Krieg in Nahost ++ Israel meldet Einsatz von Spezialtruppen in Syrien ++
Israels Armee hat nach eigenen Angaben bei einem Spezialeinsatz in Syrien einen Spion für den Iran gefasst. Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen sind mehr als 20 Menschen getötet worden. Die Entwicklungen vom Sonntag zum Nachlesen.
- Israel meldet erstmals Bodenoperation in Syrien
- Netanyahu droht Hisbollah bei Grenzbesuch
- Israel und Palästinenser melden Tote aus dem Gazastreifen
- Israels Armee: Weiterer Hisbollah-Kommandeur getötet
- Verletzte nach Angriff auf Polio-Impfzentrum
Ende des Liveblogs
Damit beenden wir den Liveblog für heute. Vielen Dank für Ihr Interesse.
Netanyahu-Sprecher bleibt in Haft
Ein israelisches Gericht hat Medienberichten zufolge die Haft eines Sprechers von Premierminister Benjamin Netanyahu verlängert. Der Sprecher sowie weitere Mitarbeiter aus Netanyahus Büro waren festgenommen worden, weil sie angeblich unerlaubt Geheimdienstinformationen an ausländische Medien weitergegeben haben sollen. Ihnen drohen lange Haftstrafen.
An den Ermittlungen gegen die Mitarbeiter waren Medienberichten zufolge der israelische Inlandsgeheimdienst Schin Bet, die Armee und die Polizei beteiligt. Die Weitergabe der geheimen Informationen könne Israels Kriegsziele im Gazastreifen gefährden, lautete einer der Vorwürfe. Wegen einer teilweisen Nachrichtensperre sind nur wenige Details über die Vorwürfe bekannt.
Krankenhäuser im Libanon beschädigt
Im Libanon sind infolge von israelischen Luftangriffen erneut Krankenhäuser beschädigt worden. Das Regierungskrankenhaus in Tebnine im Südlibanon habe durch Beschuss in der Umgebung schweren Schaden genommen, teilte das libanesische Gesundheitsministerium mit. Zugleich seien mindestens zehn Menschen verletzt worden.
Durch Luftangriffe in der Nähe des Regierungskrankenhauses in Baalbek im Osten des Landes sei es zu Sachschäden an der Klinik gekommen. Das Krankenhaus sei überfüllt mit Patienten und Verwundeten, so das Gesundheitsministerium.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Israel meldet erstmals Bodenoperation in Syrien
Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben eine gezielte Bodenoperation in Syrien ausgeführt. Dabei sei ein syrischer Staatsbürger mit Verbindungen zum Iran festgesetzt worden, teilten die Streitkräfte mit. Es ist das erste Mal im aktuellen Nahost-Konflikt, dass Israel die Entsendung von Truppen nach Syrien eingeräumt hat. Aus Syrien gibt es noch keine Stellungnahme.
Das israelische Militär machte keine Angaben zum Ort und Zeitpunkt der Bodenoperation, veröffentlichten von Körperkameras aufgenommene Bilder von dem Spezialeinsatz. Sie zeigten Soldaten, die in einem Gebäude einen Mann mit weißem Unterhemd festsetzten.
Bei dem nun gefangen genommenen Mann handele es sich um Ali Soleiman al-Assi mit Wohnsitz in der Region Saida im Süden Syriens. Er habe seit Monaten unter militärischer Überwachung gestanden und sei an iranischen Aktionen beteiligt gewesen, die auf die von Israel besetzten Golanhöhen abgezielt hätten. Er sei für ein Verhör nach Israel gebracht worden, so das Militär.
Netanyahu droht Hisbollah bei Grenzbesuch
Der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu hat bei einem Besuch an der Grenze zum Libanon bekräftigt, Israel werde alles unternehmen, um die Hisbollah-Miliz von der Grenze zurückzudrängen. Sie müsse bis nördlich des Litani-Flusses verdrängt werden, der etwa 30 Kilometer von der Grenze entfernt liegt, sagte Netanyahu nach Angaben seines Büros.
Eine weitere Bedingung für die sichere Rückkehr israelischer Bürger in ihre Wohnorte im Norden Israels sei zudem, eine künftige Wiederaufrüstung der Terrormiliz zu verhindern, sagte der Regierungschef. Israel müsse außerdem "auf umfassende Weise auf jeden Einsatz gegen uns reagieren".
Türkei fordert Waffenembargo gegen Israel
Das türkische Außenministerium hat eigenen Angaben zufolge ein von 52 Ländern und zwei Organisationen unterzeichnetes Schreiben an die UN gerichtet, das einen Stopp der Waffenlieferungen an Israel fordert. In dem gemeinsamen Brief würden "alle Länder aufgefordert, den Verkauf von Waffen und Munition an Israel zu stoppen", sagte der türkische Außenminister Hakan Fidan laut der Nachrichtenagentur AFP.
"Wir müssen bei jeder Gelegenheit darauf hinweisen, dass der Verkauf von Waffen an Israel eine Beteiligung an seinem Völkermord darstellt", fügte Fidan hinzu. Zu den Unterzeichnern des Briefs zählen unter anderem Saudi-Arabien, Brasilien, Algerien, China, Iran, Russland und die Arabische Liga.
Israel und die Türkei attackieren sich seit Beginn des Kriegs im Gazastreifen regelmäßig verbal. Die diplomatischen Beziehungen der Länder haben stark unter dem Nahost-Konflikt gelitten.
Mindestens drei Tote nach israelischem Angriff im Südlibanon
Bei einem israelischen Luftangriff in der Nähe der Stadt Sidon im Süden des Libanon sind mindestens drei Menschen getötet worden. Das libanesische Gesundheitsministerium erklärte, bei dem "Angriff des israelischen Feindes in Haret Saida" habe es einer vorläufigen Bilanz zufolge drei Tote und neun Verletzte gegeben. Dem Angriff war kein Evakuierungsaufruf durch die israelische Armee vorausgegangen.
Irans Revolutionsgarden: Neue Operation gegen Israel gewiss
Ein hochrangiger iranischer Kommandeur hat einen neuen Militärschlag gegen Israel angedroht. Über die Einzelheiten könne man keine Angaben machen, sagte Ali Fadawi, Vize-Kommandeur der Revolutionsgarden, laut der Nachrichtenagentur Tasnim. Eine neue Operation werde aber auf jeden Fall stattfinden.
Palästinenser: 23 Tote bei Angriffen im Gazastreifen
Bei israelischen Angriffen auf Ziele im Gazastreifen sind nach Angaben palästinensischer Gesundheitsbehörden mindestens 23 Menschen ums Leben gekommen. Die palästinensische Seite wirft Israel "ethnische Säuberungen" vor, mit denen die Entvölkerung zweier Ortschaften und eines Flüchtlingslagers bezweckt werde, um Pufferzonen zu schaffen. Israel bestreitet dies und spricht von eigenen Angriffen gegen Hamas-Kämpfer, die von dort aus operierten.
Dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels
Libanon: Weiter Kämpfe um Dörfer im Süden
Im Süden des Libanons kommt es in mehreren Dörfern weiterhin zu Kämpfen zwischen israelischen Bodentruppen und Kämpfern der proiranischen Hisbollah-Miliz. Soldaten hätten versucht, in die Dörfer Marun al-Ras und Jarun einzudringen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur NNA. Aus diesen Dörfern gab im Lauf der israelischen Bodenoffensive zuvor bereits Berichte über große Zerstörung. Auch die Gefechte um den strategisch wichtigen Ort Chiam gingen weiter, wie NNA berichtete. Dort habe Israel mit Artillerie angegriffen.
Die Zeitung "L'Orient Le Jour" berichtete unter Berufung auf das Libanesische Rote Kreuz, dass 20 in Chiam als vermisst gemeldete Menschen nun als tot bestätigt worden seien. Der Fernsehsender LBCI berichtete, dass bei einem israelischen Luftangriff ein Krankenhaus in Bint Dschubail beschädigt worden sei.
Tote und Verletzte durch israelischen Angriff im Gazastreifen
Israels Armee setzt eigenen Angaben nach ihre Angriffe auf Ziele in Dschabalija im Norden des Gazastreifens fort. Dort seien gestern Dutzende Menschen getötet worden, das Militär sprach von Terroristen. Für den Einsatz in der Gegend hatte die Armee Verstärkung aus anderen Teilen des Gazastreifens geholt.
Die Lage in Dschabalija ist Augenzeugen zufolge katastrophal. Aus dem Gebiet, in dem die Kämpfe derzeit besonders heftig sind, gibt es immer wieder palästinensische Berichte über getötete Zivilisten infolge israelischer Angriffe. Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa meldete unter Berufung auf medizinische Kreise drei Tote bei einem israelischen Luftangriff in Dschabalia am Morgen.
Auch im Süden des Gebiets gab es demnach drei Todesopfer infolge eines israelischen Angriffs. In beiden Fällen sollen jeweils eine Mutter und ihre zwei Kinder ums Leben gekommen sein. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Israels Armee: Hisbollah-Kommandeur in Chiam getötet
Israels Luftwaffe hat Armeeangaben zufolge einen weiteren wichtigen Hisbollah-Kommandeur im Libanon getötet. Faruk Amin Alasi sei als Kommandeur der Terrororganisation in der Gegend von Chiam im Süden des Landes verantwortlich für zahlreiche Raketenangriffe auf israelische Orte gewesen, teilte das israelische Militär mit.
Die Armee habe zudem einen Kompaniechef der Hisbollah-Eliteeinheit Radwan in der Gegend von Chiam getötet, der ebenfalls für Raketenangriffe auf Israel zuständig gewesen sein soll. Die Hisbollah äußerte sich bislang nicht zu ihren beiden mutmaßlich getöteten Mitgliedern. In Chiam, das nah an der Grenze zu Israel liegt, gibt es immer wieder heftige Kämpfe zwischen Israels Armee und der vom Iran unterstützten Hisbollah-Miliz.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
UN: Humanitäre Lage im Libanon schlimmer als im Krieg 2006
Die humanitäre Lage im Libanon ist nach Angaben der Vereinten Nationen mittlerweile noch schlimmer als im vergangenen Krieg 2006. "Die Situation ist in vergangenen Tagen weiter eskaliert", teilte das UN-Nothilfebüro Ocha mit. Weiter hieß es:
Die Schäden für die Bevölkerung haben sich durch die Zerstörung kritischer Infrastruktur verschärft, darunter im Gesundheitswesen.
Viele Krankenhäuser seien von der hohen Zahl an Opfern überwältigt und würden dringend um Blutspenden bitten.
USA warnen Iran vor weiterem Angriff
Die US-Regierung hat den Iran Medienberichten zufolge vor einem weiteren Angriff auf Israel gewarnt. Sollte Teheran wie angekündigt erneut Israel angreifen, könne Washington die Regierung in Jerusalem kaum noch zur Zurückhaltung bewegen, berichtete die US-Nachrichtenseite Axios unter Berufung auf einen US-Beamten und einen ehemaligen israelischen Funktionär.
Der zu der israelischen Zeitung The Jerusalem Post gehörende Onlinedienst Walla berichtete seinerseits, die US-Regierung habe den Iran über Schweizer Diplomaten gewarnt, sie könne im Falle eines iranischen Angriffs die israelischen Streitkräfte nicht erneut dazu bewegen, sich auf einen relativ begrenzten und präzisen Gegenschlag zu beschränken. Die Warnung stellte demnach einen seltenen Kontakt zwischen den beiden verfeindeten Ländern USA und Iran dar.
US-Langstreckenbomber landen in Nahost
Angesichts der starken Spannungen im Nahen Osten haben die USA Langstreckenbomber vom Typ B-52 in die Region verlegt. Bomber vom Typ B-52 Stratofortress seien "im Verantwortungsbereich" des US-Zentralkommandos für den Nahen Osten und die angrenzenden Länder (Centcom) eingetroffen, erklärte das Centcom.
Das Verteidigungsministerium in Washington hatte am Freitag die Verlegung weiterer Militärausrüstung in den Nahen Osten angekündigt, darunter neben den Langstreckenbombern, Kampfjets und Tankflugzeugen auch Zerstörer zur Abwehr ballistischer Raketen. Israel hatte Ende Oktober Angriffe auf Ziele im Iran geflogen und dabei militärische Einrichtungen bombardiert. Der Iran hatte daraufhin mit Vergeltung gedroht. Im April und Anfang Oktober hatte der Iran Israel jeweils mit zahlreichen Raketen beschossen.
Verletzte nach Angriff auf Polio-Impfzentrum
Bei einem Angriff auf ein Polio-Impfzentrum im Norden des Gazastreifens sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sechs Menschen verletzt worden, darunter vier Kinder. Das medizinische Versorgungszentrum in Scheich Radwan sei getroffen worden, während Eltern ihre Kinder dort zur Impfung gegen Kinderlähmung gebracht hätten, erklärte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus im Onlinedienst X.
Die israelische Armee betonte, sie habe zum von der WHO angegebenen Zeitpunkt keine Angriffe in der Region verübt. Laut WHO-Chef Tedros fand der Angriff während einer zuvor vereinbarten humanitären Kampfpause statt, mit der die Polio-Impfungen ermöglicht werden sollten. Durch wen der Angriff erfolgte, teilte Tedros nicht mit.
Der Liveblog vom Samstag zum Nachlesen
Nach israelischen Angaben wurde ein weiterer Hisbollah-Kommandeur im Südlibanon getötet. Irans Religionsführer Chamenei droht Israel und den USA mit einer "entschiedenen Antwort".