Krieg im Nahen Osten ++ Israels Armee stürmt Hamas-Ausbildungsstätte ++
Israels Armee hat nach eigenen Angaben eine Ausbildungsstätte der Hamas im Gazastreifen gestürmt. Die USA drohen mit weiteren Vergeltungsschlägen gegen vom Iran unterstützte militante Gruppen in Nahost. Die Entwicklungen vom Sonntag zum Nachlesen.
- Israels Armee stürmt Hamas-Ausbildungsstätte
- USA drohen mit weiteren Vergeltungsschlägen
- Israels Armee: Weitere Hamas-Mitglieder getötet
- Hamas will sich bald zu Feuerpause äußern
- Antisemitismusbeauftragter sieht Gleichgültigkeit gegenüber Judenhass
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Israels Armee stürmt Hamas-Ausbildungsstätte in Chan Yunis
Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben eine Ausbildungsstätte der Hamas im Gazastreifen gestürmt, in der sich die Kämpfer der radikalislamischen Palästinenserorganisation auf den Angriff auf Israel am 7. Oktober vorbereitet hätten. Die Einrichtung in Chan Yunis habe über Modelle israelischer Militärstützpunkte, gepanzerte Fahrzeuge sowie Zugangspunkte zu Kibbuzen verfügt, erklärte die Armee.
Soldaten durchsuchten demnach auch das Büro von Mohammad Sinwar, einem hochrangigen Kommandeur des bewaffneten Flügels der Hamas, den Essedin al-Kassam-Brigaden. Sein Bruder ist Jahja Sinwar, der als Drahtzieher des Großangriffs auf Israel vom 7. Oktober gilt. Bei der Razzia auf dem Gelände hätten die Streitkräfte mehrere Kämpfer durch Scharfschützen, Panzerbeschuss und Luftangriffe "neutralisiert", erklärte die Armee.
USA drohen mit weiteren Vergeltungsschlägen
Die USA drohen mit weiteren Vergeltungsschlägen gegen vom Iran unterstützte militante Gruppen in der Nahost-Region. "Wir beabsichtigen, zusätzliche Angriffe und zusätzliche Maßnahmen zu ergreifen", sagt der Nationale Sicherheitsberater des Weißen Hauses, Jake Sullivan, im US-Fernsehen. Damit solle weiterhin eine klare Botschaft vermittelt werden, "dass die Vereinigten Staaten reagieren werden, wenn unsere Streitkräfte angegriffen werden, wenn unsere Leute getötet werden".
Nach dem gewaltsamen Tod dreier US-Soldaten in Nahost hatte das US-Militär in einer ersten Angriffswelle im Irak und in Syrien mehr als 85 Ziele mit Bezug zu den iranischen Revolutionsgarden angegriffen. Darauf folgten am Samstag Attacken auf 36 Ziele der vom Iran unterstützten Huthis im Jemen. Hier verwiesen die USA zur Begründung auf wiederholte Angriffe der Huthi-Rebellen auf die Handelsschifffahrt im Roten Meer.
Regierungsstreit über Hilfe der USA
Israels Premierminister Benjamin Netanyahu hat mit scharfen Worten den Vorwurf des rechtsextremen Sicherheitsministers Itamar Ben Gvir zurückgewiesen, die USA würden Israel im Krieg gegen die radikalislamische Hamas nicht voll unterstützen. "Wir schätzen die Unterstützung sehr, die wir von der Regierung Biden seit dem Ausbruch des Krieges bekommen haben", sagte Netanyahu am Rande einer Sitzung seines Kriegskabinetts in Tel Aviv.
Zuvor hatte Ben Gvir dem "Wall Street Journal" gesagt, US-Präsident Joe Biden leiste Israel keine ausreichende Unterstützung. Stattdessen sei "Biden damit beschäftigt, (dem Gazastreifen) humanitäre Hilfe und Treibstoff zu liefern, die an die Hamas gehen". Mit Blick auf Ex-US-Präsident Donald Trump sagte Ben Gvir: "Wenn Trump an der Macht wäre, wäre das Verhalten der USA völlig anders."
Israel: Erneut Beschuss aus dem Libanon
Im israelisch-libanesischen Grenzgebiet haben sich die Schiiten-Miliz Hisbollah und die israelischen Streitkräfte erneut Gefechte geliefert. Die Hisbollah schoss nach Angaben des israelischen Militärs mehrere Raketen auf den Norden Israels ab. Die Geschosse wurden demnach entweder von der israelischen Raketenabwehr abgefangen oder gingen über unbewohntem Gebiet nieder.
Als Antwort auf den Angriff bombardierten israelische Kampfjets eine Raketenstellung sowie Beobachtungsposten der Hisbollah in den südlibanesischen Ortschaften Blida und Mais al-Dschabal, wie die Armee mitteilte. Ein israelischer Panzer habe darüber hinaus einen Hisbollah-Trupp bei Blida angegriffen.
Netanyahu: 17 von 24 Hamas-Bataillone ausgeschaltet
Laut Israels Premierminister Benjamin Netanyahu sind inzwischen 17 der 24 Kampfbataillone der radikal-islamischen Miliz ausgeschaltet worden. Die übrigen seien größtenteils im südlichen Gazastreifen - einschließlich Rafah an der ägyptischen Grenze. "Wir werden uns auch um sie kümmern", kündigte Netanyahu laut einer Mitteilung seines Büros an.
Cameron fordert Huthi-Miliz auf, Angriffe zu beenden
Nach neuen Angriffen der USA und Großbritanniens auf Stellungen der Huthi im Jemen hat der britische Außenminister David Cameron die islamistische Miliz zum Ende ihrer Attacken auf Handelsschiffe aufgefordert. "Wir haben wiederholt Warnungen gegen die Huthi ausgesprochen", schrieb Cameron beim Online-Dienst X. "Ihre rücksichtslosen Handlungen gefährden das Leben unschuldiger Menschen, bedrohen die Freiheit der Schifffahrt und destabilisieren die Region." Der frühere Premierminister betonte: "Die Huthi-Attacken müssen aufhören."
Hamas-Behörde meldet mehr als 120 Tote
Bei den anhaltenden Kämpfen im Gazastreifen sind nach palästinensischen Angaben in den vergangenen 24 Stunden mindestens 127 Menschen getötet worden. Das teilte die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde mit. 178 weitere Menschen hätten Verletzungen erlitten. Insgesamt seien in dem Küstenstreifen seit Kriegsbeginn 27.365 Palästinenser getötet worden. 66.630 weitere Menschen seien verletzt worden, wie die Hamas-Behörde mitteilte.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Iran verurteilt US-Angriffe auf Huthi-Miliz im Jemen
Der Iran hat die Angriffe der USA und ihrer Partner auf Stellungen der Huthi-Miliz im Jemen auf das Schärfste verurteilt. Die militant-islamistische Miliz wird vom Iran unterstützt. "Das war erneut eine Verletzung der territorialen Integrität Jemens und somit ein klarer Verstoß gegen international anerkannte Gesetze und Vorschriften", sagte Außenamtssprecher Nasser Kanaani. Diese einseitigen und abenteuerlichen Operationen führten lediglich zu noch mehr Spannungen in der Region und gefährdeten auch die internationale Sicherheit, argumentierte er. Das eigentliche Ziel sei es, mit solchen Angriffen der israelischen Regierung im Gaza-Krieg eine "Verschnaufpause" zu verschaffen, so der Sprecher.
ARD-Korrespondent zur aktuellen Lage
Im israelischen Sderot an der Grenze zum Gazastreifen berichtet ARD-Korrespondent Philip Kuntschner von anhaltenden Kämpfen. Diese konzentrierten sich weiter auf den Süden des Küstenstreifens, aber auch im Norden sei es "nicht ruhig". Zu den andauernden Verhandlungen über eine Feuerpause zwischen der Hamas und Israel sagte er: "Es gibt realistische Chancen darauf."
Israels Armee: Weitere Hamas-Mitglieder getötet
Das israelische Militär hat im Gazastreifen nach eigenen Angaben weitere Mitglieder der militant-islamistischen Hamas getötet. Im Raum der südlichen Stadt Chan Yunis seien unter anderem Terroristen, die sich in der Nähe israelischer Soldaten aufhielten, getötet worden, teilte die Armee am Morgen mit. Ein Kampfflugzeug habe zudem einen Scharfschützen der Terrorgruppe Islamischer Dschihad ausgeschaltet, hieß es. Sämtliche Angaben des israelischen Militärs lassen sich in der aktuellen Lage nicht unabhängig überprüfen.
Graue Flächen: Bebaute Flächen im Gazastreifen, Schraffur: Israelische Armee
Die Truppen hätten zudem einen gezielten Einsatz auf einem Gelände durchgeführt, das vom Kommandeur der Chan Yunis-Brigade der Hamas genutzt worden sei, hieß es weiter. Dort habe man Sturmgewehre, Munition, militärische Ausrüstung und technische Anlagen gefunden. Die Marine habe ebenfalls Ziele der Hamas angegriffen und unterstützte die Bodentruppen. Israels Militär konzentriert sich derzeit weiter auf Chan Yunis, das als Hochburg der Hamas gilt.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Huthi-Miliz kündigt nach Angriffen Vergeltung an
Die pro-iranische Huthi-Miliz im Jemen hat nach den jüngsten Angriffen der USA und Großbritanniens Vergeltung angekündigt. Die Angriffe würden "nicht ohne Reaktion und Bestrafung bleiben", erklärte Miliz-Sprecher Jahja Saree im Onlinedienst X, vormals Twitter. Die Angriffe würden die Miliz nicht davon abhalten, die Palästinenser im Gazastreifen zu unterstützen.
Streitkräfte der USA und Großbritanniens hatten am Samstag nach eigenen Angaben dutzende Ziele der vom Iran unterstützen Huthi-Miliz im Jemen beschossen.
Hamas will sich bald zu Feuerpause äußern
Ein von den Vermittlern USA, Ägypten und Katar kürzlich in Paris ausgehandelter Vorschlag, der die stufenweise Freilassung der Geiseln im Gegenzug für eine längere Feuerpause sowie für die Freilassung palästinensischer Strafgefangener vorsieht, soll von Israels Verhandlungsführern akzeptiert worden sein. Der Rahmenentwurf liegt nun der Hamas zur Annahme vor.
Man diskutiere den Entwurf derzeit noch und werde die eigene Position dazu "bald" bekannt geben, sagte Osama Hamdan, ein Vertreter der im Exil lebenden politischen Hamas-Führung in Beirut der dpa in der Nacht zum Sonntag. Ohne eine Waffenruhe werde es keine Freilassung von Geiseln geben, fügte Hamdan hinzu.
Antisemitismusbeauftragter sieht Gleichgültigkeit gegenüber Judenhass
Der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung sieht eine Gleichgültigkeit der Gesellschaft gegenüber Judenhass. Diese mache am meisten zu schaffen, schrieb Felix Klein in einem Gastbeitrag in der "Bild am Sonntag".
"Ich rufe daher dazu auf, diese Gleichgültigkeit aufzugeben und sich klar zu positionieren gegen Judenhass", schreibt Klein weiter. Mit Blick auf die Veranstaltungen zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus in der vergangenen Woche anlässlich des Holocaust-Gedenktags am 27. Januar sagte Klein, er begrüße dies, "und doch stehen die vielfachen Bekundungen des "Nie wieder!" im Widerspruch zur derzeitigen Lebenswirklichkeit von Jüdinnen und Juden".
"Seit dem 7. Oktober sehen wir Judenhass auf einem in Deutschland seit Jahrzehnten nicht dagewesenen Niveau", sagte der Antisemitismusbeauftragte. Kinder würden nicht in den jüdischen Kindergarten geschickt, es gebe leere Klassenzimmer in jüdischen Schulen. "Jüdische Veranstaltungen werden abgesagt oder genauso gemieden wie bestimmte Stadtteile. Jüdisch klingende Namen werden in Taxi- und Bestell-Apps geändert, damit man nicht erkannt wird."
Seit dem Angriff der islamistischen Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober ist die Zahl antisemitischer Vorfälle international stark gestiegen. Nach Angaben des Geschäftsführers des Bundesverbandes der Antisemitismus-Meldestelle Rias hat sich alleine die Zahl in Deutschland innerhalb der ersten zwei Monate nach dem Angriff im Vergleich zum Vorjahreszeitraum vervierfacht.
Der Liveblog vom Samstag zum Nachlesen
Tausende Menschen haben bei Demonstrationen in Israel für die Freilassung der von der Hamas entführten Geiseln demonstriert. Israel nennt Zahlen zu Angriffen in Syrien und im Libanon.