Eine zerrissene ukrainische Flagge hängt an einem Draht vor einem Wohnhaus, das während des russischen Angriffskrieges in der südukrainischen Hafenstadt Mariupol am 14. April 2022 zerstört wurde.
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Krieg gegen die Ukraine ++ Russland: 21 ukrainische Drohnen abgefangen ++

Stand: 07.10.2024 08:33 Uhr

Die russische Flugabwehr hat eigenen Angaben zufolge 21 Drohnen abgefangen. Baerbock schließt nicht aus, der Ukraine Angriffe auf russische Ziele mit Waffen aus Deutschland zu erlauben. Die Entwicklungen im Liveblog.

Russland hat die Ukraine in der Nacht mit Kampfdrohnen angegriffen. Am Morgen wurden Hyperschallraketen des Typs Kinschal auf verschiedene Ziele abgefeuert. Über der Hauptstadt Kiew seien ersten Angaben zufolge Teile einer abgeschossenen Rakete abgestürzt, teilte Bürgermeister Vitali Klitschko auf Telegram mit.

Auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim ist nach Angaben der dortigen Behörden in der Küstenstadt Feodosia ein Feuer in einem Öllager ausgebrochen. Die von Russland eingesetzte Verwaltung rief einen "technischen Notstand" aus. Opfer habe es nicht gegeben. Zur Brandursache werden keine Angaben gemacht.

Das ukrainische Militär erklärte, es habe in der Nacht eine Öl-Anlage in Feodosia angegriffen. Der Telegram-Nachrichtenkanal Baza meldet, dass mehrere Treibstofftanks in Brand stünden. Anwohner hätten mehrere laute Explosionen gehört. Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, über der Krim seien zwölf ukrainische Drohnen abgeschossen worden.

Die russische Flugabwehr hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums in der Nacht 21 ukrainische Drohnen abgefangen. Zwölf seien über der Krim zerstört worden, sechs über der russischen Grenzregion Kursk, teilte das Ministerium auf Telegram mit. Der Rest sei über den russischen Oblasten Belgorod, Brjansk und Woronesch abgefangen worden.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die ukrainischen Truppen haben im Osten einen russischen Soldaten gefangen genommen, der an der Erschießung ukrainischer Kriegsgefangener beteiligt gewesen sein soll. Wie ukrainische Medien berichteten, hatten drei ukrainische Soldaten Anfang September bei Kämpfen in der Region Donezk die Waffen niedergelegt und sich ergeben. Sie seien aber umgehend von russischen Soldaten erschossen worden, doch sei diese Tat von einer Drohne beobachtet und gefilmt worden. Die Täter seien auf dem Video klar erkennbar.

Nun aber sei einer dieser russischen Soldaten in ukrainische Gefangenschaft geraten. Bei seiner Vernehmung habe er über wiederholte Hinrichtungen ukrainischer Soldaten durch seine Landsleute berichtet. Allerdings würden auch russische Soldaten von eigenen Truppen hingerichtet, wenn sie sich weigerten, sich an Massenangriffen gegen ukrainische Stellungen zu beteiligen. Der russische Soldat sei inzwischen der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft übergeben worden.

Unter Berufung auf die Ermittlungsbehörde berichtete die Ukrainska Prawda, dass der Staatsanwaltschaft inzwischen 93 Fälle von Erschießungen ukrainischer Kriegsgefangener bekannt seien. Die Generalstaatsanwaltschaft in Kiew hatte erst am Mittwoch berichtet, das russische Militär habe 16 ukrainische Kriegsgefangene im Gebiet Donezk getötet. 

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock schließt nicht aus, der Ukraine zur Selbstverteidigung Angriffe auf militärische Einrichtungen mit Waffen aus deutschen Beständen in Russland zu erlauben. Wie tief in russisches Gebiet hinein, würde sie allerdings öffentlich nicht diskutieren wollen, sagte Baerbock in der ARD-Sendung Caren Miosga.

Baerbock betonte, dass die Ukraine nicht erst dann zurückschlagen müsse, wenn ihr eigenes Territorium bereits angegriffen werde: "Das Recht auf Selbstverteidigung für die Ukraine bedeutet nicht, dass eine Rakete erst die Grenze überschreiten oder eine Stadt wie Charkiw getroffen haben muss, bevor man sich wehren darf. Auch die beste Luftverteidigung kann das nicht immer verhindern." Sie unterstrich, dass es um präventive Maßnahmen gehe, um zukünftige Angriffe zu verhindern.

In Bezug auf mögliche Angriffe auf russischem Boden sagte Baerbock: "Es ist kein Nein, dass man nicht Abschussrampen zerstören darf. Die Frage ist, wie weit es reingeht." Wie weitreichend diese Maßnahmen seien, werde jedoch nicht öffentlich festgelegt, um eine effektive Abschreckung zu gewährleisten. Sie warnte davor, konkrete Entfernungen wie "Zehn, 40 oder 200 Kilometer" zu definieren, da das russische Militär davon profitieren könnte.

Zwei Monate nach Beginn der ukrainischen Offensive über die Grenze hinweg in die westrussische Region Kursk hat Präsident Wolodymyr Selenskyj die Bedeutung dieser Operation unterstrichen. "Dies ist eine sehr wichtige Phase des Krieges, eine, die unserem Land sehr geholfen hat und weiterhin helfen wird", sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. Seine Truppen hätten damit erwiesen, "dass sie den Krieg bis nach Russland tragen können". Ukrainische Truppen hatten in einem überraschenden Vorstoß über die Grenze größere Gebiete vor Kursk erobert. Aktuell kontrollieren sie dort zwischen 1.000 und 1.300 Quadratkilometer Fläche. 

Russische Gegenangriffe sind bisher weitgehend erfolglos geblieben. Das ursprüngliche Ziel der Offensive, die russischen Militärs zu einer Umgruppierung und damit zu einem Nachlassen der Angriffe im Donbass zu zwingen, hat Kiew allerdings nicht erreicht. Die russischen Truppen haben dort ihre Angriffe bisher nicht eingestellt und erobern weitere Gebiete.

Russland Botschafter in den USA, Antonow, hat laut russischen Medien seine Amtszeit beendet. Russland meldet den Abschuss mehrerer Drohnen über vier Regionen. Die Entwicklungen vom Sonntag zum Nachlesen.