Eine zerrissene ukrainische Flagge hängt an einem Draht vor einem Wohnhaus, das während des russischen Angriffskrieges in der südukrainischen Hafenstadt Mariupol am 14. April 2022 zerstört wurde.
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Krieg gegen die Ukraine ++ Russland meldet den Abschuss von 47 Drohnen ++

Stand: 09.10.2024 07:43 Uhr

Russland hat nach eigenen Angaben 47 ukrainische Drohnen abgeschossen. Der ukrainische Präsident Selenskyj besucht den Balkan-Ukraine-Gipfel im kroatischen Dubrovnik. Die Entwicklungen im Liveblog.

In der Slowakei haben Privatleute mehr als vier Millionen Euro für den Kauf von Kriegsmaterial für die Ukraine gespendet. Die Aktion "Munition für die Ukraine", an der sich 70.000 Slowaken beteiligten, wurde ins Leben gerufen, nachdem die Regierung von Ministerpräsident Robert Fico die staatliche Militärhilfe für das Nachbarland gestrichen hatte. Das berichteten slowakische Medien. Die Spendenaktion lief laut staatlichem Rundfunk STVR bereits im Frühjahr. Jetzt seien mit den eingenommenen Spenden 122 Tonnen Artilleriemunition für die ukrainische Armee gekauft worden.

Die Ladung sei mit sechs Lastwagen über die gemeinsame Grenze gebracht worden, hieß es. Demnächst wollten die Organisatoren weitere Spendengelder für Krankenwagen und Störsender sammeln. Die Fico-Regierung reagierte laut Tageszeitung "Dennik N." "irritiert" auf die Aktion. Seit seinem Amtsantritt vor einem Jahr suchte der Regierungschef wiederholt die Nähe Moskaus; die Opposition nannte sein Vorgehen "inakzeptabel". Während Fico diese Woche einen EU-Beitritt der Ukraine befürwortete, lehnte er eine NATO-Mitgliedschaft für das Nachbarland ab.

Nach Detonationen von Sprengstoff wurde in einem Bezirk der westlichen russischen Region Brjansk der Ausnahmezustand verhängt, wie die staatliche Nachrichtenagentur TASS berichtete. Die Region Brjansk grenzt an Weißrussland, die Ukraine und die russische Region Kursk, wo Moskau seit August gegen ukrainische Truppen kämpft.

Das ukrainische Militär erklärte, Russland habe in der Nacht drei ballistische Raketen und 22 Drohnen abgeschossen. Die Luftwaffe habe 21 Drohnen abgeschossen, die letzte sei in Richtung russisches Territorium zurückgekehrt, hieß es.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Russlands Flugabwehreinheiten haben nach Angaben des Verteidigungsministeriums 47 ukrainische Drohnen zerstört, die auf den Westen des Landes gerichtet waren. Etwa 24 Drohnen wurden über der südwestlichen Grenzregion Brjansk abgeschossen, der Rest über den Regionen Belgorod, Kursk, Rostow und Krasnodar sowie über dem Asowschen Meer, teilte das Ministerium über die Nachrichten-App Telegram mit.

Ein Feuer, das durch herabfallende Trümmer in einem unbebauten Gebiet in der südlichen Region Rostow an der Grenze zur Ukraine ausgelöst worden war, wurde umgehend gelöscht, sagte der Gouverneur der Region, Wassili Golubew, auf Telegram und fügte hinzu, dass es keine weiteren Schäden gab.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die Bundeswehr sieht in der Ukraine große Fortschritte bei der Rekrutierung neuer Soldaten. "Wir haben einen Einblick in die ukrainischen Rekrutierungszahlen. Und die sind seit dem Frühjahr signifikant gestiegen, nämlich im fünfstelligen Bereich", sagte Christian Freuding, Leiter des Sonderstabs Ukraine im Bundesverteidigungsministerium, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Die ukrainische Armee erhalte auch mehr Munition.

"Die artilleristische Überlegenheit der Russen ist nicht mehr so hoch wie noch im Frühjahr, sie hat sich von acht zu eins auf circa drei zu eins verringert." In der Ukraine selbst wird die derzeitige Mobilmachung weniger optimistisch gesehen. Roman Kostenko, Mitglied im Verteidigungsausschuss des Parlaments, sprach in einem Interview von Radio NV von zurückgehenden Rekrutierungszahlen. Er warnte davor, dass die ukrainische Armee bald die Verluste nicht mehr ausgleichen könne. In einem weiteren Interview empfahl Kostenko, das Rekrutierungsalter weiter von 25 auf 20 Jahre zu senken.

Die Staats- und Regierungschefs der Balkanländer kommen heute mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu einem Gipfeltreffen im kroatischen Dubrovnik zusammen. Bei dem Treffen geht es nach den Worten des kroatischen Regierungschefs Andrej Plenkovic um die Unterstützung des ukrainischen "Freiheitskampfes" durch die gesamte Region. Es wird Selenskyjs zweite Reise auf den Balkan in diesem Jahr sein. 

Im Februar hatte er auf einem ähnlichen Gipfeltreffen in Albanien die Länder der Region um Waffen und Munition für die Verteidigung der Ukraine gegen Russlands Angriffskrieg gebeten. Insbesondere Serbien und Bosnien verfügen über erhebliche Kapazitäten zur Herstellung von Munition. Überschattet wird der Gipfel in Kroatien von einem innenpolitischen Streit um die Unterstützung der Ukraine. Präsident Zoran Milanovic stellte sich vergangene Woche gegen die Entscheidung der Regierung, dass kroatische Soldaten an einer Nato-Mission zur Ausbildung ukrainischer Soldaten teilnehmen.

Für den südlichen Teil der Ukraine begann die Nacht auf Mittwoch erneut mit Luftalarm, weil nach Angaben des Militärs zahlreiche russische Kampfdrohnen in der Luft waren. Auf die Großstadt Charkiw im Osten der Ukraine warfen russische Flugzeuge am Dienstagabend erneut Gleitbomben ab. Am Tag waren durch Angriffe mit diesen schweren Bomben mindestens zwei Menschen getötet und etwa zwei Dutzend Menschen verletzt worden.

Das Bundesverteidigungsministerium plant weitere umfangreiche Unterstützung für die Ukraine. "Wir selbst haben gerade erst noch mal 400 Millionen Euro zusätzlich durch den Bundestag bewilligt bekommen, allein für das Jahr 2024. Dadurch ist es uns möglich, noch in diesem Jahr insgesamt 50 Projekte im Gesamtvolumen von 1,4 Milliarden Euro zu verwirklichen", sagt Christian Freuding, Leiter des Sonderstabes Ukraine, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Freuding verweist dabei auf Lieferungen von Flugabwehrsystemen, Panzern und Artilleriemunition. Der Munitionsnachschub habe sich insgesamt verbessert. "Die artilleristische Überlegenheit der Russen ist nicht mehr so hoch wie noch im Frühjahr, sie hat sich von 8:1 auf zirka 3:1 verringert."

Ungarn will den G7-Milliardenkredit für die Ukraine bis nach der US-Wahl hinauszögern. Russische Streitkräfte sind laut Ukraine in die Außenbezirke der ostukrainischen Frontstadt Torezk vorgedrungen. Die Entwicklungen vom Dienstag zum Nachlesen.