Kinder tragen Behälter mit Wasser im Gazastreifen am 18. Dezember 2023.
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Nahost-Krieg ++ Ärzte ohne Grenzen warnt vor Folgen von Wassermangel ++

Stand: 18.12.2023 23:31 Uhr

Das Wassersystem im Gazastreifen sei zusammengebrochen, warnt die Organisation Ärzte ohne Grenzen. Entwicklungsministerin Schulze besucht Israel und das Westjordanland. Die Entwicklungen im Liveblog zum Nachlesen.

18.12.2023 • 23:31 Uhr

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Die USA geben die Schaffung einer multinationalen Allianz zur Sicherung der Schifffahrtsrouten im Roten Meer bekannt. Der Einsatz trage den Namen "Operation Prosperity Guardian" (etwa: Schutz des Wohlstandes), erklärt US-Verteidigungsminister Lloyd Austin. Beteiligt sind demnach auch Großbritannien, Frankreich und Spanien. Geplant seien gemeinsame Patrouillen im südlichen Roten Meer und dem Golf von Aden. Eine Stellungnahme der Huthi im Jemen liegt nicht vor.

Der israelische Oppositionschef Jair Lapid hat vor einer möglichen Ausweitung des Krieges zwischen Israel und der radikalislamistischen Hamas auf weitere Regionen gewarnt. Es gebe "mehrere Kräfte", die Israel in einen "Mehrfrontenkrieg" hineinziehen wollten, sagte Lapid bei einem Besuch in Berlin. Die "sensibilisierten" Teile der israelischen Gesellschaft bemühten sich "zusammen mit den USA und europäischen Ländern, dies zu verhindern".

Insbesondere Deutschland nehme dabei "eine wichtige Rolle" ein. "Gemeinsam mit unseren Partnern wollen wir sicherstellen, dass der Krieg auf den Gazastreifen beschränkt bleibt", sagte der ehemalige israelische Regierungschef bei einer Veranstaltung der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung. Israel setze alles daran, den Konflikt zu begrenzen, er könne aber "jeden Augenblick explodieren", sagte Lapid mit Blick auf den Norden Israels sowie das besetzte Westjordanland. 

Die USA haben den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen aufgefordert, dringend Maßnahmen gegen die anhaltenden Raketenangriffe der jemenitischen Huthi-Rebellen zu ergreifen, die die Schifffahrt im Roten Meer und der strategisch wichtigen Straße von Bab al-Mandab gefährden.

Die vom Iran unterstützten Huthis sagen, ihre Angriffe auf Schiffe zielten darauf ab, eine Beendigung der israelischen Offensive im Gazastreifen zu erreichen, die vom terroristischen Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober ausgelöst wurde.

In einem Schreiben an die Mitglieder des Sicherheitsrats, in dessen Besitz die Nachrichtenagentur AP gelangte, erklärte die Botschafterin der USA bei den Vereinten Nationen, Linda Thomas-Greenfield, die Huthi-Attacken gefährdeten die Rechte und Freiheiten der Schifffahrt, die internationale Sicherheit auf See und den Welthandel. Die 15 Sicherheitsratsmitglieder diskutierten die Bedrohung durch die Huthi-Rebellen heute hinter verschlossenen Türen.

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat eine Abstimmung über eine Resolution verschoben, mit der eine Einstellung der Feindseligkeiten im Gazastreifen gefordert werden soll. Den Angaben zufolge wurde die zunächst für den späten Montagnachmittag (Ortszeit) geplante Abstimmung bis Dienstagmorgen vertagt. Diplomaten berichteten, es liefen Verhandlungen, um ein erneutes Veto der USA gegen die Forderung nach einem Waffenstillstand im Gazastreifen zu verhindern.

Israels Militär hat nach Raketenbeschuss Stellungen in Syrien angegriffen. Ziel sei der Abschussort der Flugkörper sowie ein Militärposten der syrischen Armee gewesen, teilte das israelische Militär mit. Die Raketen aus Syrien landeten demnach auf offener Fläche. An der Grenze gab es zuvor Raketenalarm. Welche Gruppierung für den Abschuss aus Syrien verantwortlich war, ist unklar. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London soll eine mit dem Iran verbundene Miliz drei Raketen abgeschossen haben.

Israels Militär hat die libanesische Hisbollah-Miliz vor einer Verschärfung der Kampfhandlungen an der Grenze gewarnt. "Wir sind heute näher an einem Krieg als gestern", sagte Militärsprecher Jonathan Conricus und warf der Hisbollah eine "stetige, systematische Eskalation entlang der Grenze" vor. Die Schiitenmiliz, die eng mit dem Iran verbunden ist, verwickele "den Libanon in einen gefährlichen Krieg", sagte Conricus.

Eine diplomatische Lösung mit der Hisbollah werde angestrebt. Sollte diese nicht erreicht werden, sei das israelische Militär bereit, "seine Fähigkeiten zu nutzen, damit israelische Zivilisten im Grenzgebiet in ihre Häuser zurückkehren können". Den Angaben nach wurden in den vergangenen Monaten rund 80.0000 israelische Zivilisten aufgrund der Kampfhandlungen im Norden evakuiert.

Nach der umstrittenen Verleihung des Hannah-Arendt-Preises für politisches Denken hält Masha Gessen am Vergleich der Situation in Gaza mit jüdischen Ghettos in der Nazi-Zeit fest. "Die Behauptung der Einzigartigkeit des Holocausts stellt ihn außerhalb der Geschichte", sagte Gessen in Berlin während einer Diskussion über die Position in der Heinrich-Böll-Stiftung mit den Stiftungsvorständen Imme Scholz und Jan Philipp Albrecht.

Gessen, 1967 in Moskau geboren, lebt in New York und schreibt über politische Strömungen und Konflikte in der US-amerikanischen und der russischen Gesellschaft.

Der bewaffnete Arm der Terrororganisation Hamas, die Al-Kassam-Brigaden, hat ein Video veröffentlicht, das einen Angriff auf israelische Truppen im Gazastreifen zeigen soll. Darin ist laut der Nachrichtenagentur AP zu sehen, wie eine Panzerabwehrrakete auf einen Konvoi der israelischen Armee abgefeuert wird. Ein Fahrzeug geht daraufhin in Flammen auf. Anschließend scheinen die Aufnahmen zu zeigen, wie israelische Soldaten versuchen, einen oder mehrere verletzte Kameraden zu bergen. Ein Soldat ist zu sehen, der sich neben dem brennenden Fahrzeug auf allen vieren vorwärts bewegt.

Das israelische Militär hat bislang den Tod von 127 Soldaten im Zuge der Bodenoffensive im Gazastreifen bestätigt. Nach eigenen Angaben hat die Armee zugleich Tausende militante Extremisten getötet, diese Zahlen aber nicht durch Belege untermauert.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

18.12.2023 • 20:54 Uhr

USA setzen Israel keine Frist

Die USA haben Israel keine Frist zur Beendigung der aktuellen schweren Gefechte im Zuge der intensiven Phase der Offensive im Gazastreifen gesetzt. Das sagte Pentagonchef Lloyd Austin bei einer Pressekonferenz in Tel Aviv. Bei seinem Besuch habe er mit Vertretern Israels die Kriegsziele diskutiert und mit ihnen darüber gesprochen, wie die Folgen für Zivilisten abgemildert werden könnten.

Austin und andere US-Repräsentanten haben sich wiederholt besorgt über die hohe Zahl ziviler Opfer in dem Konflikt gezeigt. Sein Land habe jedoch keine konkreten Forderungen an Israel gestellt, sagte der US-Verteidigungsminister. "Dies ist Israels Operation", sagte er. "Ich bin nicht hier, um Zeitpläne oder Bedingungen zu diktieren."

Israel kündigt einen schrittweisen Übergang zu einer neuen Phase des Einsatzes im Gazastreifen an. "Ich kann Ihnen sagen, dass wir bald in der Lage sein werden, zwischen verschiedenen Abschnitten im Gazastreifen zu unterscheiden", sagt Verteidigungsminister Joaw Gallant vor der Presse. "In jedem Gebiet, wo wir unseren Auftrag erfüllen, werden wir schrittweise zur nächsten Phase übergehen können", erklärt er weiter. Dann könne damit begonnen werden, die Bevölkerung zurückzuholen. Möglicherweise werde dies im Norden des Gazastreifens eher geschehen als im Süden.

Die Terrormiliz Hamas hat ein Video veröffentlicht, das drei ältere israelische Geiseln lebend im Gazastreifen zeigt. Das von den Al-Kassam-Brigaden, dem bewaffneten Arm der Hamas, veröffentlichte Video zeigt drei auf Stühlen sitzende bärtige Männer und trägt den Titel "Lasst uns hier nicht alt werden". Eine der Geiseln ruft die israelische Regierung darin auf, alles zu tun, um ihre Freilassung zu erreichen.

Den Huthi-Rebellen im Jemen zufolge sind nur israelische Schiffe im Roten und Arabischen Meer in Gefahr. Alle anderen seien sicher, erklärte der Huthi-Sprecher Mohammed Abdulsalam auf X, dem ehemaligen Twitter.

Die radikal-islamische Hamas bekräftigt, es werde keine Verhandlungen über einen Austausch von Geiseln und Häftlingen geben, bevor Israel nicht seine Angriffe im Gazastreifen stoppe. "Wir sind offen für Initiativen von Katar und Ägypten für einen Geiselaustausch, der den Krieg in Gaza beenden würde", sagte Hamas-Vertreter Osama Hamdan in Beirut.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat nach israelischen Angaben bei einem Treffen mit Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu mehr humanitäre Hilfe für die palästinensische Zivilbevölkerung im Gazastreifen angemahnt. Es gehe darum, wie die USA Israel auf dem Weg zu "dauerhafter" Sicherheit am besten unterstützen könnten, wurde Austin vom Presseamt der israelischen Regierung zitiert. "Und das bedeutet, dass wir dringende Bedürfnisse angehen müssen und den fast zwei Millionen Vertriebenen in Gaza mehr humanitäre Hilfe zukommen lassen und diese Hilfe besser verteilen müssen", sagte er demnach in Tel Aviv.

Austin betonte, die USA würden Israel in dessen Kampf gegen die militant-islamistische Hamas weiterhin auch militärisch unterstützen. Washington sei "Israels größter Freund" und werde weiter "wichtige Munition, taktische Fahrzeuge und Luftabwehrsysteme" liefern.

Tim Aßmann, ARD Tel Aviv, zu US-Verteidigungsminister Austins Besuch in Israel und über großen Hamas-Tunnel

tagesschau24, 18.12.2023 18:00 Uhr
18.12.2023 • 17:03 Uhr

Hamas-Behörde: 19.453 Tote in Gaza

Die Zahl der im Gazastreifen getöteten Palästinenser ist seit Kriegsbeginn nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde auf 19.453 gestiegen. Das waren rund 850 Tote mehr als noch vergangenen Mittwoch. Zudem seien 52.286 Menschen verletzt worden, sagte der Sprecher der Behörde, Aschraf al-Kudra. Die Zahlen der Behörde lassen sich gegenwärtig nicht prüfen, die UN und andere Beobachter weisen darauf hin, dass sie sich in der Vergangenheit als insgesamt glaubwürdig herausgestellt hätten.

Auslöser des der Offensive im Gazastreifen war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der islamistischen Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober in Israel nahe der Grenze zu Gaza verübt hatten.

An der Grenze zwischen Israel und dem Libanon ist es erneut zu gegenseitigem Beschuss gekommen. Die israelische Armee teilte mit, aus dem nördlichen Nachbarland seien Flugobjekte in den israelischen Luftraum eingedrungen und es habe auch Beschuss mit Raketen gegeben. Daraufhin habe israelische Artillerie die Abschussorte unter Feuer genommen und mit Kampfjets Stellungen der Schiitenmiliz Hisbollah angegriffen.

Nach Angaben aus libanesischen Sicherheitskreisen hätten israelische Kampfjets Ziele bei insgesamt zehn Orten im Süden des Landes angegriffen. Von Opfern wurde weder in Israel noch im Libanon zunächst etwas bekannt.

Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze ist auf dem Weg nach Israel und in das Westjordanland. Morgen will sie dort Vertreter aus Politik und Zivilgesellschaft treffen, wie sie dem ARD-Hauptstadtstudio vor ihrem Abflug mitteilte. Unter anderem plant sie, einen Kibbuz in der Nähe von Jerusalem sowie ein palästinensisches Flüchtlingslager im Westjordanland zu besuchen.

Sie wolle sich selbst ein Bild machen und Solidarität mit den Opfern auf beiden Seiten des Konfliktes ausdrücken, so Schulze. Außerdem wolle sie mit politischen Entscheidern auf israelischer und palästinensischer Seite besprechen, wie Deutschland dazu beitragen kann, die Lage zu stabilisieren. Dabei gehe es auch um die Versorgung der Menschen im Gazastreifen.

Derzeit, schätzt Schulze ein, ist nicht mehr als akute Basisversorgung umsetzbar. Hunderttausende Vertriebene im Gazastreifen bräuchten Wasser, einen Schlafplatz und psychologische Betreuung. Dabei unterstützt die Bundesregierung mit Wasseraufbereitungsanlagen, Notunterkünften und Traumatherapie für Kinder. Schulze sagte: "Auch wenn Trauer und Wut gerade im Vordergrund stehen: Wir müssen im Blick behalten, wie eine langfristige Lösung dieses Konflikts aussehen kann."

Die Organisation Ärzte ohne Grenzen hat vor den Auswirkungen des Wassermangels und der sanitären Einrichtungen im Gazastreifen gewarnt. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass es auf lange Sicht genauso gefährlich wie die Bombardierungen sein wird und ebenso viele Menschen töten könnte", sagte Mitarbeiter Ricardo Martinez. Das Wassersystem sei zusammengebrochen.

Anwohnern stünde höchstens ein Liter Wasser am Tag zur Verfügung. Laut UN benötigen Menschen als Minimum 15 Liter. In den überfüllten Orten im Süden des Gazastreifens teilten sich etliche Menschen wenige Toiletten. "Wer duschen kann, hat Glück", sagte Martinez, der den Angaben nach selbst vier Wochen während des Kriegs im Gazastreifen verbracht hat. Kinder spielten im Abwasser, das wegen des Mangels an Treibstoff nicht abgepumpt werden könne.

Die taiwanische Reederei Evergreen hat erklärt, dass sie mit sofortiger Wirkung beschlossen hat, vorübergehend keine israelische Fracht mehr anzunehmen. Sie wies ihre Containerschiffe an, die Fahrt durch das Rote Meer bis auf weiteres einzustellen.

Evergreen fügte hinzu, dass Schiffe, die im Regionalverkehr zu Häfen im Roten Meer unterwegs sind, sichere Gewässer in der Nähe anlaufen und auf weitere Benachrichtigung warten werden. Containerschiffe, die das Rote Meer passieren sollen, werden um das Kap der Guten Hoffnung herum umgeleitet werden, um ihre Reise zu den Zielhäfen fortzusetzen.

Der britische Premierminister Rishi Sunak hat für eine "nachhaltige Feuerpause" im Gazastreifen geworben. Dies solle es möglich machen, dass die islamistische Hamas weitere israelische Geiseln freilässt und internationale Hilfe in das Gebiet gelangt, sagte der konservative Regierungschef während eines Besuchs in Schottland. Zudem müsse die Hamas ihren Raketenbeschuss gegen Israel einstellen.

"Es ist eindeutig, dass zu viele Zivilisten ihr Leben verloren haben, und niemand möchte, dass dieser Konflikt einen Tag länger dauert als nötig", sagte Sunak. Israel habe ein Selbstverteidigungsrecht gegen den "entsetzlichen Terroranschlag der Hamas". "Aber es muss dies im Einklang mit dem humanitären Recht tun", sagte Sunak.

Irans Regierung hat seinen Erzfeind Israel für einen mutmaßlichen Hackerangriff auf Tankstellen verantwortlich gemacht. "Der zionistische Feind und Amerika wollten aufgrund ihres Scheiterns in anderen Bereichen unser Volk auf diese Weise herausfordern und belasten", sagte Ölminister Dschawad Odschi laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna.

Seit dem frühen Morgen sind im Iran landesweit Tankstellen von einem Softwareproblem betroffen. Die Störung hat unter anderem Einfluss auf das smarte Bezahlsystem an Zapfsäulen. An rund zwei Dritteln der Tankstellen in dem Land mit knapp 90 Millionen Einwohnern sei die Arbeit dadurch eingeschränkt.

Das amerikanische Nachrichtenportal Axios berichtet unter Berufung auf Regierungsvertreter der USA und Israels über einen geplanten Neustart der Verhandlungen über die Freilassung von Geiseln. Demnach wollen sich der Chef des US-Geheimdienstes CIA, Bill Burns, der katarische Ministerpräsident Mohammed bin Abdulrahman Al Thani und der Chef des israelischen Geheimdienstes Mossad in Warschau treffen. In den vergangenen Tagen haben sich Hinweise gehäuft, dass Israel wieder mit der radikal-islamischen Hamas über die Freilassung von Geiseln und Häftlingen verhandeln könnte.

Erstmals seit Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober ist ein Transportschiff mit Hilfsgütern für die Zivilbevölkerung Gazas von Zypern aus Richtung Gaza in See gestochen. Das berichtete der zyprische Rundfunk (RIK) unter Berufung auf die Regierung in Nikosia. Das Schiff der britischen Kriegsmarine soll demnach bereits am Samstag mit rund 80 Tonnen Hilfsgütern an Bord abgelegt haben. Nikosia hatte sich seit Wochen bemüht, Hilfslieferungen per See zu etablieren. Der nun erste Transport vom Hafen Larnaka aus gilt als Test für die Einrichtung eines verlässlichen Hilfskorridors.

Schwierig war zunächst vor allem die Frage, wie sichergestellt werden kann, dass die Hilfsgüter nicht in die Hände der Terrororganisation Hamas fallen. Der Transport der Hilfsgüter finde im Einvernehmen mit Israel und Ägypten statt, berichtete RIK. Unklar blieb zunächst, in welchem Hafen die Fracht gelöscht werden soll. Das Transportschiff werde von Schiffen der britischen Kriegsmarine begleitet, hieß es. 

Eine von der Hamas freigelassene deutsch-israelische Frau hat im US-Fernsehen über ihre Entführung und die Zeit ihrer Geiselhaft im Gazastreifen gesprochen. Sie sei nach der Verschleppung wie eine Trophäe durch die Straßen in dem palästinensischen Küstengebiet geführt worden. "Ich war kein Mensch", sagte Yarden Romann-Gat in einem am Sonntagabend (Ortszeit) ausgestrahlten Interview dem US-Sender CBS. Viele Leute hätten ihre Zurschaustellung gefeiert. Später sei die Deutsch-Israelin ohne andere Geiseln in einem Haus festgehalten und dort rund um die Uhr von einer männlichen Wache beobachtet worden, sagte sie weiter.

Romann-Gat habe einen Hidschab zum Anziehen bekommen, sich aber dennoch nicht geschützt gefühlt. Ihre Entführer hätten ihr alles antun können. "Du kannst keiner Sache widersprechen, es könnte dich dein Leben kosten." Sie habe Angst vor den israelischen Bombardierungen gehabt, sagte sie. "Es ist eine sehr beängstigende Erfahrung, in einem Kriegsgebiet zu sein. Man kann es nicht ignorieren. Es ist sehr intensiv."

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin ist in Israel gelandet. Es wurde erwartet, dass er bei dem Besuch darauf dringt, die Kampfhandlungen im Gazastreifen zurückzufahren und in eine neue Phase des Krieges mit gezielten Schlägen gegen Hamas-Führer und deren Tunnel-Infrastruktur überzugehen.

Die USA hatten sich zuvor stets deutlich hinter Israel gestellt und den Militäreinsatz in dem Küstenstreifen trotz verheerender Folgen für die Zivilbevölkerung unterstützt. Mehrere UN-Resolutionen zu einem Waffenstillstand scheiterten, weil die USA ihr Veto einlegten. Doch international sowie in Israel selbst wächst die Kritik am Vorgehen der israelischen Regierung.

US-Verteidigungsminister Austin ist in Israel eingetroffen

Jannik Pentz, BR, tagesschau, 18.12.2023 12:00 Uhr

Im Roten Meer ist das Frachtschiff "Swan Atlantic" nach Informationen aus US-Regierungskreisen von einem Gebiet aus angegriffen worden, das Huthi-Rebellen im Jemen kontrollieren. Mehrere Geschosse seien auf das Schiff abgefeuert worden, teilten Insider der Nachrichtenagentur Reuters mit. Die "USS Carney", ein Zerstörer der US-Marine, habe auf den Notruf des Frachters reagiert und Kurs auf ihn genommen.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat der israelischen Regierung vorgeworfen, bei ihrer Offensive im Gazastreifen absichtlich die Zivilbevölkerung auszuhungern. "Die israelische Regierung setzt das Aushungern von Zivilisten als Methode der Kriegsführung im besetzten Gazastreifen ein, was ein Kriegsverbrechen darstellt", erklärte die Organisation mit Sitz in New York. "Israelische Kräfte blockieren vorsätzlich die Lieferung von Wasser, Lebensmitteln und Treibstoff, behindern absichtlich die humanitäre Hilfe, zerstören offenbar landwirtschaftliche Flächen und berauben die Zivilbevölkerung der für ihr Überleben unentbehrlichen Güter", fuhr HRW fort.

Die israelische Regierung warf HRW ihrerseits Antisemitismus vor. HRW sei eine "antisemitische und anti-israelische Organisation", erklärte die israelische Regierung. Die Gruppe habe die Angriffe auf israelische Bürger am 7. Oktober nicht verurteilt und habe "keine moralische Grundlage, um darüber zu sprechen, was in Gaza passiert, wenn sie die Augen vor dem Leid und den Menschenrechten der Israelis verschließen", sagte Außenministeriumssprecher Lior Haiat der Nachrichtenagentur AFP.

Vertreter der israelischen Regierung haben einem Medienbericht zufolge dem Chef des israelischen Geheimdienstes Mossad "grünes Licht" für die Verhandlung über einen neuen Geisel-Deal gegeben. David Barnea könne an einem neuen Abkommen arbeiten, das die Freilassung weiterer im Gazastreifen festgehaltenen Menschen vorsieht, berichtete der Sender Channel 12.

Israelischen Medienberichten zufolge wird Barnea in den kommenden Tagen erneut nach Europa reisen, um dort wieder mit dem katarischen Ministerpräsidenten Mohammed bin Abdulrahman Al Thani über ein mögliches Abkommen mit der Hamas zu sprechen. Vermittler Katar unterhält gute Beziehungen zur Hamas.

Israelische Medien meldeten weiterhin, Israel erwäge die Freilassung von palästinensischen Häftlingen, denen die Tötung von Israelis vorgeworfen wird, um einen Deal zustande zu bringen. Dies hatte die Regierung zuvor abgelehnt. Die Hamas dürfte aber für die vielen im Gazastreifen verbleibenden Männer und vor allem die Militärangehörigen einen höheren Preis fordern als für die bislang freigelassenen Frauen und Kinder.

Israel und die radikal-islamistische Hamas sind nach Angaben aus ägyptischen Sicherheitskreisen grundsätzlich offen für eine Feuerpause im Gazastreifen. Das gelte auch für die erneute Freilassung von Geiseln beziehungsweise Gefangenen. Allerdings seien Details einer Vereinbarung weiter strittig.

"Es scheint eine grundsätzliche Bereitschaft auf beiden Seiten zu geben, eine neue Feuerpause auszuhandeln", Tim Aßmann, ARD Tel Aviv, zur Lage in Gaza

tagesschau24, 18.12.2023 09:00 Uhr

Im Norden des Gazastreifens sind nach Angaben der Hamas 110 Palästinenser bei israelischen Angriffen getötet worden. In einer Mitteilung schrieb die radikal-islamistische Palästinenserorganisation von "50 Märtyrern" infolge eines Angriffs auf Häuser in der Siedlung Dschabalia. Somit seien seit Sonntag insgesamt in der Stadt 110 Menschen getötet worden. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Unterdessen teilte die israelische Armee mit, dass am Sonntag fünf Soldaten getötet worden seien. Demnach steigt die Zahl der seit Beginn des Kriegs im Gazastreifen getöteten Soldaten auf 126.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Nach den Vorwürfen des WHO-Chefs Tedros Adhanom Ghebreyesus, dass Israel ein Krankenhaus im Norden des Gazastreifens zerstört habe, hat Israel reagiert. Die Ständige Vertretung Israels bei den Vereinten Nationen in Genf warf Tedros auf X, ehemals Twitter, vor, nicht zu erwähnen, dass sich die radikal-islamistische Hamas im Kamal-Adwan-Krankenhaus eingenistet habe.

Bevor die israelische Armee das Gelände betreten habe, sei in Abstimmung mit den medizinischen Teams ein Dialog geführt worden. Die Armee habe ein humanitäres Zeitfenster zugelassen, und der größte Teil des Krankenhauses sei evakuiert worden.

Nach Angaben des israelischen Militärs hatten sich einige Dutzend Zivilisten trotz vorheriger Anfragen und Warnungen geweigert, das Areal zu verlassen. Auf dem Gebiet seien 90 Terroristen festgenommen worden. "Israel zerstörte auch die Infrastruktur der Terroristen und fand zahlreiche Waffen und Geheimdienstdokumente, die unter anderem in der Säuglingsstation in den Brutkästen versteckt waren", hieß es von der Ständigen Vertretung Israels bei den UN.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin will heute Israel besuchen. Es werde erwartet, dass er mit der dortigen Militärführung auch über ein Zurückfahren der intensiven Bodenoperationen und der Luftangriffe im Gazastreifen sprechen wird, hieß es zuvor aus dem Ministerium. Die "New York Times" berichtete unter Berufung auf Militärkreise, dass Austin dazu auch Gespräche mit Ministerpräsident Benjamin Netanyahu und Verteidigungsminister Joav Gallant führen werde.

Das britische Amt für Seeschifffahrt (UKMTO) hat nach eigenen Angaben einen Bericht über einen weiteren Vorfall vor der Küste des Jemens erhalten. Dieser habe sich in der Nähe der Schifffahrtsstraße Bab al-Mandab ereignet, rund 30 Seemeilen vom jemenitischen Hafen Mocha entfernt. Es habe möglicherweise eine Explosion im Wasser in der Nähe eines Schiffes gegeben. Der Bab al-Mandab verbindet das Rote Meer mit dem Golf von Aden. Die Huthi-Rebellen im Jemen, die sich solidarisch mit der Hamas erklärt haben, haben wiederholt Schiffe im Roten Meer angegriffen. Ob es sich auch diesmal um einen Angriff handelt, war zunächst nicht klar.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine de-facto-Zerstörung eines Krankenhauses im Norden des Gazastreifens beklagt. WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus äußerte sich am Sonntag auf der Online-Plattform X "entsetzt über die faktische Zerstörung des Kamal-Adwan-Krankenhauses im nördlichen Gazastreifen in den vergangenen Tagen". Das Krankenhaus sei jetzt nicht mehr einsatzfähig, außerdem seien mindestens acht Patienten ums Leben gekommen.

Berichten zufolge seien zahlreiche Mitarbeiter festgenommen worden, erklärte Tedros weiter, nachdem die israelische Armee einen mehrtägigen Einsatz in dem Krankenhaus beendet hatte. Viele Patienten hätten sich "unter großem Risiko für ihre Gesundheit und Sicherheit" selbst in Sicherheit bringen müssen, weil Krankenwagen das Krankenhaus nicht hätten erreichen können. Mehrere Patienten seien wegen fehlender medizinischer Versorgung gestorben, unter ihnen ein neun Jahre altes Kind.

Israel warf Tedros als Reaktion vor, nicht darauf hingewiesen zu haben, dass sich die Terrororganisation Hamas in dem Krankenhaus verschanzt habe. Außerdem seien die israelischen Streitkräfte vor dem Eindringen in die Klinik mit dem medizinischen Personal in Kontakt getreten, erklärte die israelische Vertretung bei den UN in Genf auf X, früher Twitter. Die Armee habe ein "humanitäres Fenster" zugelassen und der Großteil des Krankenhauses sei evakuiert worden.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der UN-Sicherheitsrat könnte einem Medienbericht zufolge bereits heute über eine neue Resolution zur Ermöglichung von Hilfslieferungen in den Gazastreifen abstimmen. Das endgültige Zustandekommen des Entwurfs hänge von den abschließenden Verhandlungen zwischen den USA - Israels Verbündetem und Vetomacht im Rat - und den Vereinigten Arabischen Emiraten ab, die den Text verfasst hatten, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.

"Wir haben uns während des gesamten Prozesses konstruktiv und transparent bemüht, uns auf ein abstimmungsfähiges Papier zu einigen", zitierte die Nachrichtenagentur einen US-Beamten. "Die Vereinigten Arabischen Emirate wissen genau, was akzeptabel ist und was nicht - es liegt an ihnen, ob sie es annehmen oder nicht." Die USA wollen die Formulierung über die Einstellung der Feindseligkeiten abschwächen, hieß es aus Diplomatenkreisen. Der Textentwurf, aus dem Reuters berichtete, fordert derzeit eine "sofortige und dauerhafte Einstellung der Feindseligkeiten, um einen sicheren und ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe zu ermöglichen".

Israel hat nach eigener Darstellung den bislang größten Tunnel der Terrormiliz Hamas entdeckt. Im Gazastreifen sind nach Armeeangaben zwei israelische Soldaten getötet worden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 18. Dezember 2023 um 08:00 Uhr.