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Krieg in Nahost ++ UN-Chef drängt auf Handeln im Gazastreifen ++

Stand: 06.12.2023 23:31 Uhr

UN-Generalsekretär Guterres hat den Sicherheitsrat dringlich dazu aufgerufen, die zivile Bevölkerung im Gazastreifen zu schützen. Mehrere deutsche Hilfsorganisationen verteilen Lebensmittelpakete in Gaza. Alle Entwicklungen im Liveblog zum Nachlesen.

06.12.2023 • 23:31 Uhr

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Die USA sprechen sich gegen eine "Pufferzone" innerhalb des Gazastreifens nach dem Ende der Kämpfe aus. Die Größe des palästinensischen Küstengebiets dürfe nach dem aktuellen Konflikt nicht verkleinert werden, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller. Eine Verkleinerung des Gazastreifens würde die Position Washingtons verletzen. In der vergangenen Woche hatte es Medienberichte gegeben, dass Israel der Türkei und mehreren arabischen Staaten Pläne für eine Pufferzone übermittelt habe. Die Türkei lehnt das Vorhaben nach den Worten ihres Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ab.

Der Hamas-Führer im Gazastreifen, Jihia al-Sinwar, versteckt sich nach Angaben des israelischen Militärs im Untergrund. Die Aufgabe der Streitkräfte sei es, Sinwar zu finden und zu töten, sagte Militärsprecher Daniel Hagari. "Sinwar befindet sich nicht über der Erde, sondern im Untergrund", sagte Hagari. "Ich möchte nicht näher darauf eingehen, wo und wie und was wir in Bezug auf die Geheimdienste wissen. Dies ist nicht der richtige Ort, um über solche Dinge zu sprechen." Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu hatte zuvor gesagt, die Armee habe Sinwars Haus in Chan Yunis umstellt.

Die arabischen Mitgliedsländer der Vereinten Nationen arbeiten an einer Resolution des Weltsicherheitsrats, in der ein Waffenstillstand gefordert wird. Der palästinensische UN-Botschafter Rijad Mansur sagte, es sei wichtig, dass das mächtigste UN-Gremium nach dem Ende der einwöchigen Waffenruhe am 1. Dezember einen Stopp des Konflikts fordere. Umringt von Mitgliedern der 22 Nationen umfassenden Arabischen Gruppe bei den UN sagte Mansur, eine Ministerdelegation aus arabischen Ländern und der Organisation für Islamische Zusammenarbeit unter der Leitung des saudi-arabischen Außenministers werde am Donnerstag in Washington mit US-Vertretern zusammentreffen. "Ganz oben auf der Agenda steht, dass dieser Krieg beendet werden muss", sagte er. "Es muss ein Waffenstillstand geschlossen werden, und zwar sofort."

Die Vereinigten Staaten, Israels engster Verbündeter, haben im Sicherheitsrat ein Vetorecht und lehnen einen Waffenstillstand ab. Der stellvertretende amerikanische UN-Botschafter Robert Wood hatte am Dienstag gesagt, die Rolle des Sicherheitsrates im Nahost-Krieg bestehe nicht darin, der wichtigen Diplomatie vor Ort im Wege zu stehen. Eine Resolution des Sicherheitsrates zum jetzigen Zeitpunkt sei nicht sinnvoll.

Nach Angaben der israelischen Armee haben Soldaten Chan Yunis eingekesselt. Sie hätten innerhalb weniger Stunden die Verteidigungsanlagen der islamistischen Hamas in der Stadt durchbrochen, teilte das Militär mit. Die Armee habe dort Angriffe gegen zentrale Stellungen der Hamas gestartet und dringe nun tiefer in die Stadt vor. Israels Generalstabschef Herzi Halevi hatte bereits am Dienstag mitgeteilt, dass Soldaten dabei seien, Chan Junis einzukreisen.

Die humanitäre Situation wird im Süden des Gazastreifens Augenzeugen zufolge derweil immer dramatischer. Den Angaben zufolge sind Tausende Familien von Chan Junis nach Al-Mawasi geflohen. Die Situation dort ist demnach allerdings auch prekär, da Nahrungsmittel, Wasser und Unterkünfte fehlten. Nach Angaben des Palästinenserhilfswerkes der Vereinten Nationen (UNRWA) gibt es mittlerweile fast 1,9 Millionen Binnenvertriebene in dem Küstenstreifen - bei mehr als 2,2 Millionen Bewohnern insgesamt.

Die G7-Staaten haben die Terrormiliz Hamas mit Nachdruck zur Freilassung aller israelischen Geiseln aufgerufen, aber auch weitere humanitäre Kampfpausen gefordert. Die Hamas dürfe keine Bedingungen dafür stellen, hieß es in einer nach einem Online-Treffen der Staats- und Regierungschefs veröffentlichten Erklärung. "Die Hamas hat gezeigt, dass sie immer noch eine Sicherheitsbedrohung für Israel darstellt, wie ihr andauernder Raketenbeschuss seit dem 7. Oktober und ihre öffentlichen Erklärungen zeigen, dass sie Israel auch in Zukunft weiterhin angreifen werde."

Zugleich mahnten die G7 "dringendere Maßnahmen" an, um die humanitäre Krise im Gazastreifen zu bewältigen. Die Vertreibung weiterer Menschen müsse verhindert und die zivile Infrastruktur geschützt werden. "Es müssen alle Anstrengungen unternommen werden, um eine ungehinderte und kontinuierliche humanitäre Hilfe für Zivilisten sicherzustellen, einschließlich Nahrungsmittel, Wasser, medizinische Versorgung, Treibstoff und Unterkünfte sowie Zugang für humanitäre Helfer."

Die G7 verurteilten zudem Gewalt radikaler jüdischer Siedler gegen Palästinenser. Dies gefährde Sicherheit und Stabilität im Westjordanland und untergrabe Hoffnungen auf einen dauerhaften Frieden.

Nach Darstellung des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu hat Israels Armee das Haus des Chefs der islamistischen Hamas im Gazastreifen umstellt. Jihia al-Sinwar könne fliehen, sagte Netanyahu nach Angaben seines Büros, "aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir ihn finden". Sinwars Haus befindet sich Berichten zufolge in Chan Yunis. Experten vermuten, dass sich die Führung sowie auch Tausende Mitglieder der Hamas in dem weit verzweigten Tunnelnetz unterhalb des Gazastreifens verschanzt haben könnten.

In einem seltenen Vorgang hat UN-Generalsekretär António Guterres den Weltsicherheitsrat dringend aufgefordert, sich für die Abwendung einer humanitären Katastrophe im Gazastreifen einzusetzen. In einem Brief an den Sicherheitsrat berief sich der UN-Chef dazu erstmals seit seinem Amtsantritt 2017 auf den Artikel 99 der UN Charta. Dieser erlaubt dem Generalsekretär, den Sicherheitsrat auf "jede Angelegenheit hinzuweisen, die seiner Meinung nach die Gewährleistung von internationalem Frieden und Sicherheit gefährden kann".

"Ich fordere die Mitglieder des Sicherheitsrats auf, darauf zu drängen, eine humanitäre Katastrophe zu verhindern", hieß es in dem Brief. "Ich wiederhole meinen Aufruf, dass ein humanitärer Waffenstillstand ausgerufen werden muss. Das ist dringend. Der zivilen Bevölkerung muss größeres Leid erspart bleiben."

Israelische Truppen sind nach Angaben von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu dabei, das Haus vom Hamas-Chef im Gazastreifen, Jahja Sinwar, zu umzingeln. "Sein Haus ist vielleicht nicht seine Festung und er kann entkommen, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir ihn kriegen", erklärt Netanyahu.

Die schiitischen Huthi-Rebellen im Jemen haben nach eigenen Angaben Gebiete in Israel angegriffen. "Eine Ladung ballistischer Raketen" sei auf verschiedene militärische Ziele im Süden Israels abgefeuert worden, erklärten die vom Iran unterstützten Rebellen. Die Angriffe "gegen den israelischen Feind" würden so lange fortgesetzt "bis die Aggression gegen unsere Brüder in Gaza endet", hieß es. So lange würden auch israelische Schiffe daran gehindert werden, das Rote Meer zu befahren.

Zivilisten haben im Gazastreifen haben nach Augenzeugenberichten UN-Hilfslieferungen geplündert. Die Menschen seien in vier Lagerräume eingedrungen und hätten Mehl, Reis und andere Grundnahrungsmittel mitgenommen, hieß es. Sie hätten dem UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA vorgeworfen, notleidenden Gaza-Einwohnern nicht ausreichend zu helfen und stattdessen Hilfsgüter zu horten.

Augenzeugen hatten zuvor bereits berichtet, Mitglieder der islamistischen Hamas hätten Hilfslieferungen von Lastwagen gestohlen und in ihren Autos mitgenommen, teilweise mit Waffengewalt. Israel hatte mehrmals die Sorge geäußert, humanitäre Hilfslieferungen für die Bevölkerung im Gazastreifen könnten auch der Terrororganisation in die Hände gelangen.

Die Behörden in Israel haben nach Angaben von Aktivisten abschließend den Bau von neuen Wohnungen für Siedler im besetzten Ost-Jerusalem genehmigt. Wie die israelische Nichtregierungsorganisation Peace Now mitteilte, sollen in einem Gebiet, das zur Hälfte im besetzten Ost-Jerusalem und zur anderen Hälfte auf israelischer Seite liegt, 1.738 Wohnungen entstehen.

Mehrere Länder haben nach Angaben der zyprischen Regierung angeboten, Hilfsgüter für den Gazastreifen auf der Mittelmeerinsel zu lagern. Von dort sollten die Waren dann über einen Seekorridor in das abgeriegelte Küstengebiet gebracht werden, sagte Regierungssprecher Konstantinos Letymbiotis. Ein solches Angebot sei unter anderem von Großbritannien gekommen, das in der vergangenen Woche bereits Hilfsgüter schickte, die nun im Hafen von Larnaca aufbewahrt werden.

Von Larnaca sollen nach Angaben von Letymbiotis Schiffe zum Gazastreifen fahren, sobald die Bedingungen vor Ort das zulassen. Großbritannien habe auch ein Schiff mit geringem Tiefgang angeboten, das sich der Küste des Gazastreifens nähern und dort die Hilfsgüter ohne die für große Schiffe erforderlichen Hafenanlagen entladen könnte.

Seit Beginn des Gaza-Krieges sind nach israelischen Angaben mehr als 10.000 Tonnen militärische Ausrüstung nach Israel geliefert worden. Das 200. Frachtflugzeug mit entsprechendem Material sei gelandet, teilte das Verteidigungsministerium mit. Bisher seien unter anderem gepanzerte Fahrzeuge, Munition, Personenschutzausrüstung und medizinische Ausrüstung geliefert worden. Es handele sich dabei um eine gemeinsame Initiative angeführt vom US-Verteidigungsministerium in Verbindung mit dem israelischen Verteidigungsministerium und der Armee. Die USA sind der wichtigste Verbündete Israels.

Mehrere Hilfsorganisationen aus dem Bündnis Aktion Deutschland Hilft haben mit der Nothilfe im Gaza-Streifen begonnen. Über eine lokale ägyptische Partnerorganisation würden derzeit täglich Lebensmittelpakete nach Gaza transportiert und an Familien verteilt, teilten Action Medeor, Arbeiter-Samariter-Bund, Help und Malteser International in Bonn mit. Die "Ready to eat"-Pakete enthielten Wasser, Trockenfrüchte, Bohnen und Rindfleisch aus der Dose, Feta-Käse, Melasse und Milch und reichten für fünf Personen pro Tag. "Die Menschen können die Lebensmittel direkt zu sich nehmen, ohne diese zu kochen", erläuterte Help-Nothilfekoordinatorin Simone Walter. Das sei wichtig, da es meist an Strom oder anderen Möglichkeiten zum Kochen fehle.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) will mit ihren EU-Kollegen über Sanktionen gegen gewaltbereite israelische Siedler beraten. Das Auswärtige Amt begrüße, dass die USA "nun konkrete Maßnahmen in Form von Einreisebeschränkungen angehen werden", sagte ein Sprecher Baerbocks in Berlin. Es sei "wichtig, diese Debatte auch auf europäischer Ebene voranzutreiben". Deutschland werde sich dazu beim EU-Außenministertreffen am Montag aktiv einbringen.

Die USA hatten am Dienstag Visa-Sanktionen gegen extremistische jüdische Siedler verhängt, die Gewalt gegen palästinensische Zivilisten im besetzten Westjordanland ausüben. Die USA wollen demnach jedem die Einreise verweigern, der "den Frieden, die Sicherheit oder die Stabilität im Westjordanland untergräbt". Wie die USA bezeichnete der Außenamtssprecher gewalttätige Angriffe von Siedlern gegen Palästinenser als "inakzeptabel". Deutschland verurteile "die Gewalt von Siedlerinnen und Siedlern auf palästinensische Gemeinden". 

Israel ist erneut vom Libanon aus angegriffen worden, wie die israelische Armee (IDF) mitteilte. "Vor kurzem wurden mehrere Abschüsse aus dem Libanon in Richtung eines IDF-Postens neben Arab al-Aramsche sowie eines IDF-Postens in der Gegend des Berges Hermon identifiziert", schrieb die Armee auf Telegram. Die Armee habe die Abschussorte im Libanon unter Feuer genommen. Zudem seien am Morgen bereits mehrere Orte im Nachbarland angegriffen worden und Kampfflugzeuge hätten eine militärische Kommandozentrale und militärische Infrastruktur der Schiitenmiliz Hisbollah angegriffen. Über mögliche Opfer wurde zunächst nichts offiziell mitgeteilt.

Die humanitäre Situation im umkämpften Süden des Gazastreifens wird nach palästinensischen Angaben immer dramatischer. Zehntausende Menschen lebten in Zelten in den Straßen der Stadt Chan Junis, berichteten Augenzeugen der Deutschen Nachrichtenagentur dpa. Es fehle an Nahrungsmitteln, Wasser und Unterkünften. Die Lage habe sich besonders zugespitzt, nachdem die israelische Armee die Menschen im Osten der Stadt zur Flucht in westliche Viertel sowie nach Rafah an der Grenze zu Ägypten aufgefordert habe.

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, hat eine gründliche Untersuchung mutmaßlicher sexueller Gewalt von Hamas-Terroristen gefordert. Die Opfer sexueller Gewalt, für die teilweise auch andere bewaffnete palästinensische Gruppen in Israel verantwortlich seien, hätten ein Anrecht darauf, erklärte Türk in Genf. Die möglichen Täter müssten zur Rechenschaft gezogen werden.

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben im Norden des Gazastreifens ein riesiges Waffenlager nahe eines Krankenhauses und einer Schule entdeckt. Dort hätten sich Hunderte Panzerfaustgeschosse und Panzerfäuste befunden, Dutzende Panzerabwehrraketen, Dutzende Sprengsätze, Raketen mit längerer Reichweite, Dutzende Granaten sowie Drohnen, teilte die Armee mit. Es handele sich "um eines der größten Waffenlager", die bisher im Gazastreifen entdeckt worden seien.

Die Waffen seien von den Soldaten mitgenommen worden. Manche würden weiter untersucht, andere seien direkt vor Ort zerstört worden. "Die gesamte Terrorinfrastruktur hat sich direkt neben Wohngebäuden im Herzen der zivilen Bevölkerung befunden", schrieb der Sprecher. "Dies ist ein weiterer Beweis der zynischen Verwendung der Bewohner des Gazastreifens durch die Terrororganisation Hamas als menschliche Schutzschilde."

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, hat frühere und derzeitige ranghohe Vertreter Israels wegen Äußerungen über Palästinenser kritisiert. Er sprach in Genf von "menschenverachtenden und aufhetzenden Äußerungen". "Die Geschichte hat uns gezeigt, wozu solche Ausdrücke führen können", sagte Türk. "Das ist nicht nur inakzeptabel, aber ein kompetentes Gericht könnte solche Äußerungen im Kontext der Umstände, unter denen sie gemacht wurden, als Anstiftung zu Gräueltaten werten", sagte Türk.

Israel hat dazu aufgerufen, dass das Rote Kreuz Zugang zu den im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln erhält. "Die internationale Gemeinschaft muss handeln. Das Rote Kreuz muss Zugang zu den Geiseln erhalten, die sich in den Händen der Hamas befinden", sagte Armeesprecher Daniel Hagari. Jede Minute in Gefangenschaft gefährde das Leben der Geiseln. "Die internationalen Organisationen kennen ihr Mandat und auch die Fakten: Die Hamas hindert sie daran, ihre Arbeit zu tun", fügte der Armeesprecher hinzu.

Nach den Terrorangriffen der militant-islamistischen Hamas und der militärischen Reaktion Israels hat einer Umfrage des Zentralrats der Juden zufolge ein Drittel der jüdischen Gemeinden in Deutschland in den vergangenen Wochen antisemitische Angriffe erlebt. Sie reichten von Schmierereien bis zu persönlichen Beleidigungen, teilte der Zentralrat mit. Unisono berichteten betroffene Gemeinden von psychischem Druck über Drohanrufe und Drohmails. "Das sind erschütternde Berichte", sagte Zentralratspräsident Josef Schuster.

06.12.2023 • 11:38 Uhr

Türkei gegen geplante Pufferzone

Die Türkei lehnt nach den Worten ihres Präsidenten Recep Tayyip Erdogan Pläne für die Errichtung einer Pufferzone im Gazastreifen nach Ende der Kämpfe ab. Ein solcher Plan sei respektlos gegenüber den Palästinensern, sagte Erdogan vor der Presse auf dem Rückflug von Katar in die Türkei. Die Zukunft nach dem Ende des Krieges müsse vom palästinensischen Volk entschieden werden. Israel müsse den Palästinensern die von ihm besetzten Gebiete zurückgeben, zitierten der Sender Habertürk und andere Medien den Präsidenten.

Erdogan sagte den Medien zufolge auch, dass die Unterstützung westlicher Länder für Israel, insbesondere die der USA, die aktuelle Situation in der Region verursacht habe. Er warnte Israel davor, Mitglieder der militant islamistischen Hamas in der Türkei zu verfolgen, da Israel dafür einen sehr hohen Preis zahlen würde. Die Türkei stuft die Hamas - anders als zum Beispiel die USA, die EU und Deutschland - nicht als Terrororganisation ein. Erdogan bezeichnete sie mehrfach als Befreiungsorganisation.

Karte Gazastreifen mit den von der israelischen Armee kontrollierten Gebieten

Graue Flächen: Bebaute Flächen im Gazastreifen. Schraffur: Israelische Armee

Das israelische Militär liefert sich nach eigenen Angaben die schwersten Kämpfe mit der militant islamistischen Hamas seit Beginn seiner Bodenoffensive im Gazastreifen. Die Truppen seien in erbitterte Gefechte in Chan Yunis verwickelt, teilte das Militär mit. Die größte Stadt im Süden des Gazastreifens ist seit Dienstag von israelischen Soldaten eingekesselt, die bereits ins Zentrum vorgedrungen sind. Hunderte Ziele der Hamas seien angegriffen worden, hieß es vom Militär. Die Kassam-Brigaden - der bewaffnete Teil der Hamas - teilten mit, ihre Kämpfer seien an den Gefechten mit israelischen Truppen beteiligt. Am Dienstag seien acht israelische Soldaten getötet oder verletzt worden, zudem seien 24 israelische Militärfahrzeuge zerstört worden. Auf seiner Website nannte das israelische Militär für Dienstag zwei getötete Soldaten, seit Beginn der Bodenoffensive seien es insgesamt 83.

Der Krieg in Nahost hat einer Studie zufolge den Welthandel bislang nicht belastet. Zwar sei im Roten Meer die Menge an verschifften Standardcontainern im November auf gut 500.000 gesunken, wie das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) mitteilte. Üblich wären knapp 600.000 Stück gewesen. "Der jüngste Rückgang der Frachtmenge dürfte in erster Linie konjunkturelle Ursachen haben und noch keine Folge der jüngsten gezielten Angriffe auf Handelsschiffe im Roten Meer sein", sagte IfW-Handelsexperte Vincent Stamer. In internationalen Gewässern im südlichen Roten Meer gerieten zuletzt mehrere Handelsschiffe unter Beschuss. Israel warf den vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen aus dem Jemen vor, im November ein von Großbritannien und Japan betriebenes Frachtschiff im südlichen Roten Meer gekapert zu haben.

Bei den israelischen Angriffen sind nach Angaben des von der militant islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums inzwischen mehr als 16.200 Menschen getötet worden. Am Montag hatte die Behörde noch von fast 15.900 Toten gesprochen. Die Opferzahlen lassen sich gegenwärtig nicht unabhängig überprüfen. Die Vereinten Nationen und andere Beobachter weisen aber darauf hin, dass sich die Zahlen der Behörde in der Vergangenheit als insgesamt glaubwürdig herausgestellt hätten.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die Außenminister der USA und Chinas haben in einem Telefonat über den Krieg in Nahost beraten. Nach Angaben aus Washington und Peking war man sich dabei über die Notwendigkeit einer Deeskalation einig. US-Außenminister Antony Blinken habe "die Notwendigkeit bekräftigt, dass alle Parteien daran arbeiten, eine Ausweitung des Konflikts zu verhindern", teilte sein Ministerium mit. Der chinesische Außenminister Wang Yi sagte laut Angaben seines Hauses, die "oberste Priorität ist, das Feuer einzustellen und den Krieg so schnell wie möglich zu beenden".

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (Médecins Sans Frontières, MSF) hat ein Ende der "Belagerung" des Gazastreifens gefordert. Im Al-Aksa-Krankenhaus in der Mitte des Gebiets seien die Vorräte an Treibstoff und medizinischem Material inzwischen auf einem kritischen Niveau, teilte die Organisation auf dem Kurznachrichtendienst X mit. Grund dafür seien Straßensperrungen. "Die Belagerung muss aufgehoben werden, medizinische Hilfsgüter müssen dringend in den gesamten Gazastreifen geliefert werden", so die Organisation. Seit Wiederaufnahme der Kämpfe am 1. Dezember sind nach MSF-Angaben täglich durchschnittlich 150 bis 200 Menschen mit Kriegsverletzungen in das Krankenhaus gekommen. "Es gibt derzeit 700 Patienten in dem Krankenhaus, ständig kommen neue. Uns gehen die grundlegenden Vorräte aus, um sie zu behandeln", sagte Nothilfekoordinatorin Marie-Aure Perreaut Revial der Mitteilung zufolge.

Die israelische Armee hat ihr Bombardement von Zielen im Gazastreifen fortgesetzt. Im Laufe des vergangenen Tages seien etwa 250 Terrorziele angegriffen worden, teilte die Armee mit. Die Truppen seien weiter dabei, Waffen, Tunnelschächte, Sprengstoff und weitere militärische Infrastruktur zu lokalisieren. Ein Kampfflugzeug habe im Verbund mit den Bodentruppen zwei Raketenabschussrampen getroffen, von denen aus Terroristen ein Sperrfeuer von Raketen auf das Zentrum Israels abgeschossen hätten.

Bei weiteren Angriffen seien Terroristen der islamistischen Hamas und des Palästinensischen Islamischen Dschihad ausgeschaltet und eine Reihe terroristischer Infrastrukturen zerstört worden, hieß es von der Armee. Ferner hätten die Truppen eine Terrorzelle attackiert, die in der Nähe einer Schule im nördlichen Gazastreifen operiert habe. Anschließend habe man dort einen Tunnelschacht gesprengt. In einer weiteren Schule im Norden seien Waffen und Munition gefunden worden.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

138 Menschen sind nach Angaben der israelischen Armee immer noch Geiseln im Gazastreifen. Ihre Angehörigen hatten gehofft - auf die eine große Vereinbarung mit der Hamas zur Freilassung aller. Doch die Feuerpause zerbrach, die Freilassungen endeten, die Verzweiflung der Familien wuchs.

An der Grenze zwischen den Nachbarländern Libanon und Israel ist nach Angaben der libanesischen Armee ein libanesischer Soldat durch israelischen Beschuss getötet worden. Israel habe einen libanesischen Militärposten im Gebiet um den Ort Adajsseh bombardiert, so die libanesische Armee. Dabei sei ein Soldat getötet worden, drei weitere wurden demnach verletzt. 

Die israelische Armee bestätigte die Angriffe und teilte im Onlinedienst X, ehemals Twitter, mit, dass sie eine Hisbollah-Stellung angegriffen habe, um "eine unmittelbare Bedrohung zu beseitigen". Die libanesischen Streitkräfte seien nicht das Ziel des Angriffs gewesen, hieß es weiter.

In der US-Regierung wird nach einem Medienbericht mit einer Dauer der derzeitigen Phase der israelischen Bodenoffensive im südlichen Gazastreifen von noch mehreren Wochen ausgegangen. Wie der US-Fernsehsender CNN unter Berufung auf mehrere ranghohe US-Regierungsbeamte berichtete, könnte Israel demnach im Januar zu einer "weniger intensiven, stark lokalisierten Strategie übergehen", die auf bestimmte Hamas-Terroristen und -Führer abziele.

Das Weiße Haus sei "zutiefst besorgt" darüber, wie sich die israelischen Operationen in den nächsten Wochen entwickeln werden, wurde ein namentlich nicht genannter ranghoher Regierungsbeamter zitiert. US-Außenminister Antony Blinken hatte kürzlich Israels Führung mit deutlichen Worten aufgefordert, Zivilisten im Gazastreifen zu schützen. Die zahlreichen Todesopfer unter der Zivilbevölkerung und die Vertreibung in einem Ausmaß, wie man sie im nördlichen Gaza gesehen habe, dürfe sich im Süden nicht wiederholen.

Die USA gaben derweil bekannt, für den Gazastreifen zusätzliche humanitäre Hilfe im Umfang von 21 Millionen Dollar (rund 19,4 Millionen Euro) bereitstellen zu wollen. Die Mittel sollen in die Errichtung eines Feldlazaretts fließen, gab die Direktorin der amerikanischen Behörde für internationale Entwicklung USAID, Samantha Power, bei einem Besuch im ägyptischen Al-Arisch bekannt. Die Stadt liegt rund 80 Kilometer von der Westgrenze des Gazastreifens entfernt und gilt als ein Abladeplatz für internationale Hilfsgüter, ehe sie in Lastwagen verladen und dann über den Grenzübergang Rafah in das abgeriegelte palästinensische Küstengebiet gefahren werden.

US-Präsident Joe Biden hat die Gewalt der Hamas gegen Frauen während des Angriffs auf Israel am 7. Oktober verurteilt. "Berichte von Frauen, die vergewaltigt wurden - wiederholt vergewaltigt - und deren Körper bei lebendigem Leib verstümmelt wurden, von Frauenleichen, die geschändet wurden, von Hamas-Terroristen, die Frauen und Mädchen so viel Schmerz und Leid wie möglich zufügten, bevor sie sie ermordeten. Das ist entsetzlich", sagt Biden unter Berufung auf Überlebende und Augenzeugen der Angriffe bei einer Spendengala in Boston.

Er rief internationale Organisationen, die Zivilgesellschaft und Einzelpersonen dazu auf, sexualisierte Gewalt "ohne Ausnahme" zu verurteilen. In einer Erklärung auf ihrem Telegram-Kanal weist die terroristische Hamas die Vorwürfe zurück. Biden versuche "fälschlicherweise, ihre Kämpfer zu beschuldigen", am 7. Oktober sexualisierte Gewalt und Vergewaltigung begangen zu haben.

In den Gazastreifen gelangen humanitäre Hilfsgüter wegen heftiger Kämpfe nach UN-Angaben aktuell nur in begrenztem Umfang. Derzeit würden Güter nur noch in die Region Rafah im Süden des Gebiets geliefert, teilte UN-Sprecher Stéphane Dujarric mit. Am Montag seien 100 Lastwagen mit Vorräten und 69.000 Litern Treibstoff über Ägypten in das Territorium gefahren, etwa die gleiche Menge wie am Sonntag.

Während der Feuerpause vom 24. bis zum 30. November seien es im Schnitt noch täglich 170 Lastwagen mit Hilfsgütern und 110.000 Litern Treibstoff gewesen, so Dujarric. Im Hinblick auf die Lage vor Ort zitierte er die UN-Koordinatorin für humanitäre Hilfe in den besetzten Palästinensergebieten, Lynn Hastings, mit den Worten, dass "Unterkünfte keine Kapazität haben, das Gesundheitssystem am Boden liegt, und es einen Mangel an sauberem Trinkwasser gibt, keine ordentlichen sanitären Einrichtungen und Mangelernährung".

Die radikal-islamistische Hamas will erst weiter verhandeln, wenn Israel seine Angriffe auf den Gazastreifen einstellt. Großbritannien plant Überwachungsflüge über dem östlichen Mittelmeer. Alle Entwicklungen im Liveblog.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 06. Dezember 2023 um 06:00 Uhr.