Krieg gegen die Ukraine ++ Norwegen plant Hilfen für ukrainische Marine ++
Norwegen kündigt Militärhilfe für die ukrainische Marine in Höhe von umgerechnet 230 Millionen Euro an. Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben 27 russische Drohnen abgeschossen. Die Entwicklungen im Liveblog.
- Norwegen kündigt Hilfen für die ukrainische Marine an
- Ukraine meldet Abschuss russischer Drohnen
Moskau soll dem ukrainischen Militärgeheimdienst zufolge seine Truppen in der russischen Grenzregion Kursk nach Verlusten mit weiteren nordkoreanischen Soldaten verstärken. Zuvor sprachen Geheimdienstler in Kiew bereits von "mindestens 30" getöteten oder verletzten Soldaten aus Nordkorea. Aufgrund der Verluste würden die Angriffstruppen mit frischem Personal aufgefüllt, insbesondere aus der nordkoreanischen Armee, hieß es.
Kremlsprecher Dmitri Peskow wollte die Berichte nicht kommentieren. Ukrainische Streitkräfte waren im August überraschend auf russisches Gebiet vorgerückt und halten seither Teile besetzt. Im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine haben Moskau und Pjöngjang ihre militärische Zusammenarbeit ausgebaut. So soll Pjöngjang Moskau nicht nur Artilleriemunition und Raketen geliefert, sondern auch mehr als 10.000 Soldaten in die Kriegszone an der russischen Grenze zur Ukraine entsandt haben.
Angesichts der zunehmenden Beteiligung Nordkoreas an Russlands Krieg gegen die Ukraine warnen die G7-Staaten sowie drei weitere Staaten und die EU vor den Folgen dieser "gefährlichen Ausweitung" des Konfliktes. Diese habe "ernste Konsequenzen" für die Sicherheitslage in Europa und im Indopazifik, hieß es in einer in Washington veröffentlichten Erklärung der Außenminister der G7-Staaten sowie Südkoreas, Australiens, Neuseelands und der EU-Außenbeauftragten.
Die Belieferung Russlands mit Raketen, Artilleriegranaten und anderem Rüstungsmaterial durch Nordkorea sowie die durch Russland vorgenommene Ausbildung nordkoreanischer Soldaten an der Waffe verstoßen demnach gegen mehrere Resolutionen des UN-Sicherheitsrates. Die Staaten verurteilen die militärische Zusammenarbeit zwischen den beiden Staaten "auf das Schärfste".
Sie äußerten sich überdies "zutiefst besorgt" über die Unterstützung, die Russland den "illegalen Waffenprogrammen Nordkoreas, einschließlich Massenvernichtungswaffen", zukommen lasse. Dadurch könne die ohnehin schon angespannte Lage auf der koreanischen Halbinsel noch verschärft werden, hieß es in der Erklärung.
Deutschland soll nach dem Willen von Bundeskanzler Olaf Scholz bei der Hilfe für die Ukraine in Europa ganz vorn bleiben. "Deutschland ist der größte Unterstützer der Ukraine in Europa. Ich will, dass das so bleibt", sagte der Kanzler in seiner Rede zur Vertrauensfrage im Bundestag.
Der SPD-Politiker betonte, dass auf Deutschland Verlass sei, die Bundesregierung aber auch nichts unternehme, was die Sicherheit des eigenen Landes gefährde. "Und deshalb liefern wir keine Marschflugkörper, eine weitreichende Waffe, die tief nach Russland hineinwirken kann. Und wir schicken ganz sicher keine deutschen Soldatinnen und Soldaten in diesen Krieg. Nicht mit mir als Bundeskanzler", sagte Scholz.
Bei einem russischen Drohnenangriff im südukrainischen Gebiet Cherson ist laut Behörden eine Frau getötet worden. Von einer Drohne sei Sprengstoff auf ein Geschäft abgeworfen worden, teilte die Staatsanwaltschaft der Region mit. Eine 53-Jährige sei dabei lebensgefährlich verletzt worden und gestorben. Demnach wurde ein Ermittlungsverfahren wegen eines Kriegsverbrechens mit Todesfolge eingeleitet.
Die russischen Truppen kommen nach Angaben von Verteidigungsminister Andrej Belousow bei ihrem Vormarsch in der Ukraine rasch voran. Im Schnitt würden sie täglich auf einer Fläche von 30 Quadratkilometern vorrücken. Insgesamt hätten sie ukrainischen Einheiten dieses Jahr bislang ein Gebiet von fast 4.500 Quadratkilometern abgenommen.
Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete
Belousow nannte die Zahlen bei einem Treffen mit Präsident Wladimir Putin und Vertretern aus dem Verteidigungsbereich. Dabei erwähnt er auch, dass dieses Jahr etwa 427.000 Soldaten Verträge mit der Armee unterzeichnet hätten. Die Militärausgaben hätten 6,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erreicht.
EU beschließt neues Sanktionspaket
Die EU verhängt wegen des anhaltenden russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine neue Sanktionen gegen Russland und seine Unterstützer. Mit den bei einem Außenministertreffen in Brüssel beschlossenen Strafmaßnahmen soll vor allem schärfer gegen die sogenannte russische Schattenflotte für den Transport von Öl sowie Militärgütern und aus der Ukraine gestohlenem Getreide vorgegangen werden.
Dafür wird 52 weiteren Schiffen das Einlaufen in Häfen in der EU verboten. Zudem sollen sie nicht mehr von Dienstleistungen europäischer Unternehmen profitieren können. In einem ersten Schritt hatte die EU im Juni bereits rund zwei Dutzend Schiffe auf eine entsprechende Schwarze Liste gesetzt. Sie umfasst nun 79 Positionen. Eine Einigung auf die Ausweitung hatten Vertreter der Mitgliedstaaten in der vergangenen Woche erzielt.
Neben den Sanktionen gegen die russische Schattenflotte werden im Rahmen des mittlerweile 15. Sanktionspaketes Handelsbeschränkungen gegen 32 weitere Akteure verhängt, die nach EU-Erkenntnissen Verbindungen zum Verteidigungs- und Sicherheitssektor Russlands unterhalten oder diesen anderweitig unterstützen. Darunter sind erneut auch welche mit Sitz in China, Indien, dem Iran, Serbien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Hinzu kommen weitere umfangreiche Strafmaßnahmen gegen 54 Personen und 30 Unternehmen und Organisationseinheiten. Sie umfassen das Einfrieren von Vermögenswerten und Reiseverbote.
Norwegen kündigt Militärhilfe für die ukrainische Marine in Höhe von umgerechnet 230 Millionen Euro an. "Es ist wichtig, die ukrainische Bevölkerung und die ukrainische Infrastruktur vor Angriffen der russischen Schwarzmeerflotte zu schützen", erklärt Ministerpräsident Jonas Gahr Störe. "Es ist auch wichtig, den Seeexport von Getreide und anderen Produkten zu schützen, die für die Ukraine entscheidende Einnahmen generieren."
Ein Großteil der Mittel soll im Rahmen eines maritimen Verteidigungsbündnisses fließen, das Norwegen und Großbritannien im vergangenen Jahr ins Leben gerufen haben, um die ukrainische Marine kompatibler mit den westlichen Verbündeten zu machen. Die Unterstützung umfasst den Angaben zufolge unter anderem Militärausrüstung. Ein Teil des Geldes solle außerdem für Minenräumaktionen und die Ausbildung ukrainischer Soldaten verwendet werden, so die Regierung.
Die russischen Truppen in der Ukraine haben nach eigenen Angaben ein weiteres Dorf in der Region Donezk erobert. Die Ortschaft Jeljisawjetiwka sei "befreit" worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Sie liegt etwa zehn Kilometer südlich der Stadt Kurachowe.
SBU: Russisches Munitionsdepot zerstört
Ein ukrainischer Drohnenangriff hat ein russisches Munitionsdepot in der Nähe des Dorfes Markine in der russisch besetzten Region Donezk zerstört, wie eine Quelle des staatlichen ukrainischen Sicherheitsdienstes SBU mitteilte. In dem Depot lagerten Tausende von Munitionskugeln für gepanzerte Mannschaftstransportwagen und Panzer, Panzerabwehrlenkraketen, Minen und Granaten sowie Millionen von Schuss Munition für Gewehre verschiedener Kaliber, so die Quelle.
Bei Kämpfen gegen die ukrainische Armee sind nach Angaben Kiews dutzende nordkoreanische Soldaten getötet oder verletzt worden. Nordkoreanische Einheiten hätten am Wochenende bei Gefechten in der russischen Region Kursk "erhebliche Verluste" erlitten, teilte der ukrainische Militärgeheimdienst mit: "Mindestens 30 Soldaten wurden getötet oder verwundet." Die Verluste würden "mit frischem Personal" aus der nordkoreanischen Armee ausgeglichen, "um die aktiven Kampfhandlungen in der Region Kursk fortzusetzen", heißt es in einer Erklärung des Militärgeheimdienstes.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte am Samstag erklärt, dass Russland bei den Kämpfern in Kursk "in erheblichem Ausmaß" nordkoreanische Soldaten einsetze. Demnach kämpfen diese in gemischten Einheiten an der Seite russischer Soldaten.
Nach Angaben des ukrainischen Militärs hat Russland in der Nacht 49 Drohnen zum Angriff auf die Ukraine eingesetzt. Von den 49 Drohnen schoss die Luftwaffe 27 ab und verlor 19 aus den Augen, wahrscheinlich durch elektronische Störsignale. Drei Drohnen befanden sich am Morgen noch im ukrainischen Luftraum, hieß es weiter.
Russische Truppen haben das Dorf Schewtschenko in der ostukrainischen Region Donezk eingenommen, meldete die staatliche Nachrichtenagentur TASS. Sie beruft sich auf den von Moskau eingesetzten Chef der Region, Denis Puschilin.
Die Fronten der Ukraine sind erneut von schweren Gefechten mit Artillerieunterstützung erschüttert worden. Der Generalstab in Kiew führte in seinem abendlichen Lagebericht gestern insgesamt 214 Kämpfe an den verschiedenen Frontabschnitten auf.
Schwerpunkte waren wieder die Regionen um Pokrowsk und Kurachowe am Rande des Donbass, wo russische Truppen in den vergangenen Tagen mit Massenangriffen größere Geländegewinne erzielt hatten. Der Militärblog "DeepState" meldete, dass die ukrainischen Streitkräfte ihre Stellung bei Kolisnykivka in der Region Charkiw wiederhergestellt hätten.
Bei Kämpfen in der westrussischen Region Kursk erlitten die in die russischen Verbände eingegliederten nordkoreanischen Soldaten nach ukrainischen Berichten erstmals schwere Verluste. Die dort eingesetzte ukrainische Einheit "Madjar" veröffentlichte auf der Plattform X die Videoaufnahme einer Aufklärungsdrohne, die im Schnee nebeneinander liegende Leichen von Soldaten zeigt.
Nach der Darstellung von "Madjar" hatten nordkoreanische Soldaten nach schweren Gefechten ihre gefallenen Kameraden an einem Frontabschnitt gesammelt. Eine unabhängige Bestätigung dazu gibt es nicht. Nordkorea unterstützt den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine mit rund 10.000 Soldaten, die nach einer kurzen Ausbildung mit neuer Bewaffnung und Ausrüstung an die Front bei Kursk verlegt wurden.
Die EU-Außenminister beraten heute über verschärfte Sanktionen gegen Russland. Sie kommen dafür in Brüssel erstmals unter Vorsitz der neuen Außenbeauftragten Kaja Kallas zusammen. Das 15. Paket seit der russischen Vollinvasion in der Ukraine sieht unter anderem Vermögens- und Einreisesperren für eine Reihe von Verantwortlichen aus Russland und dem verbündeten Belarus vor.
Dem ukrainischen Inlandsgeheimdienst SBU ist nach eigenen Angaben ein Schlag gegen die Logistik der russischen Streitkräfte gelungen: In einer komplexen Operation mit anderen Teilen des Militärs und weiteren Geheimdiensten soll ein russischer Zug mit 40 Treibstofftanks zerstört worden sein.
"Als Ergebnis der Spezialoperation wurden die Lokomotive und 40 Tankwagen vernichtet und eine wichtige Bahnlinie zur Versorgung der russischen Truppen für längere Zeit außer Betrieb genommen," gab der SBU bekannt.
Liveblog vom Sonntag
Die Ukraine und Russland haben die Abwehr mehrerer gegenseitiger Drohnenangriffe gemeldet. Das russische Außenministerium kritisierte erneut den deutschen Botschafter in Moskau, Lambsdorff. Die Entwicklungen in der Ukraine zum Nachlesen: