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Lage im Nahen Osten ++ UN: Gazas Kliniken brauchen dringend Hilfe ++

Stand: 25.12.2024 13:28 Uhr

Die Krankenhäuser im Gazastreifen sind laut UN-Nothilfebüro dringend auf mehr Hilfe angewiesen. Syriens neuer Außenminister warnte den Iran vor Einmischung. Die Entwicklungen im Liveblog.

Ein Streit über eine Namensliste der verbleibenden Geiseln in der Gewalt der islamistischen Terrororganisation Hamas behindert offensichtlich Fortschritte bei den Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gazastreifen. Nach Berichten israelischer Medien weigert sich die Hamas, eine solche Liste zu übergeben. Dies schaffe "erhebliche Schwierigkeiten" bei den Verhandlungen unter Vermittlung Katars, Ägyptens und der USA. 

Nach mehr als einer Woche intensiver Verhandlungen in Katar hatte Israel seine Unterhändler am Dienstag zurückgerufen. Es solle interne Beratungen über die Fortsetzung der Verhandlungen geben, erklärte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu. 

Aus Hamas-Kreisen hieß es, man sei bereit, eine Liste von Geiseln zu übergeben, die in einer ersten Phase freigelassen werden könnten. Die Organisation lehne jedoch eine Forderung Israels ab, eine vollständige Liste aller noch Lebenden unter den 100 Geiseln zu übermitteln. Sie warf Netanjahu vor, durch eine entsprechende Forderung die Verhandlungen zu blockieren.

Israelische Truppen sollen von der Pufferzone auf den besetzten Golanhöhen aus an mehreren Punkten weiter ins syrische Nachbarland eingedrungen sein. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete ferner, es seien weitere Ortschaften in der Provinz Kuneitra auf der syrischen Seite der Golanhöhen besetzt worden. 

Die Truppen seien teilweise sieben Kilometer weiter auf syrisches Gebiet vorgerückt, hieß es in dem Bericht. Genannt wurden unter anderem die Ortschaften Swissa und Kussaiba in Syrien.

Die israelische Armee teilte auf Anfrage mit, ihre Streitkräfte seien "im Süden Syriens im Einsatz, innerhalb der Pufferzone und an strategischen Punkten". Ziel sei es, die Einwohner des israelischen Nordens zu beschützen. Um die Sicherheit der Truppen zu gewährleisten, werde man keine genauen Standorte nennen.

Nach Einschätzung des Irans könnte es auch nach dem Machtwechsel in Syrien zu weiteren politischen Entwicklungen und Veränderungen kommen. "Es ist noch zu früh, um über die Zukunft Syriens zu urteilen, denn viele Faktoren können die politische Lage dort noch erheblich beeinflussen", sagte Außenminister Abbas Araghchi, ohne dabei ins Detail zu gehen. 

Dies gelte für alle Seiten, und deshalb sollten sich auch diejenigen, "die sich derzeit als sichere Sieger fühlen", nicht zu früh freuen, erklärte Araghchi der Nachrichtenagentur Isna.

Der Außenminister der syrischen Übergangsregierung, Asaad Hassan al-Schaibani, hatte zuvor den Iran davor gewarnt, "Chaos in Syrien zu verbreiten". Teheran müsse "den Willen des syrischen Volkes und die Souveränität und Sicherheit des Landes respektieren", schrieb er auf der Plattform X. Der Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad war ein schwerer Schlag für den Iran, der seine gesamte Nahostpolitik dadurch geschwächt sieht.

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben eine Rakete aus dem Jemen abgefangen. Sie sei noch außerhalb der eigenen Landesgrenzen abgeschossen worden, hieß es. In mehreren Gebieten im Zentrum Israels hatten wieder die Warnsirenen geheult.

Die Sirenen seien wegen möglicher herabfallender Trümmerteile infolge des Abschusses ausgelöst worden. Rettungskräfte meldeten laut Nachrichtenagentur Reuters mindestens neun Verletzte.

"Zum fünften Mal innerhalb einer Woche wurden Millionen Israelis in Schutzräume geschickt, während Huthi-Terroristen im Jemen einen Raketenangriff starteten", erklärt das israelische Militär auf der Plattform X. Erst in der vorherigen Nacht hatte die Huthi-Miliz im Jemen nach eigenen Angaben eine ballistische Rakete in Richtung der Küstenmetropole Tel Aviv abgefeuert. Auch diese war abgefangen worden. 

In Teilen Zentralisraels herrscht Luftalarm. Nach ersten Erkenntnissen der israelischen Armee wurde ein Geschoss aus dem Jemen abgefeuert. Weitere Einzelheiten seien noch unklar und würden derzeit geprüft.

Der Iran hat ein nach eigenen Angaben "dreistes Eingeständnis" Israels verurteilt, den früheren Hamas-Chef Ismail Hanija in Teheran getötet zu haben und dem Land ein "abscheuliches Verbrechen" vorgeworfen. Bei dem "dreisten Eingeständnis" handele es sich um das erste Mal, dass Israel "sich offen zu seiner Verantwortung für das abscheuliche Verbrechen bekennt", schrieb Irans Botschafter bei den Vereinten Nationen, Amir Saeid Irawani, in einem Brief an den UN-Generalsekretär.

Hamas-Politbürochef Hanija war Ende Juli während eines Besuchs anlässlich der Vereidigung des neuen iranischen Präsidenten Massud Peseschkian in Teheran getötet worden

Israels Luftwaffe hat nach eigenen Angaben einen Terroristen der islamistischen Hamas in einer humanitären Schutzzone im Gazastreifen angegriffen. Wie das israelische Militär in der Nacht bekanntgab, sei der Mann in dem Gebiet der Stadt Chan Yunis im Süden des abgeriegelten Küstenstreifens aktiv gewesen.

Vor dem "präzisen Angriff" seien zahlreiche Maßnahmen ergriffen worden, um die Gefahr für Zivilisten zu mindern, teilte das israelische Militär auf Telegram weiter mit. Angaben zu möglichen Opfern machte die Armee nicht. Ihre Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Das UN-Nothilfebüro OCHA hat an Heiligabend erneut zu dringender Hilfe für Kliniken im umkämpften Gazastreifen aufgerufen. Es gebe weiterhin Berichte über Angriffe auf und um Krankenhäuser im nördlichen Gaza, die dringend mit Nahrungsmitteln und Wasser versorgt werden müssten, berichtete OCHA.

In der Stadt Gaza im Norden stünden laut dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) nur noch drei Beatmungsgeräte für Säuglinge zur Verfügung, die intensivmedizinisch versorgt werden müssen, hieß es weiter. Die Lage in den Krankenhäusern Kamal Adwan, Al Awda und dem Indonesischen Krankenhaus im Norden des Gazastreifens habe sich seit dem 21. Dezember drastisch verschlechtert, hieß es.

Israels Armee teilte zuvor mit, sie habe "im Gebiet des Indonesischen Krankenhauses einen begrenzten Einsatz gegen Terroristen und Infrastruktur ausgeführt und abgeschlossen". Vom Klinikgelände aus habe es wiederholt Angriffe auf israelische Soldaten gegeben. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. 

Bei der Mitternachtsmesse in Bethlehem hat der höchste Vertreter der katholischen Kirche im Heiligen Land, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, Solidarität mit den Palästinensern im Gazastreifen bekundet. "Ihr seid nicht allein", sagte Pizzaballa in der Katharinenkirche direkt neben der Geburtskirche in der kleinen Stadt im Westjordanland. "Ihr seid wirklich ein sichtbares Zeichen der Hoffnung inmitten der Katastrophe der totalen Zerstörung, die euch umgibt", sagte der lateinische Patriarch, der vor Weihnachten die einzige katholische Kirche im Gazastreifen besucht hatte. 

Gleichzeitig sagte Pizzaballa, es sei "schwer für mich, in diesem Jahr die Freude von Jesu Geburt zu verkünden, euch und all jenen, die aus aller Welt auf Bethlehem schauen".

Der neu ernannte syrische Außenminister Asaad Hassan al-Schibani hat den Iran vor einer Einmischung in die Angelegenheiten Syriens. "Iran muss den Willen des syrischen Volkes und die Souveränität und Sicherheit des Landes respektieren. Wir warnen sie davor, Chaos in Syrien zu stiften, und machen sie für die Folgen der jüngsten Äußerungen verantwortlich", schrieb al-Schibani auf dem Kurznachrichtendienst X.

Um welche Äußerungen es sich handelte, präzisierte er nicht. Die Warnung folgt auf eine Rede des iranischen geistlichen Oberhaupts Ajatollah Ali Chamenei am Sonntag, in der er die syrische Jugend aufforderte, "mit fester Entschlossenheit gegen diejenigen zu stehen, die diese Unsicherheit orchestriert und herbeigeführt haben".

Bei einem Einsatz der israelischen Armee im Gazastreifen sind mindestens fünf Palästinenser getötet worden. Das israelische Parlament hat den Ausnahmezustand um ein weiteres Jahr verlängert. Die Entwicklungen vom Dienstag zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 25. Dezember 2024 um 08:00 Uhr in den Nachrichten.