Lage der ITC im Januar und Juli

Wetterthema Die innertropische Konvergenz

Stand: 17.12.2024 13:04 Uhr

Das Klima in den Tropen ist durch ganzjährig relativ konstante Temperaturen geprägt. Für Abwechslung sorgt dort der Regen. Wir wollen schauen, was der Antrieb für die tropischen Regenfälle ist.

Von Ingo Bertram, ARD-Wetterkompetenzzentrum

Während es relativ schwierig ist, die Tiefdruckgebiete unserer Breiten zu erklären, sind die tropischen Regenfälle, von den Wirbelstürmen mal abgesehen, etwas leichter zu verstehen. Sie werden direkt durch die Einstrahlung der Sonne verursacht. In den Tropen steht die Sonne höher als in allen anderen Regionen dieser Erde, wodurch sich die Luft dort am stärksten erwärmt. Warme Luft ist leichter als kühlere Luft und beginnt aufzusteigen. Dadurch entwickeln sich entlang der Gebiete mit der stärksten Sonneneinstrahlung ausgedehnte und heftige Gewitter. Die nach oben entwichene Luft wird ersetzt, indem Luft aus höheren Breiten nachströmt. Dabei treffen in den Tropen Nordostwinde von der Nordhalbkugel und Südostwinde von der Südhalbkugel aufeinander, die Strömungen konvergieren. Es entsteht eine erdumspannende Linie mit konvergierenden Winden, die man innertropische Konvergenz (ITC für inter tropic convergence) nennt.

Die ITC wandert im Jahresverlauf mit dem Sonnenstand und verursacht die Regenzeiten der Tropen. Die stärkste Sonneneinstrahlung findet man im Dezember am südlichen und im Juni am nördlichen Wendekreis (gestrichelte Linien in unserer Abbildung). Das ganze System ist träge, weshalb die ITC dem Sonnenstand um etwa 4 Wochen hinterher hinkt und in den meisten Regionen auch nicht bis zu den Wendekreisen vordringt. Die südlichste Lage beobachtet man im Januar (blaue Linie), wenn die ITC mit den stärksten tropischen Regenfällen über die Mitte Brasiliens, über das südliche Afrika und über die Nordspitzen von Australien verläuft. Der Pazifik und der Atlantik sind thermisch so träge, dass sich die ITC nicht weit vom Äquator (durchgezogenen Linie) entfernt. Im Juli verläuft die ITC zwischen dem Äquator und dem nördlichen Wendekreis (rote Linie). Eine Besonderheit beobachtet man über Südostasien. Dort verlagert sich die ITC sogar weiter nach Norden, als es vom Sonnenstand her überhaupt möglich erscheint, nämlich etwa bis in Regionen auf 30 Grad nördlicher Breite. Schuld daran ist das asiatische Festland, das sich stärker erwärmt als der indische Ozean. Die Windrichtungen auf unserer Erde werden durch die sogenannte Corioliskraft, die sich aus der Erdrotation ergibt, bestimmt. In den Tropen weht der Wind aus Nordosten oder Südosten. Wenn sich die ITC aber weit vom Äquator entfernt, kann man, wie im indischen Sommer, auch mal Südwestwinde beobachten.

An die Lage der ITC sind die tropischen Regenzeiten gebunden. Befindet sie sich in der Nähe, so herrscht Regenzeit, liegt sie weit entfernt, ist es trocken. So ist der Januar beispielsweise in Sambia (südliches Afrika) sehr nass, der Juli aber trocken. In Südostasien ist es genau umgekehrt. Trotzdem ist die Darstellung schematisch und vereinfacht. Auch hier sei ein Beispiel genannt: Das Klima der arabischen Halbinsel ist das ganze Jahr extrem trocken. Im Juli kann man dort zwar eine Konvergenzzone ausmachen, sie ist aber nur schwach und die Luft ist trotzdem zu trocken für Regenfälle. In einzelnen Jahren kann sich die ITC mit ihren Regenfällen anders verhalten als im Normalfall. Dann bleiben Regenfälle aus und es kommt zu Dürren. Oder man hört von unerwarteten Überschwemmungen während der Trockenzeit.