate, nach Saudi-Arabien und Israel. Sie fügte an: "In dieser kaum auflösbaren Zerrissenheit ist es zentral, nicht den Weitblick zu verlieren."

"Die historische Chance eines Friedens Israels mit seinen arabischen Nachbarn darf nicht kaputt gehen. Denn genau das ist das Ziel der Terroristen", mahnte Baerbock. Auch bei den Bemühungen um die Freilassung der Geiseln, humanitäre Zugänge nach Gaza oder die Verhinderung eines regionalen Übergreifens der Gewalt gebe es nur "Aussicht auf Erfolg, wenn wir zusammen mit den arabischen Golfstaaten an einem Strang ziehen".

Georg Schwarte, ARD Berlin, tagesschau, 10.11.2023 08:14 Uhr

Die Türkei hat nach Angaben von Präsident Recep Tayyip Erdogan die notwendigen Vorbereitungen getroffen, um verletzte Palästinenser und Patienten mit chronischen Krankheiten aus dem Gazastreifen zur Behandlung in ihre Krankenhäuser zu bringen. Das sagte Erdogan laut Nachrichtenagentur Reuters Reportern nach einem Besuch in Usbekistan. Die Türkei werde sich bemühen, den Druck auf Israel zu erhöhen, damit verletzte Palästinenser evakuiert werden könnten.

Weiter sagte er, Außenminister Hakan Fidan habe mit seinem US-Amtskollegen Antony Blinken während dessen Besuchs in Ankara darüber gesprochen, die Zahl der täglichen Hilfslieferungen für das abgeriegelte Küstengebiet auf mindestens 500 zu erhöhen. Die Türkei wolle in Zusammenarbeit mit anderen Ländern Krankenwagen, Lebensmittel, Wasser und Medikamente bereitstellen.

Nach Berichten über eine frühzeitige Information freier Journalisten im Zusammenhang mit dem Überfall der Hamas auf Israel dringt der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) auf Aufklärung. Der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster sprach in Berlin von "unglaublichen Vorwürfen von immenser Tragweite". Journalisten seien unabhängige Berichterstatter und nicht Kriegsteilnehmer, betonte er und fügte hinzu: "Um der Glaubwürdigkeit des Journalismus willen hoffe ich inständig, dass an den Vorwürfen nichts dran ist."

Die "Bild"-Zeitung hatte unter Berufung auf die Nichtregierungsorganisation "Honest Reporting" berichtet, dass mehrere freie Bildjournalisten bei dem Hamas-Überfall vom 7. Oktober verdächtig schnell zur Stelle gewesen seien und Gräueltaten fotografiert hätten. Entsprechende Vorwürfe kamen auch von Israel. Die betreffenden Journalisten sollen demnach unter anderem für CNN, AP und Reuters arbeiten. Der DJV forderte Aufklärung von den großen internationalen Nachrichten- und Bildagenturen. Der Bundesvorsitzende Beuster sieht dabei die Auftraggeber der Freelancer genauso in der Pflicht wie die Fotografen selbst.

Der Iran hat vor einer Ausweitung des Nahost-Krieges gewarnt. Dies sei wegen der zunehmenden "Intensität des Krieges gegen die Zivilbevölkerung in Gaza" unvermeidlich geworden, sagte Außenminister Hossein Amir-Abdollahian Katars Ministerpräsident und Außenminister Scheich Mohammed Bin Abdulrahman al-Thani bei einem Telefongespräch, wie der iranische Fernsehsender Press TV berichtete.

Iran warnt vor Ausweitung des Gaza-Krieges

Philip Kuntschner, ARD Tel Aviv, tagesschau, 10.11.2023 09:00 Uhr

US-Präsident Joe Biden hat sich für die Lieferung von deutlich mehr Hilfsgütern in den Gazastreifen ausgesprochen. "Vor zwei Tagen waren es 96 Lastwagen mit Hilfsgütern und gestern 106 Lastwagen. Aber wir brauchen mehr, und zwar bald. Unser Ziel sind mindestens 150 pro Tag, jeden Tag", schrieb er in einem längeren Statement am Donnerstagabend (Ortszeit) auf der Plattform X. "Wir tun auch alles in unserer Macht Stehende, um die humanitären Hilfslieferungen und -leistungen zu erhöhen."

Biden sagte weiter, es werde "ab heute" zwei humanitäre Passagen geben, die es den Menschen ermöglichen sollen, aus den Kampfgebieten im Norden des abgesperrten Küstenstreifens zu fliehen. Biden fügte mit Blick auf die angestrebten humanitären Pausen hinzu, diese würden dazu beitragen, die Zivilbevölkerung in sicherere Gebiete zu bringen. "Sie sind ein Schritt in die richtige Richtung."

Fotos und Videoaufnahmen zeigen den Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober. Israels Regierung wirft nun internationalen Journalisten vor, vorab von den Plänen der Terroristen gewusst zu haben. Die betroffenen Medien weisen das zurück.

Den ganzen Artikel von ARD-Korrespondent Jan-Christoph Kitzler lesen Sie hier:

Rund einen Monat nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel hat die Berliner Polizei bisher 1.199 Straftaten im Zusammenhang mit dem verschärften Nahost-Konflikt registriert. Die meisten davon waren Sachbeschädigungen, also etwa gemalte oder gesprühte Parolen an Hauswänden, und Straftaten wie Widerstand gegen Polizisten bei Demonstrationen. Das teilte die Polizei der Nachrichtenagentur dpa mit (Stand: 9. November).

Als Reaktion auf einen Drohnenangriff auf ein Schulgebäude in der südisraelischen Stadt Eilat hat die israelische Armee eigenen Angaben zufolge ein Ziel in Syrien angegriffen. Die Armee habe die Organisation, die den Angriff durchgeführt habe, getroffen, teilte das Militär auf X (vormals Twitter) mit. Die Armee mache Syrien "für jede terroristische Aktivität, die von seinem Territorium ausgeht, voll verantwortlich". Am Donnerstag war eine Schule durch eine Drohne beschädigt worden. Die Herkunft der Drohne sowie der Vorfall insgesamt würden überprüft, hatte es zunächst geheißen. Berichte über Verletzte gab es nicht.

Die von der Terrororganisation Hamas kontrollierten Behörden im Gazastreifen teilen mit, Israel habe in der Nacht mindestens drei Luftangriffe auf oder in der Nähe von Krankenhäusern geflogen. "Die israelische Besatzung hat in den letzten Stunden mehrere Krankenhäuser gleichzeitig angegriffen", sagte der Sprecher der Gesundheitsbehörde von Gaza, Ashraf Al-Qidra, dem Fernsehsender Al Jazeera. Auch das größte Krankenhaus im Gazastreifen, Al Shifa, sei angegriffen worden. Nach israelischen Angaben hat Hamas darin und darunter Kommandozentralen und Tunnel versteckt. Hamas bestreitet das. Das israelische Militär hat sich bisher nicht zu Qidras Aussagen geäußert. Die Angaben können derzeit nicht unabhängig überprüft werden.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu hat im US-Fernsehsender Fox News gesagt, sein Land wolle den Gazastreifen nicht erobern. "Wir wollen Gaza nicht erobern, wir wollen Gaza nicht besetzen und wir wollen Gaza nicht regieren." Es müsse eine zivile Regierung im Gazastreifen gebildet werden. Doch Israel müsse sicherstellen, dass es einen tödlichen Angriff wie am 7. Oktober nicht noch einmal geben werde. "Wir brauchen also glaubwürdige Kräfte, die, wenn nötig, in den Gazastreifen eindringen und die Mörder töten. Nur so können wir das Wiederaufleben einer Hamas-ähnlichen Organisation verhindern", sagte Netanyahu.

Israel stimmt täglicher Feuerpause von vier Stunden zu

Oliver Mayer-Rüth, ARD Tel Aviv, tagesschau, 09.11.2023 20:00 Uhr

Pro-palästinensische Demonstranten haben die Lobby der Zentrale der "New York Times" besetzt. Mit der Aktion protestierten die Aktivisten gegen eine Berichterstattung über den Nahostkrieg, der aus ihrer Sicht Voreingenommenheit zugunsten von Israel zeige. Zudem forderten sie eine sofortige Feuerpause im Gazastreifen.

Hunderte Demonstranten zogen unter Führung der Gruppe "Writers Bloc" vor die Zentrale der "New York Times" in Manhattan, einige betraten das Atrium des Medienhauses, veranstalteten dort eine Sitzblockade und hielten Mahnwache ab. Ob es Festnahmen gab, ist bislang unklar. In einer E-Mail an die Belegschaft der "New York Times", die der Nachrichtenagentur AP vorlag, wurde die Protestaktion als "friedlich" beschrieben.

Die israelische Streitkräfte haben ihr neues Raketenabwehrsystem "Arrow 3" erstmals erfolgreich eingesetzt. Im Bereich des Roten Meeres sei ein auf Israel abgefeuertes Objekt abgefangen worden, teilte das israelische Verteidigungsministerium am späten Abend mit. Zuvor hatten die schiitischen Huthi-Rebellen im Jemen mitgeteilt, Israel mit Raketen angegriffen zu haben.

Ob es sich bei dem mit dem System "Arrow 3" abgefangenen Flugkörper um eine Rakete der Huthi-Rebellen handelte, ist bisher unklar. "Die 'Arrow'-Rakete hat eine Bedrohung abgefangen, die weit weg vom Staat Israel unterwegs war", sagte Militärsprecher Daniel Hagari. Gemeinsam mit "David's Sling" und "Iron Dome" bildet "Arrow" das Flugabwehrsystem Israels.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der amerikanische Vize-Finanzminister Wally Adeyemo hat weitere Sanktionen mit Verbündeten angekündigt, um die Finanzierung der militant-islamistischen Terrororganisation Hamas zu unterbinden. Unter anderem soll die Nutzung von Kryptowährungen durch die Hamas unterbrochen werden. "Wir werden sehen, welche Maßnahmen unsere Verbündeten und Partner ergreifen werden", sagte Adeyemo. "Einige davon werden öffentlich bekannt gegeben werden, andere nicht."

Als Teil der Sanktionen könnten Wohltätigkeitsorganisationen geschlossen werden. Auch gegen Einzelpersonen, die Zahlungen für die Hamas erleichtern könnten, werde man vorgehen. Seit dem tödlichen Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober hat Washington bereits zwei Runden von Sanktionen gegen die Hamas verhängt.

Die radikal-islamistische Hamas gibt an, mit einer ranghohen Delegation zu Gesprächen in Kairo zu sein. Die NATO-Verbündeten sprechen sich für humanitäre Feuerpausen zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas aus.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 10. November 2023 um 05:30 Uhr.