Rauchschwaden über dem libanesischen Dorf Mais al-Dschabal während eines israelischen Luftangriffs.
liveblog

Krieg in Nahost ++ Auswärtiges Amt ruft zu Libanon-Ausreise auf ++

Stand: 26.06.2024 21:55 Uhr

Angesichts der Sicherheitslage im Libanon hat die Bundesregierung ihre Reisehinweise für das Land verschärft. Israels Militär meldet die Tötung eines führenden Mitglieds der Terrororganisation Islamischer Dschihad. Der Liveblog zum Nachlesen.

26.06.2024 • 21:55 Uhr

Ende des Liveblogs

Wir beenden den Liveblog an dieser Stelle - vielen Dank für Ihr Interesse!

Israel bereitet sich darauf vor, eine Entsalzungsanlage im Gazastreifen mit mehr Strom zu versorgen, um so mehr Trinkwasser für die Menschen bereitzustellen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf einen israelischen Sicherheitsbeamten. Demnach soll eine große Wasserentsalzungsanlage in Chan Yunis direkt mit Strom aus Israel versorgt werden. Die Anlage wurde 2017 mit Mitteln der Vereinten Nationen errichtet, um die Gebiete in Deir al-Balah, Chan Yunis und Mawasi mit Trinkwasser zu versorgen.

Die Anlage hat eine Produktionskapazität von etwa 20.000 Kubikmetern Wasser pro Tag, also 20 Millionen Litern. Allerdings liefert die Anlage derzeit aufgrund des Mangels an Strom nur etwa 1.500 Kubikmeter. Der Gazastreifen ist bei der Stromversorgung weitgehend von Israel abhängig. Seit Beginn der Kämpfe ist diese Stromversorgung weitgehend unterbrochen.

Dem Sicherheitsbeamten zufolge reicht die Menge an Wasser für etwas weniger als eine Million Menschen. Ministerpräsident Netanyahu habe den Plan bereits bewilligt.

Tausende Tonnen Hilfsgüter, die am Strand von Gaza lagern, erreichen nach Angaben eines Beamten einer US-Regierungsbehörde wegen der schlechten Sicherheitslage nicht die Bedürftigen. Entweder gerieten Lastwagenfahrer in Schusswechsel oder ihre Fracht werde von bandenähnlichen Gruppen in Besitz genommen, sagte Doug Stropes, Beamter für humanitäre Hilfe bei der US-Behörde für internationale Entwicklung (USAid).

Stropes sagte, seit dem 25. Juni hätten Schiffe fast 7.000 Tonnen humanitäre Hilfe von Zypern nach Gaza geliefert, wobei sie einen von den USA gebauten Pier an der Küste des Gebiets nutzten. Aber nur 1.000 Tonnen hätten die Palästinenser bisher erreicht. Den Mitarbeitern von Hilfsorganisationen mangele es aktuell vor allem an Sicherheit. Die Verzweiflung unter Palästinensern werde von einer Kombination aus aktiver Kampfzone und dem vorherrschenden "allgemeinen Gefühl der Gesetzlosigkeit" noch verstärkt, sagte Stropes.

Der israelische Sicherheitsminister Itamar Ben Gvir will die Nahrungsmittelrationen für Häftlinge Gefangene in Sicherheitsgefängnissen noch weiter reduzieren. Er habe angewiesen, die Nahrung für Gefangene weiter zu verringern, schreib Ben Gvir. Damit sollten Terroristen von Anschlägen abgeschreckt werden.

Die israelische Bürgerrechtsvereinigung sieht in diesem Vorgehen eine Politik des Aushungerns und ist dagegen vor Gericht gezogen. Die den Sicherheitsgefangenen zur Verfügung gestellte Nahrung sei unzureichend und ungesund und habe zu "schweren Schäden an ihrer Gesundheit und Würde" geführt, erklärte sie und berief sich dabei auf Aussagen von Gefangenen.

Die Häftlinge litten unter "ständigem Hunger, extremem Gewichtsverlust, erzwungenem Fasten" und würden unter "wahrhaftigen Folterbedingungen" gehalten.

Bei einem israelischen Angriff auf ein Gebäude im Gazastreifen sind nach palästinensischen Angaben 15 Menschen getötet worden. Israels Armee habe das Haus einer Familie in Beit Lahia im Norden des Küstengebiets bombardiert, hieß es aus medizinischen Kreisen sowie vom Hamas kontrollierten Zivilschutz im Gazastreifen.

Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Israels Militär teilte auf Anfrage mit, es prüfe die Berichte. Israels Armee geht eigenen Angaben zufolge weiter gegen die Hamas in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens vor.

Dort sei am Dienstag bei einem Luftangriff eine am Waffenschmuggel der Hamas beteiligte Person getötet worden, meldete die Armee am Mittwoch. Der Palästinenser habe in den vergangenen Jahren den Schmuggel von Waffen über den Grenzübergang Rafah geleitet. 

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Angesichts der angespannten Lage in der israelisch-libanesischen Grenzregion hat die Bundesregierung ihre Reisehinweise für den Libanon verschärft. "Deutsche Staatsangehörige werden dringend aufgefordert, Libanon zu verlassen", heißt es in den aktualisierten Empfehlungen des Auswärtigen Amts. "Im Grenzgebiet zu Israel können die derzeit erhöhten Spannungen jederzeit weiter eskalieren." Zudem bestehe im Libanon "ein erhöhtes Risiko von Terroranschlägen", die sich auch gegen westliche Ausländer oder große Hotels richten könnten. 

Die radikalislamische Hisbollah-Miliz im Libanon greift den Norden Israels seit dem Beginn des Krieges zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen mit Raketen und Drohnen an. Israel reagiert auf den Beschuss verstärkt mit Angriffen auf Hisbollah-Stellungen im Südlibanon. Die vom Iran unterstützte und mit der Hamas verbündete Schiiten-Miliz kontrolliert das Gebiet gleich hinter der Nordgrenze Israels. Angesichts der Drohungen beider Seiten war in den vergangenen Tagen die Furcht vor einer Eskalation gewachsen. 

Bei Angriffen der israelischen Armee im Gazastreifen sind nach palästinensischen Angaben erneut mehrere Menschen getötet worden. In der Stadt Beit Lahia im Norden des Palästinensergebiets starben am Morgen eine Frau und drei Kinder bei einem Angriff auf ein Haus, wie der örtliche Zivilschutz mitteilte. Auch aus der Stadt Gaza wurde Beschuss gemeldet. Augenzeugen zufolge kam es auch in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens zu Kämpfen zwischen israelischen Soldaten und Kämpfern der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas.

Laut einem Beamten des Zivilschutzes wurden dort innerhalb weniger Stunden die Leichen von mindestens 15 Menschen aus verschiedenen Stadtteilen geborgen. Der Sprecher des Zivilschutzes im Gazastreifen, Mahmud Basal, sprach allerdings von weniger intensiven Angriffen durch das israelische Militär. "Nur einige wenige Gebiete wurden ins Visier genommen und die restlichen Sektoren des Gebiets sind derzeit ruhig", sagte er der Nachrichtenagentur AFP. Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu hatte vor wenigen Tagen erklärt, dass sich die "intensive Phase" der Kämpfe in Rafah einem Ende nähere. 

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat Israel vorgeworfen, es wolle den Gazakrieg auf den Libanon ausweiten. "Israel, das den Gazastreifen zerstört hat, nimmt jetzt den Libanon ins Visier", sagte Erdogan vor Abgeordneten der Regierungspartei.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu plane, den Krieg mit Zustimmung des Westens auf die Region auszuweiten. Das werde zu einer "riesigen Katastrophe" führen. Erdogan versicherte, sein Land stehe an der Seite des Libanons. "Und wir fordern andere Länder in der Region auf, Solidarität mit dem Libanon zu zeigen", sagte er.

Die israelische Generalstaatsanwältin Gali Baharav-Miara hat die israelische Armee angewiesen, umgehend 3.000 strengreligiös-jüdische Jeschiwa-Studenten für den Wehrdienst zu rekrutieren. Dabei handele es sich um eine erste Zahl, "die weder den aktuellen Bedarf der Armee vollständig widerspiegelt noch die Last gleichmäßig verteilt", sagte sie laut israelischen Medienberichten.

Der Oberste Gerichtshof hatte gestern einstimmig entschieden, dass auch strengreligiöse Juden in Israel zum Wehrdienst verpflichtet werden sollen.

26.06.2024 • 09:01 Uhr

Baerbock warnt vor "weiterem Krieg"

Außenministerin Annalena Baerbock hat angesichts wachsender Spannungen im Konflikt zwischen Israel und der pro-iranischen Hisbollah-Miliz im Libanon vor unabsehbaren Folgen im Nahen Osten gewarnt. "Ein weiterer Krieg würde eine regionale Eskalation bedeuten, mit Ausmaßen, die wir uns alle kaum vorstellen können", sagte die Grünen-Politikerin im Deutschlandfunk. Israel und der Libanon liefen jedoch Gefahr, in einen solchen Krieg hineinzurutschen.

Bei ihren gestrigen Gesprächen in Beirut habe sie den Eindruck gewonnen, dass die libanesische Regierung das auch so sehe. Leider habe diese vor Ort aber keinen wirklich durchschlagenden Zugriff, auch nicht auf die Hisbollah. Umso wichtiger seien die Gespräche vor Ort in Zusammenarbeit mit den USA und Frankreich.

Kanada hat angesichts der Sorgen vor einem Krieg zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz im Libanon seine Landsleute zum Verlassen des arabischen Landes aufgerufen. "Die Sicherheitslage im Libanon wird aufgrund der andauernden und eskalierenden Gewalt zwischen der Hisbollah und Israel immer instabiler und unberechenbarer und könnte sich ohne Vorwarnung weiter verschlechtern", erklärte Außenministerin Mélanie Joly in einer Mitteilung. Es sei "an der Zeit, abzureisen, solange noch kommerzielle Flüge verfügbar sind", hieß es.

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben ein führendes Mitglied der Terrororganisation Islamischer Dschihad bei einem Luftangriff im Gazastreifen getötet. Wie die Armee mitteilte, hatte der Mann unter anderem das Raketenarsenal der Organisation entwickelt.

26.06.2024 • 02:53 Uhr

Was passierte am Dienstag?

In Gaza hungern laut einem UN-Bericht rund 96 Prozent der Bevölkerung. Israel hat in dem Küstenstreifen zwei Gebäude angegriffen, in denen sich Terroristen aufgehalten haben sollen. Die Entwicklungen vom Dienstag zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Dieser Beitrag lief am 26. Juni 2024 um 09:23 Uhr im Deutschlandfunk.