Nahost-Krieg ++ Tausende demonstrieren für Geisel-Freilassung ++
In Israel haben Tausende Menschen für die Freilassung der Geiseln aus der Gewalt der Terrormiliz Hamas demonstriert. UN-Generalsekretär Guterres bekräftigte seine Forderung nach einer Waffenruhe. Die Entwicklungen vom Samstag zum Nachlesen.
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Tausende demonstrieren in Israel für Freilassung der Geiseln
Tausende Menschen haben in Israel für die Freilassung von Geiseln aus der Gewalt der Terrormiliz Hamas und gegen die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu demonstriert. In Tel Aviv riefen sie "Die Zeit läuft ab, bringt sie nach Hause!", wie israelische Medien berichteten. Die Demonstranten legten auf den Straßen im Zentrum der Küstenmetropole mehrere kleine Feuer und blockierten eine Hauptverkehrsader.
Der Protest richtete sich auch gegen Netanyahu, dem Kritiker vorwerfen, beim Krisenmanagement nach dem Überfall der Hamas am 7. Oktober versagt zu haben. Zudem ordne der Regierungschef das Schicksal der Geiseln seinem politischen Überleben unter, lautet ein weiterer Vorwurf. "Wer sie (die Geiseln) im Stich gelassen hat, muss sie zurückbringen!», riefen die Demonstranten. Wie schon an den vorangegangenen Samstagen forderten sie den Rücktritt der Netanyahu-Regierung und Neuwahlen.
Hamas meldet Tod einer Geisel
Nach Angaben des bewaffneten Flügels der militant-islamistischen Hamas ist eine 34-jährige israelische Geisel gestorben. Der Tod sei auf einen "Mangel an Medikamenten und Nahrung" zurückzuführen, so die Terrormiliz. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden. Das israelische Militär hatte Anfang Februar erklärt, 31 der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln seien tot.
Hamas meldet Tote durch Beschuss - Israel dementiert
Die militant-islamistische Hamas meldet, dass mindestens 19 Menschen durch israelischen Beschuss getötet worden seien, als sie nach Hilfsgütern anstanden. Zudem seien Dutzende Palästinenser verletzt worden, so das von der Miliz kontrollierte Gesundheitsministerium. Die israelische Armee wies diese Angaben zurück.
Der Vorfall ereignete sich nach Hamas-Angaben an einer Kreuzung nahe der Stadt Gaza im Norden des Gazastreifens. Dort hätten Menschen auf Lastwagen mit Hilfsgütern gewartet, als es Beschuss unter anderem durch israelische Panzer gegeben habe. Die israelische Armee wies diese Darstellung zurück. "Die Berichte, dass Dutzende Bewohner des Gazastreifens an einem Hilfskonvoi beschossen wurden, sind nicht korrekt", hieß es in einer Erklärung des Militärs. "Erste Untersuchungen haben ergeben, dass es weder einen Luftangriff auf den Konvoi gegeben hat, noch gibt es Hinweise, dass die (israelischen) Truppen auf Menschen an dem Hilfskonvoi geschossen haben."
Die Angaben beider Seiten können derzeit nicht überprüft werden.
Hamas-Behörde: Fünf Patienten in abgeriegelter Klinik gestorben
In dem seit Tagen von Israel abgeriegelten Al-Schifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt sind nach Angaben der von der militant-islamistischen Hamas kontrollierten Behörden fünf verwundete Palästinenser wegen schlechter Versorgungslage gestorben. Diese Patienten seien gestorben, weil sie in den vergangenen sechs Tagen keine angemessene Versorgung, kein Wasser und keine Nahrung erhalten konnten, teilt das Gesundheitsministerium mit. Auch der Zustand anderer verletzter Patienten verschlechterte sich.
Das israelische Militär erklärt, es schütze Zivilisten, Patienten und medizinisches Personal dort und sorge für Lebensmittel, Wasser und für angemessene medizinische Behandlung. Die Armee war am Montag auf der Suche nach Hamas-Terroristen in den Klinik-Komplex eingedrungen und liefert sich seitdem in der Umgebung Kämpfe mit Extremisten. Israel wirft der Hamas vor, die Klinik zu militärischen Zwecken und als Rückzugsort für militante Gruppen zu missbrauchen.
Laut Israel Dutzende Terroristen getötet
Die israelische Armee teilt mit, die Luftwaffe habe am Freitag "rund 35 Terrorziele im gesamten Gazastreifen angegriffen, darunter operative Kommandozentralen, Militärposten, Infrastruktur von Terrororganisationen". Dutzende Terroristen seien "am vergangenen Tag bei Bodenkämpfen und Luftangriffen im Gazastreifen eliminiert" worden.
Guterres fordert erneut Waffenruhe
Bei seinem Besuch in Ägypten hat UN-Generalsekretär António Guterres Forderungen nach einer Waffenruhe erneuert. "Jetzt ist es mehr denn je an der Zeit für eine sofortige humanitäre Feuerpause", sagte er. "Die Palästinenser in Gaza, Kinder, Frauen, Männer, stecken in einem nicht enden wollenden Albtraum fest. Gemeinden wurden ausgelöscht, Häuser zerstört, ganze Familien und Generationen ausgelöscht."
Guterres forderte auch die Freilassung der Geiseln in der Gewalt der Terrormiliz Hamas. Dies sei im "Geist des Mitgefühls" des islamischen Fastenmonats Ramadan.
Israel forderte er erneut dazu auf, dringend benötigte Hilfsgüter in den Gazastreifen passieren zu lassen. Die lange Schlange blockierter Lastwagen mit Hilfsgütern auf der ägyptischen Seite der Grenze zu dem Palästinenser-Gebiet, in dem Menschen vom Hungertod bedroht seien, sei mehr als tragisch, so Guterres. "Es ist ein moralischer Skandal." Die Vereinten Nationen würden weiterhin mit Ägypten zusammenarbeiten, um die Lieferung von Hilfsgütern in den Gazastreifen zu vereinfachen.
Guterres nahe Rafah in Ägypten eingetroffen
UN-Generalsekretär António Guterres ist zu einem Besuch in Ägypten eingetroffen, wo er auch die Stadt Rafah an der Grenze zum Gazastreifen besuchen will. Guterres landete in der nahe Rafah gelegenen ägyptischen Stadt al-Arisch. Es wird erwartet, dass er auf die ägyptische Seite der Grenzstadt weiterreist, um dort Helfer zu treffen und seine Forderung nach einer humanitären Waffenruhe zwischen Israel und der militant-islamistischen Hamas im Gazstreifen zu bekräftigen.
Guterres hatte Rafah bereits im Oktober besucht. In dem an Ägypten angrenzenden Teil der Stadt im Gazastreifen leben mittlerweile rund 1,5 Millionen Palästinenser auf engstem Raum, die dort Schutz vor den Kämpfen in anderen Teilen des Gebiets suchen.
Israel: Mehr als 170 Terroristen bei Al-Schifa-Einsatz getötet
Die israelischen Truppen haben im Rahmen ihrer Durchkämmung des Al-Schifa-Krankenhauskomplexes in Gaza-Stadt nach Militärangaben inzwischen mehr als 170 Terroristen im Bereich der Klinik getötet. Mehr als 800 Verdächtige seien verhört worden. Außerdem habe man zahlreiche Waffen sowie Terrorinfrastruktur entdeckt, teilte das israelische Militär mit.
Die Streitkräfte waren am Montag in das Krankenhaus eingedrungen. Nach ihren Angaben verläuft unter der Klinik ein Tunnelnetzwerk, das von der militant-islamistischen Hamas und anderen militanten Palästinensern genutzt wird. Die Hamas und Krankenhausmitarbeitende weisen Vorwürfe zurück, wonach die Klinik zu militärischen Zwecken oder als Rückzugsort für militante Gruppen genutzt wird. Die Terrormiliz hat Israel zudem vorgeworfen, Patienten und Vertriebene getötet zu haben.
Sitzung des UN-Sicherheitsrats offenbar verschoben
Die Sitzung des UN-Sicherheitsrats, bei dem das Gremium erneut über eine Resolution zu einer möglichen Feuerpause im Gazastreifen abstimmen sollte, wurde offenbar verschoben. Laut der Nachrichtenagentur AFP soll sie nun am Montag stattfinden. Die Agentur beruft sich dabei auf Diplomatenkreise. Ursprünglich hieß es, der Sicherheitsrat solle noch heute zusammenkommen.
US-Militär: Selbstverteidigungsangriffe auf Huthi-Einrichtungen
Das US-Militär hat nach eigenen Angaben Selbstverteidigungsangriffe auf drei unterirdische Lager der Huthi im Jemen durchgeführt. Die militanten Huthi feuerten vier ballistische Anti-Schiffs-Raketen aus den von ihnen kontrollierten Gebieten im Jemen in Richtung Rotes Meer ab, schreibt das US-Zentralkommando in einer Erklärung.
UN-Sicherheitsrat soll erneut zu Gaza-Waffenruhe abstimmen
Der UN-Sicherheitsrat will sich erneut mit der Lage im Nahen Osten befassen. Das mächtigste UN-Gremium soll über eine weitere Resolution abstimmen, wie es aus Diplomatenkreisen hieß. Der Entwurf der Beschlussvorlage fordert eine "von allen Seiten respektierte sofortige Waffenruhe für den Monat Ramadan". Diese solle zu einer "dauerhaften und nachhaltigen Waffenruhe" führen, hieß es in dem Text weiter. Zudem fordert der Resolutionsentwurf die sofortige und bedingungslose Freilassung aller Geiseln und betont die Notwendigkeit eines Ausbaus der Hilfslieferungen für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen.
Der Liveblog vom Freitag zum Nachlesen
Für die Zivilisten in Rafah gibt es nach Darstellung von US-Vizepräsidentin Harris keine sichere Möglichkeit, die Stadt zu verlassen. Israel hat nach eigenen Angaben einen neuen Grenzübergang zum Gazastreifen eröffnet. Der Liveblog zum Nachlesen.