Von einem brennenden Gebäude der Rechtsakademie von Odessa steigt dunkler Rauch auf
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Krieg gegen die Ukraine ++ Tote und Verletzte nach russischem Angriff auf Odessa ++

Stand: 29.04.2024 23:39 Uhr

Durch russische Angriffe sind in Odessa mindestens zwei Menschen getötet worden. Polnische Bauern haben alle Blockaden an den Grenzübergängen zur Ukraine geräumt. Alle Entwicklungen im Liveblog zum Nachlesen.

29.04.2024 • 23:39 Uhr

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Deutschland hat der von Russland angegriffenen Ukraine weitere zehn Schützenpanzer vom Typ "Marder" und andere Mittel zur Verteidigung geliefert. Ein zweites Flugabwehrsystem "Skynex" gehöre ebenso zu dem Paket wie knapp 30.000 Schuss Munition für den Flugabwehrpanzer "Gepard" und Munition für das System "Iris-T", teilte die Bundesregierung mit. Das Mitte April zugesagte dritte Flugabwehrsystem vom Typ "Patriot" stand nicht auf der aktualisierten Liste der deutschen Militärhilfe.

Weiter wurden 7.500 Artilleriegranaten vom Kaliber 155 Millimeter, Munition für den Kampfpanzer "Leopard 2" und 3.000 Panzerabwehrhandwaffen geliefert. Die Pionier- und Transportfähigkeit der ukrainischen Armee wurde mit einem weiteren Brückenlegepanzer "Biber", einem Pionierpanzer, neun Minenräumpflügen sowie neun Schwerlastsattelzügen "M1070 Oshkosh" gestärkt.

Sophie, die britische Herzogin von Edinburgh, hat die Ukraine besucht und sich mit Präsident Wolodymyr Selenskij und seiner Frau getroffen. Die Ehefrau von König Charles' jüngstem Bruder Prinz Edward, reiste im Auftrag des britischen Außenministeriums in die Ukraine, um ihre Solidarität mit den vom Krieg Betroffenen zu bekunden und sich für die Überlebenden sexueller Gewalt in Konflikten einzusetzen, teilte der Buckingham Palace in einer Erklärung mit.

Die Trümmer einer am 2. Januar im ukrainischen Charkiw eingeschlagenen Rakete stammen einem UN-Bericht zufolge von einer nordkoreanischen "Hwasong-11". Dies stelle eine Verletzung der Sanktionen gegen Nordkorea dar, heißt es in dem 32-seitigen Schreiben, in das die Nachrichtenagentur Reuters Einblick erhalten hat.

Ukrainischen Daten zufolge sei die ballistische Rakete von russischem Staatsgebiet aus abgefeuert worden, heißt es in dem Bericht vom 25. April an den Sanktionsausschuss des UN-Sicherheitsrats weiter. Eine Stellungnahme von Russland oder Nordkorea liegt zunächst nicht vor. Beide Länder haben Vorwürfe von Waffenlieferungen zurückgewiesen.

Durch russische Angriffe mit Raketen sind in der südukrainischen Hafenstadt Odessa vier Menschen getötet worden. Wie Odessas Gouverneur Oleh Kiper im Onlinedienst Telegram mitteilte, wurden 28 Menschen verletzt, darunter zwei Kinder und eine schwangere Frau. Vier der Verletzten schweben demnach in Lebensgefahr.  Mehrere Wohnhäuser und zivile Infrastruktur seien beschädigt worden.

Zuvor war die nur gut 30 Kilometer von der russischen Grenze entfernte ostukrainische Metropole Charkiw Behördenangaben zufolge mit Gleitbomben angegriffen worden. Zwei Zivilisten seien dabei verletzt und ein mehrstöckiges Wohnhaus beschädigt worden.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die finnische Fluglinie Finnair wird ihre Flüge von Helsinki nach Tartu in dem an Russland grenzenden Estland wegen anhaltender Störungen der GPS-Satellitennavigation vorübergehend aussetzen. Die tägliche Verbindung werde bis 31. Mai eingestellt, damit am Flughafen der zweitgrößten Stadt des baltischen EU- und Nato-Landes eine Lösung gefunden könne, die kein GPS-Signal bei der Landung erfordert, teilte die Fluggesellschaft mit. Bereits Ende vergangener Woche waren zwei Finnair-Flüge umgeleitet worden, nachdem GPS-Störungen den Anflug auf Tartu verhindert hatten. Estland beobachtete zuletzt immer mehr gezielte Störungen der GPS-Satellitennavigation.

Nach Angaben der Behörden des Ostseestaates werden die GPS-Signalstörungen aus der russischen Region Leningrad übertragen - sie haben demnach seit Russlands Invasion in die Ukraine im Februar 2022 stark zugenommen. Außenminister Margus Tsahkna bezeichnete die Vorfälle als "hybriden Angriff" Russlands. Sie gefährdeten die Menschen und die Sicherheit Estlands, sagte er der Financial Times. Auch Finnair-Piloten haben der Mitteilung zufolge seit 2022 vermehrt GPS-Störungen gemeldet - besonders in der Nähe von Kaliningrad, dem Schwarzen Meer, dem Kaspischen Meer und dem östlichen Mittelmeer.

Nach wochenlangen Protesten gegen Importe aus der Ukraine haben polnische Bauern nach und nach alle ihre Blockaden an Grenzübergängen zum Nachbarland geräumt. Überall fließe der Verkehr wieder, sagte ein Sprecher der Zollbehörden in der Region Lublin. Der Grenzübergang Hrebenne in der Region war der letzte, der noch blockiert war. Die Behörden hatten zuletzt die Genehmigung für Protestaktionen dort verweigert.

Die Generalstaatsanwaltschaft München hat im Fall der zwei in Bayern erstochenen Ukrainern die Ermittlungen übernommen. Ein politischer Hintergrund könne nicht ausgeschlossen werden, bestätigte die Anklagebehörde laut einem entsprechenden Bericht des "Spiegels". Wegen der Tat vom Samstag in Murnau sitzt ein 57-jähriger russischer Staatsbürger in Untersuchungshaft.

Neben dem Einkaufszentrums an dem die zwei Männer getötet wurden, haben Menschen Blumen und Plakate niedergelegt.

Blumen, Kerzen und Plakate stehen zum Gedenken an zwei getötet Ukrainer neben einem Einkaufszentrum in Murnau.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat mehr Waffenlieferungen in die Ukraine angekündigt. Die Mitglieder des Militärbündnisses hätten nicht geliefert, was sie in den vergangenen Monaten versprochen hätten, sagte Stoltenberg bei einem Überraschungsbesuch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. "Aber jetzt bin ich zuversichtlich, dass sich das ändern wird", fügte er unter anderem mit Blick auf das jüngst verabschiedete Milliarden-Hilfspaket der USA und Unterstützungszusagen der britischen Regierung hinzu.

Er rechne zudem mit weiteren Zusagen. "Das wird einen Unterschied machen - so wie die fehlende Unterstützung einen Unterschied gemacht hat", sagt Stoltenberg in Anspielung auf Rückschläge der Ukraine. Für einen Sieg der Ukraine sei es noch nicht zu spät.

Russland rückt nach eigenen Angaben mit seinen Invasionstruppen in der Ostukraine weiter vor. Die Streitkräfte nahmen dem Verteidigungsministerium in Moskau zufolge die Ortschaft Semeniwka in der ukrainischen Oblast Donezk ein. Gestern hatte Russland bereits die Einnahme des Orts Nowobachmutiwka bekanntgegeben.

Die Ukraine hat eigenen Angaben zufolge schwere russische Angriffe in der ostukrainischen Region Donezk abgewehrt. In mehreren Ortschaften nördlich und westlich des Dorfs Nowobachmutiwka seien "55 Angriffe zurückgeschlagen" worden, teilte die ukrainische Armee mit. Weiter südlich, im Westen der Stadt Donezk, hätten russische Streitkräfte "mit Unterstützung der Luftwaffe 15-mal versucht, die Verteidigungsanlagen unserer Truppen zu durchbrechen", hieß es aus Kiew.

Nach ukrainischen Angaben konnten Soldaten in mehreren Ortschaften westlich von Donezk "den Feind weiter zurückhalten", darunter auch in Krasnogoriwka. Die Stadt liegt rund 20 Kilometer von der von Russland besetzten Stadt Donezk entfernt und gilt als ukrainisches Bollwerk in der Region. Seit der Einnahme der nahegelegenen Orte Marinka und Awdijiwka durch russische Soldaten ist Krasnogoriwka jedoch angreifbarer geworden.

Die ukrainische Armee hatte gestern eine "verschlechterte" Lage an der Front eingeräumt. Seit Februar sind russische Truppen in der Ostukraine auf dem Vormarsch. Am Wochenende hatten Moskaus Soldaten das Dorf Nowobachmutiwka eingenommen. Kiew warnt, dass Russland vor dem "Tag des Sieges" am 9. Mai versuchen wird, Erfolge auf dem Schlachtfeld zu erzielen. 

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die Ukraine wirft dem Kurznachrichtendienst Telegram vor, mehrere offizielle Software-Bots des Landes zu blockieren. Darunter sei auch der Bot des ukrainischen Militärgeheimdienstes GUR, wie der Geheimdienst selbst auf Telegram mitteilte: "Trotz der Sperrung unseres Bots - Ihre persönlichen Daten sind sicher."

Telegram hat sich laut der Nachrichtenagentur Reuters noch nicht dazu geäußert. Ein Bot ist ein Programm, das im Internet bestimmte Aufgaben übernimmt. Es kann unter anderem Konversationen mit Nutzern simulieren oder Inhalte zu bestimmten Themen sammeln.

Seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine hat sich Telegram zu einem wichtigen Informationskanal für beide Seiten entwickelt. Medien, Behörden und Regierungen betreiben eigene Kanäle auf der Plattform. Der Gründer von Telegram ist der russisch-stämmige Milliardär Pawel Durow. Dieser hatte Russland allerdings 2014 verlassen, nachdem er sich geweigert hatte, auf seinem damaligen, inzwischen verkauften Kurznachrichtendienst die Konten russischer Oppositioneller abzuschalten.

Die beiden in Oberbayern mutmaßlich von einem Russen getöteten Ukrainer sind nach Angaben aus Kiew Angehörige der Streitkräfte des Landes gewesen. Die beiden Männer seien nach Kriegsverletzungen zur medizinischen Rehabilitation in Deutschland gewesen, berichteten ukrainische Medien. Außenminister Dmytro Kuleba habe seine Diplomaten angewiesen, den Fall besonders im Blick und den ständigen Kontakt zu den Sicherheitsorganen Deutschlands zu halten, damit der Verdächtige nach der ganzen Härte des Gesetzes bestraft werde, hieß es in den Berichten.

Kuleba dankte den deutschen Behörden für die Festnahme des 57 Jahre alte Tatverdächtigen, wie das Internetportal Ukrajinska Prawda berichtete. Der Russe soll die beiden Ukrainer, die am Samstag mit Stichwunden auf dem Gelände eines Einkaufszentrums gefunden worden waren, getötet haben. Dabei war weiter unklar, ob es einen Zusammenhang gab zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko hat die internationale Gemeinschaft zu mehr Unterstützung bei der Flugabwehr aufgerufen. "Wir haben ein Defizit an Flugabwehrsystemen", sagt Klitschko den Zeitungen der Funke Mediengruppe. In der ukrainischen Hauptstadt würden feindliche Drohnen in einem engen Radius um die Stadt abgeschossen. Da Teile der abgeschossenen Raketen heruntergefallen seien, müsse der Radius erweitert werden. "Die Drohnen und Raketen müssen schon auf ihrem Weg in die Hauptstadt abgeschossen werden können." Deshalb sei mehr Unterstützung für die Luftverteidigung nötig.

Nach zwei Jahren Krieg seien die Schäden in Kiew enorm. Durch die Luftangriffe seien mehr als 800 Gebäude beschädigt und zerstört worden, darunter fast 440 Wohnhäuser. Mehr als 200 Menschen seien bei den Luftangriffen ums Leben gekommen. Es gehe aber nicht nur um Kiew: Auch die Bürger in Odessa, in Dnipro oder Charkiw bräuchten einen guten Schutz.

Mit Blick auf sein Verhältnis zu Präsident Wolodymyr Selenskyj bemängelt Klitschko einen mangelnden Zusammenhalt der führenden Politiker in der Ukraine. "Leider gibt es in dieser Kriegszeit keine Einheit zwischen den politischen Kräften", sagt er.

Nordkorea hat die Lieferung der ATACMS-Lenkwaffen durch die USA an die Ukraine verurteilt. "Die USA haben heimlich Langstreckenraketen an die Ukraine geliefert und damit Unruhe und Besorgnis in der internationalen Gemeinschaft ausgelöst", zitiert die staatliche Nachrichtenagentur KCNA den Direktor der Abteilung für auswärtige militärische Angelegenheiten des nordkoreanischen Verteidigungsministeriums. "Die USA können die heldenhafte russische Armee und das Volk niemals mit den neuesten Waffen oder militärischer Unterstützung besiegen."

Die USA hatten die Lieferung der Langstreckenraketen in der vergangenen Woche eingeräumt. Die militärischen Beziehungen zwischen den Regierungen in Pjöngjang und Moskau werden immer enger, was nach Ansicht der USA und ihrer Verbündeten zu einer Eskalation der Spannungen auf der koreanischen Halbinsel führt.

Laut dem Generaloberst der ukrainischen Armee sind die Truppen an drei Stellungen zurückgefallen. Russische Behörden melden zwei Tote bei ukrainischem Angriff auf besetztes Gebiet Saporischschja.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 29. April 2024 um 08:00 Uhr.