Regenmengen in Deutschland Herbst wird insgesamt nasser
Die rasant fortschreitende Klimaerwärmung ist anhand von verschiedenen Parametern messbar. Am naheliegendsten ist dabei die Temperatur. Wärmere Luft bringt aber auch tendenziell mehr Regen.
Wir blicken auf die aktuelle Jahreszeit, den Herbst. Für uns Meteorolog*innen dauert dieser vom 1. September bis 30. November. Es hat rein statistische Gründe, dass wir uns immer ganze Monate anschauen, denn damit rechnet es sich leichter. Seit 1881 zeichnen Wetterstationen des Deutschen Wetterdienstes das Wetter auf, somit auch Niederschläge, egal ob fest (Schnee, Graupel oder Hagel) oder flüssig (Regen, Nieseln oder Tau). Bei der Frage, inwieweit die Klimaerwärmung messbar ist, kann man sich einzelne Monate oder ganze Jahre, aber eben auch einzelne Jahreszeiten – wie in unserer heutigen Betrachtung – genauer anschauen.
Wenn Tiefdruckgebiete durchziehen und ihre Ausläufer bei uns abregnen, bringen diese heutzutage aufsummiert mehr Regen als früher, und das ist messbar: Das Diagramm oben zeigt die aufsummierten Niederschläge im Herbst. Pro Balken und damit pro Jahr sehen wir die zusammengerechneten Regenmengen des Septembers, Oktobers und Novembers von 1881 bis 2023, und zwar jeweils gemittelt über alle Messstationen in Deutschland.
Die gestrichelte rote Linie zeigt den Trend und der geht über die Jahre zwar langsam, aber stetig nach oben. Das heißt, der Herbst wird nasser. Das können wir uns anhand von ein paar Zahlenbeispielen noch weiter verdeutlichen. Eine sogenannte Klimaperiode umfasst immer 30 Jahre. Beispielsweise kamen von 1941 bis 1970 im Herbst in Deutschland durchschnittlich 175,5 Liter Niederschlag pro Quadratmeter zusammen. In der aktuellen Periode von 1991 bis 2020 liegen wir bereits bei 190,5 Liter, das sind bereits 15 Liter mehr.
Wie sieht dieser Herbst bisher aus?
Wenn wir auf den bisherigen Herbst 2024 in Deutschland schauen, und zwar auf die Daten bis einschließlich Mittwoch, den 23. Oktober, dann kommen wir bundesweit gemittelt über alle Wetterstationen des Deutschen Wetterdienstes bisher auf rund 161 Liter pro Quadratmeter. Bis der meteorologische Herbst endet, sind es noch etwas mehr als fünf Wochen. In denen können uns noch die einen oder anderen Tiefs mit ihren Ausläufern einen Besuch abstatten.
Wenn wir uns die Meere anschauen, dann sind die Wassertemperaturen von Nord- und Ostsee, des Nordatlantiks und des Mittelmeeres derzeit großflächig ein bis zwei Grad zu warm. Wir sind also von einer Brutstätte umgeben, die im Zusammenhang mit Tiefdruckgebieten und ihren Ausläufern mehr Regen produzieren kann.
Schon 2023 war der Herbst in Deutschland zu nass: 258,1 Liter pro Quadratmeter fielen im Bundesdurchschnitt. Auch 2022 erlebten wir mit 198,6 Liter einen überdurchschnittlich nassen Herbst. 2024 stehen die Chancen nicht schlecht, dass aufgrund der zu warmen Luft und Meere der Herbst ebenfalls zu nass ausfallen könnte. Letzteres kann nur mit einem Konjunktiv versehen werden: Sollte der Rest dieses Herbstes überwiegend Hochdruckeinfluss bringen, dann könnte die hiesige Jahreszeit im Bundesdurchschnitt vielleicht sogar unterdurchschnittlich nass ausfallen.
Regionaler Bezug bei Auswertungen essenziell
An dieser Stelle muss „Deutschland-Durchschnitt“ betont werden. Wenn wir nämlich auf einzelne Messstationen schauen, dann haben einige ihr Herbst-Soll bereits erfüllt oder sogar deutlich überschritten: Im bayerischen Marktschellenberg summieren sich die Regenmengen in diesem Herbst bereits auf 656 Liter pro Quadratmeter. Das entspricht 149 Prozent der Erwartungen von 1991 bis 2020. Also knapp anderthalbmal so viel Regen ist dort bisher heruntergekommen, als üblich wäre.
Mit am wenigsten Regen kam bisher im brandenburgischen Hohenreinkendorf zusammen: 51 Liter summieren sich dort über den September und bisherigen Oktober auf. Das entspricht erst knapp 42 Prozent der üblichen Herbstmenge von 1991 bis 2020. Also weniger als die Hälfte des normalen Herbstregens fiel dort bisher vom Himmel.