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Krieg in Nahost ++ Zypern will bei Evakuierungen helfen ++

Stand: 08.08.2024 11:10 Uhr

Zypern bietet sich bei einer möglichen Eskalation als Drehscheibe für Nahost-Evakuierungen an. Für den Fall eines Angriffs droht Israel seinen Feinden erneut mit verheerenden Konsequenzen. Die Entwicklungen im Liveblog.

Die Republik Zypern ist bereit, im Falle einer Eskalation im Nahen Osten bei Evakuierungen von Bürgern der EU und anderer Staaten zu unterstützen. "Wir sind bereit zu helfen, falls es notwendig wird", sagte der Sprecher der Regierung in Nikosia, Giannis Antoniou. Zahlreiche Botschaften von EU-Ländern hätten bereits Kontakt mit der Regierung Zyperns aufgenommen, um Details der möglichen Evakuierungen zu besprechen. Darunter sei auch Deutschland, hieß es.

Zypern hat wiederholt bei verschiedenen Krisen im Nahen Osten als Drehscheibe für Hilfs- und Evakuierungsaktionen gedient. Es ist das EU-Land, das geografisch am nächsten zum Nahen Osten liegt. Der Flug aus dem Libanon nach Zypern dauert etwa 35 Minuten. Zudem könnten auch Fähren eingesetzt werden, die Ausreisewillige in die Hafenstädte Limassol oder Larnaka bringen.

Israel droht seinen Feinden für den Fall eines Angriffes verheerende Konsequenzen an. "Wir werden unseren Feinden eine sehr klare Botschaft senden", warnte der israelische Generalstabschef Herzi Halevi beim Besuch eines Luftwaffenstützpunkts. Die israelische Regierung habe dem Verbündeten USA mitgeteilt, dass das israelische Militär "überproportional" reagieren würde, sollte die Hisbollah aus Rache für die kürzliche Tötung ihres obersten militärischen Befehlshabers israelische Zivilisten angreifen, berichtete der israelische Journalist Barak Ravid beim US-Nachrichtenportal "Axios" unter Berufung auf zwei namentlich nicht genannte israelische Beamte. Dies sei der Versuch, eine Linie zu definieren, welches Vorgehen Israel dazu zwingen würde, den seit Monaten andauernden Konflikt mit der Hisbollah zu eskalieren und einen Krieg zu riskieren.

Die islamistische Terrorgruppe Hamas will nach der Tötung ihres Auslandschefs Ismail Hanija keinen neuen Verhandlungsleiter für die Gespräche über eine Waffenruhe im Gazastreifen benennen. Khalil al-Haya werde weiter die Hamas bei den indirekten Verhandlungen vertreten und dabei den Weisungen des neuen Anführers Jahia Sinwar unterstehen, berichtete der saudi-arabische Fernsehsender Al Hadath unter Berufung auf drei palästinensische Quellen, darunter einen Hamas-Beamten.

Die Zahl der antisemitischen Vorfälle und Straftaten hatt seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel vom 7. Oktober 2023 auch in Deutschland stark zugenommen. Das Bundeskriminalamt hat im zweiten Quartal dieses Jahres in Deutschland 715 antisemitische Straftaten erfasst, darunter 19 Gewalttaten mit sieben Verletzten. Die Zahl liegt mehr als ein Drittel höher als ein Jahr zuvor.  Im Vergleich zum Jahresbeginn weist der Trend nur leicht abwärts: Für die Zeit von Januar bis Ende März wies dieselbe Statistik 793 Straftaten aus, darunter 14 Gewalttaten und sieben Verletzte. Dies geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken-Politikerin und Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau hervor.

Wegen der drohenden Eskalation des Nahost-Konflikts sind die deutschen Sicherheitsbehörden nach den Worten von Bundesinnenministerin Nancy Faeser derzeit besonders wachsam. "Wir beobachten sehr genau, wie sich mögliche weitere Eskalationen auch auf die Sicherheitslage in Deutschland auswirken", sagte Faeser der "Rheinischen Post". Sie verwies auf einen drastischen Anstieg antisemitischer Straftaten seit Beginn des Gaza-Krieges im Oktober 2023.

Die Ministerin unterstrich die Bemühungen der Sicherheitsbehörden, "die Spirale zu durchbrechen, die von der Gewalt im Nahen Osten zu noch mehr widerwärtigem Judenhass bei uns führt". Als Beispiele für das harte Vorgehen gegen die islamistische Szene nannte sie das jüngste Verbot des Islamischen Zentrums Hamburg sowie die früheren Verbote der Hamas und des Samidoun-Netzwerks in Deutschland.

Nach Angaben der in der USA ansässigen Nichtregierungsorganisation World Central Kitchen (WCK) ist einer ihrer palästinensischen Mitarbeiter im Gazastreifen getötet worden. "Seit den ersten Tagen unseres Einsatzes in Rafah war er ein fester Bestandteil unseres Lagerhausteams und durch und durch ein Menschenfreund", erklärte WCK auf der Plattform X.

Die Organisation erklärte, dass sie die Einzelheiten des Vorfalls noch in Erfahrung bringen müsse, aber davon ausgehe, dass er zu diesem Zeitpunkt nicht im Dienst war. Demnach wurde er in der Nähe von Deir al-Balah im Zentrum des Gazastreifens getötet.

Im April waren sieben WCK-Mitarbeiter bei israelischen Luftangriffen auf einen Konvoi von Hilfsfahrzeugen ums Leben gekommen, darunter Staatsangehörige der Vereinigten Staaten, Australiens, Großbritanniens und Polens. Israel wies die Vorwürfe zurück, dass es die Mitarbeiter der Hilfsorganisation absichtlich ins Visier genommen habe.

Ägyptens Luftfahrtbehörde hat Airlines angewiesen, den iranischen Luftraum wegen dort geplanter "Militärübungen" nicht zu überfliegen. Die Türkei will sich der von Südafrika angestrengten Völkermord-Klage gegen Israel anschließen. Der Liveblog vom Mittwoch zum Nachlesen.

In einer früheren Version des Liveblogs wurde Khalil al-Haya als neuer Verhandlungsführer der Hamas benannt. Richtig ist, dass er schon Verhandlungsführer war und trotz des veränderten Machtgefüges weiterhin Verhandlungsführer bleibt. Das haben wir berichtigt.

Mehr zum Hintergrund dieser und anderer Korrekturen finden Sie hier: tagesschau.de/korrekturen