Polizisten stehen vor einem Bus in Siegen, der zu einem Stadtfest fahren sollte.

Nordrhein-Westfalen Messer-Angreiferin verletzt sechs Menschen

Stand: 31.08.2024 11:38 Uhr

In Siegen-Eiserfeld hat eine 32-jährige Deutsche am Freitagabend in einem Bus sechs Menschen mit einen Messer angegriffen. Drei Personen wurden lebensgefährlich, eine weitere schwer und zwei leicht verletzt. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) ist seit dem Morgen in Siegen zu Besuch.

Von Kai Osthoff, Christian Albrecht, Sebastian Döring und Jörn Seidel

Nach dem Angriff in einem Bus auf dem Weg zum Siegener Stadtfest ist NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) vor Ort. Sein Besuch eines ökumenischen Gottesdienstes im Unteren Schloss zum Stadtjubiläum war ohnehin geplant. Es wird damit gerechnet, dass sich Reul gegen Mittag zu dem Messer-Angriff äußert.

Messer-Angreiferin verletzt sechs Menschen in Bus | sv

Die Polizei hatte die Angreiferin festgenommen. Die Ermittler gehen aktuell nicht von einem Terrorakt aus. Laut Angaben der Polizei habe die Tatverdächtige gegen 19.40 Uhr sechs Personen im Alter von 16 bis 30 Jahren mit einem Messer angegriffen. Drei schweben weiterhin in Lebensgefahr, drei weitere Verletzte haben das Krankenhaus nach ambulanter Behandlung bereits verlassen können. Alle Verletzten stammen Polizei und Staatsanwaltschaft zufolge aus dem Kreis Siegen-Wittgenstein.

Der Shuttlebus sollte die Fahrgäste zum Stadtfest bringen. Mindestens 40 weitere Menschen waren im Bus.

Dortmunder Polizei übernimmt Ermittlungen

Mehrere Fahrgäste alarmierten die Polizei. Beamte nahmen die deutsche Verdächtige fest. Die 32-Jährige sei polizeibekannt. Nach dpa-Informationen gibt es Hinweise auf eine psychische Erkrankung der Frau.

Polizeisprecher Niklas Zankowski zur Festnahme einer Tatverdächtigen

Die Dortmunder Polizei hat die Ermittlungen übernommen und leitet den Einsatz. Sie ruft dazu auf, keine Falschmeldungen in den sozialen Medien oder auf anderen Kanälen zu verbreiten und insbesondere keinen Bezug zu einem Terroranschlag herzustellen. Laut Staatsanwaltschaft und Polizei liegen "keine Hinweise auf ein politisches oder religiöses Tatmotiv vor".

Busfahrer reagiert wohl geistesgegenwärtig

Zunächst hatte die "Siegener Zeitung" berichtet. Ein Sprecher der Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd sagte der Zeitung, der Busfahrer habe geistesgegenwärtig reagiert, den Bus sofort nach dem ersten Tumult im Fahrzeug zum Stehen gebracht und alle Türen geöffnet. Das hätte den Fahrgästen eine schnelle Flucht aus dem Bus ermöglicht und vielleicht noch Schlimmeres verhindert. Dem Zeitungsbericht zufolge befanden sich auch Kinder und Jugendliche in dem Bus.

Notfallseelsorger seien vor Ort gewesen, um sich hauptsächlich um die Zeugen des Vorfalls zu kümmern, hieß es.

Stadtfest findet statt

Die Stadt Siegen hat entschieden, dass die Feierlichkeiten anlässlich des 800. Geburtstages der Stadt am Samstag wie geplant um 11 Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst fortgesetzt werden. Die Veranstalter stützen ihre Entscheidung auf die Einschätzung der Lage durch die Polizei.

Bürgermeister Steffen Mues hat nach Angaben der Stadt vor Ort mit den Augenzeuginnen und -zeugen gesprochen und den Ersthelfern, den Einsatzkräften sowie den Notfallseelsorgern gedankt.

Diese Tat hat bei uns allen absolute Fassungslosigkeit ausgelöst. Die offenbar verwirrte Einzeltäterin hat unfassbares Leid über völlig unbeteiligte Menschen gebracht, die in dem Bus unterwegs waren.

Steffen Mues, Bürgermeister der Stadt Siegen

Auch die Bundestagsabgeordnete für Siegen-Wittgenstein, Laura Kraft, wünschte den Verletzten auf der Plattform X eine "schnelle Genesung und den Angehörigen sowie Betroffenen ganz viel Kraft in diesen Stunden." Dieser Vorfall werfe einen "Schatten auf die Feierlichkeiten" in Siegen.

Nach dem Messerangriff in Solingen vor einer Woche, bei der ein mutmaßlicher Islamist drei Menschen getötet und acht weitere teils schwer verletzt hatte, gilt beim Siegener Stadtfest ein erhöhtes Sicherheitskonzept.

Nach der Tat in Solingen sorgten auch Messerangriffe in Moers und Recklinghausen für Aufsehen - beide gelten nicht als Anschläge. Generell sind Messerangriffe keine Seltenheit. Im vergangenen Jahr registrierte die Polizei in NRW 3.536 Angriffe mit Messern im öffentlichen Raum - etwa 1.000 mehr als im Jahr davor.

Unsere Quellen:

  • Pressemeldung der Polizei Dortmund und Staatsanwaltschaft Siegen
  • WDR-Reporter vor Ort
  • Siegener Zeitung

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 31. August 2024 um 09:00 Uhr.