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Krieg in Nahost ++ Scholz drängt Netanyahu zu Gaza-Abkommen ++

Stand: 11.08.2024 21:27 Uhr

Bundeskanzler Scholz hat bei einem Telefonat mit Israels Regierungschef Netanyahu auf die Dringlichkeit eines Abkommens für den Gazastreifen hingewiesen. Israel ruft die Einwohner von Chan Yunis zur Flucht auf. Die Entwicklungen im Liveblog.

Bei einem mutmaßlich israelischen Angriff im Libanon sind nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums zwei Menschen getötet worden. Es handle sich um Mitglieder der Hisbollah-Miliz, hieß es aus libanesischen Sicherheitskreisen. Der Vorfall ereignete sich den Angaben nach im Grenzort Taibe. Israels Armee teilte mit, in der Gegend Mitglieder der libanesischen Hisbollah angegriffen zu haben.

Israelische Einsatzkräfte attackierten den Angaben zufolge weitere Ziele der proiranischen Organisation im Nachbarland. Zugleich seien zahlreiche Geschosse aus dem Libanon in israelischem Gebiet eingeschlagen. Berichte über Verletzte gibt es bisher nicht.

Die radikalislamische Hamas hat die Vermittlerländer im Nahost-Krieg aufgefordert, einen Plan auf Grundlage früherer Gespräche vorzulegen, anstatt neue Verhandlungen über einen Waffenstillstand im Gazastreifen aufzunehmen.

Vergangene Woche hatten die Staats- und Regierungschefs der Vereinigten Staaten, Ägyptens und Katars Israel und die Hamas aufgefordert, sich am 15. August entweder in Kairo oder Doha zu Verhandlungen zu treffen, um einen Waffenstillstand im Gazastreifen und eine Geiselbefreiung abzuschließen. Israel sagte die Entsendung von Unterhändlern zu.

Die Hamas erklärte zunächst, sie prüfe das Angebot, hat nun aber angedeutet, dass sie sich an der neuen Gesprächsrunde nicht teilnehmen werde. Sie verlangt nun von den Vermittlern, einen Plan auf Basis des Vorschlags von US-Präsident Biden und der Resolution des UN-Sicherheitsrats umzusetzen.

Der israelische Geheimdienst geht einem Medienbericht zufolge davon aus, dass der Iran beschlossen hat, Israel direkt anzugreifen. Israel gehe zudem davon aus, dass dies möglicherweise in den nächsten Tagen geschehen werde, berichtet ein Reporter des Medienportals Axios unter Berufung auf zwei Quellen. Der Angriff wäre eine Vergeltung für die Tötung des Hamas-Führers Ismail Hanijeh in der iranischen Hauptstadt Teheran Ende Juli, heißt es. Israel hat seine Täterschaft am Tod Hanijehs weder bestätigt noch dementiert.

Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant hat den Iran und die libanesische Hisbollah-Miliz vor Vergeltungsschlägen gegen Israel gewarnt. "Wer uns auf eine Weise schadet, die es in der Vergangenheit nicht gegeben hat, wird wahrscheinlich auf eine Weise getroffen werden, die es in der Vergangenheit nicht gegeben hat»" sagte Galant. Israel kämpfe in einer feindlichen Umgebung für seine Existenz.

Nach der Tötung eines Militärkommandeurs der Hisbollah-Miliz im Libanon sowie eines Anführers der mit der Organisation verbündeten islamistischen Hamas im Iran stellt sich Israel auf einen angekündigten Vergeltungsschlag ein. "Ich hoffe, dass sie dies durchdenken und nicht an einen Punkt gelangen, an dem sie uns dazu zwingen, erheblichen Schaden anzurichten und die Wahrscheinlichkeit eines Kriegsausbruchs an weiteren Fronten zu erhöhen", sagte Galant. "Wir wollen das nicht, aber wir müssen vorbereitet sein."

Bei einem mutmaßlichen Anschlag im von Israel besetzten Westjordanland ist nach Angaben der israelischen Armee ein Israeli getötet worden. Die Täter hätten aus ihrem Wagen Schüsse auf mehrere vorbeifahrende Autos im Norden des Palästinensergebiets abgegeben, teilte das Militär mit. Ein weiterer Israeli sei dabei verletzt worden.

Beide hatten laut dem israelischen Rettungsdienst Magen David Adom Schusswunden. Ein Mann sei für tot erklärt, der Verletzte per Hubschrauber in ein Krankenhaus geflogen worden. Die beiden Israelis waren demnach in zwei verschiedenen Wagen in der Gegend unterwegs. Die Armee machte zunächst keine Angaben zur Identität der Täter.

Israelischen Medienberichten zufolge flüchteten sie in ein palästinensisches Dorf. Einsatzkräfte suchen nach ihnen und blockierten dafür auch Straßen in dem Gebiet, hieß es vom Militär weiter.

Nach dem israelischen Luftangriff auf ein Schulgebäude in Gaza hat sich das Auswärtige Amt erneut mit einem dramatischen Appell an Israel und die islamistische Hamas gewandt. "Die Berichte aus Gaza sind schrecklich. Dass Zivilisten getötet werden, die Schutz suchen, ist nicht hinnehmbar. Die wiederholten Angriffe der israelischen Armee auf Schulen müssen aufhören und rasch aufgeklärt werden", schrieb das Ressort von Außenministerin Annalena Baerbock auf der Plattform X. 

Das Leid der Schutz suchenden Frauen, Männer und vielen Kinder, die seit Monaten immer wieder vor den Kämpfen in Gaza flüchteten, sei unermesslich. Sie dürften nicht weiter zwischen die Fronten geraten, die Hamas dürfe sie nicht als Schutzschilde missbrauchen. "Die Menschen in Gaza, die Geiseln - die gesamte Region braucht dringend den von den USA, Ägypten und Katar vorgeschlagenen humanitären Waffenstillstand und die Geiselfreilassung. Diese Chance zur Linderung des Leids gilt es jetzt dringend zu ergreifen."

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat in einem Telefonat mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu große Sorge über die Gefahr eines regionalen Flächenbrandes im Nahen Osten zum Ausdruck gebracht. Zugleich machte er deutlich, dass die Bundesregierung Drohungen aus Iran, von der Hisbollah und anderen gegen die Sicherheit Israels und seiner Bürgerinnen und Bürger entschieden verurteile. 

Mehr denn je komme es jetzt darauf an, die destruktive Spirale von Vergeltungsgewalt zu durchbrechen, Spannungen abzubauen und sich konstruktiv für Deeskalation einzusetzen. In diesem Zusammenhang habe der Bundeskanzler erneut unterstrichen, dass nun der Zeitpunkt gekommen sei, das Abkommen zur Freilassung der Geiseln und eines Waffenstillstands zu finalisieren.

Die israelische Armee hat vor einem neuen Militäreinsatz in Chan Yunis Einwohner eines nördlichen Stadtviertels dazu aufgerufen, das Gebiet unverzüglich zu verlassen. Sie sollten sich in eine humanitäre Zone begeben, deren Grenzen neu gezogen worden seien, teilte die Armee den Menschen per SMS, Telefon sowie Medienberichten in arabischer Sprache und mit Hilfe von Flugblättern mit. Chan Yunis liegt im südlichen Gazastreifen. 

Karte: Gazastreifen, dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Israel wirft militanten Palästinensern vor, sie hätten die humanitäre Zone für "terroristische Aktivitäten und Raketenangriffe auf den Staat Israel" missbraucht. Daher würden die Grenzen der humanitären Zone angepasst. Dies geschehe auf der Basis präziser Geheimdienstinformationen, denen zufolge die islamistische Terrororganisation Hamas ihre Infrastruktur in dem Gebiet eingebettet habe. 

Die israelische Arme hat bei ihrem jüngsten Angriff auf ein Schulgebäude im Gazastreifen eigenen Angaben zufolge mit "hoher Wahrscheinlichkeit" einen ranghohen Kommandeur der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad getötet. Es bestehe eine "hohe Wahrscheinlichkeit", dass Aschraf Juda in der "militärischen Kommandozentrale" zugegen gewesen sei, die in dem Angriffsziel eingerichtet worden sei, teilte die Armee mit. Aschraf Juda sei ein führendes Mitglied des Islamischen Dschihad. Ob er bei dem Angriff in der Al-Tabien-Schule getötet wurde, sei jedoch nicht sicher. 

Bei dem Drohnenangriff in Syrien in der Nacht zum Samstag sind mehrere Soldaten der USA und der Koalition verwundet worden. Dies teilt ein US-Beamter gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters mit. Das US-Militär war zunächst davon ausgegangen, dass es bei dem Drohnenangriff in der Nacht zum Samstag keine Opfer gegeben habe. Eine genauere Untersuchung ergab jedoch, dass einige Soldaten leichte Verletzungen erlitten hatten. Es handelt sich um den zweiten größeren Angriff auf US-Streitkräfte in den vergangenen Tagen inmitten wachsender Spannungen im Nahen Osten.

Zehn Tage nach der Tötung zweier hochrangiger Feinde Israels in Teheran und Beirut ist weiterhin unklar, ob und wann der Iran und die libanesische Hisbollah die angedrohten massiven Vergeltungsschläge gegen Israel ausführen werden. Medienberichten zufolge laufen hinter den Kulissen enorme Bemühungen, um die explosive Lage durch diplomatische Anstrengungen zu entschärfen.

Im Mittelpunkt stehen dabei die seit Monaten feststeckenden indirekten Gespräche zwischen Israel und der radikalislamischen palästinensischen Hamas, um ein Ende des seit zehn Monaten dauernden Gaza-Kriegs einzuleiten und die Freilassung von mehr als 100 Geiseln in der Gewalt der Hamas zu erreichen. Dabei vermitteln die USA, Ägypten und Katar. 

10.08.2024 • 03:17 Uhr

Der Liveblog vom Samstag

Die USA zeigen sich zutiefst besorgt über den israelischen Angriff auf ein Schulgelände in Gaza-Stadt. Ägypten hat Israel nach dem Luftangriff vorgeworfen, den Krieg nicht beenden zu wollen. Die Entwicklungen vom Samstag zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 11. August 2024 um 14:00 Uhr.