Archiv: Israels Armeesprecher Hagari bei einer Pressekonferenz
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Krieg in Nahost ++ Israel bestätigt Tod von vier Hamas-Geiseln ++

Stand: 03.06.2024 22:29 Uhr

Das israelische Militär hat bestätigt, dass vier Geiseln der Hamas bereits vor Monaten ums Leben kamen. Vertreter der Palästinenser haben den Beitritt zu Südafrikas Völkermordklage gegen Israel beantragt. Die Entwicklungen vom Montag zum Nachlesen.

03.06.2024 • 22:29 Uhr

Ende des Liveblogs

Damit beenden wir den Liveblog für heute. Vielen Dank für das Interesse.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu wird einem Medienbericht zufolge am 13. Juni vor dem US-Kongress sprechen. Das meldete die Online-Zeitung Punchbowl News in einem Eintrag auf der Plattform X.

Die Huthi-Miliz im Jemen hat nach eigenen Angaben erstmals ein Militärgelände in der israelischen Hafenstadt Eilat am Roten Meer mit einer neuen ballistischen Rakete beschossen. Man habe eine ballistischen Rakete namens "Palästina" abgefeuert, "die heute zum ersten Mal eingesetzt wurde, und bei dem Einsatz wurde das Ziel erfolgreich erreicht", sagte Jahja Sari, der Militärsprecher der vom Iran unterstützten Miliz.

Die Huthi haben sich solidarisch mit der militant-islamistischen Hamas erklärt. Sie haben wiederholt Schiffe im Roten Meer beschossen, die nach ihrer Darstellung in Verbindung mit Israel stehen. Zudem haben sie auch Ziele in Israel mit Raketen und Drohnen angegriffen. Eilat ist der einzige Hafen am Roten Meer, über den Israel verfügt.

US-Präsident Joe Biden sieht den jüngsten Vorstoß für eine Beendigung des Gaza-Kriegs als "bestmögliche Gelegenheit für eine Einigung" in den festgefahrenen Verhandlungen. Biden habe in einem Telefonat mit dem katarischen Emir Tamim bin Hamad al-Thani die Bereitschaft Israels bekräftigt, sich auf die Bedingungen einzulassen, die der militant-islamistischen Hamas jetzt angeboten worden seien, teilte das Weiße Haus mit. Die anhaltende Weigerung der Hamas, die Geiseln freizulassen, verlängere den Konflikt nur und verweigere den Menschen im Gazastreifen Hilfe. 

Biden habe Katar in dem Gespräch aufgefordert, alle geeigneten Maßnahmen zu ergreifen, um die Annahme des Abkommens durch die Hamas sicherzustellen, so das Weiße Haus weiter. Die Hamas sei jetzt das einzige Hindernis für einen vollständigen Waffenstillstand und die Befreiung der Menschen im Gazastreifen, habe Biden deutlich gemacht.

03.06.2024 • 21:16 Uhr

G7 unterstützen Friedensplan

Die Staats- und Regierungschefs der Gruppe der sieben führenden demokratischen Industriestaaten (G7) stellen sich hinter den von US-Präsident Joe Biden skizzierten Plan für eine Waffenruhe und eine Freilassung der Geiseln. Sie unterstützten diesen "voll und ganz", heißt es in einer Erklärung der G7. Zudem werde die Hamas aufgefordert, die Initiative zu unterstützen. Das Abkommen "würde zu einer sofortigen Waffenruhe im Gazastreifen, der Freilassung aller Geiseln, einer erheblichen und nachhaltigen Steigerung der humanitären Hilfe zur Verteilung im gesamten Gazastreifen und einem dauerhaften Ende der Krise führen, wobei die Sicherheitsinteressen Israels und die Sicherheit der Zivilbevölkerung im Gazastreifen gewährleistet wären".

Vier von der Terrororganisation Hamas entführte Geiseln sind nach israelischen Informationen vor Monaten getötet worden. "Wir glauben, dass die vier getötet wurden, als sie sich während unserer dortigen Operation gegen die Hamas in einem Gebiet von Chan Yunis aufhielten", sagte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari. Die Leichen seien immer noch in den Händen der Hamas. Die Todesursache wurde zunächst nicht bekanntgegeben. "Wir prüfen alle Optionen", sagte Hagari. "Es gibt viele Fragen."

Die Hamas hatte im Dezember ein Video veröffentlicht, in denen drei der älteren Männer zu sehen waren. Im März hatte die Hamas dann mitgeteilt, sie seien bei israelischen Angriffen getötet worden. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Laut Israel ist die vierte Geisel ein Mann mit israelischer und britischer Staatsbürgerschaft.

Im Namen des "Staates Palästina" hat die Führung der Palästinenser einen Beitritt zu der von Südafrika eingereichten Völkermordklage gegen Israel beantragt. Israels laufende Militäroperation sei "Teil eines systematischen Versuchs, die palästinensische Gesellschaft, ihre Kultur und ihre sozialen Einrichtungen von der Landkarte zu tilgen", heißt es in dem Antrag beim Internationalen Gerichtshof (IGH). Unterschrieben wurde er von Ammar Hidschasi, einem Vertreter des Außenministeriums der Palästinensischen Autonomiebehörde.

Wird dem Antrag stattgegeben, können sich palästinensische Vertreter schriftlich und in öffentlichen Anhörungen an das Gericht wenden.

Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu hat den von US-Präsident Joe Biden präsentierten israelischen Vorschlag zum Erreichen einer Waffenruhe im Gazastreifen als "unvollständig" bezeichnet. "Der Entwurf, den Präsident Biden vorgelegt hat, ist unvollständig", zitierte Regierungssprecher David Mencer Netanyahu. Der Krieg solle gestoppt werden, "um die Geiseln nach Hause zu bringen", bevor weitere Gespräche darüber geführt würden, wie Israels Ziel, die Zerstörung de radikalislamischen Hamas, erreicht werden könne, fügte er hinzu.

In einer separaten Erklärung betonte Netanyahu, dass "Behauptungen, wir hätten einer Waffenruhe zugestimmt, ohne dass unsere Bedingungen erfüllt wurden", nicht zuträfen.

Biden hatte am Freitag verkündet, dass Israel in den Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung von Geiseln einen Drei-Stufen-Plan vorgelegt habe. Dieser solle den Worten des US-Präsidenten zufolge letztlich zu einem Rückzug der israelischen Streitkräfte aus dem Gazastreifen und sowie zu einem Wiederaufbau des Palästinensergebiets ohne eine Führung der Hamas führen.

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben ein Mitglied der Hisbollah im Südlibanon getötet. Außerdem sei "terroristische Infrastruktur" der proiranischen Miliz angegriffen worden. Die libanesische Nachrichtenagentur NNA hatte zuvor berichtet, dass ein Mensch bei einem Angriff in der Grenzstadt Nakura bei einem israelischen Angriff getötet worden sei. Eine weitere Person soll verletzt worden sein. Aus libanesischen Sicherheitskreisen hieß es, dass die Hisbollah von dort zuvor mehrere Raketen in Richtung Nordisrael abgefeuert hätte.

Die Zahl der Todesopfer nach einem mutmaßlich israelischen Luftangriff im Nordwesten Syriens ist nach Angaben von Aktivisten auf 16 angestiegen. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete, dass es sich bei den Opfern um Mitglieder proiranischer Milizen handelte.

Es soll weitere Verletzte gegeben haben. Einige davon befinden sich der in Großbritannien ansässigen Beobachtungsstelle zufolge in kritischem Zustand. Bei dem Angriff in der Nacht zu Montag soll unter anderem ein Waffenlager nördlich von Aleppo getroffen worden sein, hieß es weiter.

Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant hat in einem Telefonat mit US-Außenminister Antony Blinken eine Alternative zur politischen Herrschaft der Hamas im Gazastreifen ins Gespräch gebracht. Gallants Ministerium teilte mit, es sei darüber diskutiert worden, Potenziale für die Schaffung einer lokalen Regierungsalternative zu identifizieren und diese zu ermöglichen.

Gallant bekräftigte zugleich, jede Vereinbarung zur Beendigung des Gaza-Kriegs müsse das israelische Ziel berücksichtigen, die militärische und politische Herrschaft der Hamas im Gazastreifen zu zerschlagen. Die radikal-islamische Organisation hatte 2006 bei der palästinensischen Parlamentswahl gewonnen.

Die israelische Polizei hat am Sonntagabend sechs Männer festgenommen, die aus Protest gegen die geplante Ausweitung der Wehrpflicht für strengreligiöse Juden Straßen in Westjerusalem blockierten. Nach Polizeiangaben randalierten die Demonstranten und gefährdeten Verkehrsteilnehmer. Ferner hätten sie die Beamten als Nazis und Mörder beschimpft sowie Gedenktafeln gefallener israelischer Soldaten zerstört. Zu ähnlichen Protesten und mehreren Festnahmen kam es demnach auch im mehrheitlich strengreligiös-jüdisch bewohnten Bnei Brak nahe Tel Aviv. Bei den Demonstranten handelte es sich laut Bericht des Senders Arutz Scheva um Mitglieder der radikalen ultraorthodoxen "Jerusalem-Fraktion".

Hintergrund der Proteste war eine Anhörung vor dem obersten israelischen Gericht am Sonntag zu zwei Petitionen, die eine sofortige Einberufung wehrpflichtiger ultraorthodoxer Männer fordern. Strengreligiöse Männer waren über Jahrzehnte von der allgemeinen Wehrpflicht ausgenommen. Dies jedoch hatte das Gericht für verfassungswidrig erklärt. Mehrere Versuche israelischer Regierungen, das Wehrgesetz dauerhaft neu zu ordnen, scheiterten bisher.

Irans Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei hat den Krieg islamistischer Gruppen gegen Israel erneut gelobt. "Eine Armee, die für sich beansprucht, eine der stärksten der Welt zu sein, hat in ihrem eigenen Land versagt", sagte das Staatsoberhaupt vor Tausenden Anhängern. Der Gaza-Krieg habe das "zionistische Regime auf einen Weg gebracht, der nur in Verfall und Zerstörung enden wird", sagte der Religionsführer weiter. Chamenei hielt die Rede anlässlich des 35. Todestags von Revolutionsführer Ajatollah Ruhollah Chomeini in dessen Mausoleum im Süden der Hauptstadt Teheran. 

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben eine Rakete abgeschossen, die aus dem Bereich des Roten Meers abgefeuert worden war. Das Abfangsystem Arrow habe das Geschoss unschädlich gemacht, teilte die Armee mit. Zuvor hatte es Luftalarm in der israelischen Hafenstadt Eilat gegeben. Berichte über Opfer oder Schäden liegen bislang nicht vor. Das Militär ließ offen, wer die Rakete abgefeuert haben könnte. Huthi-Rebellen aus dem Jemen haben in der Vergangenheit wiederholt mit Langstreckengeschossen auf das als Urlaubsort bekannte Eilat gezielt. Die Huthis wollen sich nach eigener Darstellung mit der Hamas im Gazastreifen solidarisch zeigen.

Die israelische Armee hat im Süden Israels die Leiche eines Rettungssanitäters gefunden, der bisher in Geiselhaft der radikalislamischen Hamas vermutet wurde. Der 35-jährige Dolev Jehud sei bei dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober getötet worden, erklärte die israelische Armee. Seine Leiche wurde nun im Kibbuz Nir Oz nahe der Grenze zum Gazastreifen gefunden. Nach Angaben der jüdischen Organisation European Jewish Association war Jehud auch deutscher Staatsbürger.

Er habe während des Hamas-Angriffs sein Haus verlassen, "um Leben zu retten" und sei von der Hamas ermordet worden, erklärte die Armee. Bisher waren die israelischen Behörden davon ausgegangen, dass Jehud als Geisel im Gazastreifen festgehalten wird. Seine Schwester Arbel Jehud ist ebenfalls in der Gewalt der Hamas. 120 Geiseln sind nach israelischen Angaben weiter in der Gewalt der Hamas. 37 von ihnen sollen bereits tot sein.

Die Regierung der Malediven will als Reaktion auf den Krieg in Gaza israelischen Staatsbürgern die Einreise verbieten. Entsprechende Gesetze sollen angepasst werden, teilte das Büro von Präsident Mohamed Muizzu in der Hauptstadt Malé mit. Er sei damit einer entsprechenden Empfehlung des Kabinetts gefolgt. Das Verbot solle so schnell wie möglich in Kraft treten, sagte Innenminister Ali Ihusaan Reportern.  Zusätzlich habe der Präsident des muslimischen Landes einen Sondergesandten ernannt, der die Bedürfnisse der Palästinenser feststellen solle. Er wolle außerdem mit dem Hilfswerk der Vereinten Nationen für palästinensischen Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) Geld für die Menschen in den Palästinensergebieten sammeln.

Israel hatte bereits im vergangenen Dezember eine Reisewarnung für die Malediven ausgesprochen - angesichts einer antiisraelischen Stimmung im Kontext des Krieges.

Bei israelischen Luftangriffen im Gazastreifen sind nach Krankenhausangaben in der Nacht mindestens 19 Menschen getötet worden. Das Europäische Krankenhaus erklärte, allein bei einem Angriff auf ein Haus östlich von Chan Junis im Süden des Gazastreifens seien zehn Menschen getötet und mehrere weitere verletzt wurden. Bei einem Angriff auf ein Haus in der Flüchtlingssiedlung Bureidsch weiter nördlich gab es nach Angaben des Al-Aksa-Märtyrer-Krankenhauses sechs Tote. Luftangriffe und Artilleriebeschuss wurden auch aus der Stadt Gaza im Norden des Palästinensergebiets sowie aus Rafah an der südlichen Grenze zu Ägypten gemeldet.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

US-Außenminister Antony Blinken hat in einem Telefonat mit hochrangigen israelischen Regierungsvertretern über den israelischen Vorschlag für eine Waffenruhe im Gazastreifen gesprochen. Blinken habe mit Verteidigungsminister Yoav Gallant und Kriegskabinettsmitglied Benny Gantz telefoniert, um das israelische Angebot zu besprechen, erklärte das US-Außenministerium.

In den Gesprächen habe Blinken Israel für den Vorschlag "gelobt" und betont, dass die radikalislamische Hamas "den Deal unverzüglich annehmen" sollte. Blinken habe in dem Gespräch mit Gallant Israels Bereitschaft zu einer Vereinbarung begrüßt, sagte sein Sprecher Matthew Miller. "Es liegt in der Verantwortung der Hamas, diese zu akzeptieren", fügte er hinzu.

Bei einem nächtlichen israelischen Angriff im Norden Syriens sind nach Angaben von Aktivisten mindestens zwölf proiranische Kämpfer getötet worden. Die Kämpfer "syrischer und ausländischer Nationalität" seien bei einem israelischen Luftangriff auf eine Stellung pro-iranischer Milizen in der Stadt Hajjan nördlich von Aleppo getötet worden, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Dabei seien "starke Explosionen in einer Fabrik ausgelöst" worden.

Der in Großbritannien ansässigen Beobachtungsstelle zufolge wurden Rettungskräfte und Feuerwehrleute vor Ort eingesetzt, um die Verletzten zu behandeln und die durch den Angriff ausgelösten Feuer einzudämmen. Die Aktivisten erklärten, Hajjan werde "von proiranischen Gruppen kontrolliert, die sich aus Syrern und Ausländern zusammensetzen". Die Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen von verschiedenen Quellen in Syrien. Ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen.

02.06.2024 • 05:52 Uhr

Liveblog vom Sonntag zum Nachlesen

Kanzler Scholz hat mit dem israelischen Premier Netanyahu in einem Telefonat über die jüngsten Verhandlungsvorschläge gesprochen. Alle 36 Unterkünfte des UN-Palästinenserhilfswerks in Rafah sind leer. Der Liveblog vom Sonntag zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 03. Juni 2024 um 08:00 Uhr.