Erstmal Kein Frühling in Sicht Märzwinter oder Frühling?
Schon beim ersten Blick auf diese Grafik wird klar: Der sogenannte Märzwinter schlägt ab Sonntag und in der neuen Woche zu. Frühlingshafte Temperaturen sind erstmal nicht in Sicht.
Schon beim ersten Blick auf diese Grafik wird klar: Der sogenannte Märzwinter schlägt ab Sonntag und in der neuen Woche zu. Frühlingshafte Temperaturen sind erstmal nicht in Sicht. Wir erklären heute, was es mit diesen 30 Modellen auf sich hat, wozu sie der Wettervorhersage dienen und was Sie aus dem Schaubild für die Wetterentwicklung der kommenden 15 Tage ableiten können.
Wir Meteorologen arbeiten mit einer Fülle von Modell-Simulationen der Atmosphäre in die Zukunft. Damit es überhaupt ein Modell der Atmosphäre geben kann, braucht es Messinformationen von Wetterstationen an Land, von Bojen und Schiffen auf dem Meer, von Wetterballons, Laserdetektion vom Boden, Flugzeugen und Satelliten. Doch all diese Informationen reichen nicht aus, um flächendeckend von jeder Geokoordinate unserer Erde den exakten Ist-Zustand des Wetters vom Boden bis die Atmosphäre zu erfassen.
Um die Atmosphäre trotzdem flächendeckend zu modellieren, bedient man sich der Interpolation bzw. Annäherung, indem man die vorhandenen Messpunkte einfach ausgedrückt miteinander verbindet. Dabei müssen wir gezwungener Maßen in Kauf nehmen, dass Bedingungen für Regionen angenommen werden, von denen gar keine Messdaten existieren. Dadurch entstehen kleine Fehler.
Mit diesen kleinen Fehlern kann man relativ gut leben, denn nur Vereinfachungen, wie Interpolationsmechanismen, Algorithmen und Parametrisierungen machen eine Berechnung der Atmosphäre in die Zukunft überhaupt erst möglich ist. Und die Trefferquote für den nächsten Tag kann sich sehen lassen: In rund 95 Prozent der Fälle sagen wir das richtige Wetter vorher. Die Natur lässt sich eben nicht zu 100 Prozent in die Karten schauen.
Nach dieser langen Einleitung komme ich nun zum eigentlichen Thema. Man kann Berechnungen der Atmosphäre in die Zukunft auch gezielt manipulieren, indem man das, was man am Anfang kennt und ins das Modell reinsteckt, minimal verändert. Mit diesen minimalen Veränderungen bekommt man jeweils einen Modelllauf, in der Summe bezeichnet man viele Modellläufe dann als Ensemble. Das vorliegende amerikanischen Wettermodell GFS (Global Forecast System) hat 30 solcher Modellläufe. Hier das Beispiel der Temperatur für die untere Troposphäre, in rund 1500 Meter Höhe. Warum manipuliert man und warum die Temperatur in diesem Niveau? Wir wollen doch wissen, wie es am Boden wird.
Zur ersten Frage: Indem man mehrfach die Anfangsbedingungen verändert und das Modell in die Zukunft rechnen lässt, kommen am Ende immer unterschiedliche Ergebnisse heraus. Das Ziel ist es herauszufinden, wie sicher eine Vorhersage für die Folgetage ist. Je näher die Ergebnisse beieinander liegen, desto sicherer ist die Prognose.
Auf unser Grafikbeispiel bezogen heißt das: Je kleiner der graue Bereich ist, desto gesicherter ist die weitere Temperaturentwicklung und umgekehrt: je größer der Bereich, desto unsicherer. Die graue Fläche bildet das Spektrum des kältesten (nach unten hin) und des wärmsten (nach oben hin) der 30 Simulationen ab. Normalerweise würde der graue Bereich aus 30 verschiedenen Linien bestehen.
Je länger (auf die Anzahl der Tage bezogen) die graue Fläche klein bleibt, desto stabiler und sicherer ist die Wetterlage, die sich sprichwörtlich so schnell nicht aus der Ruhe bringen lässt. Manche Hochdrucklagen im Sommer oder Frühherbst können zum Beispiel sehr beständig sein, wodurch wir manchmal in der Lage sind, guten Gewissens auch schon für sieben Tage in die Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen zu können, dass es bei ruhigem Wetter bleiben dürfte. Wenn nur wenige Tage einen kleinen grauen Bereich zeigen, dann ist die Wetterentwicklung sehr unsicher.
Die dicke weiße Linie markiert den Durchschnitt dieser 30 Berechnungen. Und dieser gibt zusätzlich Aufschluss darüber, ob die meisten der Simulationen eher eine Erwärmung oder Abkühlung zeigen oder ob in etwa genauso viele warme, wie kalte Berechnungen darunter sind, sodass die Linie mehr oder weniger mittig durch die graue Fläche verläuft. Die rote Linie gibt letztlich Aufschluss über das Klimamittel, also die Temperatur in 1500 Meter Höhe, welche zu dieser Jahreszeit normal wäre.
Warum die 1500 Meter-Temperatur? Ganz einfach: In diesem Höhenniveau sind die Luftmassen vom Tagesgang der Sonneneinwirkung quasi entkoppelt. In Bodennähe haben wir die Phänomene der nächtlichen Ausstrahlung, wodurch es kalt wird und der täglichen Erwärmung durch die Sonne. Der Tagesgang der Sonneneinstrahlung führt am Boden teilweise zu großen Temperaturschwankungen. In 1500 Meter Höhe passiert das nicht mehr. Dort ist in dem Sinne kein Boden vorhanden, der sich aufwärmen oder abkühlen kann (lässt man Berge in dieser Höhe außen vor). Unterschiede bei der Temperatur über den Tag sind dadurch nur sehr gering, sodass Temperaturänderungen schnell Luftmassenwechsel erkennen lassen.
Und was leiten wir nun von der obigen Grafik ab? Ab Sonntag und in der neuen Woche schlägt der sogenannte Märzwinter bei uns zu und wir werden einige Tage unter den langjährigen Erwartungen bei der Temperatur liegen. Das ist jedoch keineswegs außergewöhnlich, denn astronomisch haben wir schließlich noch Winter. Einbrüche kälterer Luft sind zu dieser Jahreszeit völlig normal, auch wenn sich viele von uns langsam, aber sicher auf den Frühling und höhere Temperaturen freuen. Jene müssen sich vorerst in Geduld üben. Tiefs über dem Nordosten Europas schaufeln nämlich nasskalte Polarluft nach Deutschland und die scheint sich einige Tage lang bei uns wohlzufühlen. Richtung Mitte und vor allem Ende kommender Woche wird der graue Bereich größer, d. h. ab dann wird die weitere Wetterentwicklung zusehends unsicherer. Spielen dann Tiefs vom Atlantik mit, die mildere Luft zu uns transportieren wollen oder bleibt uns die kalte Luft auch darüber hinaus noch treu? Das müssen wir abwarten.