Krieg gegen die Ukraine ++ Papst: Pfingstappell für Frieden ++
Papst Franziskus hat ein Ende der Gewalt in der Ukraine gefordert und an die Verantwortlichen appelliert, die Menschheit nicht in ein Unglück zu stürzen. Spanien will Flugabwehrraketen und Kampfpanzer liefern. Die Entwicklungen im Liveblog.
- Raketenangriffe auf Kiew
- Putin warnt vor Lieferung von Langstreckenraketen
- Selenskyj fordert erneut UNESCO-Ausschluss Russlands
- Spanien liefert Ukraine Flugabwehrraketen und Leopard-Panzer
Ukraine verpasst Fußball-WM
Die Ukraine hat die Fußball-Weltmeisterschaft durch eine unglückliche Niederlage verpasst. Ausgerechnet durch ein Eigentor verlor das Team von Trainer Oleksandr Petrakow in Cardiff das Playoff-Finale gegen Wales mit 0:1 (0:1). Andrij Jarmolenko köpfte in der 34. Minute einen Freistoß von Wales' Kapitän Gareth Bale ins eigene Tor und zerstörte damit den Traum von der zweiten WM-Teilnahme nach 2006. Im Dauerregen von Cardiff ergattertern stattdessen die Briten den letzten Europaplatz bei dem Championat vom 21. November bis 18. Dezember in Katar. Wales ist damit zum zweiten Mal nach 1958 bei einer WM dabei.
Gouverneur rät Bewohnern von Druschkiwka zu fliehen
Der Gouverneur der Region Donezk im Osten der Ukraine hat die Bewohner der Stadt Druschkiwka zur Flucht aufgerufen. Zerstörte Gebäude könne man wieder aufbauen, aber Menschenleben könne man nicht ersetzen, schrieb Pawlo Kyrylenko auf Facebook. In der Nacht wurde seinen Angaben zufolge mindestens eine Person in der Stadt südlich von Kramatorsk durch einen russischen Angriff getötet.
Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, dass in Druschkiwka Werkstätten zerstört worden seien, in denen beschädigte ukrainische Militärausrüstung repariert worden sei. Bewohner berichteten, sie seien vom Lärm der Raketenangriffe aus dem Schlaf gerissen worden. Wände und Glas seien zerborsten. "Es war wie in einem Horrorfilm", sagte Switlana Romaschkina der Nachrichtenagentur AP
Ukrainischer Fußballverband will Spielbetrieb wieder aufnehmen
Trotz des Kriegs will der nationale Fußballverband die Meisterschaft im August neu starten. Der Spielbetrieb der Premier Liga war mit Russlands Angriff am 24. Februar ausgesetzt worden - die Entscheidung, ihn wieder aufzunehmen, sei zusammen mit dem Präsidenten Wolodymyr Selenskyj getroffen worden, sagte Verbandspräsident Andrej Pawelko der Nachrichtenagentur AP.
Er habe auch mit den Chefs von FIFA und UEFA gesprochen, um einen sicheren Weg für die Austragung von Heimspielen der Nationalmannschaften des Landes zu finden. "Ich habe mit Präsident Selenskyj darüber gesprochen, wie wichtig der Fußball ist, um abzulenken", sagte Pawelko. "Von Kindern bis zu alten Menschen ist jeder auf den Krieg fokussiert. Jeden Tag bekommen sie Informationen über Todesfälle, über die Auswirkungen des Krieges." Der Fußball habe eine große Kraft, damit die Menschen in der Ukraine wieder an eine Zukunft glauben könnten.
Appell des Papstes: Neue Verhandlungen im Ukraine-Krieg
Papst Franziskus hat zum Pfingstfest ein Ende der Gewalt in der Ukraine gefordert. "Während die Wut der Zerstörung und des Sterbens grassiert und die Gegensätze aufflammen und eine immer gefährlichere Eskalation für alle nähren, erneuere ich meinen Appell an die Verantwortlichen der Nationen: Bitte, stürzt die Menschheit nicht ins Unglück", sagte das 85 Jahre alte Oberhaupt der katholischen Kirche nach dem Mittagsgebet "Regina Coeli" vor zahlreichen Gläubigen in Rom.
Der Papst forderte, konkrete Verhandlungen für einen Waffenstillstand und eine nachhaltige Lösung aufzunehmen. "Man erhöre den verzweifelten Schrei der Menschen, die leiden", sagte der Argentinier und verlangte, die Zerstörung von Städten und Dörfern zu stoppen. Auf die Kriegspartei Russland ging der Heilige Vater nicht ein, nannte sie auch wie schon zuvor nicht beim Namen.
Der Vatikan versucht seit dem Ausbruch des Krieges am 24. Februar, sich als Vermittler einzubringen. Papst Franziskus ist zudem nach eigenen Worten bereit, in die Ukraine zu reisen - wenn dafür der richtige Moment da ist.
Papst Franziskus bittet die Verantwortlichen, Verhandlungen über einen Waffenstillstand und eine Lösung aufzunehmen. (Archiv)
Trotz Ukraine-Krieg: Frankreich rechnet mit Wachstum
Frankreich erwartet für dieses Jahr trotz des Krieges in der Ukraine ein Wirtschaftswachstum. Die bisherige Prognose werde aber Anfang Juli revidiert werden, sagte Finanzminister Bruno Le Maire dem Hörfunksender France 1. Gegenwärtig geht die Regierung von einem Wirtschaftswachstum von vier Prozent im Jahr 2022 aus. "Es ist klar, dass der Krieg in der Ukraine, die Inflation, all das die Vorhersage infrage stellen werden", sagte Le Maire. "Aber wir werden 2022 ein positives Wachstum haben." Frankreich ist nach Deutschland die zweitgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone.
Die französische Statistikbehörde Insee hatte Anfang Mai erklärt, für das zweite Quartal werde wieder leichtes Wirtschaftswachstum erwartet. Es sei mit einem Plus des Bruttosozialprodukts (BIP) von 0,25 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zu rechnen. Angesichts der Lockerungen der Corona-Bestimmungen dürfte sich der Dienstleistungssektor teilweise erholen. Die Verbraucherinnen und Verbraucher hätten jedoch weiter mit hohen Energiepreisen zu kämpfen. Die Inflation dürfte von 4,8 Prozent im April auf 5,4 Prozent im Juni zulegen.
Geheimdienst: Ukrainische Gegenangriffe nehmen Stoßkraft
Das britische Militär hat in seinem täglichen Geheimdienstbericht zur Lage erklärt, die ukrainischen Gegenangriffe in Sjewjerodonezk nähmen den russischen Truppen vermutlich viel von der "operativen Stoßkraft", die diese durch die Konzentration von Kampfeinheiten und Feuerkraft zuvor gewonnen hätten.
Das russische Militär stütze sich teilweise auf Reservetruppen aus der Region Luhansk. Diese Truppen seien schlecht ausgerüstet und ausgebildet, ihnen fehle es im Vergleich zu regulären Einheiten an schwerem Gerät, hieß es in dem Lagebericht. Hintergrund sei vermutlich der Wunsch, Verluste regulärer russischer Truppen zu begrenzen.
Russland setzt Offensive fort
Im Osten der Ukraine setzen russische Truppen ihre Offensive mit Raketen- und Luftangriffen in der Region Luhansk fort. Gouverneur Serhij Hajdaj erklärte auf Telegram, Hubschrauber hätten Luftangriffe in den Gegenden Girske und Myrna Dolyna geflogen, Flugzeuge hätten Ustyniwka angegriffen.
Die Stadt Lyssytschansk sei von einer Rakete getroffen worden. Dort seien fünf Häuser beschädigt worden, in Girske 13. Ein weiterer Luftangriff wurde aus der Stadt Kramatorsk gemeldet. Todesopfer gab es nach Angaben von Bürgermeister Oleksandr Gontscharenko nicht, zwei Unternehmen der Stadt seien aber stark beschädigt worden.
Der ukrainische Generalstab beschuldigte Russland, in der Region Charkiw im Bereich des Dorfs Tscherkaski Tyschky Phosphormunition eingesetzt zu haben. Die Angabe konnte nicht unabhängig überprüft werden. Bestätigt wurden außerdem Angriffe auf Kiew. Zudem setzten russische Truppen ihre Angriffe in Sjewjerodonezk in der Region Luhansk fort, hieß es. Die Russen kontrollierten demnach aktuell den östlichen Teil der Stadt und versuchten, die ukrainischen Truppen einzukreisen und die wichtigsten logistischen Routen zu blockieren.
Spanien liefert Ukraine Flugabwehrraketen und Leopard-Panzer
Spanien wird der Ukraine einem Zeitungsbericht zufolge Flugabwehrraketen und Leopard-Kampfpanzer liefern. Das berichtet "El Pais" unter Berufung auf Regierungskreise. Spanien werde dem ukrainischen Militär auch Schulungen im Umgang mit den Panzern anbieten, die in Lettland stattfinden könnten. Dort hat Spanien im Rahmen eines Nato-Einsatzes 500 Soldaten stationiert.
Eine zweite Phase der Ausbildung könne in Spanien stattfinden. Spanien hat die Ukraine bislang mit Munition, Schutzausrüstung für die Soldaten und leichten Waffen versorgt
Frankreich sucht nach Alternative zum russischen Öl
Frankreich ist in Gesprächen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten, um die russischen Ölkäufe zu ersetzen, die nach der Verhängung eines EU-Verbots für russisches Rohöl eingestellt werden, sagte Finanzminister Bruno Le Maire. "Es gibt Gespräche mit den Vereinigten Arabischen Emiraten. Wir müssen eine Alternative zum russischen Öl finden", sagte Le Maire dem Radiosender Europe 1.
Putin warnt vor Lieferung von Langstreckenraketen
Präsident Wladimir Putin hat den Westen gewarnt, dass Russland neue Ziele angreifen würde, falls die Vereinigten Staaten die Ukraine mit Langstreckenraketen beliefern sollten, berichtete die Nachrichtenagentur TASS. Wenn solche Raketen geliefert werden, "werden wir Ziele angreifen, die wir bisher nicht getroffen haben", wurde Putin in einem Interview mit dem staatlichen Fernsehsender Rossiya-1 zitiert.
Raketenangriffe auf Kiew
Russland hat nach Angaben des ukrainischen Generalstabs am Morgen die Hauptstadt Kiew und einen Vorort erneut mit Raketen beschossen. Es seien militärische und zivile Infrastruktur getroffen worden, teilte die Militärführung in Kiew mit.
Auch Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko berichtete in seinen Telegram-Kanal von Raketenschlägen. Betroffen waren demnach die Stadtbezirke Darnyzja im Südosten und Dnipro im Westen der Millionenmetropole. Es gebe nach bisherigem Stand einen Verletzten, der im Krankenhaus behandelt werde, aber keine Toten, sagte Klitschko.
Gouverneur - Russische Truppen kontrollieren Osten von Sjewjerodonezk
Der Sturm der russischen Truppen auf die ostukrainische Stadt Sjewjerodonezk hält nach Angaben des Gouverneurs von Luhansk an. Russische Einheiten kontrollierten den Ostteil der in der Region Luhansk gelegenen Stadt, sagt Gouverneur Serhij Hajdaj. Bei den Angriffen am Samstag seien Teile der Asot-Chemiefabrik beschädigt worden.
Starke Explosionen in Kiew
Am frühen Sonntagmorgen haben sich heftige Explosionen in der ukrainischen Hauptstadt Kiew ereignet. Der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, bestätigte die fünf Detonationen auf Telegram. Helfer seien bereits unterwegs.
Ein Augenzeuge berichtete der Nachrichtenagentur Reuters, es sei nach den Explosionen auch Rauch in der Stadt zu sehen. Zuvor waren in weiten Teilen der Ukraine, auch in der Region Kiew, Luftschutzsirenen zu hören.
Bürgermeister: Straßenkämpfe in Sjewjerodonezk
Der Bürgermeister von Sjewjerodonezk, Olexandr Strijuk, hat von Straßenkämpfen in seiner Stadt berichtet. Im staatlichen Fernsehen sagte er, der Beschuss sei am Samstag den ganzen Tag über fortgesetzt worden. "Die Situation ist angespannt und kompliziert. ... Unser Militär tut alles, was es kann, um den Feind aus der Stadt zu vertreiben", sagte er. Doch es gebe einen Mangel an Lebensmitteln, Treibstoff und Medikamenten.
Grünen-Chef Nouripour will Sieg der Ukraine
Grünen-Chef Omid Nouripour hat einen Sieg der Ukraine im Krieg gegen Russland als Ziel genannt. "Die Ukrainer müssen ihre Souveränität, ihre territoriale Integrität und ihre Freiheit zurück erlangen", sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Wir werden keinen Quadratzentimeter okkupierten ukrainischen Bodens anerkennen."
Die Frage, ob die Ukraine den Krieg gegen Russland gewinnen solle, beantwortete Nouripour mit "Ja". Er fügte hinzu: "Aber wir sagen der Ukraine nicht, was sie zu tun hat. Wenn sie diese Territorien zurückerobern will, dann unterstützen wir sie. Und wenn sie verhandeln will, dann unterstützen wir sie auch."
Bundeskanzler Olaf Scholz und mehrere Minister hatten mit Blick auf den Krieg immer wieder die Formulierung verwendet, Russland dürfe nicht gewinnen und die Ukraine dürfe nicht verlieren. Dies warf Fragen auf, warum sie stattdessen nicht ausdrücklich einen Sieg der Ukraine forderten. Außenministerin Annalena Baerbock bekannte sich im ZDF klar zu dem Ziel, dass die Ukraine den Krieg gegen Russland gewinnen müsse.
Nouripour sagte auf die Frage, warum der Kanzler nicht sage, dass die Ukraine gewinnen solle: "Diese Debatte über die Worte irritiert mich etwas. Ich sehe das nicht anders als Olaf Scholz oder Annalena Baerbock."
Kuleba: "Russland demütigt sich selbst"
Ukrainische Diplomaten und Politiker haben die Warnung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, Russland nicht zu demütigen, scharf kritisiert. "Denn Russland demütigt sich selbst", schrieb der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba auf Twitter. "Wir alle sollten uns besser darauf konzentrieren, wie wir Russland in die Schranken weisen können."
Afrikanische Union: Gespräche in Kiew geplant
Nach seiner Unterredung mit Kreml-Chef Wladimir Putin über die globalen Versorgungsengpässe wegen des Ukraine-Kriegs will der Präsident der Afrikanischen Union (AU), Senegals Staatsoberhaupt Macky Sall, auch Gespräche in Kiew führen. Eine Reise nach Kiew sei wichtig, "um zu einer Rückkehr zum Frieden beizutragen", sagte Sall. Details zu seinen Plänen nannte er nicht.
Sall war am Freitag von Putin in Sotschi empfangen worden. Dabei hatte der AU-Chef mit Blick auf die Kämpfe in der Ukraine deutlich gemacht, dass "die Krise und die Sanktionen wirtschaftlich schwachen Ländern wie denen in Afrika ernsthafte Probleme bereiten". Nach dem Treffen äußerte sich Sall "sehr beruhigt und glücklich über unseren Austausch" mit dem russischen Staatschef.
Afrikanische Staaten beziehen mehr als die Hälfte ihrer Getreideeinfuhren aus der Ukraine und Russland. In ukrainischen Häfen lagern derzeit dutzende Millionen Tonnen Getreide, die wegen des Konflikts mit Russland nicht ausgeführt werden können. Die Ukraine ist eines der führenden Anbauländer für Mais, Weizen und Sonnenblumen. Auch Russland gehört zu den weltweit wichtigsten Getreideproduzenten.
Selenskyj fordert erneut UNESCO-Ausschluss Russlands
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland in seinem Krieg eine massive Zerstörung von Kulturdenkmälern, Kirchen und anderen religiösen Stätten vorgeworfen. Das sei Grund genug, dass Land aus der UNESCO, der Kultur- und Bildungsorganisation der Vereinten Nationen, auszuschließen, sagte Selenskyj in seiner Videoansprache am Samstag in Kiew. 113 Kirchen seien bereits zerstört oder beschädigt worden. Schon Ende Mai hatte er den Ausschluss Russlands aus der UNESCO verlangt.
Seit Beginn des Krieges am 24. Februar habe Russland bereits mehr als 2500 Raketen auf die Ukraine abgefeuert, klagte Selenskyj. "Unsere Helden halten die Stellung und tun alles, um dem Feind maximale Verluste zu verursachen." Mit Blick auf den Schwerpunkt der Kämpfe im Donbass in der Ostukraine meinte der Staatschef, es werde der Tag kommen, an dem Russland das Gebiet in Ruhe lassen werde. Dafür sei nur der Befehl eines Menschen entscheidend, sagte er, ohne Kremlchef Wladimir Putin in Moskau beim Namen zu nennen. Russland sei ein "Terrorstaat", der mit seiner Artillerie das historische Erbe zerstöre.