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Krieg gegen die Ukraine ++ Putin bezeichnet Gegenoffensive als "gescheitert" ++

Stand: 23.07.2023 23:24 Uhr

Der russische Präsident Putin hat die ukrainische Gegenoffensive als "gescheitert" bezeichnet. Rheinmetall will in den kommenden Tagen mit der Auslieferung neuer Munition für den "Gepard"-Panzer an die Ukraine beginnen. Die Entwicklungen im Krieg gegen die Ukraine vom Sonntag zum Nachlesen.

23.07.2023 • 23:24 Uhr

Ende des Liveblogs

Für heute beenden wir den Liveblog zum Krieg gegen die Ukraine. Herzlichen Dank für Ihr Interesse.

Nach den russischen Angriffen auf die Hafenstadt Odessa hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Worte der Dankbarkeit an die eigene Bevölkerung und internationale Verbündete gerichtet und die Leistungen der freiwilligen Retter, Ärzte und lokaler Behörden gewürdigt. "Es ist sehr wichtig, einander und unserer Stadt zu helfen!", fügte er hinzu.

Der Angriff löste zahlreiche internationale Reaktionen aus. Die EU verurteilte die Angriffe auf die Hafenstadt, über die bis vor kurzem noch Getreide ausgeführt wurde, als Kriegsverbrechen. Papst Franziskus schloss Odessa in ein Gebet für den Frieden am Sonntag ein. Ihre Anteilnahme drückten auch Vertreter der USA, Großbritanniens, Italiens und Frankreichs aus.

Die Ukraine hat nach Darstellung der USA mittlerweile etwa die Hälfte der Gebiete zurückerobert, die Russland bei seiner Invasion ursprünglich besetzt hatte. Die jüngste Gegenoffensive stehe allerdings erst in den Anfängen und werde ein "sehr harter Kampf", sagt US-Außenminister Antony Blinken den Sender CNN. "Sie wird sich nicht in den nächsten ein, zwei Wochen abspielen", sagt er weiter. Vermutlich werde sie noch "mehrere Monate" dauern.

Das Ziel Russlands, die Ukraine "von der Landkarte auszuradieren" und die Souveränität des Landes auszulöschen sei längst gescheitert, so Blinken.

Der Stabschef des ukrainischen Präsidialamtes, Andrij Jermak, hat angesichts des erneuten russischen Beschusses mehr Raketenabwehrsysteme und taktische Raketen für sein Land gefordert - ebenso der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev. "Wir brauchen mehr Flugabwehr", twitterte Makeiev mit Blick auf die Angriffe auf Odessa. "Das pure Böse hat einen Namen - Russland", so Makeiev weiter.

Zum wiederholten Mal seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine hat Russlands Präsident Wladimir Putin den verbündeten belarusischen Machthaber Alexander Lukaschenko empfangen. Die beiden besuchten unweit der russischen Ostsee-Metropole St. Petersburg ein Museum zu Ehren der russischen Marine. Dem Kremlchef zufolge soll der Arbeitsbesuch am Montag fortgesetzt werden.

Lukaschenko äußerte sich zudem über Soldaten der russischen Privatarmee Wagner, die nach einem gescheiterten Aufstand gegen Moskau nach Belarus umgesiedelt wurden. "Die Wagner-Leute haben angefangen, uns anzustrengen", sagte er. Die Söldner hätten einen "Ausflug nach Warschau und nach Rzeszow machen" wollen, fügte er hinzu. Beides sind Städte in Polen. Lukaschenko versicherte, die Söldner blieben weiter in zentralen Gebieten von Belarus stationiert.

Wladimir Putin (rechts) reicht Alexander Lukaschenko (links) die Hand.

Erstmals seit dem Aufstand der Söldnertruppe Wagner hat Russlands Präsident Wladimir Putin (r.) den belarusischen Machthaber Alexander Lukaschenko (l.) getroffen.

Der russische Präsident Wladimir Putin hat die ukrainische Gegenoffensive als "gescheitert" bezeichnet. Bei einer Begrüßung durch Putin zu einem Treffen in St. Petersburg sagte der belarusische Präsident Alexander Lukaschenko laut russischen Nachrichtenagenturen: "Es gibt keine Gegenoffensive." Putin entgegnete: "Es gibt sie, aber sie ist gescheitert."

Die ukrainischen Streitkräfte haben im vergangenen Monat mit der seit Langem erwarteten Gegenoffensive begonnen, konnten aber bisher nur kleine Erfolge gegen die gut verschanzten russischen Invasionstruppen erzielen. US-Generalstabschef Mark Milley hatte kürzlich erklärt, die ukrainische Gegenoffensive sei "weit von einem Misserfolg entfernt", werde aber lang, hart und blutig sein.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Russland misst nordöstlichen Teilen der Ukraine nach britischer Einschätzung größere Bedeutung bei, während es anderswo in seinem Angriffskrieg unter Druck steht. Im Norden der Frontlinie in den ostukrainischen Gebieten Luhansk und Charkiw sei es in den vergangenen Tagen zu zunehmendem Artilleriefeuer gekommen, teilte das britische Verteidigungsministerium in seinem regelmäßigen Geheimdienst-Update zum Ukraine-Krieg mit.

Vermutlich habe es dort auch mehr Angriffe kleinerer russischer Einheiten gegeben. Russland habe dabei zwar wahrscheinlich nur kleinere Fortschritte erzielt, schrieben die Briten. "Aber seine erneute Aktivität im Norden unterstreicht dessen Bedeutung für den Kreml, während es gleichzeitig im südlichen Bereich Saporischschja erheblichem Druck ausgesetzt ist." Das russische Militär dürfte demnach versuchen, zurück zum Fluss Oskil zu gelangen, um eine Pufferzone rund um das Gebiet Luhansk zu schaffen. Luhansk sei mit ziemlicher Sicherheit eines von Russlands fundamentalen Zielen in dem Angriffskrieg.

Karte Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Bei einem nächtlichen russischen Angriff auf die ukrainische Schwarzmeer-Hafenstadt Odessa sind nach ukrainischen Angaben mindestens zwei Menschen getötet und mehr als 20 weitere verletzt worden. Innenminister Igor Klymenko meldete den Tod eines zweiten Mannes, zuvor hatte der zuständige Regionalgouverneur Oleg Kiper bereits den Tod eines Zivilisten gemeldet.

Nach Angaben aus Kiew wurde bei den Angriffen die Verklärungskathedrale in Odessa "zerstört". Jüngsten Angaben der Regionalverwaltung von Odessa zufolge wurden 22 weitere Menschen, darunter vier Kinder, bei den Angriffen verletzt.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte am Morgen in mehreren Online-Netzwerken, für ihr Vorgehen in Odessa werde "mit Sicherheit Vergeltung gegen die russischen Terroristen" geübt.  

Der ukrainischen Luftwaffe zufolge hatte Russland in der Nacht auf Sonntag insgesamt 19 Raketen unterschiedlicher Bauart auf Odessa abgefeuert. Darunter seien Marschflugkörper der Typen "Oniks" und vom Meer aus abgeschossene "Kalibr"-Marschflugkörper - sowie ballistische "Iskander"-Raketen. Neun der Geschosse habe die Luftabwehr abfangen können.

Andrea Beer, ARD Kiew, tagesschau, 23.07.2023 12:08 Uhr
Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der Rüstungskonzern Rheinmetall will in den kommenden Tagen mit der Auslieferung frischer Munition für den deutschen Flakpanzer "Gepard" beginnen. Bis Jahresende sollten 40.000 der Granaten in die Ukraine geliefert werden, sagte Rheinmetall-Chef Armin Papperger der "Bild am Sonntag". Das gesamte Auftragsvolumen belaufe sich auf 300.000 Schuss. 

Deutschland hat der Ukraine bislang rund 40 Gepard-Flugabwehrpanzer geliefert. Weitere Panzer sollen bis Jahresende in die Ukraine gebracht werden.

Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, hält die Leistungsfähigkeit der deutschen Nachrichtendienste in Krisenlagen für nicht mehr ausreichend.

"Man benötigt offensichtlich mehr Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die aber auch grünes Licht bekommen sollten, näher am Geschehen aktiv zu sein", sagte die FDP-Politikerin der Nachrichtenagentur dpa. "Wir stützen unser Wissen auch auf befreundete Dienste. Daraus leiten wir dann unsere Informationen ab und machen uns ein Bild der Lage. Kann es sein, dass andere Länder deutlich forscher und genauer hinschauen?"

Nach dem bewaffneten Aufstand des Chefs der russischen Söldnerorganisation Wagner, Jewgeni Prigoschin, gegen Moskaus Militärführung war Kritik am Bundesnachrichtendienst (BND) laut geworden. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte erkennen lassen, dass der BND von dem Aufstand überrascht wurde.

Die ukrainische Regierung meldet eine weitere nächtliche Angriffswelle auf die südukrainische Hafenstadt Odessa. Ein Mensch sei dabei getötet und 18 weitere verletzt worden, darunter vier Kinder.

"Odessa: ein weiterer nächtlicher Angriff der Monster", sagte Oleh Kiper, Gouverneur der südukrainischen Region Odessa, auf Telegram. "Leider haben wir einen Zivilisten, der getötet wurde." Die größte orthodoxe Kirche der Stadt, die 1809 geweihte Spaso-Preobraschenski-Kathedrale, ist bei den Angriffen der Nachrichtenagentur RBC-Ukraine zufolge schwer beschädigt worden.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die ukrainischen Luftabwehrsysteme haben nach Angaben des Gouverneurs Oleh Kiper einen weiteren russischen Angriff auf die südukrainische Hafenstadt Odessa verhindert. Kiper warnte die Bürger über den Telegram-Kanal davor, den Luftkrieg zu filmen.

Ein von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) angemahntes Reparaturzentrum in Polen für an die Ukraine gelieferte "Leopard"-Panzer ist fertiggestellt und in Betrieb genommen worden. Das gab der polnische Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak am Samstagabend bekannt.

"Das Reparaturzentrum in Gliwice ist in Betrieb! Die ersten beiden Leopard sind bereits aus der Ukraine im Bumar-Werk eingetroffen", schrieb der nationalkonservative Minister auf Twitter.

Bereits im April hatten sich Pistorius und Blaszczak auf den Aufbau des Instandsetzungszentrums des Rüstungsherstellers Bumar-Labedy in Gliwice geeinigt. Dort sollen "Leopard"-Kampfpanzer aus Deutschland und Polen repariert werden, die von der Ukraine im Kampf gegen Russland eingesetzt werden. Bei seinem Besuch in Polen Anfang Juli hatte Pistorius jedoch zu langsame Fortschritte der polnischen Seite bei der Fertigstellung des Zentrums kritisiert.

Der russische Präsident Wladimir Putin und der belarusische Präsident Alexander Lukaschenko werden sich nach Angaben der russischen Regierung heute treffen. Lukaschenko sei zu einem Arbeitsbesuch in Russland und werde mit Putin über die weitere Entwicklung der "strategischen Partnerschaft" der beiden Länder sprechen, teilte der Kreml mit.

In der Ukraine sind durch russischen Beschuss mehrere Menschen getötet und verletzt worden. In der Stadt Kupjansk im Gebiet Charkiw im Osten des Landes sei am Samstag ein Bewohner durch russischen Beschuss getötet worden, teilte die lokale Staatsanwaltschaft bei Telegram mit. Eine weitere Person sei bei dem Beschuss des Ortes Dworitschna im Raum Kupjansk getötet und eine verletzt worden, hieß es weiter.

Der Militärverwaltung des Gebiets Sumy im Nordosten des Landes zufolge wurden am Samstag mehrere Ortschaften mit Artillerie oder von Hubschraubern aus beschossen. Im Ort Krasnopil sei nach vorläufigen Erkenntnissen mindestens eine Person getötet und vier weitere verletzt worden, hieß es weiter. Zudem seien mehrere Wohnhäuser und eine Gasleitung beschädigt worden. In einer weiteren Gemeinde des Gebiets seien zwei Personen infolge eines Angriffs mit einer Drohne verletzt worden.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Auf Bitten der Ukraine hin beruft NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg am kommenden Mittwoch ein Treffen des neuen NATO-Ukraine-Rats ein.

Ziel sei es, über die jüngsten Entwicklungen zu beraten und den Transport von ukrainischen Getreide durch das Schwarze Meer zu erörtern, teilte Bündnissprecherin Oana Lungescu mit. Das Treffen solle auf Botschafterebene stattfinden.

Kurz vor der Ankündigung hatte Stoltenberg mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj telefoniert. Stoltenberg teilte danach mit: "Wir verurteilen Moskaus Versuch, Nahrungsmittel als Waffe einzusetzen, aufs Schärfste." Die Verbündeten stünden der Ukraine so lange wie nötig zur Seite. Das von Russland angegriffene Land sei der NATO nach dem jüngsten Gipfel des Bündnisses so nahe wie nie.

Nach Äußerungen Putins über Polen hat die Regierung in Warschau Russlands Botschafter einbestellt. Laut Informationen der UNESCO sollen bei Angriffen auf Odessa mehrere Museen beschädigt worden sein. Die Entwicklungen vom Samstag zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 22. Juli 2023 um 08:00 Uhr in den Nachrichten.