Lage im Nahen Osten ++ Biden sieht Fortschritte bei Geiselabkommen ++
Nach den Worten von US-Präsident Biden sind bei den Gesprächen über einen Geisel-Deal "echte Fortschritte" zu erkennen. Laut einer Studie könnte die Zahl der Toten im Gazastreifen rund 41 Prozent höher liegen. Die Entwicklungen im Liveblog.
- EU stellt Lockerungen von Sanktionen in Aussicht
- Baerbock nimmt am Sonntag an Konferenz in Riad teil
- Biden sieht Fortschritte bei Geiselabkommen
Die Außenbeauftragte der Europäischen Union, Kaja Kallas, hat eine schrittweise Lockerung der EU-Sanktionen gegen Syrien in Aussicht gestellt. "Die EU könnte die Sanktionen schrittweise lockern unter der Voraussetzung, dass greifbare Fortschritte umgesetzt werden", erklärte Kallas im Online-Netzwerk X.
Notwendig sei eine "inklusive Regierung" in Damaskus, die "alle Minderheiten" schütze. Kallas hatte sich am Donnerstag mit Vertretern aus Deutschland, Frankreich, Italien, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten in Rom getroffen, um "die Bemühungen für den Übergang in Syrien zu koordinieren".
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock nimmt am Sonntag an einer Syrien-Konferenz in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad teil. Das kündigte ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin an. Dabei handelt es sich den Angaben zufolge um eine Folgekonferenz des Treffens in Akaba in Jordanien von Mitte Dezember, bei dem arabische und internationale Vertreter kurz nach dem Sturz von Machthaber Bashar al-Assad erstmals über die Zukunft Syriens beraten hatten.
Dem Sprecher des Auswärtigen Amts zufolge geht es vor allem darum, wie ein friedlicher Übergang in Syrien gestaltet werden kann. Zudem müsse eine schädliche ausländische Einflussnahme verhindert werden.
Netanjahu kritisiert Ultraorthodoxe
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat den Übergriff Ultraorthodoxer auf einen General scharf kritisiert. "Ich verurteile den empörenden Angriff auf General David Zini aufs Schärfste", sagte er nach Angaben seines Büros. Zini habe sein Leben der Sicherheit Israels gewidmet; in einem Rechtsstaat sei kein Platz für eine solch "gefährliche und beschämende Gewalttat", hieß es ohne weitere Details.
Ultraorthodoxe bedrängen Offiziere
In Israel haben Ultraorthodoxe einen für die Einberufung der streng religiösen Männer in die Armee verantwortlichen Offizier bedrängt und beschimpft. "Ich verurteile den gewaltsamen Angriff auf General David Zini durch eine Handvoll extremer Randalierer in Bnei Brak aufs Schärfste", teilte der israelische Verteidigungsminister Israel Katz auf X mit. Damit sei eine rote Linie überschritten worden.
Laut israelischen Medien aßen der General sowie ein weiterer Offizier am Donnerstagabend in dem Tel Aviver Vorort Bnei Brak, in dem hauptsächlich streng religiöse Juden leben, in einem Restaurant. Zahlreiche ultraorthodoxe Männer seien dorthin gekommen, hätten die Armeeangehörigen umringt und ihnen unter anderem "Mörder" entgegengerufen.
Die israelische Armee hat die Identität einer weiteren im Gazastreifen gefundenen getöteten Geisel bestätigt. Die Obduktion habe ergeben, dass es sich bei dem "in Hamas-Gefangenschaft Getöteten" um Hamsa al-Sajadna handele, wie das Militär bekanntgab. Der Fund der Leiche des erst Anfang 20 alten Mannes war am Mittwoch vermeldet worden. Am selben Tag hatte das Militär erklärt, es habe die sterblichen Überreste von Hamsas Vater, Jussef al-Sajadna, nach Israel zurückgeführt.
Bei den Gesprächen über eine Waffenruhe und ein Abkommen zur Freilassung der Geiseln im Gazastreifen sind nach den Worten von US-Präsident Joe Biden "echte Fortschritte" zu erkennen. Er habe sich "heute mit den Unterhändlern getroffen", sagte Biden am Donnerstag (Ortszeit) vor Journalisten im Weißen Haus. "Wir machen echte Fortschritte" sagte er.
Zehn Tage vor seiner Amtsübergabe an Donald Trump zeigte sich der scheidende US-Präsident "immer noch zuversichtlich" hinsichtlich einer Freilassung der israelischen Geiseln aus der Gewalt der Hamas im Austausch gegen in Israel verurteilte
Die palästinensischen Gesundheitsbehörden haben die Zahl der gewaltbedingten Todesfälle im Krieg zwischen Israel und der Hamas seit Kriegsausbruch im Oktober 2023 und Ende Juni 2024 um rund 41 Prozent zu niedrig angegeben. Zu diesem Schluss kommt eine gestern in der medizinischen Fachzeitschrift The Lancet veröffentlichte Studie.
Die von Experten begutachtete statistische Analyse wurde von Wissenschaftlern der London School of Hygiene and Tropical Medicine und anderen Institutionen, darunter der Yale University in den Vereinigten Staaten, durchgeführt. Die Studie wurde nicht mit externen Mitteln finanziert.
Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben am Donnerstag drei aus dem Osten kommende Drohnen abgefangen. Die unbemannten Flugobjekte seien binnen einer Stunde abgefangen worden, erklärte die Armee. Eine Sprecherin fügte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP an, zwei davon seien aus dem Jemen abgeschossen worden.
Die pro-iranische Huthi-Miliz, die große Teile des Jemen kontrolliert und sich als Teil einer gegen Israel gerichteten "Achse des Widerstands" zur Unterstützung der Palästinenser versteht, reklamiert regelmäßig Angriffe auf Israel.
Nach UN-Angaben sind seit dem Sturz Assads rund 125.000 Flüchtlinge nach Syrien zurückgekehrt. Die humanitäre Situation in dem Land ist laut UN-Nothilfekoordinator Fletcher weiter ernst. Der Liveblog vom Donnerstag zum Nachlesen.