Rauch steigt von einem Feuer in einem Öldepot in Astachow in der Region Rostow auf.
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Krieg gegen die Ukraine ++ Drohnenangriff auf russisches Tanklager ++

Stand: 28.08.2024 13:08 Uhr

Ukrainische Drohnen sollen nach russischen Angaben ein Öllager in der Region Rostow angegriffen und in Brand gesetzt haben. Die russische Flugabwehr hat nach eigenen Meldungen mehrere Drohnen abgefangen. Alle Entwicklungen im Liveblog.

Der polnische Ministerpräsident Donald Tusk hat für das kommende Haushaltsjahr Rekordausgaben für Verteidigung angekündigt. Die Regierung werde dann 186 Milliarden Zloty (rund 43,4 Milliarden Euro) für eine bessere Verteidigung ausgeben, sagte Tusk. Das sei eine erhebliche Steigerung gegenüber diesem Jahr, in dem die Verteidigungsausgaben mehr als vier Prozent der polnischen Wirtschaftsleistung entsprächen. 2025 sollen sie bei 4,7 Prozent liegen, wie Vizeverteidigungsminister Stanislaw Wziatek gegenüber polnischen Medien sagte. Das NATO-Mitglied Polen grenzt an die von Russland angegriffene Ukraine. Die Sicherheitsbedenken im Land sind groß.

Die ukrainischen Truppen sind nach Einschätzung des US-Geheimdienstes CIA entschlossen, das von ihnen eroberte russische Territorium "für eine gewisse Zeit" zu halten. Eine zu erwartende russische Gegenoffensive werde ein schwieriger Kampf werden, sagte CIA-Vize-Direktor David Cohen.

Am 6. August waren Tausende ukrainische Soldaten überraschend in die russische Oblast Kursk eingerückt und haben nach Angaben der Führung in Kiew mehr als 100 Ortschaften und ein Gebiet von mehr als 1000 Quadratmetern unter ihre Kontrolle gebracht.

Der russische Angriffskrieg bedeutet für zahlreiche Kinder in der Ukraine Fernunterricht. Darauf weist die Hilfsorganisation Save the Children in einem Bericht vor dem Schulstart nach den Ferien hin.  "Nach mehr als zwei Jahren Krieg gibt es in der Ukraine Tausende Kinder, die noch nie einen Fuß in ein Klassenzimmer gesetzt haben" sagt Sonja Chusch, Länderdirektorin von Save the Children in der Ukraine, laut Mitteilung. Für den Bericht befragte die Organisation nach eigenen Angaben rund 1.500 Schulkinder, Betreuer und Lehrkräfte in der Ukraine, allerdings nicht in den russisch besetzten Gebieten.

Wegen Luftangriffen, Beschuss oder fehlenden Schutzräumen bleiben der Organisation zufolge viele Schulen geschlossen. Probleme bereiteten Schülerinnen und Schülern bei Fernunterricht schlechtes Internet, fehlende elektronische Geräte und Strommangel. Außerdem fehle vielen Kindern der persönliche Kontakt zu den Lehrkräften. Ein großer Teil fühle sich nicht sicher und habe das Interesse am Lernen verloren.

Der Kreml hat der Ukraine erneut vorgeworfen, für Angriffe auf das Atomkraftwerk Kursk verantwortlich zu sein. "Aus verständlichen Gründen verweist die IAEA (Internationale Atomenergiebehörde) auf eine fehlende Vollmacht, um die Schuldigen an den Schlägen zu benennen, aber hier ist alles so offensichtlich, dass es natürlich keine Fragen diesbezüglich gibt", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow russischen Agenturen zufolge.

Der Chef der IAEA, Rafael Grossi, hatte am Dienstag das frontnahe Kraftwerk besucht und vor Gefahren für den Meiler durch Kriegshandlungen gewarnt. Bislang laufe der Betrieb aber normal, sagte er. "Grossi hat die Resultate der Drohnenschläge auf das Kraftwerk gesehen, die Gefahr eingeschätzt, den diese Schläge hätten bedeuten können und die potenzielle Gefahr, die weiter besteht", sagte Peskow. Grossi hatte zwar von einer "extrem ernsten Lage" gesprochen, aber eher vor potenziellen Auswirkungen der Kämpfe auf die Nuklearanlage gewarnt, die im Gegensatz zu den meisten anderen Anlagen keine Schutzhülle aufweise. Zuvor hatte Russlands Präsident Wladimir Putin der Ukraine einen versuchten Angriff auf das Kernkraftwerk am 22. August vorgeworfen. Beweise brachte der Kremlchef nicht.

Bei einem russischen Raketenangriff auf die bereits am Vortag getroffene Stadt Krywyj Rih sind am Mittwoch nach ukrainischen Angaben vier Menschen verletzt worden. Außerdem sei zivile Infrastruktur beschädigt worden, teilte die Lokalverwaltung mit. "Während Krywyj Rih in Trauer ist, greift der Feind wieder an. Und er zielt wieder auf die Zivilbevölkerung", sagt der Gouverneur der Region Dnipropetrowsk, Serhij Lyssak.

Bei dem Angriff am Dienstag waren in einem Hotel vier Zivilpersonen getötet worden. Die letzte Leiche wurde am Mittwoch aus den Trümmern des Gebäudes geborgen. Außerdem gab es fünf Verletzte. In Krywyj Rih wurde für Mittwoch ein offizieller Trauertag angeordnet.

Polizeiexperten arbeiten in Krywyj Rih am Ort eines russischen Raketenangriffs.

Eine Rakete hat erneut die Stadt Krywyj Rih getroffen. Erst gestern waren bei einem Angriff in einem Hotel in der Stadt vier Menschen getötet worden.

Die Spendenmüdigkeit in Deutschland ist nach Ansicht des katholischen Osteuropa-Hilfswerks Renovabis gewachsen. "Die Menschen wollen die Bilder vom Krieg nicht mehr sehen und unterstützen unsere Initiativen nicht mehr so offenherzig", sagte Renovabis-Geschäftsführer Thomas Schwartz den Zeitungen der Verlagsgruppe Bistumspresse in Bezug auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. In den ersten beiden Kriegsjahren hätten die Menschen mehr gespendet.

Zwischen dem, was gebraucht werde und dem, was das Hilfswerk leisten könne, klaffe "eine riesige Lücke". Forderungen danach, mit Putin zu verhandeln, statt weiter zu kämpfen, kann Schwartz nachvollziehen. Er warnt aber: "Putin und Russland würden einen gerechten Frieden nie akzeptieren. Sie wollen die nationale Identität und Kultur der Ukraine zerstören."

Eine Drohne hat nach Angaben des russischen Regionalgouverneurs Alexander Sokolow ein Öllager in der Stadt Kotelnitsch in der Region Kirow angegriffen. Der Angriff habe weder Todesopfer noch Brände verursacht, sagte Sokolow.

ARD-Korrespondentin Birgit Virnich berichtet aus der ostukrainischen Stadt Pokrowsk, wo Menschen wegen des Vormarsches russischer Truppen in Sicherheit gebracht werden.

Wegen des Vormarschs russischer Truppen werden Menschen im Osten der Ukraine in Sicherheit gebracht

Birgit Virnich, ARD Kiew, tagesschau24, 28.08.2024 10:00 Uhr

Auf Bitten Kiews hat NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg eine Sitzung des NATO-Ukraine-Rats einberufen. Bei dem heutigen Treffen wird es nach Angaben von Bündnissprecherin Farah Dakhlallah um die Lage auf dem Schlachtfeld und die wichtigsten militärischen Bedürfnisse des von Russland angegriffenen Landes gehen. Der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umerow soll per Videokonferenz zugeschaltet werden.

Grund für das Treffen sind laut der NATO-Sprecherin die jüngsten schweren Angriffswellen Russlands auf ukrainische Infrastruktur und Zivilisten. Der NATO-Ukraine-Rat war zum ersten Mal im vergangenen Jahr beim NATO-Gipfel in Litauen auf Ebene der Staats- und Regierungschefs zusammengekommen.

Die russische Flugabwehr hat Berichten staatlicher Nachrichtenagenturen zufolge zwölf von der Ukraine eingesetzte Drohnen über den Oblasten Rostow und Woronesch abgefangen. Die Agenturen berufen sich auf eine Mitteilung des russischen Verteidigungsministeriums.

Karte der Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Karte der Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

In der südrussischen Region Rostow steht Berichten zufolge ein Öllager in Flammen. Mehrere russische Telegram-Kanäle berichten übereinstimmend von einem mutmaßlichen ukrainischen Drohnenangriff auf das Depot Glubokinskaja. Der Gouverneur der Region Rostow, Wassili Golubew, bestätigt in einer Telegram-Nachricht, dass vier ukrainische Drohnen über dem Gebiet abgeschossen worden seien. Einen Angriff auf ein Öllager erwähnt er jedoch nicht. Offizielle Angaben über Schäden oder Verletzte liegen zunächst nicht vor.

Die Region Rostow grenzt im Westen an die Ukraine mit den umkämpften Gebieten Donezk und Luhansk. Die Ukraine kommentiert Berichte über mögliche Angriffe auf russisches Territorium in der Regel nicht.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die Atomenergieagentur IAEA warnt vor der Gefahr eines atomaren Zwischenfalls am AKW Kursk. Ukrainische Truppen versuchen laut russischen Telegram-Kanälen, die Grenze zur Region Belgorod zu durchbrechen.