Eine Krankenschwester verabreicht palästinensischen Kindern in einer UN-Schule im Lager Khan Yunis Polio-Impfstoff
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Krieg in Nahost ++ UNRWA: Erste Polio-Impfrunde erfolgreich ++

Stand: 16.09.2024 21:36 Uhr

Im Gazastreifen haben 90 Prozent der Kinder nach UNRWA-Angaben eine erste Polio-Impfung erhalten. Israels Verteidigungsminister Gallant glaubt, dass die Zeit für ein Abkommen mit der Hisbollah-Miliz abläuft. Die Entwicklungen vom Montag zum Nachlesen.

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Hamas-Chef Yahya Sinwar hat sich zu einer aus dem Jemen abgefeuerten Rakete geäußert, die gestern Zentralisrael erreicht hatte, berichtete der von der jemenitischen Huthi-Miliz betriebene Fernsehsender Al-Masirah. Der Sender zitierte aus einem Schreiben Sinwars an den Anführer der mit dem Iran verbündeten Huthi. Der Raketenangriff sende eine Nachricht an Israel, so Sinwar.

Der Angriff am Sonntagmorgen war offenbar das erste Mal, dass die Huthi mit einer Rakete erfolgreich tief in den israelischen Luftraum eindrangen. Seit dem Ausbruch des Gaza-Kriegs im vergangenen Oktober haben die Huthi Israel mehrmals beschossen, um sich mit den Palästinensern zu solidarisieren.

Sinwar wurde im August zum Anführer der Hamas ernannt. Er gilt als Drahtzieher hinter dem Anschlag der Terrorgruppe vom 7. Oktober, bei dem im Süden Israels rund 1.200 Menschen getötet wurden. Sinwar sagte laut Al-Masirah, Israels Pläne die Hamas zu neutralisieren seien gescheitert. "Wir haben uns auf einen langen Zermürbungskampf vorbereitet."

Nach den antiisraelischen Schmierereien am niedersächsischen Landtag in Hannover zeigt sich der Antisemitismus-Beauftragte des Landes, Professor Gerhard Wegner, empört. "Texte wie 'Free Gaza' irgendwo an eine Wand zu schmieren, ist überall intolerabel", sagte Wegner. "Aber dies gilt besonders für den Landtag." Der Ort sei zentral für die Demokratie, mehrfach sei dort über die Situation in Israel und Gaza diskutiert worden.

Besonders scharf verurteilt er das Aufsprühen des roten Dreiecks, des Kennzeichens der palästinensischen Terrororganisation Hamas: "Die Hamas ist völlig zu Recht in Deutschland verboten", sagte Wegner. "Deswegen sollte auch die Nutzung ihrer Symbole verboten sein und zur Anzeige gebracht werden."

Unbekannte Täter hatten am Samstag kurz vor dem "Tag der offenen Tür" im Landtag das Parlamentsgebäude mit roter Farbe beschmiert. An drei Stellen der Außenfassade pinselten sie großformatig den Schriftzug "Free Gaza" auf die historischen Mauern. Zudem beschmierten sie die Säulen der Eingangshalle und verteilten Farbe auf den Treppen im Eingangsbereich. Der polizeiliche Staatsschutz hat die Ermittlungen wegen Sachbeschädigung aufgenommen.

Teheran hat eigenen Angaben zufolge keine Hyperschallraketen an die jemenitischen Huthi-Rebellen geschickt. Das sagte der iranische Präsident Masoud Pezeshkian in einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz. Einen Tag zuvor hatten die Huthi eine solche Rakete für einen Angriff auf Israel eingesetzt, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete.

Drei prominente Kolumnisten haben bei der Zeitung Jewish Chronicle gekündigt, nachdem der Zeitung vorgeworfen wurde, angeblich gefälschte Artikel über den Krieg zwischen Israel und der Hamas veröffentlicht zu haben. Die Rücktritte erfolgten gestern, nachdem die in London ansässige Zeitung mehrere Artikel eines freiberuflichen Journalisten entfernt und sich bei den Lesern entschuldigt hatte. Sie erklärte, sie habe eine Untersuchung über den Autor durchgeführt und sei "mit einigen seiner Behauptungen nicht zufrieden."

Die Zeitung gab nicht an, welche Artikel des Journalisten Elon Perry problematisch waren. Perry, der sich selbst als Kommandeur der israelischen Streitkräfte bezeichnete, behauptete unter anderem, dass der Hamas-Führer Yahya Sinwar geplant habe, sich selbst und israelische Geiseln durch das Grenzgebiet zu Ägypten, den so genannten Philadelphi-Korridor, aus dem Gazastreifen zu schmuggeln. Diese Behauptungen wurden von israelischen Medien in Frage gestellt.

Der langjährige Kolumnist des Jewish Chronicle, Jonathan Freedland, trat am Sonntag aus Protest zurück und erklärte, der jüngste Skandal bringe große Schande über die Zeitung und sie habe "sich von den Traditionen entfernt, die ihren Ruf als älteste jüdische Zeitung der Welt begründet haben." Auch die Kolumnisten Hadley Freeman und David Aaronovitch kündigten ihren Rücktritt an. Der Herausgeber der Zeitung, Jake Wallis Simons, sagte, dass die Zeitung alle Verbindungen zu Perry abgebrochen habe.

Das UN-Hilfswerk für Palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) hat die erste Runde der Polio-Impfkampagne im Gazastreifen als Erfolg bezeichnet. Die Durchimpfungsrate erreichte nach Angaben des UNRWA-Leiters, Philippe Lazzarini, 90 Prozent der Kinder. Der nächste Schritt bestehe jetzt darin, sicherzustellen, dass Hunderttausende von Kindern Ende des Monats eine zweite Dosis erhalten.

Die am 1. September begonnene Kampagne zur Impfung von etwa 640.000 Kindern unter zehn Jahren im Gazastreifen gegen Polio stellt das UNRWA und seine Partner aufgrund des anhaltenden Konflikts zwischen Israel und der Hamas vor große Herausforderungen. Zuvor hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im vergangenen Monat bestätigt, dass ein Baby durch das Poliovirus des Typs 2 teilweise gelähmt worden war - der erste derartige Fall in den palästinensischen Gebieten seit 25 Jahren.

Die jemenitischen Huthi-Rebellen haben behauptet, sie hätten eine weitere Drohne des Typs MQ-9 Reaper aus US-amerikanischer Produktion abgeschossen. Im Internet kursieren Videos, auf denen zu sehen ist, wie eine Boden-Luft-Rakete einschlägt und brennende Wrackteile auf dem Boden verstreut liegen.

Das US-Militär reagierte bislang nicht auf eine Anfrage zur Stellungnahme.

Die Zeit für eine diplomatische Lösung im Konflikt zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz läuft nach Worten des israelischen Verteidigungsminister Yoav Gallant ab. Seinem US-Amtskollegen Lloyd Austin habe Gallant nach Angaben seines Büros mit Blick auf einen möglichen größeren Krieg gesagt: "Die Richtung ist klar."

Der US-Vermittler Amos Hochstein, der sich seit Monaten um eine Deeskalation bemüht, will in Israel erneut Gespräche führen. Nach Medienberichten trifft er neben Gallant auch den Premier Benjamin Netanyahu. Der Dauerbeschuss an der Nordgrenze könne nicht weitergehen, sagte Netanyahu nach Angaben der Jerusalem Post.

Nach palästinensischen Angaben sind bei israelischen Luftangriffen im Gazastreifen in der Nacht mindestens 18 Menschen ums Leben gekommen. Bei einem Angriff im Flüchtlingslager Nuseirat im Zentrum des Küstengebiets wurde demnach ein Haus zerstört, mindestens zehn Menschen kamen ums Leben. Ein Sprecher des Awda-Krankenhauses, in das die Leichen gebracht wurden, bestätigte die Zahl. Weitere 15 Menschen seien verletzt worden.

Bei einem weiteren Angriff auf ein Haus in Gaza-Stadt wurden sechs Menschen getötet, darunter zwei Kinder, wie die Zivilverteidigung, die der Terrororganisation Hamas untersteht, mitteilte. Darüber hinaus seien zwei Menschen bei einem Angriff in Rafah gestorben. In allen Fällen seien Wohnhäuser getroffen worden.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Eine Rakete der jemenitischen Huthi-Miliz ist gestern in offenem Gebiet in Israel gelandet. Der Einschlag löste Luftalarm am internationalen Flughafen Ben Gurion aus. Israelische Medien sendeten Bilder von Menschen, die am Flughafen in Schutzräume eilten. Kurz danach wurde der Betrieb am Airport wieder aufgenommen. Das israelische Militär teilte mit, die Rakete sei vom Flugabwehrsystem abgefangen, aber nicht gänzlich zerstört worden. Israel deutete an, dass eine militärische Reaktion folgen könnte.

Nach einem Bericht des israelischen TV-Senders Kan kann die Terrororganisation Hamas im Gazastreifen mancherorts ihre frühere Stärke wiedererlangen. Vor allem im nördlichen Abschnitt des abgeriegelten Küstenstreifens erholte sich die militanten Islamisten schneller, als die israelischen Streitkräfte deren militärische Fähigkeiten schwächen könnten.

Seit Monaten sei Israels Armee nicht mehr im Norden des Gazastreifens vorgedrungen. Die Hamas habe die Zeit genutzt, sich dort neu zu formieren und sich auf die "nächste Phase des Krieges" vorzubereiten, hieß es in dem Bericht. Dies sei einer der Hauptgründe für die starke Zunahme der israelischen Angriffe auf Kommando- und Kontrollzentren der Hamas im nördlichen Gazastreifen.

In der Jerusalemer Altstadt hat ein Mann mit einem Messer auf einen israelischen Grenzschützer eingestochen. Dieser sei dabei leicht verletzt worden, teilte die Polizei mit. Seine Kollegen hätten daraufhin das Feuer auf den Angreifer eröffnet und ihn "neutralisiert". Zur Identität des Mannes machte die Polizei keine Angaben.

Laut einer Untersuchung von Israels Armee sind drei im Dezember gefundene Geiseln wahrscheinlich bei einem Luftangriff ums Leben gekommen. Die Hisbollah hat erneut Dutzende Raketen auf Israel abgefeuert. Die Entwicklungen vom Sonntag zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 16. September 2024 um 05:05 Uhr.